220 SEb, Ruckeln im Volllastbetrieb

  • Hallo,


    bei einer Tour über mehrere 100 Kilometer habe ich Probleme im Volllastbereich bemerkt. Das Fahrzeug ruckelt und hat Leistungsverlust, ganz speziell auf der Autobahn, wenn ich bergauf fast Vollgas fahre.


    Im übrigen Fahrbereich ist alles optimal, Leerlauf regelmäßig, im Teillastbereich unauffällig, Motor nimmt in diesem Bereich willig Gas an. Zündverteiler wurde vor 6 Monaten überholt, anschließend habe ich auf Fulmax Zündung umgebaut.


    Folgendes habe ich bis jetzt überprüft:

    - Zündkerzen alle gleich unauffällig.

    - Zündung ist richtig eingestellt, Zündzeitpunktverstellung passt, über Drehzahlanhebung und über Unterdruckverstellung

    - Benzinpumpendruck liegt bei 0,5 bar, Benzinfördermenge ist 4,25 Liter in der Minute. Lt. Tabellenbuch soll der Benzindruck zwischen 0,6 - 0,8 bar liegen, damit wäre der gemessene Druck etwas zu niedrig, die Fördermenge würde aber passen.

    - der Benzin Förderenddruck soll bei verschlossenem Rücklauf 1,2 bar sein, gemessen habe ich 0,5 bar. Hier eine deutliche Abweichung! Habe dafür keine Erklärung

    - Leitungen der Tankentlüftung habe ich mit Druckluft vom Tankstutzen aus durchgepustet, waren einwandfrei durchgängig.


    Bin jetzt etwas ratlos, wie ich weiter vorgehen soll. Da ein automatisches Getriebe vorhanden ist, kann ich auch nicht ausschließen, dass das Ruckeln die Folge eines defekten Bremsbandes ist.

    Von meinem Gefühl her hatte es beim erstmaligem Auftreten nach Zündaussetzer ausgesehen, aber die Zündung scheint in Ordnung zu sein, jedenfalls ohne Last.


    Hat jemand noch eine Idee?


    Grüße

    Markus

  • Hallo Markus,


    wenn dann der Benzindruck geklärt ist, dann hätte ich noch einen Hinweis.


    Ich hatte im Vollastbereich und nur dort, auch eine Rucken, sonst lief der Wagen problemlos.

    Im Stand alles geprüft, alles ok.


    Bis ich dann den feinen Haarriss in der Verteilerkappe gesehen habe, das war die Ursache.

    Du kannst die ausgebaute Kappe mit den Händen verdrehen, dann siehst einen möglichen Riss besser.


    Gruß

    Thorsten

  • Hallo,


    vielen Dank für die Rückmeldungen. Heute habe ich die Benzinpumpe ausgebaut und zerlegt. Die Benzinpumpe hatte ich vor ziemlich genau 10 Jahren neu gekauft (war damals im Vergleich zu heute fast ein Schnäppchen) und in dieser Zeit ca 35.000 km gefahren.


    Die zerlegte Pumpe war für mich in einem fast neuwertigen Zustand. Der Deckel des Flügelradgehäuses war nicht eingelaufen. Der Filter im Ansaugstutzen ohne Fremdkörper. Alles sauber ohne Ablagerungen.


    Auffällig war, dass der Rotor sich gefühlt nicht so leicht drehen ließ, es war eher wie eine Drehung mit einer leichte Rasterung. An den Kohlen zeigten sich schließlich nach Öffnung des elektrischen Teils des Gehäuses deutliche Riefen, der Kollektor zeigt auch deutliche Riefen und war eingelaufen.


    Ich schau jetzt mal, wer mir den eingelaufenen Kollektor abdrehen kann. Dann würde ich neue Kohlen montieren und einen neuen Dichtungssatz montieren.


    Meine Frage wäre: Können der eingelaufene Kollektor und die eingelaufenen Kohlen sich so stark in der Leistungsfähigkeit eines Elektromotors bemerkbar machen, dass die Pumpe nicht mehr genug Druck aufbauen kann?


    Fällt jemanden beim Betrachten der Bilder noch Besonderheiten auf, welches den niedrigen Benzindruck erklären könnte?


    Die vor Ausbau gemessene Stromaufnahme der Benzinpumpe war 3 Ampere, dass entsprach auch der Angabe im Werkstatthandbuch.



  • Hallo Markus,


    der Kollektor sieht für mich einwandfrei aus. Die Riefen sind ja genau auf die Kohlen eingelaufen, da sehe ich kein Problem. Abdrehen nur bei neuen Kohlen.


    Die Motoren laufen auch ohne Benzinpumpe, ich glaube nicht dass die fehlenden paar Millibar das Problem sind.


    Zündverteiler wurde vor 6 Monaten überholt, anschließend habe ich auf Fulmax Zündung umgebaut.

    Ich bin mir nicht sicher, aber ist noch der alte Hochstromkontakt im Verteiler? Der mag es nicht wenn er ohne Last betrieben wird. Ich würde mal den Kontakt mit feinem Polierleinen reinigen. Ich weiss jetzt aber nicht ob sich das Kontaktproblem bei hohen oder niedrigen Drehzahlen bemerkbar macht. Ganz trivial könnte auch die Elektronikzündung defekt sein. Schliesswinkel stimmt?


    Viele Grüsse,

    Hagen

  • Hallo Marc

    Ich kann nicht einschätzen was du mit Rasterung bezeichnest und kenne diese Pumoe nicht. Nach meiner Erfahrung zeigen EMotoren immer wieder mal so eine Rasterung. Das ergibt sich aus Magnetfeldern oder den schleifenden Kohlen. Wenn du der Pumoe nicht traust miss die Pumpleistung.

    Jetzt ist sie eh schon raus.

    Viele Grüße Michael
    Eigentlich ist eigentlich blöd.

  • Hallo,


    nachdem ich mit meiner alten Bosch Kraftstoffpumpe nicht weiter gekommen bin (neue Kohlen, Kollektor abgedreht, Dichtungen gewechselt), die aber weiterhin nur einen Förderdruck von maximal 0,5 bar hat, habe ich mich entschlossen, stattdessen die Pierburg einzubauen.


    Dazu wurde schon einiges geschrieben, im Pagodentreff finden sich sogar noch mehr Beiträge.


    Die Pierburg 7.21440.78.0 hätte auch fast die entsprechenden Werte mit Druck von 1 bar und 95 Liter/Stunde.

    Die Fördermenge wäre weniger als die Hälfte der Liefermenge der Bosch Pumpe von 240 Liter. Genaugenommen wären es 1,5 Liter pro Minute gegenüber von 4 Liter/min.


    Frage an Euch: Hat schon mal jemand zwei Pierburg Pumpen parallel geschaltet und den Druck und Durchfluss anschließend gemessen? Welche Werte wurden gemessen?


    Grüße

    Markus

  • Markus,


    Die Benzinpumpe ist denke ich nicht dein Problem. Der Druck ist irrelevant, die Aufgabe der Pumpe ist den Kraftstoff der Einspritzpumpe anzuliefern und in derartiger menge über den Rücklauf zu zirkulieren dass sich keine Dampf blasen im Benzin bilden, mehr ein Problem beim V8. Du hast 4.25l/min. hast du die frei an der pumpe gemessen? Dann miss einmal wie viel l/min du über den Rücklauf hast, das ist ein besserer Indikator


    Was anderes wäre unter Umständen das Reguliergestaenge, dass du nicht synchron bist zwischen Drosselklappe und Einspritzpumpe. Oder die EP bei Vollast nicht tut was sie tun soll. Vollast CO messen wäre da halt gut.


    Wenn das alles gut ist würde Richtung Zündung gehen mit der Fehlersuche.


    Wenn es was in der Automatik wäre dann würde der Motor ja hochdrehen und nicht stottern.


    Viel Glück,

    Bernd


  • Meiner Meinung nach sieht der Kollektor nicht gut aus. Ich würde es in einer Drehmaschine reparieren und eine ist nicht verfügbar, Sie können eine Bohrmaschine verwenden.

    Außerdem habe ich noch nie eine Pumpe mit einer solchen Distanzscheibe vor dem Pumpenelement gesehen, wozu dient das?

    Viele Grüße

    Thomas


    W128 220 SE March 1959, W111 220 SEb Dezember 1959, W111 220 SEb/c 1961, C208 2001

  • Meiner Meinung nach sieht der Kollektor nicht gut aus. Ich würde es in einer Drehmaschine reparieren und eine ist nicht verfügbar, Sie können eine Bohrmaschine verwenden.

    Außerdem habe ich noch nie eine Pumpe mit einer solchen Distanzscheibe vor dem Pumpenelement gesehen, wozu dient das?

    das Passcheibenpaket ist schon richtig, teilt sich auf in über/unter dem Sinterkugel-Lager.

    Der Kollektor wurde doch abgedreht, und selbst wenn der nicht abgedreht worden wäre (und man die Passscheiben wieder genauso wie vorher positioniert und keine neuen Kohlen eingebaut hat) dann gäbe es dadurch keinen Leistungsverlust.

  • Grüß' Euch,


    vielleicht noch als allgemeine Anmerkung zu Alternativen zur el. Benzinpumpe. Die oben genannte funktioniert typisch gut, ist aber sehr laut. Unangenehm laut. Und sie ist dann je nach Druckregelventil nahe an ihrer Leistungsgrenze. Ich verwende gerne die 7.21565.70.0 von Pierburg. Sie ist gummi-ummantelt und deutlich leiser. Bringt bis zu 3 bar (geht also auch für die W189 Motoren aus dem Adenauer und co). Anschlussseitig muß sie ebenfalls passend gemacht werden.


    Beste Grüße


    Hans

  • Hallo Hans,


    ich habe mir den Produktkatalog von Pierburg heruntergeladen, aus diesem sind auch die folgenden Informationen.


    Die von Dir angegebene Pumpe bringt 3 bar (ist das nicht etwas zuviel für unsere Motoren?) und hat eine Förderleistung von 100 l/h. Also auch nicht mehr als die sonst empfohlene Pumpe.


    Wäre aber die Pumpe 7.50051.60.0 nicht die beste Alternative zu der original Bosch Pumpe mit angegebenen 1,0 bis 5 bar (warum hier ein variabler Wert angegeben ist, habe ich allerdings nicht verstanden) und einem Durchfluss von 180 bis 270 Liter.


    Grüße

    Markus



  • Grüß' Dich Markus,


    mir waren zwei Dinge wichtig: sie muß ruhig sein und sie muß 3 bar bringen, da ich sie auch im Adenauer verwenden will. Und natürlich muß die Förderleistung etwa passen.


    Die Pumpe muß nur den minimal erforderlichen Druck liefern können (und davon etwas mehr, daß sie nicht immer am Limit läuft). Der tatsächlich im System vorhanden Druck wird durch die Leitungswiderstände (2-Stempelpumpen) oder das jeweilige Druckregelventil in der ESP gemacht. Und diese öffnen typisch im Bereich von 1 bis 1.5 bar (mit Ausnahme der unterdruck-gesteuerten bei rund 2.5 bar).


    Du kannst also nach den Parametern Druck, Durchfluß, (Lautstärke, Bauform, Anschlüsse, ...) beliebig auswählen. Ach ja, aus Sicherheitsgründen sollte der maximal mögliche Druck der Pumpe unter 9 bar liegen (da öffnen dan typisch die Druckventile).


    Beste Grüße

    Hans

  • Hallo Hans,


    ich habe immer angenommen, dass ein zu hoher Druck über 1,5 bar schädlich für die Einspritzpumpe ist, da bei einem hohen Kraftstoffdruck Benzin zwischen Pumpenkolben und Pumpenzylinder in die Einspritzpumpe gelangt und dort zu einer Ölverdünnung in der Einspritzpumpe führt (bei Zwei-Stempel Pumpe) bzw. bei Sechsstempelpumpe in das Motorenöl gelangt.


    Sie auch hier, da hatte ich mal 2014 etwas geschrieben:



    Was denkst Du, welcher Benzindruck wäre noch akzeptabel?


    Grüße

    Markus

  • Grüß' Dich Markus,


    der tatsächlich vorliegende Druck wird durch die Leitungswiderstände und ggf. das Druckregelventil bestimmt. Es ist egal, welchen maximalen Druck die el. Pumpe erzeugen kann, so lange er über dem Druck des Regelventils bzw. der Leitungswiderstände liegt.

    Ein zu hoher maximaler Druck der el. Pumpe wird erst dann kritisch, wenn z.B. die Rücklaufleitung verstopft ist und so der Druck im System ansteigt. Dann kommt als erstes die Schwelle des Motoröldruckes (sagen wir rund 5 bar) bei den Pumpen mit Leckölsperre. Ab hier gerät das Gleichgewicht zwischen leckendem Kraftstoff und in den Saugraum zurückgefördertem Kraftstoff aus dem "Gleichgewicht". Es gelangt zusehends mehr Kraftstoff in das ESP-Gehäuse. Die nächste Schwelle ist der Öffnungsdruck der Druckventile. Dieser liegt typisch be 9 bis 12 bar. Wenn der Druck der el. Pumpe so weit im Saugraum der ESP ansteigt, wird ggf. das ein oder andere Druckventile leicht öffnen und Kraftstoff in die Druckleitung lassen (bei den Pumpen mt Entlastungsbund am Druckventil). In jedem Fall aber verringern sich durch den hohen Druck die "Schaltverluste" an der Steuerkante des Pumpenkolbens, so daß die geförderte Menge zunimmt.

    Aber noch einmal: all das passiert nur, wenn die el. Pumep einen hohen maximalen Druck bereitstellen kann UND ein Defekt im Leitungssystem bzw. Druckregelventil vorliegt.


    Beste Grüße


    Hans

  • Hans,

    Super beschrieben, die Gefahr mit dem möglichem zu hohem Druck. Aber die 1000 Euro Frage ist,

    glaubst du das die Kraftstoffpumpe das Problem ist ? Ich persönlich eher nicht wenn ich mir das so durchlese hier. Wenn die Fördermenge am Rücklauf in den Tank passt, dann ist der max druck der pumpe doch nicht belangreich um auch bei Vollast genug Benzin in der ESP zu haben, der sehe ich hier was falsch?


    LG Bernd

  • Hallo Markus,

    wenn ich mit Volllast oberen Drehzahlbereich verstehe könnte es auch ganz profan an einer falschen Zündspule liegen.

    Mangelnder Kraftstoff macht sich eher sanft einsetzend bemerkbar.

    Gruß HaWa

  • Grüß' Dich Bernd,


    ja richtig, wenn die Fördermenge der el. Pumpe paßt, ist der tastächlich im System vorherrschende Druck bestimmt nicht für ein ruckeln bei Volllast verantwortlich. Er beeinflußt dann beim Kaltstart die durch das Kaltstartventil eingespritzte Menge.

    Bzgl. Volllastruckeln: ich denke prinzipiell auch eher Richtung Zündung. Es kann aber auch noch an falscher Federvorspannung der Druckventile in der ESP liegen. Tritt das Ruckeln nur bei hohen Drehzahlen (> 3000 1/min) auf und wird mit steigender Drehzahl intensiver? Dann könnte es auch daran liegen. Es sollte dann aber auch in der Teillast bei hohen Drehzahlen auftreten (schlechter wahrnehmbar).


    Gruß

    Hans

  • Hallo Miteinander,


    das Ruckeln trat nur bei Autobahnfahrten bergauf bei ca. 110 bis 120 km/h auf. Da hat der Motor ca. 4000 U/min. Wenn ich auf der Landstraße bei Steigungen über Kick-Down in den 3. Gang zurückschalte, trat das Problem nicht auf.


    Die Fulmax hatte ich erstmal herausgenommen und wieder auf (neue) Kontakte umgerüstet. Die Petronix Zündspule ist 6 Monate alt.


    Was mich auf den Benzindruck gebracht hat: 0,5 bar am Kaltstartventil gemessen (grenzwertig nach Tabellenbuch und WHB). Drücke ich den Rücklaufschlauch mit einer Schlauchklemme zusammen, müsste ein Druckanstieg zu erkennen sein. Der Druck bleibt aber unverändert bei 0,5 bar, keine Reaktion. Lt WHB müsste der gemessene Druck aber 1,1 bar sein (Förderenddruck). Da die Durchflussmenge in Ordnung ist, gehe ich davon aus, dass die Leitungen alle frei sind. Es gab mal einen Bericht, wo eine Leitung im Schwalltopf defekt war. Davon gehe ich jetzt erstmal nicht aus.


    Ich werde die Benzinpumpe ersetzen. Dazu baue ich die Pierburg 7.50051.60.0 ein. Ich werde dann berichten.


    Grüße

    Markus

  • Drücke ich den Rücklaufschlauch mit einer Schlauchklemme zusammen, müsste ein Druckanstieg zu erkennen sein

    Scheint mir keine sehr wissenschaftliche Methode, mit der Schlauchklemme ohne den schlauch abzuziehen weißt du ja nicht ob du echt den Durchfluss verringerst. Mit dem Tausch de Benzinpumpe suchst du eine Lösung für ein Problem das du nicht hast, denke ich

    Hast du eine Unterdruckdose am Verteiler? vielleicht dann ist es vielleicht die.


    ist das bergauf fahren die einzige volllast situation die du hast um das zu testen? wird es über 4000 touren bei vollast weider besser? Was hat dein Auto als topspeed, fährst du denn manchmal aus? da müsste das problem dann zu einem Leistungsabfall führen und nicht nur ruckeln, wenn es ein Mangel an Benzin wäre.

  • Hallo,


    inzwischen habe ich die Lösung des Problems gefunden und möchte sie Euch nicht vorenthalten.


    Es war ein defekter Zündverteilerstecker, der für Zündaussetzer am Zylinder 6 verantwortlich war. Der Fehler ließ sich tatsächlich nur durch ein Oszilloskope finden. Äußerlich war dem Verteilerstecker nichts anzusehen.


      


    Jetzt habe ich die originale Bosch Benzinpumpe mit einem neuen Dichtungssatz wieder zusammengebaut, habe aber das Problem, dass die Pumpe im Bereich der Elektroanschlüsse nicht dicht ist. Diesbezüglich werde ich aber in Kürze ein neues Thema starten.


    Grüße

    Markus