First World Problems: 220 SEb Cabrio vs. 560 SL Cabrio

  • Wenn Ihr Euch zwischen einem 220 SEb Cabrio (W111) und einen 560 SL Cabrio (R107) als "Spaßmobil" für Spritztouren durch Umland und Berge entscheiden könntet und der Preis dabei nicht die entscheidende Rolle spielte, wie würdet Ihr Euch entscheiden und warum?

    ich komme nochmals auf die Eingangsfrage zurück.


    Kurt, was heisst für dich „Spass“?

    Hast du den eher, wenn der Wagen einen ordentlichen Motor hat, der kraftvoll, weich und mühelos läuft oder kommt der Spass eher übers Auge, wenn du Interieur und Motorhaubenform siehst?


    Meine Meinung dazu:

    Solange du nur um den Wagen herumläufst, dich reinsetzt und über die alten Armaturen streichst, ist der 111er ein faszinierend-schönes Auto mit gutem Sitzkomfort.

    Willst du aber Fahrspass, womöglich noch bergauf und kurvig, wäre m.E. ein 220SE Cp/Ca nicht die erste Wahl. Der fühlt sich eher auf weit gewundenen Landstrassen in nur sanft hügeligen Gelände wohl ;-). Die Leistung des 220 reicht bei gesundem Motor aus, wenn man alleine und nicht allzu beladen fährt.

    Ich merke bei meinem 220SE durchaus, ob ich vollgetankt habe, oder der Tank nur noch 1/3 voll ist. Mein 111 Coupé mit revidiertem Motor (und allen ESP-Komponente bei Aleha) ist meilenweit weg von einem Fahrkomfort, den zB mein 420SEL mit M116 hatte. Laut, rau und immer auch etwas angestrengt im Sound. Längere Strecken im 220 finde ich daher tendenziell immer etwas anstrengend.


    Also, je mehr km du zu machen damit vorhast, desto moderner und dicker würde ich den Motor wählen und den Kompromiss bei der Karosserieform machen.

  • ich komme nochmals auf die Eingangsfrage zurück.


    Kurt, was heisst für dich „Spass“?

    Fahrspaß bedeutet für mich in erster Linie Drehmoment in allen Lebenslagen in Kombination mit einem bulligen Klang und ansprechender Optik. So bin ich überhaupt auf den R107 mit dem 5,6-Liter V8 gekommen. (Höchst)Geschwindigkeit ist mir nicht so wichtig.


    Vom Design gefallen mir die alten Mercedes-Modelle mit den senkrechten Scheinwerfern besser, als die neuen mit den querliegenden. Und ich mag auch die Ausstattung der Mercedes-Modelle aus den 1960ern und 1970ern mit Leder, Chrom und Edelhhölzern viel lieber, als die Kunststoffausstattungen, die ab den 1980ern und 1990ern Einzug in die Fahrzeugtechnik gehalten haben.


    Abgesehen davon hasse ich es, wenn ein Auto unter dem Einfluss von "Fahrassistenzsystemen" irgendetwas tut (bremst, lenkt, piept, ...), was ich nicht selbst veranlasst habe - weshalb ich kein modernes Auto mehr fahre. Mein letztes modernes Auto war ein S500 (W222) mit BRABUS-Motorsteuerung, der einen klasse Motor und ein tolles Fahrwerk hatte, aber viel zu viel Elektronik und Bevormundung. Das hat zu mehreren Totalausfällen geführt, weil irgendein Stratege ein Kabel in einem Sicherungkasten so verbaut hat, dass es sporadisch mit der Masse in Kontakt kam und die komplette Elektronik lahmgelegt hat.


    Die unterschiedlichen Hinweise und Meinungen in den Kommentaren waren für mich sehr hilfreich und haben mir geholfen, mich zu entscheiden. 🙂

  • ....und was ist bei deiner Entscheidung rausgekommen :?:

    Ein 280 SL (W113) mit Reihensechszylinder und 170 PS. Hat mehr Leistung als der 220 SEb mit seinen 120 PS und mehr Platz als der 560 SL, den ich mit meiner dicken Plautze und meinen 1,92 Meter Körpergröße brauche. Optisch finde ich die Pagode ebenfalls sehr gelungen (zeitlos schön).


    Aufgrund des Hinweises von Pagoden-Ulli habe ich mir das Preisniveau nochmal angeschaut und festgestellt, dass für mich akzeptable Exemplare für deutlich unterhalb von 100.000 € angeboten werden. Zuvor dachte ich, dass akzeptable Pagoden jenseits von 120.000 € kosten, wenn man keine Dauerbaustelle erwerben will, aber da lag ich offensichtlich falsch.

  • Aufgrund des Hinweises von Pagoden-Ulli habe ich mir das Preisniveau nochmal angeschaut und festgestellt, dass für mich akzeptable Exemplare für deutlich unterhalb von 100.000 € angeboten werden. Zuvor dachte ich, dass akzeptable Pagoden jenseits von 120.000 € kosten, wenn man keine Dauerbaustelle erwerben will, aber da lag ich offensichtlich falsch.

    Sei dir da noch nicht so sicher, auch wenn ich dir wünsche, dass du etwas Solides findest.

    Du weisst erst mehr, wenn du die „akzeptablen Angebote“ inspiziert hast.


    Aber ganz grundsätzlich dürfte das der beste Kompromiss aus ordentlicher Motorisierung und schönem Design und guten Platzverhältnissen sein.

  • handgeschaltete Pagoden dürften auch etwas günstiger sein als Automaten. Als 280SL sicher gut motorisert, aber ein 280SE Coupé bzw Cabriolet mit Schaltung dürfte auch nicht lahm sein und hat ab 1969 den größeren Kardantunnel, wo sich das Fünfgang der späten 280S/SE W108 bzw /8 unterbringen läßt, dann kann man auch den Tachoanzeigebereich im Osten/Südosten des Tachos nutzen...


    Grüße

    bacigalupo

  • So mancher 113-Fahrer rüstet seine Pagode auf ein 5-Gang-Getrag-Getriebe um. Das macht das Fahrzeug dann auch auf der Autobahn dank Drehzahlsenkung langstreckentauglich. Originalität u. dgl. steht auf einem anderen Blatt... Diejenigen, die es gemacht haben, sind jedenfalls begeistert. Die Achsübersetzung des 280 SL ist schon recht kurz. Originalitätshalber würde ich vmtl. eher "nur" eine 3,69er HA verbauen. Letztendlich ein Luxusproblem


    Gruß


    Ulli

    230 SL 10/63
    220 SE 07/64
    - irgendwas ist immer...
    ----------------------------------------------------------
    vdh-Regionaltreff Münster/Münsterland
    jeden 3. Mittwoch ab 19.30 Uhr im RoadStop,
    48157 Münster, Schiffahrter Damm 315


    www.pagodentreff.de

  • Sei dir da noch nicht so sicher, auch wenn ich dir wünsche, dass du etwas Solides findest.

    Du weisst erst mehr, wenn du die „akzeptablen Angebote“ inspiziert hast.

    Vielen Dank. Hat der Kauf von Oldtimern nicht immer ein bisschen was von einem Glücksspiel? Als ich meinen W109 nach dem Kauf von Köln nach München überführt habe, ist mir 80 Kilometer vor dem Ziel die Lichtmaschine verreckt. Da sind die ersten ungeplante Hundert-Euro-Scheine durch den Schornstein gegangen. ¯\_()_/¯

    Laut Zwischengas bzw. Classic Analytics (in Klammern) haben 280 SL-Pagoden aktuell folgendes Preisniveau:
    Zustand 1 (makelloser Zustand): 156.000 € (165.000 €)

    Zustand 2 (guter Zustand): 107.000 € (110.000 €)

    Zustand 3 (gebrauchter Zustand): 56.000 € (63.000 €) = ohne größere technische und optische Mängel, keine sofortigen Arbeiten notwendig

    Zustand 4 (verbrauchter Zustand): 35.000 € (32.500 €)

    Zustand 5 (restaurierungsbedürftiger Zustand): 20.000 € (17.000 €)


    Mir reicht eine 2- oder 3+ und in dem Bereich findet man über die einschlägigen Plattformen und Foren ein paar Dutzend Angebote. Den Rest muss man sich vor Ort anschauen. Ein passendes Fahrzeug mit einer subjektiv schönen Farbkombination zu finden, wird sicher ein Weilchen dauern, aber erstens habe ich keinen Zeitdruck und zweitens macht das Suchen ja auch Spaß. :)
    Schönen Sonntag und beste Grüße
    Kurt Brand

  • Ich weiss eine 3er in München. Wenn Du möchtest, könnten wir die schon mal ansehen. Den Rest via PN, ...muss den Besitzer nur kurz fragen ob das so gewünscht ist.

    Viele Grüsse


    Winfried


    300 SE W112 Cabrio M189 Automatik Fahrgestellnummer ...9840 Ende 1967 „Schlüpferblau-Met.“

  • Ich weiss eine 3er in München. Wenn Du möchtest, könnten wir die schon mal ansehen. Den Rest via PN, ...muss den Besitzer nur kurz fragen ob das so gewünscht ist.

    Sehr gerne, vielen Dank für das freundliche Angebot. 😀

  • Ich finde die Mercedes-Modelle aus den 1960er Jahren einfach am Schönsten.


    Trotzdem: Mit meinem 108er bin ich in den letzten 15 Jahren kaum gefahren, die Pagode habe ich nach nur einem Jahr schnell wieder hergegeben (den anschließend gekauften R 129 übrigens auch). Seit mehr als 25 Jahren habe ich den 107er und mit dem kann man (ich) Ausfahrten, Reisen und mal eben auch im Alltag fahren. Mit den anderen Genannten meiner Erfahrung nach nicht.


    Ergo: Wenn sie direkt nebeneinander stehen, dann würde ich klar für den 220 stimmen, aber letztlich nur mit dem 560 dauerhaft meine Freude haben. Die Umrüstung der US-Optik auf Europa ist technisch völlig problemlos, bissle Schrauberei, bissle Geld.


    Allerdings: Ob ein 107er bei Deiner Körpergröße tatsächlich die richtige Wahl ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Würde Dir empfehlen, es einfach mal auf ner größeren Tour auszuprobieren.


    Egal zu welchem Ergebnis Du kommst: Bei dieser Wahl liegst Du am Ende von vornherein richtig.


    Viel Erfolg!


    Oliver

  • Fahrspaß bedeutet für mich in erster Linie Drehmoment in allen Lebenslagen in Kombination mit einem bulligen Klang und ansprechender Optik. So bin ich überhaupt auf den R107 mit dem 5,6-Liter V8 gekommen. (Höchst)Geschwindigkeit ist mir nicht so wichtig.

    Dann schau doch mal, ob Du nicht eine 107-Erstserie 350 (3,5 l-M117 mit Handschaltung) zur Probe fahren kannst (sofern der 107 grundsätzlich überhaupt für Deinen Körpergröße in Frage kommt). Die Erstserien haben gefühlt etwas mehr Platz als der US-560, weil der Knieschoner nicht vorhanden ist. Lenkrad kann man kleiner einbauen. Sitze kann man ändern.

    Aber die alten Gußeisen-V8 haben einfach einen tollen Klang (erst recht, wenn man den Luftfilterdeckel etwas nachbearbeitet ...)


    Eine Pagode ist halt ... toll ... teuer ... nicht sehr selten ...und hat "nur" den R6 (wobei es auch da Umbauten geben soll). Und die Pagode halt eben auch das "LKW-Fahrwerk" mit regelmäßig nachzufüllenden Schmiernippeln, da ist der 107 mit "/8-Technik" deutlich wartungsärmer.


    Ist aber nur meine unbedeutende Meinung.

  • 107er Vor-Möpfe (71-85) sind noch enger, weil die Sitze viel üppiger sind. Wem es im Mopf (86-89) zu eng ist, kommt im Vormopf gar nicht klar. Ausserdem sind Vormöpfe viel schwerfälliger, V8 mit Schaltung hin- oder her. Die Vorderachsen der Vormöpfe sind m.E. gar nicht für diese schweren Motoren ausgelegt.


    Neben einem 300 SL Mopf hatte ich jahrelang einen deutschen 380 SL mit 218 PS (also kein kastrierter Ami mit 155 PS); wenn man einen direkten Vergleich hat, macht der Vormopf keinen Spass.

    Momentan habe ich noch einen 350 SLC aus 72 mit 200 PS und Dreigang-Automatik, geht sehr gut, hört sich geil an, die Vorderachse ist wie gesagt trotzdem Mist, neue Spurstangenköpfe liegen schon wieder bereit.


    Für Kurti wäre ein SLC-Cabrio vielleicht etwas, aber das sind bekanntlich Umbauten.....und wer will das schon?


    Gruss



    .....ehe nun gleich der Einwand kommt, man könne R6 (300 SL) mit V8 (350 SL) natürlich nicht vergleichen, der 500 SL (V8) Mopf fährt sich auch erheblich leichtfüssiger als der schwerfällige Vormopf

  • Letztlich Geschmackssache, wie von TE gleich anfangs erwähnt.


    Die beiden zur Diskussion gestellten Modelle sind eigentlich viel zu unterschiedlich, als das man sie vergleichen könnte.

    Der 111 ist halt ein technisch recht altes Auto, dafür geräumig und sehr stylish.


    Der 107 560 ist bullig, aber eben doch ein recht enger Zeitgenosse, dazu im Design weit weniger elegant. Technisch recht alltagstauglich, karosseriemäßig kaum.


    Beide würden mir nur als Zweitoldies taugen, neben einem geschlossenen Fz, das man eher auch mal zwischendurch nehmen kann.


    Mein Plädoyer für eine Alternative gilt deshalb einer häufig unterschätzten Konfiguration mit wenig Plastik und Elektronik, aber hoher Alltagstauglichkeit und gut beherrschbarer Technik, viel Fahrspaß und einem angemessenen Frischluft-Potenzial:


    /8 Coupé, unbedingt mit SD, entweder mit dem wunderbaren M 110, alternativ mit dem harmonischen M130 Vergaser.


    Nur mal so angemerkt...


    c.

  • # 66

    Hallo Peter,

    Momentan habe ich noch einen 350 SLC aus 72 mit 200 PS und Dreigang-Automatik, geht sehr gut,

    In Deiner Wahrnehmung und im Vergleich zu einem VW Käfer sicherlich richtig.

    Innerhalb der 107 er Familie bildet der 3,5 SLC Autom. in der Beschleunigung das absolute Schlusslicht.

    Hier ein paar Zahlen:

    280 SLC autom. 0 -100, 11 Sek., 0 - 160, 28,3 Sek.

    350 SLC autom. 0 - 100, 11,8 Sek, 0 - 160, 29 Sek.

    Alle anderen können das deutlich besser.

    Nachzulesen im Engelen.

    Gruss

    Reiner

  • Kurzes Update: Heute hatte ich die Gelegenheit zum "Probesitzen" - unmittelbar hintereinander in einem 560 SL (R107) und einem 280 SL (W113) - bei Wallner Classic in Anzing bei München, die eine große Auswahl an Oldtimern anbieten, darunter 190 SL, 300 SL, Pagoden etc. pp. Für große Menschen (1,92 Meter) mit breiten Ärschen und dicken Bäuchen, wie mich, ist in beiden Fahrzeugen recht wenig Platz - eine H7/H6-Passung, würde der Maschinenbauer sagen, also "Gleitsitzteile bei guter Schmierung durch Handdruck verschiebbar". :cool:


    Allerdings habe ich mich im R107 subjektiv besser aufgehoben gefühlt, als im W113. Das lag nicht zuletzt an der Handbremse, die im W113 links von der Mittelkonsole verbaut ist und in den Fußraum des Fahrers hineinragt sowie am Ablagefach in der Fahrertür, das zumindest bei den Modellen für den deutschen Markt montiert ist. Folge: Die Handbremse piekt in den rechten Unterschenkel und das Ablagefach in den linken Oberschenkel. Masochisten mögen daran Gefallen finden, für mich war es ein K.O.-Kriterium. Im R107 kann man mit Hilfe eines kleineren Lenkrads zumindest genug Platz für die Plautze schaffen (das Standardlenkrad des R107 ist ohnehin hässlich). Im W113 würde ich es nicht übers Herz bringen, das schöne alte Bakelit-Lenkrad mit dem Pralltopf durch ein anderes Lenkrad zu ersetzen.


    Und falls es bislang noch nicht genug Gründe gab, das Projekt "Half Kurt Standing" durchzuziehen: Jetzt gibt es einen. Nochmals vielen herzlichen Dank für die unerwartet vielen, teilweise gegenläufigen Kommentare und Hinweise. Beste Grüße aus München KB


    #IchBinZweiÖltanks

  • Falls ich irgendwann im Lotto gewinne oder zum Papst gewählt werde, überlege ich mir das. 8o
    LG KB