W111 - 220 SEb Anspringverhalten im warmen Zustand

  • Guten Morgen,
    Das Thema Anspringverhalten des W111 im warmen Zustand ist in einigen Threads bereits diskutiert worden. Es gibt gute Hinweise bezueglich der Rueckschlagventile an der ESP und als Abhilfe das 1 Sekunden Relais. Meine ESP wurde vor 2 Jahren in Berlin ueberholt (incl. der Rueckschlagventile) Bei meinem Fahrzeug ist auch das 1 Sekunden Relais verbaut, welches auch funktioniert. Dennoch springt mein 220SEb im warmen Zustand schlecht an (kann schon mal 10 Sekunden dauern). Gibt es eine optimale Gaspedal Position (kein Gas, etwas Gas, Vollgas) oder sonst einen Trick ?(?(
    Gruss
    Stephan

    • Official Post

    Meine Erfahrung beim M130 und M189 (wie von Ingo bereits bemerkt) halbwarm und warm; ...Vollgas. Wenn ich die Zündung einschalte warte ich immer 5 Sekunden bevor ich starte. Das mache ich bei allen Temperaturzuständen.

    Viele Grüsse


    Winfried


    300 SE W112 Cabrio M189 Automatik Fahrgestellnummer ...9840 Ende 1967 „Schlüpferblau-Met.“

  • Salut,
    Habe am WE den Wagen warm gefahren und ihn dann eine Stunde abgestellt. Habe dann eine Einspritzleitung leicht geloest und meine Frau hat den Wagen gestartet. Hat bei Vollgas etwa 10 Sekunden gedauert bis endlich Sprit aus der Einspritzleitung lief und in dem Moment ist er auch angesprungen. Das gleiche Vorgehen bei kaltem oder heissen Motor und es kommt sofort Sprit und er springt dann auch schnell an. Es schrieb mal jemand etwas von Blasenbildung. Aber wo findet die statt? In der Einspritzleitung, ESP oder in der Spritzufuhr vom Tank ?(?(
    Gruss
    Stephan

  • Hallo, Stephan,


    offensichtlich sind die Druckventile der Einspritzpumpe nicht mehr dicht. Ist ein altbekanntes Problem. Hierdurch können Teile des Kraftstoffs dann in die ESP zurücklaufen und der zuvor aufgebaute Druck in der Einspritzleitung sinkt ab. Deshalb musst Du so lange orgeln, bis die ESP wieder genug Benzin in die Leitung gepumpt hat, um den für die Einspritzventile nötigen Öffnungsdruck herzustellen.


    Gruß


    Ulli

    230 SL 10/63
    220 SE 07/64
    - irgendwas ist immer...
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    vdh-Regionaltreff Münster/Münsterland
    jeden 3. Mittwoch ab 19.30 Uhr im RoadStop,
    48157 Münster, Schiffahrter Damm 315


    www.pagodentreff.de

  • Grüß' Dich Stephan,


    wie Ulli das schreibt, scheint mind. ein Ende der Druckleitung den Druck nicht zu halten: entweder die Druckventile in der ESP oder das Einspritzventil oder beide. Ich nehme an, es ist eine 2-Stempel ESP. Dort ist das Problem für gewöhnlich nicht so ausgeprägt, da die Fördermengen je Stempel viel höher sind und so der Druck schneller wieder aufgebaut wird. Du solltest aber auch im kalten Zustand länger "orgeln" müssen, bis Kraftstoff aus den Einspritzleitungen austritt. Das wird nur durch das (längere) Einspritzen von Kraftstoff durch das Kaltstartventil in der Ansaugbrücke kaschiert.
    Mit Winfrieds Methode, die elektr. Benzinpumpe erst einmal 5 Sekunden laufen zu lassen, bevor Du startest, reduzierst Du eine mögliche Dampfblasenbildung (nicht aber den Druckabfall in den Einspritzleitungen).
    Wenn also tatsächlich die Druckventile undicht sind, kann man diese nachläppen und polieren. Dann muß aber, wenn man es richtig machen will, das Pümpchen wieder auf dem Prüfstand eingestellt werden. Wenn man das nicht will und das 1-Sekunden-Relais funktioniert (wirklich auch im warmen Zustand?) kann man entweder mit einem einstellbaren Zeitrelais (z.B. Finder) arbeiten oder sich provisorisch einen Taster machen, mit dem man manuell das Kaltstartventil während des Anlassvorgangs betätigt.


    Gruß Hans

  • Vielen Dank fuer die zahlreichen Antworten.
    ...aber falls es an leckenden Druckventilen oder Einspritzventilen liegt, dann wuerde er im kalten Zustand doch nicht so hervorrangend anspringen (meist reicht ein Bruchteil einer Sekunde, eine halbe Motorumdrehung, auch nach Tagen) ?(?(
    Geoeffneter Tankdeckel bringt keine Veraenderung
    Ich hatte lange mit Luft im Treibstoffsystem zu kaempfen (Schlingertopf Zuleitung defekt). Kann es sein, dass sich irgendwo noch eine Luftblase befindet (habe inzwischen aber schon drei Tankfuellungen leer gefahren). Gibt es da irgendwo noch Entlueftungsmoeglichkeiten im Treibstoffzufuehrungssystem ?(?(
    Gruss
    Stephan

  • Hallo Stephan,
    in deinem Fall dürften Dampfblasen im Förderdruckbereich das Hauptproblem sein.
    Die bekommst du mit Winfrieds Methode bekämpft, vllt auf 10sec. ausdehnen.
    Bei 0,4 Bar muss die Umgebung schon recht abgekühlt sei damit es nicht Dampft.
    Gruß HaWA

  • Grüß' Dich Stephan,


    kalt anspringen: das erledigt das Kaltstartventil in der Ansaugbrücke. Es spritzt- zeitgesteuert abhängig von der Kühlwassertemperatur - Kraftstoff ein. Damit beginnt das Maschinchen dann zu laufen und die ESP hat genügend Zeit/Umdrehungen, um den ggf. abgefallenen Druck in den Leitungen wieder aufzubauen.
    Das 1-Sekunden-Relais soll dieses einspritzen unabhängig von der Kühlwassertemperatur auch im warmen Zustand (aber nur für 1 Sekunde machen) machen. Ich würde nun zunächst prüfen, ob das auch alles wirklich funktioniert. Dazu eine Prüflampe paralell zum KSV anbringen und beobachten, ob diese im warmen Zustand auch für 1 Sekunde während des Anlaßvorgangs brennt. Wenn ja, kannst Du im warmen Zustand auch mehrmals kurz hintereinander den Anlasser betätigen, um mehrfach kurz Kraftstoff einzuspritzen.


    Gruß Hans

  • Bonjour,
    Wollte ein kurzen Update liefern. Die Situation: Motor spring im kalten Zustand sofort an (wir haben im Moment Lufttemperaturen zwischen 20-30 Grad). Ist der Motor gut aufgewaermt, dann spring er in einem Zeitfenster von 20 Minuten bis 3 Stunden (nach abstellen) erst nach etwa 10 Sekunden orgeln an (Vollgas, Benzinpumpe 10 Sekunden vor Startvorgang laufen lassen). Ausserhalb dieses Zeitfensters spring er sofort an. Verbaut ist ein 1 Sekundenrelais, welches keinen Einfluss auf die "Orgelzeit" hat (angeschlossen oder abgeklempt). Das 1 Sekundenrelais funktioniert, ist allerdings an dem Fettzugmagnet angeschlossen (und dort liegen dann auch tatsaechlich fuer 1 Sekunde 12 Volt an). Muesste das 1 Sekundenrelais nicht am Kaltstartventil angeschlossen sein, welches Benzin direkt in den Ansaugtrakt einspritzt?
    Gruss
    Stephan

  • Grüß' Dich Stephan,


    ah, das 1-Sekunden-relais soll natürlich das Kaltstartventil in der Ansaugbrücke ansteuern. Es soll ja gerade der Druckabfall n den Einspritzleitungen "überbrückt" werden. Der Startmagnet an der ESP hilft dafür kaum (nicht). Er wird ja ohnehin angesteuert.


    Beste Grüße


    Hans

  • Vielen Dank an alle fuer eure wie immer sehr hilfreichen Hinweise.
    Dank der Dateien von Cephyr konnte ich herausfinden, dass ich noch die erste Konfiguration eingebaut habe (bei Warmstart oeffnet sich das Kaltstartventil nicht an der Ansaugbruecke). Ich habe die Kabel an den Temperatur-Sensoren getauscht, um die Konfiguration Zwei zu bekommen.
    Startversuch im warmen Zustand brachte keine Verbesserung, habe allerdings auch keine Spannung am Kaltstartventil beim Starten gemessen. Stellte sich heraus, dass Relais 2 keine gute Masse ueber den Temperatur-Sensor bekommt (40 Ohm Widerstand ueber das Kabel, wie ist das moeglich?). Daraufhin habe ich eine direktes Kabel zwischen TempSensor und Relais 2 gelegt. Nun lag Spannung am Ventil an, aber immer noch keine Verbesserung beim Warmstart. Daraufhin habe ich das Kaltstartventil zerlegt und bemerkt, dass die Duese (Benzin) verstopft war. Habe das Problem mit Bremsenreiniger geloesst und jetzt springt er auch gut im warmen Zustand an.
    Vielen Dank noch mal fuer eure Hilfe.
    Gruss
    Stephan

  • Kurzes Update: Wie oben geschrieben habe ich das Startventil so angeschlossen, dass es beim Starten Benzin in den Ansaugtrakt einspritzt. Nun spring der Motor zwar bei jeder Temperatur relativ schnell an, allerdings laeuft er die ersten Sekunden sehr unrund und hoert sich nicht wirklich richtig an.
    Ich habe deshalb letztes Wochenende die Druckventile von meiner zwei Stempelpumpe ausgebaut. Das ging relativ einfach. Bei meiner Einspritzpumpe lassen sich die Druckventile noch zerlegen. Ich habe minimale Ablagerungen an den Sitzen des Ventils gefunden und die Sitze mit etwas Schleifpaste vorsichtig eingeschliffen. Meine Erwartungen waren minimal, umso mehr war ich ueberrascht wie deutlich sich das Startverhalten verbessert hat. Der Motor koennte kaum besser anspringen!
    Inzwischen denke ich auch, dass es aufgrund der Motorwaerme zu Benzinblasenbildung in den Einspritzleitungen kommt, falls die Einspritzduesen und die Druckventile den Druck auf beiden Seiten nicht halten koennen. Ist der Motor wieder abgekuehlt, dann ziehen sich die Blasen wieder etwas zusammen und der Motor springt besser an.
    Anbei ein Foto vom Kegelsitz des Druckventils
    Gruss
    Stephan

  • Grüß' Dich Stephan,


    wenn das bei Dir jetzt funktioniert hat, dann in jedem Fall Glückwunsch.


    Welche Körnung hatte denn Deine Schleifpaste? Die Druckventile werden für gewöhnlich mit feinster Läpppaste eingeläppt und anschließend poliert. Wenn keine Läpppaste vorhanden ist, kann man ggf. auch etwas Zahnpasta nehmen. Zu grobe Körnung zerstört den Dichtsitz.


    Dies ist mehr als Hinweis an andere gedacht.


    Gruß Hans