Mechanische Fensterheber lackieren?

  • Hallo Kollegen,

    habe gestern meine 4 mechanischen Fensterheber vom Entrosten zurückbekommen.

    Waren die werksmäßig lackiert oder verzinkt?

    Viele Grüße Ulli


    W112 300SE Coupe, April 1964

  • Moin Ulli, ich kenne eigentlich nur verzinkte oder aber auch nur brünierte Fensterheber, lackierte sind mir noch nie untergekommen, quer durch alle Marken...


    Michael

  • Hallo Ulli,


    auch ich kenne keine lackierten Fensterheber. Ausreichend Korrosionsschutz beginnt bei Zink galvanisierten Außenteilen mit einer Schichtdicke von min. 8mü, besser 10-12mü. Die 4mü Schichtdicke ist für Innenteile. Brünierte Teile haben einen geringeren Schutz und sollten eigentlich als Außenteile nicht verwendet werden - ist aber immer wieder so praktiziert worden.


    Gruß

    Rolf

  • Moin,

    komisch, also mir sind bisher bei W108, W111 und W112 (2- und 4-türer) keine Fensterhebermechaniken untergekommen, bei denen ich den Eindruck hatte, dass die mal verzinkt gewesen wären. Die waren alle irgendwie dunkel-bräunlich (nein, nicht nur an den rostigen Stellen), aber ob das von einer speziellen Oberflächenbehandlung (Lackieren, Brünieren) herrührt, vermag ich nicht sicher zu sagen. Oder eher metallisch-blank.

    Glatt verzinkt waren in meinen Wagen immer nur die Heberschienen, also die Verbindung von Heberarm zur Scheibe, sowie die seitlichen/senkrechten Fensterführungsschienen.


    Oder ist das alles mal wieder baujahrsabhängig...?


    Grüße,

    Lutz

  • Hallo,

    wenn ich die Beiträge so lese und mir die Fotos aus den Links von Hannes anschaue, also die gebrauchten Heber vom VDH,

    oder auch das was so im Netz angeboten wird, denke ich schon dass die Heber irgendwann mal brüniert waren.


    Ob das mal irgendwann baujahr- oder modellabhängig war - keine Ahnung.


    Ich werde Montag mal zum Galvaniker fahren der mir schon einiges an Teilen gelbverzinkt hat und den Meister fragen was denn so der beste Korrosionsschutz in einer relativ geschlossenen Tür oder Fondecke ist und dann entscheiden wie ich die Oberfläche der Heber behandelt haben will.

    Brüniert, gelbverzinkt oder gelbchromatisiert, was auch immer, Hauptsache es korrodiert in den nächsten 30 Jahren nicht, sehen tut es ja eh nachher eh keiner mehr.

    Viele Grüße Ulli


    W112 300SE Coupe, April 1964

  • ...wobei gerade die fraglichen Hebermechaniken dort vom /8 sind...;)

    Hallo Nordhorst,


    die vom untersten Link sind aber vom Qpe https://mercedesclubs.de/ersat…-w-111-c-w-113-w-186,2088

    Habe vor 2 Jahren für den W108 die beiden vorderen eFH in neu gekauft und getauscht. Diese und der Ausgebaute hatten exakt die OFL wie die für /8 vom obersten Link. Evtl. wurde ab 1968 dann da nicht mehr nur "brüniert" sondern verzinkt.....


    Gruss Hannes

  • Hey Hannes,

    als ich darauf antwortete, stand da aber nur der oberste Link...?


    Is ja total link, ey.... ;)


    Deine (und auch meine) Brüniertheorie würde ja auch zu Wolfs empirisch begründeter Feststellung passen... irgendwann wurde auf Verzinkung umgestellt.


    Beste Grüße,

    Lutz

  • Hallo Zusammen,


    mein Name ist Klaus, ich schreibe sonst in der Sternzeit, weil 107er besessen.

    Da ich mich beruflich seit über 35 Jahren mit den Fensterhebern technisch auseinander setze, wollte ich hier etwas dazu schreiben.

    Ulli möchte die Hebegestelle neu verzinken lassen. Dabei muss man das Abbeizverfahren hinterfragen, weil es durch die übliche Säureeinwirkung zu Wasserstoff Versprödung des Stahles kommen kann.

    Beim Kreuzarm Heber ist der letzte Zahn im oberen Block stark belastet und kann dann brechen.

    Wir hatten vor einigen Jahren einmal bei Schrauben die Chromatschicht in gelb abbeizen lassen, da die neue Anforderung eine Zink-Nickel Oberfläche war.

    Das sieht so matt hellgrau aus. Durch das Abbeizen hatten wir aus 8.8er Schrauben 4.8er Schrauben gemacht und zu spät bemerkt, dass die Festigkeit nicht mehr ausreichend war.

    Ein Chemiker hat uns später erklärt, dass sich beim Abbeizen Wasserstoff an den Korngrenzen im Stahlgefüge einlagert und die Festigkeit erheblich verringert.

    Die Oberflächen Beschichtung der Stahlteile beim Fensterheber war seit den Ende der 70er Jahre zunehmend Zink, in Form von blau- oder gelb Chromatierung. Gelb ist bei gleicher Schichtdicke korrosionsbeständiger als Blau.

    Davor, so bis Anfang der 80er Jahre wurden solche Teile phosphatiert. Das sieht im Alter etwas matt bräunlich aus. Auch damit gab es irgendwann Probleme mit den Umweltauflagen und man stellte auf Zinkoberflächen um.

    Brünieren ist im Nassraum der Tür nicht sehr beständig und daher keine gute Wahl.


    Viele Grüße


    Klaus

  • Hallo,

    endlich mal einer ,der sich mit der Materie auskennt. Klaus chapeau!

    Und meiner Meinung nach ist der Aufwand, die FH für mechanische Betätigung zu veredeln , zu hoch,um die mehrmals in die Hand zu nehmen.

    Da gibt es auf dem Markt noch 100te Teile in sehr gutem Zustand für weniger Geld und Aufwand. Meine Meinung zu solchen Teilen.

    Selbst wenn die total verrostet sein sollten man die eh! nicht mehr sieht, funktionieren die doch auch so! Gut eingefettet an den Funktionsstellen mit geeignetem Fett halten die locker noch 30Jahre, was soll da abrosten? Meistens geht es ja um den Verschleiß der Eingriffzähne oder um die Gelenke /Lagerungen und die sollte man doch abschmieren dann ist gut und das sieht man später auch nicht mehr.

    Musste ich jetzt einfach so von der leber reden,weil hier manchmal viel zu viel AUfwand getrieben wird für Teile,die man nicht mehr sieht, wo es doch nur um die Funktion geht? Und da ist die Oberflächenbehandlung fast unerheblich. (an den Stellen ,wo die Scheibe gefasst wird ist das was ganz anderes,weil da kann es durchausSinn machen, eine gute Beschichtung zu haben, und die ist ja auch werksseitig aufgebracht(gel-chromatiert- Salzsprühnebeltest 240h_) und nur selten total durch.

    Das soll hier nicht ausarten, war nur meine Meinung dazu.

    Gruß und weiterhin frohes Schaffen

    Tobias

  • Hallo,


    die Wasserstoffversprödung betrifft vor allem hochfeste Stähle (z.B. Schrauben ab 10.9). Das Problem läßt sich durch tempern in den Griff bekommen. Hierbei wird das Werkstück einige Stunden bei 200 °C in den Ofen gelegt.


    Ich erachte den Aufwand, nicht sichtbare Teile in einen optisch besser als neu-Zustand zu versetzen übertrieben. Was funktional noch o.k. ist, säubern und fetten.


    Grüße Udo

  • Hallo Ulli,


    auch ich kenne keine lackierten Fensterheber. Ausreichend Korrosionsschutz beginnt bei Zink galvanisierten Außenteilen mit einer Schichtdicke von min. 8mü, besser 10-12mü. Die 4mü Schichtdicke ist für Innenteile. Brünierte Teile haben einen geringeren Schutz und sollten eigentlich als Außenteile nicht verwendet werden - ist aber immer wieder so praktiziert worden.


    Gruß

    Rolf

  • Danke Udo,


    deine Anmerkungen zu Klaus wichtigen Hinweisen sind absolut in Ordnung. Die Wasserstoffversprödung spielt eigentlich nur bei hochfesten Stählen eine Rolle und kann durch Wärmebehandlung nahezu eliminiert werden. Trotzdem sind sicherheitsrelevante, hochfeste Schraubverbindungen nicht verzinkt. Alle anderen Bauteile können verzinkt werden, müssen aber bei hohen Belastungen getempert werden. Wir haben alle Kontaktfedern in Leuchten und Scheinwerfern verzinkt und getempert - kein Problem.


    Gruß

    Rolf

  • Hallo,

    danke euch noch mal allen für die aufschlussreichen Antworten und Anregungen. Vor allem auch die Erklärungen von Klaus und Udo über eventuelle Wasserstoffversprödungen und die vielleicht daraus resultierenden Materialbeschädigungen. Nur geht es sich bei mir nicht um Teile aus hochfestem Stahl sondern um simple hoffentlich nach der Oberflächenbehandlung lang haltende Fensterheber


    Meine Heber waren nun mal verrostet und so wollte ich sie nicht mehr einbauen, auch wenn man sie später nicht sieht:cool: Darum habe ich sie chemisch entrosten lassen und werde jetzt noch einen Schutz gegen Korrosion auftragen. Ob das jetzt durch brünieren, phosphatieren oder verzinken gemacht wird, das werde ich nächste Woche entscheiden wenn ich mit dem Meister in dem Galvanikbetrieb gesprochen habe.


    Und wer die Dinger eben mal nur sauber machen will und ein wenig einfetten - na der kann das gerne tun.

    Viele Grüße Ulli


    W112 300SE Coupe, April 1964