Vorderachse Vollfettstufe

  • Schön aufbereitete Flossen-Vorderachsen habe ich schon reichlich gesehen. In natura und hier im Forum. Und mich immer gefragt: wie machen die Leute das? Denn die Achsen muss man ja abschmieren und das endet immer fettig.

    Das Schlimmste lässt sich zwar wegwischen. Aber ein Fettfilm bleibt, der mit der Zeit zum Fliegenfänger für Straßenstaubpartikel mutiert. Und so beginnt die Sauerei. Je mehr das Auto bewegt wird, desto schlimmer.


    Wir fahren regelmäßig etwa 10.000 Kilometer im Jahr mit der Flosse. Da reicht einmal Abschmieren nicht. Immer wenn ich – rein zufällig – an meiner Werkstatt vorbei komme, dann halte ich auf einen Plausch und schaue nebenher, ob gerade eine Bühne frei ist. Falls Ja, Hoch die Flosse und die Fettpresse geholt. Die Mundstücke sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Also einen anderen Kunden – man kennt sich – angehauen: "Kannst Du mal eben…?"


    Das habe ich jetzt seit 30 Jahren so gehalten. Da kommen eine Menge Fettkartuschen zusammen. Und deren Inhalt hat nach und nach die Achse bis zur Unkenntlichkeit überzogen.

    Die Ersatzteile für die absehbarerweise mal fällige Achsüberholung hatte ich bereits 1999 erworben. Aber man glaubt gar nicht, wie regelmäßiges Fetten das Leben einer Flossen-Vorderachse verlängern kann. Bis der Onkel, der für die HU zuständig ist, letztens anmerkte, dass da aber jetzt mal Handlungsbedarf bestehe.


    Also hat mein persönlicher Flossenmechaniker letzte Woche die Achse teilweise zerlegt und überholt. Meine Job dabei: Fett weg machen.

    Wenn ich mal einen richtig bösartigen Feind haben sollte und mir für den eine Strafe überlegen müsste. Ich hätte da so eine Idee…



    Vollfettstufe



    Und das hier kam nach der Reinigung zum Vorschein. Die Achsschenkelbolzen gab's natürlich neu.



    Übrigens rostet es unter dem Fett. Die beiden unteren Schwingen waren zu stark korrodiert, um sie noch mal einzubauen. Da haben wir auf gut erhaltende Gebrauchtteile zurückgegriffen. Hier fehlt jetzt noch der schwarze Lack.


    Das Ergebnis der Aktion ist übrigens eine deutlich präzisere Lenkung und ein viel entspannteres Fahren.


    Gruß Bernd (mittlerweile wieder komplett entfettet)

  • Hallo Bernd,


    ich wische das herausgequollene Fett immer ab. Ist zwar auch nicht perfekt sauber aber ich habe keine Fettbollen die dann in die Landschaft fliegen und sich am Auto verteilen. Die fettverschmierten Lappen nehmen die Kommunen ja mittlerweile mit Kusshand da sie immer mehr Öl für ihre Müllöfen zukaufen müssen.


    Ich wünsche dir noch lange Freude an deiner schönen neuen Vorderachse :thumbup:


    Viele Grüsse,

    Hagen

  • Moin Bernd,

    ich kam gerade unterm Auto vorgekrochen, um mich im Forum über den Ausbau von Federn und Querlenkern zu informieren als ich deinen Beitrag las. Bei mir sah es gestern noch ähnlich aus und ich überlege nun auch, die Querlenker zu ersetzen. Ich denke, die sind so angerostet, weil durch das viele Fett das Wasser nicht ablaufen konnte.

    Wie hast Du das mit den Federn gelöst? Kann man da mit so einem Mercedes Federspanner arbeiten: Federspanner Mercedes schwarze Platten 4250754702224 | eBay

    In anderen Beiträgen wird - kontrovers - von Lösungen mit Gewindestangen berichtet...


    Gruß Berndt

  • Hallo Berndt,


    wenn Du schreibst "vorgekrochen", dann klingt das so, als hättest Du keine Bühne zur Verfügung (oder Du bist sehr, sehr groß).

    Jedenfalls haben wir das Federausbau-Problem mit Hilfe einer Hebebühne und einer dieser pyramidenförmigen, etwa 30 Zentimeter hohen, Stützen gelöst. Ich hoffe, mal, ich bekomme die einzelnen Schritte noch hintereinander.


    Rad, Bremssattel und Bremsscheibe ab. Stabilisator ausbauen. Auto ablassen und die untere Schwinge sorgfältig auf die Stütze setzen. Aufpassen, dass der Wagen nicht von der Bühne rutscht. Etwas Druck auf die Schwinge reicht.


    Achsschenkel abbauen. Dabei von der Seite arbeiten, falls etwas schief geht. (Der Stoßdämpfer ist nur eine Notfallhalterung.)


    Zum Schluss den Stoßdämpfer oben lösen. Auch dabei möglichst weit zur Seite treten oder von Vorne arbeiten (falls die Arme lang genug sind).


    Dann die Bühne langsam, Stückchen für Stückchen, hochfahren. Irgendwann fällt die Feder entspannt raus. Auch das bei größtmöglichen Abstand.


    Beim Ausbau durfte ich mitmachen. Beim Einbau nicht. Das haben zwei Kfz-Meister mit Hilfe der Bühne und eines 'Einarmigen' gemacht. Ging ganz schnell, obwohl ich Vorne 108er-Federn drin habe, die etwas härter sind als die Original Flossen-Federn. Die Aktion erfordert aber wohl eine ganze Menge Geschick.


    Wie das ohne Bühne funktioniert, weiß ich nicht. Stell ich mir kompliziert vor. Ich würde mir an Deiner Stelle von jemanden helfen lassen, der mit solchen Arbeiten Routine hat. Wenn dabei etwas schief geht, ist das Verletzungsrisiko einfach zu groß. Ich habe sehr viel Respekt vor diesen Federn.


    Gruß Bernd

  • Hallo Bernd,


    es ist, wie Du vermutest - eine Hebebühne gibt's in meiner Garage nicht. Bei meinem 210er bin ich aber mit dem genannten Federspanner ganz gut klargekommen - beim 111er sieht das alles viel enger aus. Jedenfalls hast Du mit der Variante, den Querlenker am Achsschenkel zu lösen statt am Achsträger eine weitere Möglichkeit beschrieben, wie man die Feder rausbekommt. Da ich Deinen Respekt vor dieser Arbeit voll und ganz teile, suche ich noch nach zusätzlichen Sicherungen - z.B. gibt's auf youtube ein Video, bei dem jemand den unteren Teil der Feder am Querlenker festkettet, damit sie nicht rausspringen kann.


    Gruß Berndt

  • Hallo,

    ich würde die Federspannung über den Lagerkörper in Gewindestangen entspannen. 2 der 4 Schrauben durch 12er Gewindestangen ersetzen, oben gekontert unten Mutter zum entspannen.

    Wenn die Stangenmuttern gegengedreht sind die restlichen Schrauben entfernen und danach den Lagerkörper durch herunterdrehen der Mutter absenken.

    Funktioniert auch umgekehrt.

    Gruß HaWA

  • Hallo Hawa,


    das klingt, als sei das gut erprobt - ich hatte an andere Stelle gelesen, dass es Zweifel an der genügenden Festigkeit der Gewindestangen gebe!?


    Gruß Berndt

    • Official Post

    Hallo Hawa,


    das klingt, als sei das gut erprobt - ich hatte an andere Stelle gelesen, dass es Zweifel an der genügenden Festigkeit der Gewindestangen gebe!?


    Gruß Berndt

    Hi,


    Gewindestangen haben unterschiedliche Festigkeiten...von 4.6 bis 12.9 gibt es im Handel.


    Dazu gehört dann aber auch die passende Mutter...auch da gibt es unterschiedliche Festigkeiten. Beachtet nur kaum jemand...


    PS: Dann gibt es nochmal Unterschiede der (Festigkeit) Zugfestigkeit bei Regel- und Feingewinde ;)

    Gruß

    stefan


    An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.(Erich Kästner)

  • Moin,


    ich habe damals auch die Gewindestangenlösung zur Überholung meiner Vorderachse genutzt. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass sich die Gewindestangen, je weiter man den unteren Querlenker absenkt, leicht durchbiegen, weil sie oben im Achskörper in einer Passschrauben-Aufnahme stecken und dort absolut gerade herausgeführt werden, während der Querlenker auf seinem Weg nach unten eine leichte Radiusbewegung macht. In der Folge arbeiten sich die Gewinde der Stangen leicht in die Passgänge ein. Für eine einmalige Aktion m. E. ok, aber mehrmalig würde ich das nicht machen.


    Gruß


    Ulli

    230 SL 10/63
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    - irgendwas ist immer...
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