W108 Vorderachse revidieren

  • Guten Morgen zusammen,


    Ich benötige mal wieder eure Meinung/Hilfe zu meinem W108.


    Ende der letzte Saison vernahm ich vermehrt ein lautes Knacken aus der Richtung Vorderachse beim rückwärts fahren mit eingeschlagenen Rädern.


    Jetzt im Winter, kurzer Blick auf die Konstruktion der Vorderachse mit dem Resultat: es ist alles nicht mehr in so gutem Zustand. Also dachte ich, dann kommt halt alles, was nach Demontage und Reinigung verschlissen erscheint, neu.


    Die Inneren Arbeitsgewinde scheinen mir persönlich alle als in Ordnung, aber die äußeren Gelenke sind alle Murks, sprich die Sturzverstellung am oberen Querlenker ließ sich nur mit Gewalt und Flex demontieren und der Achsschenkelbolzen weißt auch etwas Spiel auf.


    Nun habe ich mir aus dem Zubehör die betroffenen Teile schon besorgt und musste mit Entsetzen feststellen, dass die Buchsen des Achsschenkelbolzens penibel aufgerieben werden müssen. Gut, hab ich nicht mit gerechnet und mich damit im Vorfeld auch nicht genügen beschäftig. Das Problem bekommen ich aber gelöst.


    Mein eigentliches Problem, wofür ich gern weitere Meinungen hätte ist: Die Teile die ich bekommen habe, sind von Febi und mir kommt das Spiel der Reparatursätze Achsschenkelbolzen oben und unten bzw. der Sturzverstellung im neuen Zustand schon viel zu groß vor.

    Hat jemand von euch Erfahrungen mit den erwähnten Teilen? Oder gibt es Alternativen? Ich meine von Mercedes gibt es da schon nichts mehr bzw. hätte ich bei Nachfertigungen Angst auch Febi zu bekommen.


    Viele Grüße

    Dennis

    ´71 280SE

    ´81 Vespa PX

  • Moin


    Da die Frage kommen wird. Welcher Hersteller steht denn auf den Teilen? "Febi" ist kein Produzent sondern kauft die Ersatzteile und verpackt diese in "Febi"-Kartonagen. Deshalb kann man Glück haben oder Pech, je nachdem was gerade drin ist.


    "In jedem 7. Ei...."

    Beule

  • Wobei ich schon einiges von Febi verbaut habe, insbesondere an den Achsen von W108/111/112, und noch nie „Pech“ damit hatte -toi toi toi!


    Habe gerade einige Febi-Kartons mit Lüftergerödel etc. für unseren ollen Polo auf der Werkbank. Hoffentlich muss ich meine obige Aussage nicht bald revidieren…


    Beste Grüße

    Lutz

  • Was soll ich sagen, ich find das Spiel was ich an den Teilen habe auch nicht wirklich bedenklich, aber dachte halt das würde in neu „strammer“ sitzen. Am Ende muss ja auch das Fett der Schmiernippel seinen Weg in die Gewindegänge finden.


    @ Lutz: hast du auch schon mal die kompletten Achsschenkelbolzen an deinen Autos ersetzen müssen?


    Gruß Dennis

    ´71 280SE

    ´81 Vespa PX

  • Hallo Dennis,


    zumindest die unteren sind ja in den Gewinden durch das Fahrzeuggewicht spielfrei verspannt. Es gibt von Mercedes eine technische Mitteilung zwecks häufiger Beanstandung des Spiels beim TÜV aus der Zeit. Soweit ich mich richtig entsinne sprach man dort von 1mm (!) zulässigen Radialspiels.


    Wichtig bei den Achsen ist häufiges Abschmieren. Das ist einmal im Monat, bei erschwerten Bedingungen im Winter zweimal pro Monat. Siehe Betriebsanleitung.


    Viele Grüsse,

    Hagen

  • Hallo Dennis,


    Du meinst die beiden "Gewindelager", mit denen das obere bzw. das untere Ende des Achsschenkelbolzens mit dem oberen bzw. dem unteren Querlenker verbunden wird, richtig?


    Schraubt man die Teile (mit einigen Tropfen Öl) im Neuzustand zusammen, so fühlt man immer ein wenig Spiel.
    Das sehe ich sowohl bei neuen Febi Teilen als auch bei NOS Mercedes Rep-Sätzen.


    Da sich das Gewinde im Betrieb beim Aus- & Einfedern der Vorderachse ja immer ein wenig herein-/herausschraubt darf dieses natürlich nicht klemmen - daher gibt es ja auch die Schmiernippel. Im Gewindegang ist dabei ein gewisses Spiel zur Aufnahme des Schmiermittelvorrats nötig.


    Das Soll Radialspiel in den Querlenkerlagerungen am Achsschenkelbolzen sollte sich im z.B. Werkstatthandbuch Kapitel 33-0 finden lassen, wird im Betrieb aber ohnehin unkritisch sein, da die "Lagergewinde" auf der belasteten Seite ja immer einseitig anliegen.

    Solange nicht ein eklatanter Wartungsmangel vorliegt verschleißt da eigentlich kaum etwas.

    Im Fall längerer Vernachlässigung kann es allerdings besonders bei der oberen "Gewindehülse" dazu kommen, dass diese im "Lagerungsgewinde" des Achsschenkelbolzens oben festgeht & sich dann der Exzenterbolzen (zur Sturzeinstellung) losbricht und dieser die Ein-/Ausfederbewegung mitvollzieht. Es reibt sich dann also die Einstellschraube an der der Bohrung der Gewindehülse.
    Und da die Innenbohrung der Gewindehülse nicht geschmiert ist knarzt es beim Ein-/Ausfedern dann recht gruselig - es sollte umgehend gehandelt werden.


    Gruß,


    Gerd

  • @ Lutz: hast du auch schon mal die kompletten Achsschenkelbolzen an deinen Autos ersetzen müssen?


    Gruß Dennis

    Yep. Komplette Vorderachsüberholungen an W1008, W112 W111. Mindestens beim W112 und W111 kamen Febi-Bolzen-Sätze zum Einsatz. Den W111 habe ich allerdings noch nicht auf der Straße…

    Und: ich habe die nicht selbst eingebaut.

  • Richtig ist: auch eine überholte Vorderachse beim W108 (oder wie bei uns bei einem W110) hat mehr Spiel, als bei einem modernen Auto. Hat vor ein paar Tagen noch meine Frau bestätigt, als sie meinte, bei ihrem Opel müsse sie das Lenkrad aber nicht mit beiden Händen führen, wenn es auf der Straße mal eng wird. Recht hat sie.


    Aber trotzdem, der Unterschied zwischen einer abgenudelten und schmiertechnisch von Vorbesitzern vernachlässigten Vorderachse und einer überholten Achse ist deutlich spürbar. Ich bin auf Langstreckenfahrten, für die wir die Flosse größtenteils einsetzen, deutlich entspannter unterwegs und wenn in einer Autobahnbaustelle die Fahrbahn nur zwei Meter breit ist, habe ich keine Schweißperlen mehr auf der Stirn. Ich kann da auch problemlos die erlaubten achtzig fahren, ohne unser Leben und die Gesundheit anderer Verkehrsteilnehmer zu riskieren.


    Der Weg dorthin war allerdings – schmierig. Die eigentliche Achsüberholung wurde von jemandem übernommen, der darin Routine hat. Mein Job war es, das aus den Schmierstellen herausgequollene Abschmierfett der vergangenen 58 Jahre von den Achsteilen zu entfernen. Und obwohl ich sonst gerne mal Werkstattarbeit mache, um von meinem Schreibtisch und aus dem Studio wegzukommen, auf diesen Einsatz hätte ich auch ganz gut verzichten können.


    Gruß Bernd


  • Guten Morgen,


    vielen Dank für eure Meinungen. Ihr habt mir schon sehr geholfen. Man ist halt verwöhnt von den einfachen Reparaturen an neuen Autos durch den Austausch irgendwelcher Gummilagerungen am Fahrwerk.


    Gerd

    In der Tat waren die Gewinde am oberen Querlenker außen mit der Sturzverstellung mein größtes Problem. Im Betrieb hab ich soweit nichts davon gemerkt, aber mit der Fettpresse ging keinerlei Fett mehr durch den Nippel. Hier war alles schon total festgegammelt.


    Bernd

    Ich war eigentlich von den Fahreigenschaften des Autos ab dem ersten Tag positiv überrascht. Wenn jetzt der Geradeauslauf durch die Vorderachsreparatur noch etwas besser wird, bin ich mehr als zufrieden. Übriges kommt mir dein Bild sehr bekannt vor 8o


    @hagen

    Wenn alles erneuert ist, werd ich definitiv die Schmierintervalle etwas intensivieren. Nutzt du hier ganz normales Wälzlagerfett?


    Gruß

    Dennis

    ´71 280SE

    ´81 Vespa PX

  • Hallo Dennis,

    Wenn alles erneuert ist, werd ich definitiv die Schmierintervalle etwas intensivieren. Nutzt du hier ganz normales Wälzlagerfett?

    noch nicht mal, aber sollte gehen. Wälzlagerfette sind normalerweise Hochtemperaturfette.


    In der Betriebsanleitung steht glaube ich nur "Abschmierfett". Häufig Abschmieren ist wichtiger als teures Fett zu nehmen denke ich. Wird seit der Einführung wartungsfreier Achsen gerne vergessen, früher wurde das an der Tankstelle gemacht.


    Lies mal in deiner Betriebsanleitung nach, da steht alles wichtige drin. Auch so Sachen wie Ventilspiel etc.


    Und Achse nach der Reparatur sauber einstellen, ich hatte mal ein Auto mit so einer Vorderachse gekauft wo das nicht der Fall war. Nach dem Einstellen (wo ich dabei war, sonst wäre das nicht richtig gemacht worden) fuhr sich das Auto um Welten besser.


    Viele Grüsse,

    Hagen

  • Auf das Einstellen bin mächtig gespannt, da diese Autos nicht mehr in irgendwelchen Datenbanken gespeichert sind und man bei aktuellen Modellen mit Mehrlenkerhinterachse schon gefragt wird, ob auch die Hinterachse mit eingestellt werden soll.


    Ich bin da bei dir, wichtiger sind wohl die Intervalle, weniger das Schmiermittel selbst.


    Viele Grüße

    Dennis

    ´71 280SE

    ´81 Vespa PX

  • Hi Michael,

    wie hast Du die Federn für den Zusammenbau der Achse außerhalb des Wagens komprimiert?

    Beste Grüße,

    Lutz

    Hallo Lutz. Die Dreieckslenker werden mit zwei langen Gewindestangen zusammen mit der Feder zusammen gespannt bis der Achsschenkel in seiner Aufnahme befestigt werden kann. Gruss Hannes

  • Zum Einstellen werd ich definitiv die Daten aus dem Werkstatthandbuch zur Hand haben.


    Rubilak wie hast du die Arbeitsgewinde an den Dreieckslenkern innen verteilt? Im WHB steht sie sollen gleichmäßig auf die Mitte verteilt werden. Hab hier im Forum allerdings auch schon mal gelesen, einer soll maximal nach vorn und einer maximal nach hinten? Glaub da ging’s um besseren Nachlauf (wenn ich mich nicht irre)


    Viele Grüße

    Dennis

    ´71 280SE

    ´81 Vespa PX


  • Hier hab ich das gelesen (Post #9), allerdings war es wohl je eine Umdrehung und nicht maximal ;)


    Viele Grüße

    Dennis

    ´71 280SE

    ´81 Vespa PX

  • Hallo Denis,


    suche mal bei youtube nach "mercedes maintenance".


    Der John hat kürzlich seine Vorderachse revidiert und eine 7- teilige Videoreihe gedreht. :)

    Vielleicht kannst Du Dir dabei ein paar Tips abholen.


    Ich finde den Typ einfach genial.


    Gruß Joe

    Ein Leben ohne Oldtimer ist möglich, aber sinnlos.

    (frei nach VvB)

  • Moin Dennis,


    ich habe auch die Teile von Febi verbaut, seit 14 Jahren und 80000km keine Probleme. Zum aufreiben der Lager musst du eine verstellbare Reibahle vom Typ Hunger 19 nehmen, die hat einen Verstellbereich von 19,5-22,5 mm. Beim aufreiben langsam rantasten und immer mit dem Bolzen ausprobieren, der sollte leicht saugend durch die Lager gleiten.




  • Moin Ingo,


    Ihr habt mich wie gesagt schon sehr beruhigt mit euren Aussagen.


    Aktueller Zwischenstand ist:

    - Querlenker gereinigt und vorbereitet für Lack

    - alte Buchsen sind raus und die neuen sind schon eingepresst

    - Reibahle Hunger Typ U ist im Zulauf

    - WHB in Papierform ist auch bestellt


    Inzwischen bin ich sehr zuversichtlich, dass das am Ende alles gut wird.


    Grüße Dennis

  • Hi, hab mir ein Dorn zum eindrücken der Messingbuchsen besorgt, ging damit sauber und leicht mit rein.

    Den grauen Belag vom Achsschenkelbolzen mit Schmirgellein beseitigt und klemmte leicht in den Buchsen, danach mit der Reibahle vorsichtig paar Tausendstel rausgerieben und Achsschenkelbolzen hatte satt saugend gepaßt.

    Die Messingbuchsen sind so gefertigt das sie nach dem einpressen eigentlich ohne großen Aufwand passen sollten.

    Also vor gebrauch mal messen und vergleichen und mit den kleinen Stift aufpassen das der nicht abbricht oder runterfällt beim einsetzen.

    *Gruß Hoffy !!!

  • Moin,


    Viel kann es wirklich nicht sein was die Buchsen aufgerieben werden müssen. Nach dem Einpressen gestern, passte der Achsschenkelbolzen in die eine Buchse schon rein, aber sitzt definitiv zu stramm.


    Gruß

    Dennis

    ´71 280SE

    ´81 Vespa PX