Kienle in den Schlagzeilen

  • jetzt kommt was durcheinander: Die Zahlendreher im vorderen Bereich der FIN passieren beim Ausstellen von Folgepapieren (NICHT an der eingeschlagenen FIN am Fahrzeug) zB in Kalifornien, wenn bei einer Umschreibung ein neuer Title ausgestellt wird: Ein 114011-12-003456, also ein 250/8 2.8, wird dann aus Bequemlichkeit der Leute auf dem DMV plötzlich zum 25012003456... Und beim 68er 220/8, der einst von Kalifornien nach Arizona ging, fehlte eine 1 (die Ziffer der Lenkungsabringung), er wurde vom 1150101200xxxx zum 115010200xxxx. Selbst der deutsche Zoll übernahm den Fehler in seine Unbedenklichkeitsbestätigung, sprich die FIN am Fahrzeug wurde offensichtlich nicht mit der in den Papieren verglichen... Zum Glück fand sich in den Papieren noch eine alte Zulassungsbescheinigung aus Kalifornien, in der die FIN richtig stand.


    Daß es im Werk versehentlich falsch eingeschlagene Nummern gibt, die dann durchge-X-t werden und daß daneben dann die richtige Nr eingeschlagen wird, wird es geben, das bestreite ich nicht, aber das eklärt nicht das doppelte Vorkommen einer FIN beim 300SL.


    Und zum Thema "durch-X-te FIN beim Export nach Polen" hätte ich noch ein Schmankerl: Ich sah mal einen 280TE S123, dem hatte man nachträglich die FIN einer 240D Limousine verpaßt, im poln. Fz-Schein stand als Typ "280TE" und darunter die Limousinen-FIN... Der originale 280er Motor war natürlich auch noch drin. Ein Schelm, der...


    Grüße

    bacigalupo

  • Dass es mehr Fahrzeuge von manchen Modellen gibt als ursprünglich mal gebaut wurden, ist ja nicht so ungewöhnlich. Aber man muss es kenntlich machen. Wie z.B. SSK und SSKL. Oder Spezial Roadster. Bei Maybach sind auch Fahrzeuge im Umlauf die mit einer anderen Karosserie zur Welt kamen. Oder bei den Bentley Blowern etc.


    Grüße


    Tom

  • och, Zahlendanebentippfehler gibts auch auf Datenkarten:

    Moin,


    den 340er hätte ich auch gerne. Wo steht der denn und hat der noch seine originalen Schlösser und ist fahrbereit?

    Schlüssel könnte ich mitbringen ;)


    Satirischer Gruss

    Olof

  • Und noch ein neuer Artikel. Bisher der mit Abstand Umfangreichte !


    300-SL-Duplikate – Falsches Spiel mit teuren Nummern (Rund ums Auto)
    Der Fall um gefälschte Mercedes-Benz 300 SL zieht immer grössere Kreise. Inzwischen sind weitere Doppelexistenzen sowohl von Roadstern als auch von Coupés…
    www.zwischengas.com


    Ausführlichste Erklärung insbesondere der Geschichte des "gefälschten" phantasiegelben Roadsters und der Recherche des Käufers des Fahrzeugs mit der "echten" Fahrgestellnummer.


    Zitat:

    "Nochmals bemerkenswerter ist, wie der Sultan an das Auto mit der gefälschten Chassisnummer 198042-10-002786 gelangte. Er kaufte es nicht nur bei, sondern insbesondere auch von der Firma Kienle – und zwar gemäss Rechnung Nummer 201960030 vom 31. Oktober 2019 für 1,3 Millionen Euro. Weitere Details des pikanten Dokuments: das Prädikat "Matching Numbers" sowie Kienles Hinweis "Die Lieferung bleibt bis zur vollständigen Bezahlung unser Eigentum".

    Den bisherigen Höhepunkt des Krimis um den phantasiegelben Roadster bezeichnet allerdings der Vorbesitz, aus dem Kienle ihn laut Informationen aus seinem Umfeld erwarb. Demnach kaufte jener Vorbesitzer aus Nordrhein-Westfalen den Wagen 2017 für 1'075'000 Euro, um ihn bereits 2019 wieder über Kienle zum Verkauf anzubieten. Nachdem Kienle den Kommissionsgeber darauf hingewiesen hatte, dass der Wagen eine Fälschung sei, kaufte er ihn für 600'000 Euro selbst von ihm ab, wie es heisst. Wobei der Ankauf auf den Juni 2020 datieren soll – und damit rund acht Monate später als Kienle den Wagen an den Sultan weiterveräusserte."


    Es gab im Herbst 2023 lt. Artikel wohl auch Beschlagnahmen von mehreren 300 SL bei ahnungslosen Käufern in Deutschland. Einige verkauft von Kienle... Die Infos hierzu lassen Kienle dezent gesagt in einem sehr, sehr, sehr zweifelhaften Licht erscheinen...

    Auch da der Kienle-Chef in einem älteren Podcast mit dem Firmenwissen geprahlt hatte. Sie hätten Informationen über im Grunde alle 300 SL gesammelt, incl. aller FIN und sonstigen Daten...


    Unfassbar !


    Immerhin sieht man auf den Bildern im Artikel den neu zugelassenen roten 300 SL mit deutschem Kennzeichen. Es ist also möglich einen Oldtimer zuzulassen WENN das Duplikat wieder abgemeldet ist.


    Wie es in dem Falle ist in dem eine 300 SL FIN in D angemeldet ist und einer gleichen die Zulassung deshalb verweigert wurde wird gerade am Langericht Stuttart entschieden. Viele Experten gehen davon aus das es durch alle Instanzen gehen wird...



    Und jetzt noch ( man traut sich es kaum zu sagen... :(


    Es gilt wie immer die Unschuldsvermutung...

  • man mag garnicht dran denken, wieviele andere Modelle der gehobeneren Kategorien von anderen Schlagzahlenjongleuren auf der Welt noch dupliziert/manipuliert wurden. Bei einem 111er Cabrio, einem 190SL oder einer Pagode kann sich das ja auch "rentieren".

    Trau, schau, wem, kann man da nur sagen.


    Grüße

    bacigalupo

  • Hallo zusammen,


    was ich bei der ganzen Sache nicht verstehe: wenn die eine Liste aller Fahrzeugnummern haben, warum nehmen sie eine Nummer doppelt? Das muss doch irgendwann auffliegen, spätestens wenn diese Fahrzeuge in einem Land zugelassen werden. Ich hätte eine Nummer genommen die nicht unter bekannten Fahrzeugen aufgeführt ist. Oder gibt es mittlerweile mehr W198 als das Werk verlassen haben? :thumbs2up:


    Aber letztendlich sind es doch Originale, zumindest genauso Original wie die Fahrzeuge bei denen bei einer "Restauration" 80% der Karosserieblechteile ersetzt werden.


    Viele Grüsse,

    Hagen

  • man mag garnicht dran denken, wieviele andere Modelle der gehobeneren Kategorien von anderen Schlagzahlenjongleuren auf der Welt noch dupliziert/manipuliert wurden. Bei einem 111er Cabrio, einem 190SL oder einer Pagode kann sich das ja auch "rentieren".

    Trau, schau, wem, kann man da nur sagen.


    Grüße

    bacigalupo


    Darum biete Mercedes ja schon lange ein Echteitszertifikat an. Auch schon ab 1 Mio sin Due Dillenges ja nicht unüblich und im Vergleich zum Kaufpreis ja meist auch vernachlässig bar.... Mein Mitleid hält sich somit in Grenzen.


    Ich bin mal gespannt, ob Mercedes hir auch irgendwann eingreift. Ich mag mich erinnern, dass es einen "GFK?) 300SL gab, der auf drängen von MB in der Presse landete.....


    Bleibt spannend!

  • Verfolge die ganze Geschichte mit einem gewissen Schmunzeln, zugegeben nicht ganz ohne Schadenfreude... ist eh nicht meine Liga.

    Das hat m.E. mit unserem Hobby recht wenig zu tun, wenn Menschen ihr (wie auch immer "verdientes") Geld in 6-7-stelligen Summen in tote Autos investieren, die eh nicht mehr zum Fahren genutzt werden. Der Hype um 911er, W113er etc. fördert so'n Zeugs wie cash-value-Erwartungen, Rendite-Geilheit usw. Blöd nur, wenn dann Marktblasen platzen oder so etwas passiert wie in dem o.g. Fall. Vermute in unseren Kreisen wird die Vorgeschichte jedes W123 für 8k€ sorgsamer überprüft.

  • warum nehmen sie eine Nummer doppelt?

    Ich vermute, weil eine "neue" Nummer nicht in den Archiven bei MB und in den Clubs wäre = direkt als falsch erkannt wird -> also muss man dann bestehende Nummern nehmen. Risikomindernd für Fälscher wäre es dann, wenn die Fzg. nachvollziehbar verunfallt, verschrottet, verschollen sind. So wie der bäuerliche 300er, der nach 40 Jahren jedoch wieder auftauchte.


    Damit hat der Fälscher der Duplette wohl nicht gerechnet (sondern damit, dass das originale Fzg. dauerhaft verschwunden bleibt).


    Gruß
    Fabian

  • Hallo,


    vor allen Dingen, weil sie mit einer unbekannten Nummer keine Zulassung bekämen. Ein NEUER 300 SL müsste auch alle heutigen Zulassungsbestimmungen erfüllen wie Sicherheit und Abgas. Mit einer "alten" Nummer können sie den nach den alten Bedingungen als Oldtimer zulassen.


    Und natürlich würde eine Nachfrage bei MB nach der Archiv Datenkarte als Antwort "Gibt es nicht" liefern.

  • Nach der Darstellung von Herrn Kienle, die er offenbar der Stuttgarter Nachrichten gegeben hat und die in der Druckausgabe vom 2. Juni 2023 erschienen ist, soll sich folgendes zugetragen haben:

    Er sei von den Hinterbliebenen eines guten Kunden vor fünf Jahren gebeten worden, dessen fünf Autos zu übernehmen und zum Kauf anzubieten. Darunter sei auch jener 300 SL Roadster in Fantasiegelb gewesen. Er lehnte die Übernahme dieses 300 SL Roadsters ab mit dem Verweis auf dessen offensichtlich schlechte Restaurierung. Gleichwohl habe er den Hinterbliebenen aus alter Verbundenheit angeboten, sein hauseigenes Kundenmagazin als Plattform zum Verkauf des Wagens zu nutzen, zumal er vom Originalfahrzeug ausging.

    Vor zwei Jahren sei dann ein Ehepaar aus der Schweiz, die den rot lackierten 300 SL Roadster erworben hatten, plötzlich auf ihn zugekommen und hätten 1,6 Millionen Euro gefordert. Sie begründeten die Forderung damit, daß ihr vermeintliches – rot lackiertes Original durch die von Kienle angebotene gelbe Dublette nichts mehr wert sei. Sollte er nicht bezahlen, so ihre Drohung, würden sie die Polizei einschalten.


    Weiter hat sich Herr Kienle nach der Darstellung der Zeitung dahingehend eingelassen, daß er entsprechende Fahrzeuge vor dem Verkauf nach Fellbach zum Classic Center zur Erstellung entsprechender Expertisen bringe. Im vorliegenden Fall habe er jedoch kein Gutachten erstellen lassen, da er lediglich Vermittler gewesen sei.


    Viele Dinge passen in der Darstellung von Herrn Kienle einfach von Anfang an nicht zusammen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, daß so ziemlich jeder Strafverteidiger die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, wenn ein Mandant in dieser Phase des Verfahrens offenbar auch noch von sich aus den Kontakt zur Presse sucht um vermeintlichen Rufschaden zu minimieren. Die weiteren widersprüchliche Angaben im weiteren Verlauf sind da nicht hilfreich, insbesondere auch der anfängliche Versuch sich in bester Trump-Manier als Opfer willkürlicher Ermittlungen zu inszenieren.


    Einen nicht unerheblichen Teil der Angaben von Herrn Kienle würde ich daher als relativ offensichtliche und widerlegte Schutzbehauptung einsortieren. Es macht schon relativ wenig Sinn ein angeblich schlecht restauriertes Fahrzeug prominent in den eigenen Postillen und Kalendern hervorzuheben, da die angesprochenen Verkehrskreise im Zweifel davon ausgehen, daß es sich bei den dort präsentierten Fahrzeugen entweder um solche handelt, die von Kienle selbst restauriert wurden oder die zumindest im Falle von Handelsware durch Kienle in welcher Form auch immer geprüft und den Qualitätskriterien von Kienle entsprechend befunden wurden.

  • Manche kaum nachvollziehbaren Aussagen und Hintergründe werden jedoch ein wenig aufgehellt, wenn man sich ein wenig in die Jahresabschlüsse des Unternehmens von Herrn Kienle vertieft. Die Jahresabschlüsse sind auf www.bundesanzeiger.de kostenfrei abrufbar. Die Außendarstellung und die Selbstwahrnehmung decken sich mit den wirtschaftlichen Ergebnissen nur sehr bedingt.




    Geschäftsjahr




    2021




    2020




    2019




    2018




    2017




    Gesamtleistung in EUR




    18.894.000




    13.520.000




    26.760.000




    26.728.000




    23.413.000




    Rohergebnis in EUR




    6.682.138,12




    6.027.262,81




    8.181.527,49




    8.159.103.70




    6.757.000




    Jahresüberschuß / Verlust in EUR




    48.309,36




    -1.113.412,79




    42.725,55




    - 10.003,00




    -885.238,10




    Verbindlichkeiten in EUR




    12.935.021,81




    16.638.770,99




    16.769.180,67




    11.867.349,00




    15.765.308,00




    Ersatzteilbestand in EUR




    6.799.000




    6.936.000




    7.139.000




    7.317.000




    k.A.




    Fahrzeugbestand in EUR




    2.496.000




    5.046.000




    3.980.000




    1.847.000




    k.A.




    Belegschaft




    53




    59




    79




    83




    81







    Das sind alles keine gesunden Kennzahlen für ein Unternehmen, welches für sich die Marktführerschaft in diesem Segment in Anspruch nimmt und angabegemäß auch nicht von Forderungsausfällen gebeutelt wurde, sondern vielmehr im Restaurierungsbereich auf Vorkasse tätig wurde.


    Die Zahlen deuten auf einen seit Jahren defizitären Betrieb, bei dem man durchaus auch mal einen Gedanken in Richtung Insolvenzverschleppung verschwenden darf. Spätestens seit 2017 war das Unternehmen in nicht ganz unerheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Der ausgewiesene Gewinn für 2019 ist wohl eher zufällig, denn in dieses Jahr fällt nun auch der Verkauf des gelben 300 SL nach Malaysia. Wenn man nun den Verkauf des gelben 300 SL auf Grund der Angaben bei „zwischengas.com“ mit 1,3 Mio EUR per 31. Oktober 2019 und den Ankaufpreis – losgelöst von der Diskrepanz des Ankaufes in 2020 – mit 600.000 EUR ansetzt, dann war in dem Geschäft ein irregulärer Ertrag von 700.000 EUR enthalten, der sich in der Bilanz 2019 positiv niedergeschlagen hat. Wenn man dieses Geschäft ausklammert, stünde ein Jahresfehlbetrag von rund 650.000 EUR zu Buche.


    Insgesamt fällt auf, daß die Abschlüsse reichlich spät veröffentlicht wurden und teilweise auch mehrfach ergänzt bzw. berichtigt werden mußten. Die Höhe der auch in den einzelnen Abschlüssen erwähnten Rechtsanwaltskosten lassen schon den Schluß zu, daß hier mit der Kundschaft einige Konflikte ausgetragen wurden. Ebenso ergeben sich Hinweise darauf, daß Fahrzeuge zurückgenommen werden mußten.


    Gerade der Jahresabschluß 2021 weist zum Geschäftsjahr 2020 einige Besonderheiten auf, die offenbar auch eine betriebliche Restrukturierung – möglicherweise auch auf zarten Druck von finanzierenden Banken – hindeuten. So wurde das Betriebsgrundstück im November 2021 für 2.950 TEUR verkauft und zugleich wieder angemietet und auf diese Weise einen Ertrag von knapp 1,6 Mio EUR geriert. Im Lagebericht wird ausgeführt: „Der Verkauf des Betriebsgrundstücks dient dem Ausbau der Liquidität, die für die Fortführung der operativen Tätigkeit der Gesellschaft benötigt wird.“ Dieser Verkauf ist insgesamt etwas eigenartig, denn nach dem nachträglich geänderten Jahresabschluß 2020 hat sich der Käufer verpflichtet, der Verkäuferin ein Darlehen von bis zu 500 TEUR zu bewähren, wenn dies zur Beseitigung eines Insolvenzgrundes erforderlich sein sollte.Mit anderen Worten: auch schon vor dem Besuch der ungebetenen Gäste im Auftrag der Strafverfolgungbehörden war Insolvenzvermeidung ein aktuelles Anliegen. Von dem Erlös aus dem Verkauf war dem Unternehmen zum Jahresende an freier Liquididät aber offenbar nicht mehr viel geblieben.



    Auch ein Beratungsaufwand im Kalenderjahr 2021 von immerhin 521 TEUR (im Vorjahr auch immerhin schon 437 TEUR) deutet darauf hin, daß sich in dem Unternehmen die Berater die Klinke in die Hand gegeben haben müssen. Ohne den Verkauf des Grundstückes wäre am Jahresende 2021 wohl eine Verlust in Höhe von rund 1,5 Mio EUR zu Buche gestanden.


    Stutzig muß den geneigten Betrachter auch stimmen, daß das Unternehmen nach seiner Eigendarstellung die Finanzierung durch Darlehen seiner Kunden und die langfristige Kreditierung von Fahrzeugankäufen darstellt. Die Geschäftsbanken steigen offenbar gezielt aus der Finanzierung des Unternehmens aus, denn angabegemäß sind quartalsweise 63 TEUR bzw. rund 250 TEUR jährlich zurückzuführen. Wie das bei der bisherigen Verbrennungsrate der freien Liquidität dauerhaft gelingen soll und kann, ist mir offengestanden nicht klar.


    Offenbar ist allerdings auch der Verkauf von „strategisch nicht notwendigen Ersatzteilen“ Teil des Planes zur Unternehmensfortführung. Das Unternehmen beziffert seinen zusätzlichen Liquiditätsbedarf mittelfristig mit 5,1 Mio EUR. Dieser Betrag korreliert auffallend mit der kurzzeitig verfügbaren Verkaufsannonce und der dort genannten Preisvorstellung.


    Ob in dem ermittelten Liquiditätsbedarf die künftigen, nicht in der Bilanz ausgewiesenen Verbindlichkeiten von rund 7,8 Mio EUR schon mit berücksichtigt sind, ist mir jedenfalls nicht klar.


    Die Bilanzkontinuität scheint mir spätestens für den Abschluß 2020 nicht mehr vollumfänglich gewahrt zu sein, zumal er offenbar auch nachträglich geändert werden mußte.


    Sämtliche Alarmglocken gehen jedoch an, wenn – wie vorliegend – die Wirtschaftsprüfer über mehrere Jahre hinweg nur ein eingeschränktes Prüfungstestat erteilen. Offenbar konnte man die Prüfer nicht von Wert der Ersatzteilbestände überzeugen. Ebenso konnten sich die Prüfer nicht überzeugen zu lassen, daß die Bestandsfahrzeuge den von Kienle zugemessenen Wert haben, denn teilweise sind diese schon 2016 oder früher angeschafft worden und konnten innerhalb von 5 Jahren nicht verkauft werden. Da diese Positionen für rund ¾ der gesamten Bilanzsumme stehen, kann ich nachvollziehen, daß die Wirtschaftsprüfer da kalte Füße bekommen. Bereits im Abschluß 2017 wurde das Risiko hinsichtlich der Werthaltigkeit der Ersatzteile mit bis zu 2 Mio EUR beziffert.


    Damit ist Sache aber noch nicht zu Ende. Wenn sich die Dinge so herausstellen sollten wie bei „zwischengas.com“ dargestellt, dann steht in strafrechtlicher Hinsicht gewerbliche Hehlerei und gewerblicher Betrug im Raum.


    Hier fällt dann Herrn Kienle seine Äußerung gegenüber den Stuttgarter Nachrichten möglicherweise tonnenschwer auf die Füße: er hat die Untersuchung beim Classic Center, die er sonst bei eigener Handelsware angeblich immer durchführen läßt, in diesem Fall eben nicht unterlassen, da er lediglich als Vermittler aufgetreten ist, sondern weil ihm nach der Darstellung in „zwischengas.com“ durch die Angaben des Verkäufers positiv bekannt war, daß das Fahrzeug manipuliert war und er im Zweifel damit rechnen mußte, daß diese Manipulationen beim Classic Center auch auffallen. Der ungewöhnlich niedrige Ankaufpreis ist da auch ein weiteres, gewichtiges Indiz. In Kombination mit den offenbar dann auch wissentlich falschen Erklärungen hinsichtlich „matching numbers“ gegenüber dem Käufer dürfte es schon eines sehr kreativen Strafverteidigers bedürften um die subjektiven Tatelemente in den strafrechtlichen Vorwürfen schönzureden.


    Zivilrechtlich steht der Anspruch des bestohlenen Eigentümers oder seiner Erben aus § 935 BGB auf Rückgabe des Fahrzeuges im Raum, da an gestohlenen Sachen kein gutgläubiger Erwerb möglich ist und im Zweifel der Sultan auch seine 1,3 Mio EUR zurück haben will. Von seinem Verkäufer wird Herr Kienle den bezahlten Kaufpreis von 600.000 EUR im Zweifel nicht zurückbekommen, da er in Kenntnis aller Umstände bezahlt hat.


    Ich bin mal sehr gespannt, ob der Jahresabschluß 2023 entsprechende zusätzlich erforderliche Rückstellungen in Millionenhöhe enthalten wird oder ob des irgendwann nur eine kurze Mitteilung des Insolvenzgerichtes geben wird, wonach ein Insolvenzverfahren mangels einer die Kosten des Verfahrens deckenden Masse eingestellt wird.

  • Nabend!

    Mein ganzes Berufsleben (gut 35 Jahre) habe ich mich mit derlei Gedanken und Schlussfolgerungen durch Analysen beschäftigt.

    Die beim Handelsregister hinterlegten Daten geben hierzu m.E. nicht ausreichend Rückhalt. Ob und warum dies deshalb hier auszubreiten ist, erschließt sich mir ebenfalls nicht. Aber sei es drum. Wesentliche Informationen/Details zur Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse usw. fehlen. Was nicht heißt, dass Deine Analyse in irgendeinem Punkt falsch wäre.

    PS: ich habe keine Ahnung, was "Zwischengas" ist und habe mir nur die hinterlegten Abschlüsse angeschaut. Eine wirtschaftliche "Erfolgsgeschichte" ist hier ganz sicher nicht dokumentiert. Und ja, ich habe "niemals" in meiner Zeit als Banker irgendwas in Zusammenhang mit Autos finanziert.....wegen Befangenheit :thumbs2up: .

    BG Oliver

    Olli


    ..mit DER Lösung kann ich nicht leben, ich will mein Problem zurück..... :thumbup:

  • Winkler W109

    Mit die ersten, wenn nicht sogar die ersten öffentlichen Hinweise auf die auslösende Geschichte fanden sich auf der Seite von http://www.zwischengas.com und es scheint mir relativ eindeutig zu sein, daß einer der Protagonisten, nämlich Ralph Grieser, dort seine Sicht der Dinge platziert. Auch in der Darstellung des Herrn Grieser sehe ich die eine oder andere Unstimmigkeit und ich bin persönlich auch davon überzeugt, daß ohne den Umstand seiner Verehelichung mit Frau Ex-Bundesministerin Klöckner und entsprechender Intervention politischer Zirkel die Sache kaum die Aufmerksamkeit beim BKA gefunden hätte. Wenn ich mich als Opfer einer Straftat fühle, wende ich mich eigentlich intuitiv an die Staatsanwaltschaft oder deren HIlfsbeamte, die Polizei, und nicht in erster Linie an einen Parlamentarischen Arbeitskreis mit einer sagen wir mal vorsichtig, eher fragwürdigen Reputation im Dunstkreis von Andreas Scheuer & Co.


    Losgelöst davon, daß möglicherweise eine abgeleitete Prominenz für ein beschleunigtes und intensives Interesse auf Seiten der Strafverfolgungsbehörden gesorgt hat, scheint sich allerdings auch mal wieder der alte Grundsatz zu bewahrheiten: wo Rauch ist, ist auch Feuer.


    Ich stehe überschäumend positive Schilderungen in veröffentlichten Jahresabschlüssen von Unternehmen denkbar skeptisch gegenüber, insbesondere dann, wenn die Worte sich nicht mit den Zahlen in Deckung bringen lassen. Eingeschränkte Testate oder zuückgezogene Testate von Wirtschaftsprüfern sind gepaart mit rosigen Formulierungen des Unternehmens allerdings rote Flaggen, die man niemals ignorieren sollte. Wirecard, Adler Real Estate & Co. lassen grüßen. Wenn hier potentetiell durch die Wirtschaftsprüferseite ein Risiko von bis zu 2 Mio EUR bei der Bewertung des Ersatzteilbestandes gesehen wird, dann deutete das doch ganz massiv in Richtung "Lagergold".


    Es ist auch meine Meinung, daß die öffentliche Berichterstattung des hier angesprochenen Unternehmens seit einigen Jahren eher auf Intransparenz ausgerichtet ist. Solche Zweifel und Unschärfen gehen in der Beurteilung dann allerdings mit dem Unternehmen heim, insbesondere dann, wenn die Zahlen und/oder Erläuterungen in typischer Verklausulierung die Annahme von massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die den Fortbestand des Unternehmens ernstlich gefährden, nahelegen.


    Wenn dann in Jahresabschlüssen relativ offen von Maßnahmen zur Insolvenzabwendung die Rede ist, darf man das auch für bare Münze nehmen. Hier wird schon mit Patronatserklärungen mit nicht unerheblichen Beträgen gearbeitet um die Kreditwürdigkeit aufrecht zu erhalten. Im Jahreabschluß 2021 habe ich noch keinen Rangrückritt eines Gläubigers gesehen, obwohl solche hier sicherlich angezeigt wären. Ich habe auch keine Silbe zur Erstellung eines nach meiner Ansicht gebotenen Fortführungsgutachtens mit positiver Fortführungsprognose gelesen um hier überhaupt noch weiterhin zu Fortführungswerten bilanzieren zu können.


    Mir drängt sich momentan eher der Eindruck auf, daß der Verkauf des Betriebsgrundstücks an die M & A Immo GmbH & Co. KG -möglicherweise beinhaltet die Firmierung lediglich rein zufällig die Anfangsbuchstaben der Vornamen zweier Söhne des Herrn Kienle - quasi die ersten Vorboten einer angedachten Auffanglösung nach einer Insolvenz des Hauptbetriebes sind. Für rund 1 Mio EUR Beraterhonorare in 2020/2021 sollte man ansich einen soliden Plan B erwarten dürfen.


    Es ist eine empirische Realität, daß wirtschaftliche Zwangslagen auch ansonsten rechtstreue Menschen aus Not und Verzweifelung dazu bringen können, Handlungen zu begehen, die nicht die Billigung der Rechtsordung finden. In Strafverfahren mit Insolvenzbezug tritt das Motiv der Rettung des Unternehmens und der Versuch, die Stigmatisierung durch Insolvenz zu vermeiden, häufig auf. Die eigene persönliche Bereicherung steht da bei Mittelständlern zumeist nicht im Vordergrund, sondern der Kampf um die Anerkennung für das eigene Lebenswerk und die Verpflichtung gegenüber Mitarbeitern.

  • ich finde das sehr interessant wie das immer wieder eine Wendung in die eine oder die andere Richtung nimmt.


    Zu aggiepack s Post,

    Ich sehe das nicht als breittreten.

    Das sind für jeden frei zugängliche Zahlen die er dargelegt und kommentiert hat.


    Find ich eigentlich sehr sehr aufschlussreich....


    Vielleicht kennt der ein oder andere den Verlauf des Unternehmen Delorean?

    Dort trieb die Verzweiflung des möglichen Unternehmensverlustes den Unternehmer in (ich schreibe jetzt bewusst NICHT auch) ein sehr interessantes Geschäftsmodell....


    Will damit sagen, ich halte nichts für unmöglich.


    Breiti

    REGEL;

    schreibe im Internet nur, was du dich traust, dem gegenüber auch in Persona jederzeit ins Gesicht zu sagen!

    ?(

  • Die De Lorean - Geschichte war wesentlich komplexer und De Lorean wurde von den strafrechtlichen Vorwürfen später freigesprochen, da von den Ermittlungsbehörden und eingesetzten V-Leuten mit fragwürdiger Reputation nicht nach den Regeln gespielt wurde

    DeLorean acquitted of federal charges in 1984 | Legal Blog
    In 1984, John DeLorean was acquitted by a federal jury, finding that he was entrapped by the government into a drug trafficking scheme.
    legal.thomsonreuters.com

  • Danke für den Beitrag!

    Auf den Punkt der (noch) ehelichen Zusammenhänge wollte ich auch gerade hinweisen. Mir sind da auch noch Aussagen/Berichterstattungen über entsprechende Freundschaften nach Bawü in Erinnerung, für welche ich aktuell keine validen Quellen habe.


    Interessant fand ich auch die "Aufarbeitungen" in der Motor Klassik (Anzeigen von Kienle drin) und Oldtimer Markt (keine Kienle-Anzeigen)


    Persönlich finde ich das einen sehr interessanten Fall, dessen vollumfängliche und sachliche Aufarbeitung durch eine unabhängige "Kraft" mich echt interessieren würde.

    Kurt Tucholsky: Schade, dass man einen Wein nicht streicheln kann.



    VDH Stammtisch Weinstraße/Pfalz
    Jeden 3. Donnerstag im Monat
    Ort: Haßloch, Aumühle
    Um Anmeldung wird gebeten.