Zeituhr W111

  • Hallo David,


    ich hoffe du hast die Zahnräder auch alle ausgebaut und die Lager mit einerm Putzholz (Zahnstocher funktioniert auch)

    gereinigt, ansonsten wird das neue Öl das alte verharzte Öl anlösen und vermischen.


    Das Niedrigtemperatur Lot bekommt man hier:


    Niedrigtemperaturlot


    Damit es durch die Sicherung passt, muss man es noch auf ca. 1 - 1,2mm runterwalzen.

    Verpressen tue ich es mit einer Zange. Man schneidet ein ca. 5mm langes Stück ab, steckt es

    durch die Metallfahnen und verpresst es anschließend.


    Gruß Jan

  • Hallo David,

    Fehlt also „nur noch“ die Sicherung.

    Hier würde ich mich allerdings schon gern an die Empfehlung halten und ein Material mit Schmelzpunkt von 120 Grad verwenden. Ich finde aber keins...

    warum baust Du keine richtige Sicherung ein statt eines mehr oder weniger undefinierten Stück Drahtes?


    Viele Grüße,

    Hagen

    .

  • Hallo Hagen,

    das Einlöten einer Temperatursicherung in den geöffneten Mechanismus ist zwar möglich, allerdings ist der Schmelzdraht die exaktere Lösung da mit dem vom im Bedarfsfall Spulenerwärmten Metall verbunden. Das Problem ist ja nicht ein möglicher Kurzschluss, sondern die Erwärmung der nicht abgeschalteten Spule.

    Ich suchte nach Bismutlot was wegen der Giftigkeit wohl nicht mehr gehandelt wird.

    Der Begriff Niedrigtemperatulot war weder mir noch einem Fügeverteter bekannt.

    Gruß HaWA

  • Hallo David,


    meine Meinung: 4grad zu hoher Schmelzpunkt geht in den Toleranzen unter. Die Spule brennt ja nicht bei exakt 120,00 Grad durch. Das ist ein mehr oder weniger willkürlicher Wert aufgrund der Staffelungen die es damals eben gab.

    Ich würde 124er nehmen.


    Gruß

    Alexi

  • Sorry,


    habe gerade erst eine Email bekommen, dass es neue Beiträge gibt.

    Ich verwende die 124 °C Version.


    VDO hat Anfangs und auch bei den 607b Uhrwerktypen noch Lot mit einer Schmelztemperatur von 90°C verwendet, ist dann aber auf 120 °C hochgegangen.

    Ich vermute, dass es mit den 90°C zuviele Ausfälle gab.


    Gruß Jan

  • winfried


    Servus,


    aktuell liegt der Preis für die Revision des Heckflossen Uhrwerks bei 99,99 Euro zzgl. Versand.

    Hier wird das Uhrwerk in seine Einzelteile zerlegt, gereinigt, geprüft, zusammengesetzt, neu geölt und anschließend

    im 2-3 wöchigen Probelauf justiert.

    Sollten Bauteile defekt sein, so kommen diese gesondert dazu.

    Es können Lager ausgeschlagen sein, da werden die alten Lager dann ausgebohrt und es werden neue verstärkte

    Messinglager von Bergeon eingepresst, was pro Lager 15 Euro kostet. Wenn Lager ausgeschlagen sind, sind es fast immer zwei Stück.

    In seltenen Fällen drei oder vier.

    Es kann noch die Spule durchgebrannt sein. Hier würde der Ersatz der kompletten Aufzugseinheit 40 Euro kosten.

    Wenn die Spule durchgebrannt ist, ist oftmals auch der Gehäusedeckel verschmort (10 Euro) und das Kunststoffzahnrad unter der

    Spule ist dann auch oft verschmort (8 Euro).

    Manchmal ist das Zahnrad, welches die Aufzugseinheit mit dem Uhrwerk verbindet, stark abgenutzt und es kommt dann zu einer Art Daueraufzug der Uhr (hört sich schrecklich an)

    Es gibt aber auch Korrosionsschäden an Zahnrädern, oder mechanisch zerstörte Bauteile durch selbst versuchte Reparaturen usw...

    Zu einigen der Schäden habe ich Fotos auf meiner Homepage abgebildet (häufige Defekte).


    Wenn man jetzt nur beim Uhrwerk bleibt und die optische Aufarbeitung außer Acht lässt, so hatte ich noch keine

    Uhr (Heckflossen Uhr) hier, bei der die Reparatur über 200 Euro lag.


    Aus meiner Erfahrung kommen ca. 50-60% aller Uhren mit der einfachen Revision hin.

    Die häufigste Fehlerursache ist verharztes Öl in den Lagern, an zweiter Stelle die durchgebrannte Schmelzsicherung (wird im Revisionsumfang ersetzt (wenn notwendig)), an dritter Stelle kommen die ausgeschlagenen Lager, an vierter Stelle kommen die durchgebrannten Spulen usw..


    Gruß Jan

  • Hallo Wilfried,


    denke ich auch.

    Ich weiß aus eigenen Anfragen, dass es in Deutschland auch Firmen gibt, die das doppelte und mehr verlangen.

    Da ich mich vor Aufträgen kaum retten kann, denke ich, dass der Preis für meine Arbeit aber fair ist.


    Die Uhren kommen inzwischen aus der ganzen Welt (Österreich, Schweiz, Griechenland, Polen, Niederlande, Belgien, Malaysia, Japan, USA, Finnland usw....) zu mir.

    Vom Promi Bergsteiger, Prof. Dr. Dr., Oberstaatsanwälten, Geschäftsführern, Restaurationsbetrieben, Uhrmacher Werkstätten bis hin zum Privatmann, war schon alles dabei und einige sind schon Wiederholungstäter geworden :)


    Im Moment liegt die Bearbeitungszeit bei ca. 12-14 Wochen für eine elektromechanische Uhr.

    Inzwischen Stelle ich aber auch kostenlose Leihuhren zur Verfügung.


    Gruß Jan

  • Hallo Hans-Werner,

    ... allerdings ist der Schmelzdraht die exaktere Lösung da mit dem vom im Bedarfsfall Spulenerwärmten Metall verbunden.

    obwohl Deine Argumentation nicht von der Hand zu weisen ist denke ich dass eine extern oder intern angebrachte Sicherung aufgrund der kurzen Pulse im Funktionsfall und des Dauerstroms im Fehlerfall sich problemlos dimensionieren lassen sollte.


    Ich suchte nach Bismutlot was wegen der Giftigkeit wohl nicht mehr gehandelt wird.

    ich verwende ständig Bismutlegierung für Prototypelektroniken wenn die keine hohe Temperatur abkönnen müssen. Ich habe Sn42Bi57Ag1 Legierung mit 138C Schmelztemperatur hier und ich kann Dir In52Sn48 Legierung mit 118C Schmelztemperatur besorgen (Draht ca. 0.75mm Durchmesser). Beide Legierungen entsprechen RoHS Verordnung, also laut EU Gesetzgebung wohl eher als nicht giftig einzustufen. Bei Interesse bitte PN.


    Viele Grüße,

    Hagen

    .

  • Hallo nochmal zusammen,


    besten Dank für die rege Diskussion. Neben meinem ursprünglichen Problem, habe ich durch Eure Antworten vieles dazugelernt :)

    @Jan: Ich habe die Zahnräder übrigens nicht mit einem Zahnstocher gesäubert, sondern mit einem kleinen Bürstchen für die Zahnzwischenräume. Das klappt super!


    Nochmal eine Frage zu der Sicherung.

    Ich habe verstanden, dass es hier um Wärme geht und habe nun auch die Adresse für das Speziallot.

    Spricht denn etwas dagegen einfach eine Thermosicherung zwischen Kupferöse der Spule und Metallöse der Halterung einzubauen?

    Ich habe hier diese - Thermosicherung 104°C


    Ich habe kein Problem damit das Lot zu bestellen. Allerdings scheint mir eine Sicherung doch zuverlässiger als ein Lot, oder ist diese Aussage quatsch?

    Zur Info: Wenn die Beine der Thermosicherung gekürzt und gebogen werden, passt sie mit in das Gehäuse der Uhr.


    Danke und Gruß,

    David

  • Hallo David,


    die Putzhölzer (Zahnstocher) sind dafür da, um die Lager zu reinigen.

    Die Lager haben einen Durchmesser von 3 bis 5 Zehntel mm (je nach Lager) und mit einem Putzholz kann man diese innen reinigen und vom verharzten Öl befreien.


    Eine Thermosicherung ist aus meiner Sicht nicht zielführend, da die Art der Auslösung unterschiedlich ist.

    Bei der Schmelzsicherung fließt ein hoher Strom durch die selbige. Durch den geringen Querschnitt und den hohen Strom, erhitzt sich das Lot und schmilzt.

    Bei deiner Variante müsste die Spule sich auf über 104°C erhitzen, damit die Thermosicherung aufmacht. Das könnte schon der Tod für die Spule sein. Zumindest für den Schutzlack auf dem Draht der Spule bzw. den Anbauteilen aus Kunststoff.


    .... ich würde davon abraten.


    Gruß Jan

  • Hallo David,

    auch wenn ich Hallo Hagen schrub bin ich Montag 22.28 auf die Frage eingegangen.

    Noch mal zusammegefasst hwisst das:

    Eine derartig eingelötete Temperatursicherung ist zwar besser wie gar keine aber bei verfügbarkeit des Schmelzdrahtes zu vermeiden.

    Luft leitet wärme nun mal schlechter wie Metall.


    Gruß HaWA

  • Hallo zusammen,


    nachdem Mitte der Woche das Lötzinn für die Temperatursicherung angekommen ist, möchte ich kurz abschließend meinen "Erfahrungsbericht" teilen.

    Wie zuvor von Jan beschrieben, musste das Lötzinn erstmal etwas gewalzt werden, um den Querschnitt zu verringern. Da das Material sehr weich ist, geht das ohne Probleme.

    Anschließend konnte dann das Lötzinn als Temperatursicherung durch die beiden Ösen geführt werden und mit einer Spitzzange verpresst werden.

    Bis hierher war das alles recht einfach und nachdem ich die beiden inneren Teile der Uhr wieder zusammengesetzt habe, konnte die Uhr mit der Sicherung getestet werden (vorerst ohne Aufsetzen des weißen Gehäuses). Alles bestens bis hierher.


    Nun habe ich das weiße Gehäuse aufgesetzt und die Uhr nochmals getestet. Jetzt hat es aber nicht mehr funktioniert! Die Uhr blieb regelmäßig stehen. Da ich die Fachbegriffe und exakten Teile nicht kenne, beschreibe ich einfach mal meine Beobachtungen:

    Von den inneren beiden Teilen der Uhr sorgt das obere Teil mit der elektrischen Spule dafür, dass ein Rädchen mit einem Arm nach Anschlag wieder zurückgeführt wird. Wenn das weiße Gehäuse aufgesetzt wurde, ist das nicht mehr passiert und die Uhr blieb stehen.

    Also Gehäuse wieder ab und versucht zu verstehen was hier passiert. Nach einiger Zeit habe ich festgestellt, dass das Gehäuse zu viel Druck auf die beiden inneren Teile der Uhr ausübt und die Teile so scheinbar etwas verzieht, sodass die Funktion nicht mehr gegeben ist.

    Die beiden inneren Teile der Uhr sind über drei Stifte fixiert und verschraubt.

    Meine Lösung: Zwei kleine Unterlegscheiben auf den Stift nahe der Lampe untergelegt bevor das obere Teil mit elektrischer Spule auf das untere Teil aufgesetzt wird. Dadurch verzieht das weiße Gehäuse nicht mehr das Innere und die Funktion ist voll gegeben. Die Uhr läuft nun problemlos durch.


    Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal bei allen für die Antworten und Details bedanken! Ohne diese Hinweise wäre ich nicht in der Lage gewesen die Uhr selber zu reparieren. Vielen vielen Dank!

    Außerdem hoffe ich, dass meine letzte Beobachtung verständlich formuliert ist und ggf. dem ein oder anderen helfen kann, der ein ähnliches Problem hat.


    Viele Grüße,

    David

  • Hallo Ralf,


    zunächst müsstest du ja Garantie drauf haben, wenn die Uhr professionell überholt wurde.


    Bei deiner Uhr ist das Doppelzahnrad vom Aufzug so abgenutzt, dass die Uhr in eine Art Daueraufzug verfällt.

    Hierbei fließt dann, ähnlich wie bei zu schwacher Batterie, dauerhaft ein Strom durch die Spule.

    Wenn du Glück hast, ist jetzt nur die Schmelzsicherung durchgebrannt. Sollte jemand die Schmelzsicherung bei der "Überholung" gebrückt haben, so wird die Spule durchgebrannt sein und im schlimmsten Fall das darunter liegende Kunststoffzahnrad geschmolzen sein.


    Gruß Jan

  • Wow, Danke Jan.


    das nenne ich mal prompte Hilfe. Ich habe den Verkäufer schon kontaktiert und eine Rücknahme verlangt.


    Mit Uhren habe ich kein Glück. Die original verbaute lief gar nicht. Die dann gekaufte nur manchmal und immer schlechter. Und die jetzt nur ein paar Tage...


    BG Ralf

  • Hallo Ralf,


    "wer günstig kauft, kauft......".

    Ne, mal im Ernst, es sind halt alte Teile, die heute noch laufen und morgen plötzlich nicht mehr.

    Ich kann dir gerne deine Uhr reparieren, oder auch eine überholte Uhr verkaufen, die dann tatsächlich vernünftig läuft, falls das Interesse besteht, schau bitte auf http://www.oldtimeruhren.shop

    Du bekommst dann 1 Jahr Garantie und wenn danach was passieren sollte, bin ich der Letzte, der da nicht umgehend hilft.


    Gruß Jan