Ich hab da mal ein Problem… (mit der Flossen-Hinterachsbremse)

  • Ich hab da mal ein Problem… (mit der Flossen-Hinterachsbremse)


    …und zwar öffnet die Trommelbremse an der Hinterachse meiner Flosse (200D, BJ. 1965), nachdem ich das Bremspedal betätigt habe, erst mit einigen Sekunden Zeitverzögerung.

    Also wenn ich zum Beispiel auf einer abschüssigen Straße vor einer Ampel halte, dann bleibt der Wagen stehen... ohne dass ich mit dem Fuß auf der Bremse bleibe und ohne dass ich die Handbremse ziehe. Erst nach ein oder zwei Sekunden fängt die Flosse gemächlich an zu rollen.


    Dass es die Bremse an der Hinterachse ist, merke ich an den deutlichen Geräuschen, die beim Anfahren von dort kommen, wenn ich die ein oder zwei Sekunden nicht abwarte.


    Aber die Bremse wird beim Fahren nicht warm oder gar heiß. Es ist also kein Dauerproblem.


    Die Hinterachse wurde überholt. Im Herbst 2022. Die Radbremszylinder sind neu. Die Bremsbacken inklusive Belägen auch (beim vdh gekauft).

    Bei der Montage kamen die üblichen, hitzefesten Schmiermittel zum Einsatz, die auch in den dreißig Jahren vorher für eine einwandfreie Beweglichkeit aller Trommelbremsen-Teile gesorgt haben.


    Anfangs hat die Bremse auch wie gewohnt funktioniert. Der Ärger begann erst ein Jahr nach der Achs- und Bremsen-Überholung, also im Herbst 2023.


    Was als erstes auffällt: die Bremswirkung kommt schon nach einem sehr geringen Pedalweg und das Pedal fühlt sich hart an. So war die Bremse aber nicht eingestellt.


    Die Handbremsseile kann ich als Ursache ausschließen. Ziehe ich die Handbremse auf einer abschüssigen Strecke und löse sie anschließend, rollt die Flosse sofort los.


    Was mir aufgefallen ist, am letzten Samstag war es fast 15 Grad warm. Da machte die Bremse nur noch dezent Theater. Vorgestern war es wieder kalt und die Bremse ging, wie inzwischen gewohnt, erst mit Verzögerung auf.


    Auf der Liste der Verdächtigen stehen bei mir die zwei Bremsschläuche an der Hinterachse ganz oben. Die sind 34 Jahre alt. (Wobei, die Bremsflüssigkeit haben wir stur im Zweijahresrhythmus gewechselt.)


    Was denkt ihr? Könnte es noch andere Ursachen für das Phänomen geben als die Bremsschläuche?


    Danke schon mal für eurer Hilfe

    Gruß Bernd

  • Hallo Bernd,

    Das die Bremswirkung seit geraumer Zeit bei sehr kurzen Hub schon anspricht , spricht dafür das sich der Bremsdruck nie komplett abbaut. Die Frage ist ob du eine späte Flosse mit einem Zweikreis Hauptbremszylinder hast. Wenn das der Fall ist , könnte ein defekter HBZ dafür verantwortlich sein. Auch wenn die Leitungen 34 Jahre alt sind , bin ich nicht der Meinung , das diese sich derartig zusetzen.


    Viele Grüße Mario

  • Hallo Mario,

    Danke für den Tipp!

    Ja, die Flosse hat eine Zweikreis-Bremse.

    Und jetzt stürze ich mich mal kopfüber in eine meiner vielen Wissenslücken: was ist im HBZ passiert? Warum baut er den Bremsdruck nicht ab?

    Danke schon mal für die Nachhilfe

    Gruß Bernd

  • Hallo Bernd,


    ich hatte bei meiner 200 D Flosse Bj 67 ähnliche Probleme beim TÜV. Die Hinterradbremse ging zwar, aber auf der Hebebühne gingen die Hinterräder blieb für gewisse Zeit schwergängig, als ob die Radzylinder noch leicht blockierten.

    Der Fehler lag an den beiden hinteren Bremsschläuchen , die direkt am Radzylinder anliegen. Sie waren über die Jahre zugequollen. Dies bedeutet das der hydrauische Druck über die Bremsflüssigkeit ausreichte die Radzylinder zu betätigen, aber die Rückholfeder die nötige Kraft wegen der zugequollenen Bremsschläuchen nicht mehr aufbringen konnte um die Radzylinder wieder in ihre Ausgangsposition zu bringen.

    Dies läßt sich einfach auf einer Hebebühne testen. Einer bremst im Auto, der andere versucht nach geöffneter Bremse die Hinterräder zu drehen.

    Daraufhin habe ich alle 4 Bremsschläuche gegen Stahlflexleitungen ausgetauscht. Jetzt funktioniert alles wieder und der Druckpunkt der Bremse hat sich auch noch leicht verbessert. Diese Stahlflexleitungen müssen nicht eingetragen werden da ein Gutachten (ABE) beiliegt. Und preislich waren diese Schläuche nicht wesentlich teurer als die normalen Standardschläuche. ich musste seinerzeit 5 Sätze dieser Stahlflexschläuche ordern, da keine vorhanden waren und ich einen besseren Preis erzielte.

    Bei Interesse schreibe mich doch einfach über meine PIN an . Mitglied:nr 1942

    Gruß

    Michael

  • Hallo, Bernd,


    ganz ehrlich? Bei 34 (!!) Jahre alten Bremsschläuchen würde ich nicht einmal im Ansatz über evt. andere Ursachen nachdenken, sondern ohnehin sofort tauschen. Und den Kupplungsschlauch gleich mit, falls auch überaltert. Wenn der Mangel dann immer noch besteht, kann man über den HBZ als Ursache nachdenken.


    Gruß


    Ulli

    230 SL 10/63
    220 SE 07/64
    - irgendwas ist immer...
    ----------------------------------------------------------
    vdh-Regionaltreff Münster/Münsterland
    jeden 3. Mittwoch ab 19.30 Uhr im RoadStop,
    48157 Münster, Schiffahrter Damm 315


    www.pagodentreff.de

  • Möin zusammen,


    ich schliesse mich da Ulli an. Wahrscheinlich ist der auf dem Foto mit dem roten Pfeil gekennzeichnete Bremsschlauch schon leicht zu gequollen und verursacht die Probleme.


  • Danke an alle, für eure Einschätzungen.


    So schön wie auf dem Foto von Ingo sieht meine Flosse - 30 Jahre nach der Restaurierung - allerdings nicht mehr aus. Obwohl ich den Bereich vor kurzem noch gründlich gesäubert, von Flugrost befreit und neu lackiert habe.


    Da die neuen Bremsschläuche deutlich günstiger sind als ein neuer Hauptbremszylinder und auch einfach zu wechseln, werde ich damit anfangen. Eines hat mich nämlich stutzig gemacht: dass die Bremse sich bei 15 Grad Lufttemperatur fast völlig problemlos löste. Das spricht eher für einen oder beide Gummischläuche als für den HBZ.


    Aber ich lass mich überraschen. Die Flosse ist jetzt bald sechzig Jahre alt. Da können auch schon mal zwei Bauteile gleichzeitig das Zeitliche segnen.


    Ich halte euch auf dem Laufenden.


    Grüße

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    nach meinen positiven Erfahrungen mit 4 neuen Stahlflexleitungen kann ich dir nur diese Variante Empfehlen. Die Umbauarbeiten und das Entlüften mit der neuen Bremsflüssigkeit ist der gleiche Aufwand. Und der relativ geringe Mehrpreis im Vgl. zu Gummischläuchen akzeptabel.

    Wie angedeutet ich habe mindestens noch 2 komplette Sets mit AB.

    Gruß

    Michael

  • Wir hatten in der Karmann-Community diesbezüglich mal Probleme:



    H-Gutachten und Stahlflex-Bremsschläuche

    Beitrag von Christian Wilke » Dienstag 24. April 2018, 17:21


    Hallo,


    ich habe Stahlflex-Bremsschläuche in einem Karmann Ghia (Bj. 1970) eingebaut.

    Nun haben ich Probleme mit dem TÜV und dem H-Gutachten.

    Der TÜV gibt nur dann sein Okay, wenn ich eine ABE vorlegen kann, die vor 1980 (also max. 10 Jahre nach dem Baujahr des Kfz) ausgestellt wurde.

    Kennt ihr das Problem?

    Ich werde wohl auf Standard-Bremsschläuche umrüsten müssen.



    Viele Grüße

    Christian

  • Hallo Christian,

    ich habe mich jetzt kundig gemacht bei dem Stahlflexleitungshersteller und folgendes in Erfahrung gebracht:

    Der Umbau auf Stahlflex stellt keinen Widerspruch mit dem H-Kennzeichen dar, weil es keine sogenannte "bauliche Veränderung" ist.

    Laut § 23 StVZO sind Maßnahmen, die der Sicherheit dienen erlaubt.

    Also würde ich an deiner Stelle, bevor du wieder auf Gummischläuche zurückbaust dies mal mit deinem TÜV Prüfer abklären.

    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,


    Danke für das Angebot in Sachen Stahlflexleitungen. Aber nicht nur meine Werkstatt macht gerade zu und wird erst in einigen Monaten in wesentlich kleinerem Stil wieder eröffnen.

    Auch der GTÜ-Mann, der in den letzten 30 Jahren immer mit Vernunft und Augenmaß die HU-Abnahmen gemacht hat, ist im Rentenalter. Ob und wenn Ja wie lange er noch weiter macht, war ihm nicht so konkret zu entlocken.

    Von da her muss ich mich automobil momentan in vielerlei Hinsicht neu orientieren. Und an der Flosse gibt es schon genügend Teile, die nicht so ganz original sind. Die Umbauten dienten zwar immer der Sicherheit, aber ich habe wenig Lust auf Diskussionen. Mein Alltag ist schon ohne dem spannend genug.


    Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich - mit viel Glück - noch 30 Jahre lang fahren werde. Realistisch betrachtet könnten es auch nur zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre sein. Da werden es hoffentlich auch die Gummischläuche tun. Die letzten haben ja auch sehr lange gehalten.


    Grüße

    Bernd

  • Quote

    Wie angedeutet ich habe mindestens noch 2 komplette Sets mit AB.

    Hallo Michael,


    Was soll ein Satz kosten?

    Für Scheibe/Trommel?


    Gruß, Michael

  • ad Stahlflex: Hab ich auf beiden Achsen drin, sind gummiummantelt, fallen erstmal als solche gar nicht auf.


    Es kommt auch hier auf den Prüfer an.


    Tragen übrigens zur Sicherheit bei und können daher durchaus als H-tauglich anerkannt werden: Bremspunkt exakter und spontaneres Ansprechverhalten der ollen Trommeln, deutlich verlängerte Haltbarkeit.


    LG Bodo

    instagram: ponton_ponton

  • Quote

    Du hast aber einen W 111 220 b - Das passt nicht-

    Ok,

    ich hab aber 108er Achsschenkel mit Scheibenbremse ATE-Zangen 57mm.

    Passt vielleicht doch?


    LG, Michael

  • Hallo Bernd,


    ich würde gleich alles machen,HBZ und die Schläuche,ist nur einmal entlüften,

    hast du regelmässig das Bremsöl gewechselt ?sollte man ja alle 2 Jahre machen.

    Und denk an die Rückholfedern,falls die noch alt sind,


    gutes gelingen ,


    Grus willi

  • Zu jeder Geschichte gehört auch ein ordentlicher Schluss. Hier also die Lösung des "Problems":


    Es war der Bremsschlauch hinten rechts. Ausgetauscht, Anlage entlüftet. Bremse baut den Druck sofort ab, sobald ich das Pedal los lasse.


    Der linke Schlauch ist 2011 mal neu gekommen. Ich hatte es nur so bescheuert in mein Wartungs-Büchlein notiert, dass ich aus der Notiz erst wieder schlau geworden bin, als die Flosse auf der Bühne stand.


    Alleine der optische Unterschied zwischen den beiden Schläuchen war mehr als deutlich. Links glänzende Metallenden und glattes, makelloses Gummi. Rechts alles verrostet und ein rissiger Schlauch.


    Eigentlich hätte der rechte Schlauch beim Überholen der Hinterachse vor anderthalb Jahren einfach neu gehört. Da sah der bestimmt nicht viel besser aus. Aber, keiner hat's gesehen. Ich auch nicht. Wahrscheinlich war die Achsreparatur - wir hatten alles auseinander - so spannend, das wir eine Art Tunnelblick entwickelt haben.


    willi:

    Das Bremsöl ist, solange wir DOT4 genutzt haben, regelmäßig alle zwei Jahre gewechselt worden. Inzwischen fahre ich seit vielen Jahren mit DOT5. Das ist nicht hygroskopisch, braucht also nicht so oft ausgetauscht zu werden.


    Danke noch mal an alle, die hier mit geschrieben haben.


    Gruß Bernd