Autos für die Ewigkeit (Spiegel Artikel)

    • Official Post

    Zitat: "Immun gegen Rost, die Technik praktisch unzerstörbar: Um 1990 baute die Autoindustrie Fahrzeuge von legendärer Qualität, viele fahren bis heute zuverlässig. Die goldene Ära endete, weil Manager neue Prioritäten setzten."


    Spiegel.de - Autos für die Ewigkeit


    Dem kann ich weitestgehend zustimmen. Wenn ich zB sehe, mit wieviel Liebe und Detailaufmerksamkeit ein W124 oder W108 konstruiert ist, dann kann ich dem Spiegel Artikel nur zustimmen.

    Aktuell schaue ich auch eine Menge Youtube Videos von Redhead Zylinderkopftechnik. Da sieht man, wie extrem verbaut die neuen Motorgenerationen sind, wie die Benzindirekteinspritzer massiv mit Verkokung des Ansaugtrakts wegen Abgasrückführung haben, wie teilweise bei VAG ganze Baugruppen gewechselt werden müssen, weil es die Dichtungen dazu nicht einzeln gibt, etc etc... Und dann schau ich erfreut die Aftermarket Ersatzteilpreise zB für den W124 an und strahle vor Freude: Lima 75 Euro, Kühler 120 Euro, Bremsscheiben ATE 30 Euro, herrlich. Bei den Neuwagen sieht das dagegen düster aus.


    Was meint ihr?


    Grüsse,
    Tom

  • Hallo Tom,

    tja...zuerst kamen die Wasserbasislacke, dann die Controller? Oder war es andersherum?

    Egal.


    "Gefühlt" möchte ich zustimmen. Wenn da nicht die passive und aktive Sicherheit wäre. Ich fahre definitiv nicht täglich bei dem Autobahnwahnsinn 140 km mit einem 30 Jahre alten Auto. Dafür ist in Deutschland die Verkehrsdichte zu hoch und es gibt zu viele selbst ernannte "Rennfahrer", die den Zusammenhang zwischen schnell fahren und Sicherheit der anderen nicht verstanden haben oder verstehen wollen.

    Insofern ist die Aussage, daß die Autos besser waren, für mich irrelevant.


    Gruss,

    Hendrik

  • Hallo Tom,

    habe es schon öfters kundgetan, ich bin anderer Meinung. Das wird im Rückblick sehr vieles verklärt. W123 kenne ich noch von meinem Vater, was waren da mechanische Probleme. S124 war mein erster Neuwagen, viele Reparaturen in nur 2.5 Jahren und 125.000km inkl. Rost. M. E. sind die Autos besser geworden, sicherlich auch komplexer.


    Meinen S211 E63 habe ich neu 2008 gekauft, 250.000km gefahren über 10 Jahre. Kein Rost, Auspuff der erste (die fielen ja früher nach 3-4 Jahren von alleine runter) und außer dem Differtial (80.000), Wasserpumpe (225.000) und ein paar Kleinigkeiten nur Inspektion. Der war ganz gut ausgestattet und vom Command über die Luftfederung bis zu Telefon/Sitzbelüftung etc. keine Ausfälle. Und auf dem Auto war "Last" ;)


    Ich mag beides, jedes zu seiner Zeit. Mit meinem 2019er Neuwagen bin ich zufrieden, leider ein paar Elektronik-Probleme, die aber durch Austausch (u. a. Command) anstandslos behoben wurden.


    Thomas

  • Die Controller mag ich auch so besonders. Das frühere Schema nach "Und wenn es 2 Mark 45 mehr kostet? Wenn das Auto dadurch besser wird, machen wir es." Der Wasserlack war Dank mangelnder Aufbereitung und dadurch Burkholderia cepacia bzw. der Stoffwechselprodukte dessen ein Griff ins Klo (Eine Frau Gühring hat darüber sogar promoviert). Ich sehe es am W202, der trotz sehr wenig Gebrauch durch Opa schon befallene Kniestücke am Radlauf hinten hatte. Gott sei Dank ist er sonst sehr gut, auch hinter den Innenkotflügeln (präventiv konserviert).


    Wuff_6.3 : Die Teilesituation ist wirklich erfreulich. Vor 2 Jahren Winterreifen auf Kumpels W201 montiert: Du weißt schon, dass du im Prinzip nur noch auf Belagträger an der VA fährst? War Samstag morgen, in der NL 8km weiter angerufen, alles da, neue Fühler dazu und waren glaub 35€. Das ist einfach unschlagbar. Auch Kleinkram für Omas W116: heute bestellt, morgen da. Lediglich der Versteller für die eine Luftdüse am Armaturenbrett hatte 3 Tage liefertzeit. Neuteil für 2€. Versuch das mal anderswo. Als Einzelteil, zu dem Preis.


    Zum Thema Autos für die Ewigkeit empfiehlt sich für uns Altdaimlerfreunde übrigens folgende Doku:

    External Content www.youtube.com
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    Grüßle!

    Johannes

  • Wie sagt mein Haus- und Hofmechaniker immer so schön:" Der W124 ist eines der letzten Autos, bei denen sich eine Reparatur immer lohnen wird"!


    Ich hoffe, nicht nur für ihn 8).


    Ich fühle mich im Übrigen in meinem W124 bzw. auch in meinem BMW E34 (beide Bj.94) mindestens so sicher wie im neuesten VW Golf meiner Frau.

    Size matters..:).

    Und meine "neueste" Errungenschaft, der W110 hat zumindest (nachgerüstete) Gurte, jedoch keine Kopfstützen. Dessen bin ich mir bewusst.


    Was die Assistenz-Systeme moderner Autos angeht: Die erhöhen die Sicherheit meiner Meinung nach nur dann , wenn man seine Fahrweise den jeweiligen Verkehrs- und Witterungsverhältnissen so anpasst, als hätte man diese "Safety-Features" gar nicht.



    Gruss

    Retross

    Es sind auch schon Meister vom Himmel gefallen.

  • Hallo Hendrik,

    Ich fahre definitiv nicht täglich bei dem Autobahnwahnsinn 140 km mit einem 30 Jahre alten Auto.

    ich bin diesmal nach Stuttgart statt über die Autobahn durch den Schwarzwald gefahren. Resultat: 50km gespart, wunderschöne Landschaft genossen, kein Verkehr, keine Idioten die dir bei 150 auf der Stoßstange kleben, 20 Minuten längere Fahrtzeit. Werde ich wieder machen und die Zeit einplanen.


    @Tom: sehe ich genau so wie Du. Aber Tatsache ist dass die jüngere Generation keine langlebige Qualität mehr will und damit wird das auch nicht mehr angeboten. Kurzlebige Modeartikel a la Apfel iphone sind gefragt und keine Autos die man nach 30 Jahren noch fahren und billig reparieren kann. Dieser Trend wird von der Industrie gefördert da man ja Umsatz machen will. Dass das langfristig aufgrund begrenzter Resourcen nicht funktioniert werden die Lemminge wohl erst zu spät merken. In diesem Zusammenhang empfehle ich Dir mal das Buch "Collapse" von Jared Diamond zu lesen.


    Viele Grüße,

    Hagen

    .

  • Also mein Iphone 3GS funktioniert noch und ist damit als Produkt langlebiger als ein früher W123.


    Ansonsten scheinen mir die 90er Jahre in der Tat ein interessanter Kompromiss aus technischem Fortschritt und Haltbarkeit zu sein, vorausgesetzt, man bekommt Ersatzteile. Das scheint ja bei einem Audi nicht so simpel zu sein. Mein XJ8, konstruktiv aus den 90ern, wird vermutlich auch irgendwann von der fehlenden Lieferbarkeit eines der Steuergeräte gekillt...


    Gruß dieselflo

    W123 200D 3.0, 737, 9/82, 478 tkm, Eriba-Zugwagen März - November

    demnächst: Toyota Previa XR10 2.4 1992, 98.000 km, Alltag I
    Mazda MX 5 NBFL 1.6, 145 tkm, Alltag IIa

    W123 230, 406, 12/78, 235 tkm, Alltag IIb

    Bulls Sturmvogel Evo 10, Alltag I Nahverkehr


    http://www.kanzlei-für-versicherungsrecht.com

  • Kurzlebige Modeartikel a la Apfel iphone sind gefragt und keine Autos die man nach 30 Jahren noch fahren und billig reparieren kann

    Mensch Hagen,


    Du alter "Früher-war-alles-besser-Junkie" ;) ... ich habe noch einen Apple IIc funktionsfähig hier ... und ein Siemens S4. Mein 1986er R107 hat den Reiserechner und der funktioniert inkl. Anzeige auch noch einwandfrei.


    Beste Grüße auf die Insel

    Thomas

  • Hallo Thomas,


    ich meinte die Facebook / Netflix / Twitter / Youtube verblödeten Kids ab die alle 6 Monate bei der Apfelfirma Schlange stehen um den neuesten (zukünftigen) Elektronikmüll zu kaufen damit man bei Starbucks gut aussieht. Die alten Telefone kannst Du bald vergessen wenn 3G abgeschaltet wird und dann 2G folgt (das noch kurzfristig länger als 4G Problemlöser am Laufen gehalten wird). Dann werde auch ich mein noch neuwertiges Stupidphone auf den Gipfel des Elektronikmüllberges werfen können. Wie lange war dann "Long Term Evolution" am Laufen? Ich rate meinen Kunden generell von GSM als Kommunikationsmethode für (langlebige) embedded Elektroniken ab.


    Ich sage nicht früher war alles besser aber ich kritisiere die immer kürzeren Produktzyklen von Konsum- und Haushaltsprodukten und die damit verbundene Resourcenverschwendung. Gerade im Telekommunikationsbereich (im weitesten Sinne incl. Radio / Fernsehen / Internet) sehr stark ausgeprägt. Ich denke aber diese kurzen Zyklen sind vom Verbraucher gewünscht. Im römischen Reich gab es auch immer mehr sinnlose Unterhaltung des Volkes kurz bevor es kollabiert ist.


    Viele Grüße,

    Hagen


    p.s.: bin gerade im Schwabenland.

    .

    • Official Post

    An Hagen und alle: Früher war alles besser, sogar die Vergangenheit!


    Ok, ich gebe es zu, ein ungekennzeichnetes Plagiat ...


    Ah, wenn ich nur an die überragende Blechqualität meines ersten /8 aus dem Avatar denke. Nach bestimmt 10 Jahren aufopferungsvoller Pflege im olivgrünen Kleide haben ihn die ignoranten Zivilisten (wahrscheinlich Kriegsdienstverweigerer!) bewusst rotten lassen. Immerhin konnte ich beim Kauf ohne mich zu bücken das nicht mehr vorhandene Profil der vorderen Schlappen - waren aber wenigstens schwarz und rund - bequem durch die dank ingeniöser Weitsicht der Daimler-Konstrukteure vorhandene Sichtöffnung beider Kotflügel begutachten. Immer in Sichtweite der Mode aber bei der Sicherheitstechnik weit voraus. Weiter so! Das Beste oder lieber doch nix? ^^

  • Hallo Wolf,


    W115 und W114 hatten Im Alltagsbetrieb mit Salz nach 10 Jahren Durchrostungen, auch bei den 123ern muss man aufpassen dass sie einem nicht unter dem Hintern wegrosten.


    Aber bei dem Artikel ging es um Autos die um 1990 gebaut wurden; es ging nicht um "früher war alles besser".


    Von Daimler-Benz gab es dann die Baureihen 201, 124 und 126. Alle 1990 gebauten Fahrzeuge dieser Baureihen sind langlebig konstruiert und ohne Korrosionsprobleme. Also im Hinblick auf das Stuttgarter Unternehmen stimmt die Aussage des Artikels definitiv.


    Viele Grüße,

    Hagen

    .

  • Moin,


    ich fahre seit ca. 7 Jahren einen 230 TE Bj. 1991 im Alltag. 471.000km mittlerweile. Motor läuft super, Getriebe schaltet einwandfrei... zwischenzeitlich ließ ich mal die vorderen Hinterachsaufnahmen erneuern...

    Aber mit Rost habe ich wirklich gut zu kämpfen. Da muss ich vor der nächsten HU wieder ran. Und der Klassiker, Tank undicht ist auch dabei.


    Trotzdem, der Wagen ist absolut zuverlässig, zieht was weg und ist einfach zu reparieren. Dazu eine KFZ Steuer von EUR 169,- im Jahr, grüne Plakette.


    Möchte ich nicht tauschen gegen was Neues. Höchsten gegen eine G-Klasse aber auch da nur was Älteres.


    Grüße


    Tom

    • Official Post

    die vergangenen 30 Jahre kann man eigentlich, was die Automobiltechnik angeht, streichen. Das Beste ist vorher passiert - die Entwicklung danach brachte nur fragwürdige und überflüssige Komforteskalation. W123, W201 und W124 sind die ausgereiftesten, wirtschaftlichsten und haltbarsten Fahrzeuge.

    Gruß Peter

    100% Zustimmung, Peter! Das denke ich oft, wenn ich in meinem 300TE sitze: "Eigentlich hätte man die Entwicklung hier beenden können" :)

    • Official Post

    Aber bei dem Artikel ging es um Autos die um 1990 gebaut wurden; es ging nicht um "früher war alles besser".


    Von Daimler-Benz gab es dann die Baureihen 201, 124 und 126. Alle 1990 gebauten Fahrzeuge dieser Baureihen sind langlebig konstruiert und ohne Korrosionsprobleme. Also im Hinblick auf das Stuttgarter Unternehmen stimmt die Aussage des Artikels definitiv.

    exactly :)

  • ich kam gestern aus Sizilien zurück, auf eigener Achse. Nun hat unser häßlicher W210 (nicht W201...) 483tkm auf der Uhr, mit 478tkm sind wir gestartet. Trotz teils übler Straßen keine Ausfälle, 6 Liter Realverbrauch trotz Klima, nur eine der unteren Motorabdeckungen mußte auf der Insel bleiben, nachdem sich ihre Schrauben losvibriert hatten. Wir haben das Auto seit mehr als 360tkm, halten aber die Technik regelmäßig instand, vor dem Urlaub gabs präventiv 4 AT-Injektoren, eine Kette und einen Kühler. Die Teile waren noch nicht richtig hin, aber vorbeugen ist besser als auf die Schuhe k...en und ich mag keine Pannen bei über 30 Grad. Das Auto hat noch die ersten Radlager, den ersten Anlasser und die erste Kupplung und diese Dinge sind nach Einschätzung unserer Werkstatt immer noch in fittem Zustand. Selbst die prophylaktisch getauschte Steuerkette war objektiv noch nicht gelängt.

    Wo die Grenze des Qualitätsverfalls bei den modernen Autos verläuft, ist für mich schwer zu sagen. Ich glaube, mit dem Downsizing der Motoren fing es an. Hubraumwürmer mit Riesenturbos können wohl nicht halten. Aber inzwischen gibt es zB wieder einen neuen Skoda Octavia mit 2.0 TDI und "nur" 122 PS, das könnte ja wieder halten. Man hat wohl dazugelernt.

    Ein /8-Dieselmotor schaffte jedenfalls im Normalfall keine 300tkm ohne Überholung, das muß man mal ehrlich sagen.


    Grüße

    bacigalupo

  • Hi Tom,


    pardon, der /8 ist da tatsächlich 20 Jahre zu alt für diese Kategorie... Um 1990 haben eigentlich alle wichtigen Hersteller solide Autos gebaut, auch VAG und BMW. Ausreißer nach unten, was die Karosserien angeht, waren traditionell wieder Opel und Ford, deren Autos wurden aber so ab 1997 auch besser, Astra G/Vectra C rosten zB weit weniger als ihre Vorgänger, bei Ford waren wohl Focus I und Mondeo II auch solider als deren Vormodelle. Bei der Vorstellung des Mondeo II las ich vor 20 Jahren davon, daß Ford stolz darauf sei, die Autos nun auf 240.000 und nicht mehr auf 180.000 km Lebenszyklus ausgelegt zu haben...


    Grüße

    bacigalupo

  • Mein jüngstes Auto ist 34 Jahre alt und hat natürlich H-Kennzeichen (ein W124 300 D) und stellt mein offizielles Alltagsauto dar: unkompliziert, praktisch, robust und sparsam und auch als Reisefahrzeug gut geeignet. Was Neuereres kommt mir nicht mehr ins Haus.

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    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam. - So ein Quatsch, Carthago existiert doch gar nicht mehr! - Halt du dich da raus. Meine Meinung lasse ich mir von niemand verbieten!