So, mein Flossenrot steht nun gut verstaut auf seinem Winterplatz, hoffe , daß im nächsten Jahr es munter weitergeht und nicht wieder 28 Jahre dauert, aber so gibt sich nun die Gelegenheit an einem verregneten Sonntag wie heute ein paar Dinge zu ordnen und zu überlegen wie man so an solche Autos kam. Wäre vielleicht ganz witzig zu erfahren wie es bei Euch war.
Bei mir fing es damit an, daß vor 37 Jahren mein metallicgrüner, mit Vinyldach versehener Opel C-Rekord unter dem Lack und dem Vinyl nur noch aus Eisenoxid bestand und Ersatz notwendig war.
Für 350 Mark wechselte der Rekord den Besitzer, später verbunden mit der Erfahrung, nie ein Auto mit Papieren und Nummernschilder zu verkaufen, denn nur zwei Stunden danach hatte der Käufer nichts Besseres zu tun , als meinen schönen Rekord in einen ebenso alten BMW 2002 zu versenken und eine Schaden von 5000 Mark zuungunsten meiner Versicherung zu verursachen. Macht Ärger. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Ins Auge gefallen war ein 190Dc, Baujahr 63, der friedlich in Hannover vor der TU stand.
Nach kurzer Verhandlung kam das Auto mit zwei Jahren TÜV für 1100 Mark in meine Obhut und ich war dann zuerst ganz froh. Ein paar optische Blessuren, die waren als Student nicht so dramatisch, aber man meinte, ein solider Mercedes mit unverwüstlicher Mechanik und Rost als unbekanntes Phänomen liegt man ja richtig.
Frisch ans Werk, den eierschalenfarbenen Lack geputzt, innen türkisgrüne Kunststoffausstattung mit Nackenrollen, Gurte waren nachgerüstet.
Dann kam meine erste Erfahrung mit der servicefreundlichen Technik von Mercedes:
„Ich geh mal kurz Ölwechsel machen“ sagte ich zu meinem Nachbarn, hatte einen Kanister Öl dabei, neuen Filter und eine kleine Schale, um den Hauptstromfilter auszuwaschen, Wanne zum Ablassen. Beim Rekord hatte es für den Ölwechsel 10 min gebraucht.
Es war Januar, Schnee lag ein wenig, leichter Frost, was soll‘s. Auto auf der Straße, warmgefahren und kurz den Kantstein hinauf, so kam ich gut unters Auto.
Ablassschraube raus, Öl hinaus, Zentralschraube vom Filtergehäuse entfernt, schnell das Gehäuse…. Moment mal, es plumpste hinunter und baumelte dann munter zwischen Spurstange und Achsschemel (den Hinweis:“ Rückwärtsgang einlegen, Handbremse lösen und Lenkung ganz nach links“ und vor allem „Fahrzeug eben abstellen“ kannte ich noch nicht). Also wieder herausgekrabbelt, Lenkung mal so und mal wieder so, bis ich nach einer halben Stunde und allmählich klammer werdenden Fingern den Topf heraushatte. So, jetzt aber schnell, Filter gewaschen, die neue Papierpatrone hinzu, O-Ring einlegen… O-Ring dreiviertel drin, plumps, wieder draußen. Das neue Ding hat doch deutlich mehr Spannung.
Wieder eine halbe Stunde, wieder an der Spurstange vorbei, nochmal nachschauen (immer noch im Januar unter dem Auto); äh… O-Ring wieder draußen. Nochmal von vorn. Drei Versuche später: Jetzt sollte es passen. Alles zusammen, fünf Liter Öl hinein, ab ins Auto und starten. Mittlerweile war es dunkel. Vorglühen, Starter ziehen, Motor startet brav und mit einem zischenden Geräusch spritzen fünf Liter Öl auf die Straße. Panikhaft ins Haus zurück, Gottseidank Altbau mit durchgängig Ofenheizung, überall bei den Nachbarn Asche zusammengeklaubt und die Sauerei auf der Straße beseitigt, bevor sie den Gully erreichte.
Wieder alles auseinander, noch eine zweite Taschenlampe geliehen, den alten O-Ring hinein, der vom Querschnitt eher den Namen Dreicksring verdiente, aber so ausgeschlabbert war, das er brav in der Nut blieb und auch noch dichtete. Das schwarze Öl vom Anfang wieder hinein, neues hatte ich nicht mehr. Fünf Stunden.
Nächsten Tag in die Mercedes Niederlassung gefahren und es machen lassen, der Ölwechsel kostete tatsächlich 23 Mark inklusive Öl (Einbereich, 2,90 je Liter). War so auch als Student dann klar, wo ich die Ölwechsel in Zukunft machen würde.
Nach dieser Einstiegserfahrung kamen weitere hinzu, mein Tank fasste nur 42 Liter, von unten war er so verrammelt, das glatt 1/3 Volumen fehlte, brachte gleich die Erkenntnis mit sich, wo die Entlüftungspumpe ist. Und dann war dann doch der Rost allgegenwärtig.
Daher ein paar Nebenjobs forciert und mit 2000 Mark in einer Grundrestaurierung bei einem Lackierer und Karosseriebauer gestartet, mit entsprechendem Eigenanteil unterstützt.
In dem Zusammenhang dann auch eine bessere Farbe gewählt, auch damals schon rot, noch aber ein etwas dezentes Bordeaux ( war das eine Mercedes Farbe ? Keine Ahnung)
Ja, und dann lief die Flosse ganz brav, brauchte noch ne neue Batterie (88 Ah, haha, was heißt hier Frost) und war auch gut fürs Studium in Norwegen oder beliebt bei Hochzeiten.
Einige Jahre später, ich war mittlerweile in München, tat der dunkelrote 190er zwar noch seinen Dienst, wurde aber immer anfälliger und taugte auch nicht mehr als Langstreckenfahrzeug. Im Winter 86 wurde es einige Zeit so kalt, daß trotz Winterdiesel ich das Auto vier Wochen lang in Pasing stehen hatte, weil er so zugesulzt war, daß an Anspringen und Laufen nicht zu denken war. Und Kollege Rost schaute auch wieder überall um die Ecke. Der gute alte OM 621 verschliss allmählich seine Nockenwellen, die Bremsen ließen auch nach und und und…
Meine Möglichkeiten im näheren Umkreis um meine Wohnung etwas zum Schrauben zu haben waren auch sehr begrenzt, zumal ich nun beruflich recht eingespannt war und Zeit nebenher zur Mangelware wurde.
Irgendwann fiel die Entscheidung die kleine Flosse in andere Hände zu geben, und tatsächlich fand sich auch schnell ein Käufer . Ob es dann wieder eine Flosse werden würde war fraglich, standen doch meine automobilen Präferenzen nun ganz anders… Zweiter Teil folgt