Erlebnisbericht eines "Batteriesurfers" auf Facebook - Post eines Journalisten
Wie wahr doch die Konklusio ist....
Bernd Ramler 2. Januar um 22:03
Fahrt mit Elektroauto vom Emsland nach Stuttgart und zurück.
Am 29.12.19 bin ich mit meinem nagelneuen Hyundai Kona electric meine übliche Strecke aus dem Emsland nach Stuttgart gefahren. Die gleiche Fahrt mache ich häufig mit meinem Mercedes Diesel C300h Kombi. Hier jetzt ein direkter Vergleich über 1245 km. Die Stromkosten sprachen sogar für den Diesel (s. Tabelle im Bild) !
Mein Hyundai Kona E mit 64KWh-Batterie hat ähnliche Prospektreichweiten wie die sagenumwobenen TESLA`s: 449 km im WLTP Test / 619km Stadtreichweite bei 1807 kg Normgewicht.
150KW /204PS ( wobei im Fzg-Schein nur 28KW/38PS bei Last über 30 min übrig bleiben – somit steht im Schein nur eine Nennleistung von 28 KW. Anhängerkupplung bei diesem „SUV“ – wie bei fast allen E-Fzgen- nicht erwünscht oder verboten…..
Leider -wie in viele eFzgen – ist im 2019er Modell nur ein einphasiger 7,2KW-Onboard-Lader verbaut, der aber aufgrund deutscher "Schieflast-Vorschriften" nur 4,6 KW lädt. D.h. auch an stärkeren öffentlichen Ladesäulen lädt die Batterie mit max. 4,6 KW und es wird eine Ladezeit auf 100% bei leerer Batterie von ca. 15 h gebraucht….an der 220V Dose (max. 2,1KW) braucht eine leere Batterie 64KW/2,1KW= 30,5 h Ladezeit – das ist Praxis.
Alle die vielen öffentlichen Säulen haben keine Schnellladeeinrichtung – nur 11 bis 22 KW ! Hier muss ein fast leerer Hyundai Kona E weit über 10h die Säule blockieren. Erst an den Schnellladestationen an der BAB geht eine Ladung für ca. 200km in 1 h. Nix mit Kanzler Schröders Spruch:“da hol mir mal `n Bier „ – oder Merkel: „nach einer Kaffeepause ist das Auto wieder auf der Autobahn“ !
Eine Langstreckenfahrt muss also gut vorgeplant werden. Wir hatten bis Stuttgart 2 Ladepausen à 1h eingeplant. BAB A3 Ohligser Heide hatte 4 gute Ladesäulen -alle waren frei- und nach einigen Startversuchen mit einer Freischalt-App am Handy klappte die Ladung mit 58KW Ladeleistung … auf der Rückfahrt wurden wir mutiger und kamen mit unter 100km Restreichweite auf der A3 Raststätte Medenbach an – puh…. , die einzige Säule dort war frei. Aber nach 30min Probieren und Anruf bei der EON Hotline stellte sich heraus, dass diese Säule am Schnellladekabel defekt war. Suche in der Lade-App ergab erst in Limburg eine weitere Schnelladesäule. Mit dem 4,6KW „onBoardLader“ hätten wir trotz noch funktionierender 22KW Säulenausgabe für 200km Fahrt 11h Ladezeit benötigt ! Also mit schwitzenden Händen in Schleichfahrt hinter einem grossen Wohnmobil im Windschatten bis Limburg….was auch gelang. Nur dort war die einzige Säule durch einen holländischen Audi belegt…. Der Fahrer liess sich überreden und dockte ab, er hatte als Hybrid noch ein paar Liter Benzin drin…. Wie soll das erst mit 30 -50 Autos /Stunde -wie an den Kraftstoffsäulen zu sehen war- funktionieren ???? 50 Ladesäulen je 100KW in Reihe ergibt zumindest eine gute Parkplatzheizung durch Zuleitungen ?????
Für die Ladung in unserem Zielort waren nur 11KW Säulen in der Nähe zur Verfügung. Also immer über 10h dort abstellen und 3 km zu Fuss zur Übernachtung….war auch gesund…..
Fazit: So werden sich in unserer eher hektischen Zeit keine grosse Kundenkreise für „e-mobilität“ freiwillig erwärmen lassen- jedenfalls keine, die täglich hart und lange arbeiten müssen. Es erfordert immer noch einen Diesel für die täglichen Funktionen über längere Strecke. Kurzstrecke ok – aber ohne bessere Ladeinfrastruktur auch „ätzend“.
Wir haben aber einige begeisterte E-Mobiler getroffen……vor allem Fahrer von „über 100.000€ Autos“, die selten zugeben, dass es für diese Preisklasse eher eine grosse Showbühne ist. Ich werde zumindest ein Zweitauto „Diesel“ behalten.
Forderung: alle Politiker müssen zwangsweise 4 Wochen lang ausschliesslich E-Mobil oder Bahn fahren – nur dann ändert sich diese E-Mobilwelt vielleicht in noch erlebbarer Zeit. In Berlin geht das evtl. noch – im Emsland aber ganz sicher soooo nicht !!
Michael