Restauration eines Ponton 180D - mein erstes Auto

  • Hallo Forum,
    ich sage Hallo in die Runde. Wie an meinen Beitragszahlen ersichtlich bin ich neu hier und möchte die Gelegenheit nutzen, mich und mein Projekt vorzustellen. Ich bin Sirko, komme aus Berlin, wohne inzwischen mit meiner Familie (ich, Frau + 2 Kinder, die im Durchschnitt ein Jahr alt sind) bei Hamburg und werde hier wohl auch nicht mehr weggehen. Mein Job hat überhaupt nichts Handwerkliches, ich unterrichte in einer Hamburger Stadtteilschule.
    Allerdings habe ich neben meinem Studium eine Ausbildung zum Zweiradmechaniker gemacht und restauriere schon einige Jahre Motorräder und Mopeds. Dafür habe ich mir neben dem Haus eine Hobbywerkstatt eingerichtet. Dort passen zwar keine ganzen Autos rein aber das war eigentlich auch nie angedacht. Das aktuelle Motorradprojekt ist eine Adler M100 aus dem Jahr 1950.
    Wie das Leben so spielt, erzählte ein Kollege mir neulich, dass er seit 25 Jahren einen zerlegten Mercedes in der Garage stehen hat. Es war sein Traumwagen, den er selbst über 10 Jahre fuhr. Irgendwann entschloss er sich, den Lack und die durch einen Unfall beschädigte (und schlecht reparierte) hintere linke Seite zu erneuern. Beim Zerlegen ist es dann auch geblieben. Nun möchte er ihn loswerden. Naja, viel Geld will er nicht dafür haben und irgendwie wächst man ja mit seinen Aufgaben. Der Besuch in seiner Garage war ein Abenteuer. Das Auto ist komplett bedeckt von Kisten und Kram der letzen Jahrzehnte.
    Denken, denken, denken... wo soll ich denn schrauben? Die Garage müsste frei werden. Da stehen aber noch etwa 9,5 Mopeds, Kinderwagen, Kinderfahrradanhänger und die halbe Gartenarbeitsgerätesammlung drin. Wo soll das Geld herkommen? 2 Kinder, Haus, fahrbereite Autos und die Elternzeit wollen finanziert werden.
    Naja, wie es kommen musste hab ich JA gesagt zum neuen Ponton.
    Ob das jetzt geschickt war wird sich zeigen. Es handelt sich um einen 1957er 180D mit Schmalkühler. Der Motor wurde nur wenige 1000 Kilometer vor Zerlegung von Schüler Motoren in HH komplett neu gemacht. Alle Teile und Zierelemente sind irgendwo vorhanden. Es gibt diverse Blechteile dazu und ich gebe mir all die Zeit die ich brauche. Betriebsanleitungen, Reparaturanleitungen und Teilelisten gibt es dazu. Unten seht ihr nur ganz grob die in der Garage aufgenommenen Schnappschüsse.
    Ich erhoffe mir in diesem Forum, dass ich mich gedanklich nicht zu allein fühle. Ich möchte meine Fortschritte und Rückschläge mit euch teilen und würde mich über Feedback freuen. Das Thema Auto ist neu für mich, schauen wir mal.
    Den Wagen überführe ich in 2 Wochen in meine Garage. Der Plan ist, das Fahrzeug erstmal weiter zu zerlegen um hinterher die Karosse und die Blechteile zu schweißen. Ich habe ein WIG-Schweißgerät, mal schauen, wie weit ich damit komme. Im Zwiefelsfall leihe ich mir noch ein MAG Gerät von meinem ehemaligen Schraubernachbarn.


    Schöne Grüße erstmal
    Sirko

  • Hallo Sirko,
    herzlich willkommen im Forum und vielen Dank für das sehr sympathische Entree. Leider sehr selten.
    Gruß Uli aus S

    Gruß


    Uli aus S


    Übersteuern ist, wenn der Beifahrer Angst hat.

    Untersteuern ist, wenn ich Angst habe.

    - Walter Röhrl -

  • Hallo Sirko,


    willkommen im Forum. Ich freue mich darauf mehr von deinem Projekt zu erfahren. Ich selbst restauriere seit 2 Jahren einen Ponton 219, den ich komplett zerlegt, geschweißt, chem. entrostet und KTL-beschichtet sowie die Technik bis auf den Motor und die Hinterachse überholt habe. Mittlerweile bin ich beim Zusammenbau. Ich habe auch in der Garage angefangen (was schnell problematisch wurde). Mittlerweile bin bin ich in eine kleine Halle umgezogen und das Arsenal an Werkzeugen wird täglich größer. Zu Beginn der Restauration hatte ich auch nicht besonders viel Ahnung, man lernt aber jeden Tag dazu und letzlich bekommt man (fast) alles hin. Sehr wichtig waren dabei meine Kontakte zu Karosseriebauern, Lackierern, KFZ-Meistern etc., die ich mit meinen Fragen löchern konnte. Schließlich soll das Auto wenn es fertig ist nicht nur schön aussehen, sondern auch sicher funktionieren. Wenn du Fragen hast, kannst du dich gerne an mich wenden. Viel Spass und Ausdauer.


    Udo

  • Danke für das freundliche Willkommen.
    der 219er sieht ja inzwischen schon wieder hast toll aus.


    Heute habe ich eine erste kleine (noch gar nicht schrauberische) Aktion gestartet. Ich habe den Versuch unternommen, das Datenblatt für meinen 180D zu bekommen. Glücklicherweise habe ich den originalen Brief bekommen. Das Auto ist wirklich seit 1982 abgemeldet und steht damit länger rum als ich auf der Welt bin. Das ist irgendwie schon ein bisschen traurig.
    Ich bin also zur Niederlassung (Hamburg Wandsbek) gefahren und habe am Infoschalter nach dem Datenblatt gefragt. Der freundliche aber wohl etwas unwissende Mitarbeiter sah sich meinen Brief an und verwies mich dann ans Classiccenter. Sie könnten in ihren Computern bei so alten Fahrzeugen keine Datenblätter abrufen.
    Etwas erstaunt (im Internet habe ich Anderes gelesen) habe ich zu Hause im Classiccenter angerufen. Dort teilte man mir mit, dass ich ein Datenblatt ausschließlich über die Niederlassungen bekommen könnte. Hmm... wo steckt der Fehler. Ein bisschen entäuscht war ich an dieser Stelle schon. Klar, meine Bitte ist sicherlich in einer Niederlassung nicht alltäglich aber sollte der serviceorientierte Mitarbeiter dann nicht etwas nachforschen?
    Ich habe aber telefonisch die Niederlassung und einen anderen Mitarbeiter erreicht. Diesem habe ich die Geschichte geschildert. Er wusste auch nicht sofort, wie der Ablauf bei einer solchen Anfrage ist, hat sich aber erkundigt und mich 20 Minuten später zurückgerufen. Ich habe ihm meinen Brief als Scan per Mail geschickt und nun muss ich mal warten, was passiert.
    Ich bin wirklich gespannt, welche Farbe und Innenausstattung der 180 früher mal hatte. Im Moment ist er in einem optisch grenzwertigen Durchfallbraun lackiert, was aber nicht der Originallack ist. Nächsten Montag ist der Trailer schon gemietet und ich hole das Auto zu mir. Dann gibt es auch endlich schöne Bilder. Vielleicht ist ja dann auch mein Datenblatt da und wir können es gemeinsam entschlüsseln.


    Schöne Grüße aus der Nähe von Hamburg
    Sirko

  • Herzlich willkommen hier,


    das Datenblatt bekommst Du über den Händler bei Eigentumsnachweis ... schöne Geschichte und Glückwunsch zum Mut (und der Zeit mit 2 kleinen Kindern), das anzufangen. Viel Erfolg!
    Thomas

  • Moin Sirko,


    danke für Dein tolles Intro und viel Spaß bei der Aufgabe.
    Ich selbst bin auch aus Berlin aber beruflich in Hamburg, wohne hier unterhalb der Woche auch außerhalb von Hamburg aber fahre jedes Wochenende nach Hause nach Berlin. Damit ich da zwischen meinen Tausend Sachen die ich dann zu erledigen habe auch mal an meinem Project W108 lang basteln darf. Na ja der Tag hat ja 24h und dann noch die Nacht ;)


    Da bleibt auch nur wenig Zeit zum Motorradfahren aber das wirst Du ja selber sehen...


    Also viel spaß und Erfolg

    Gruß Rainer (Buddybaer) ;)

  • Hallo Sirko,
    mir hat Mercedes Benz am Heidenkampsweg in Hamburg weitergeholfen. Es hat ein paar Tage gedauert, dann hatte ich meine Datenkarte zum gewünschten Fahrzeug. Du kannst dich an der Gebäuderückseite beim Teileservice melden. Du hast zwar ein wenig Wartezeit dafür aber sehr netten und hilfsbereiten Kontakt.
    Ich habe übrigens ähnliche familiäre Begleitumstände als ich meinen Mercedes gekauft hatte. Hoffentlich hast Du entsprechende Geduld mit Dir selbst und Deinem "Projekt". Ich kann aber tatsächlich mit Dir mitfühlen.


    Wenn Dich meine Mercedesgeschichte Interessiert:
    http://w109300sel.jimdo.com/me…ichte/2012-kauf-mercedes/


    Ist überhaupt nicht einfach alles und jedem gerecht zu werden. Aber man(n) darf auch mal was für sich selbst tun...


    Viele Grüße aus Hamburg
    Björn

  • Ich hoffe, dass ich auch so jetzt an meine Datenkarte komme. Zumindest wusste der telefonisch erreichte Mitarbeiter dann ja Bescheid. Entsprechend glaube ich daran, dass es was wird.
    Die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Hobby ist wohl immer ein Problem. Alerdings habe ich das Glück, dass meine gesamte Familie eher früh ins Bett geht, ich aber nicht. So habe ich abends immer noch 1 oder 2 Stunden Zeit.
    Ich habe ja außerdem den Plan gefasst, das Fahrzeug in viele Minibaustellen zu verwandeln. Ich möchte so wenig wie möglich am großen Fahrzeug arbeiten. Alle "Kleinteile" wie Motor, Getriebe, Sitze und Co. werden in der Werkstatt bearbeitet. Das passt da nämlich gut rein und drin ist es warm. Nur halt kein komplettes Auto. Von der Werkstatt gibt es dann auch ein paar Bilder.
    Sirko

  • Hallo noch mal, ich habe meine ganz einfach innerhalb weniger Tage auch via Telefon und Mail als Eigentumsnachweis über das Classic Center von Mercedes Leseberg in der Osdorfer Landstrasse in Hamburg bekommen. Also falls es dort nicht klappt dann da anrufen!

    Gruß Rainer (Buddybaer) ;)

  • Heute war endlich der große Tag. Für mich selbst ist der 27.07.2015 der Startschuss meines Pontonprojekts. Die Abholung war endlich gekommen und so habe ich heute morgen um 9 Uhr den Trailer abgeholt. Der Weg beträgt zwar nur wenige Kilometer, schieben ist aber trotzdem doof. Angekommen an der Einmottungsgarage ging es los. Zuerst ein Suchbild. Wo ist der Ponton???

    Das passiert, wenn mehr als 30 Jahre Zeit vergehen. Aber Stück für Stück... Ahhh, da ist er

    In den Kisten finden sich zwischen Leuchtstoffröhren, Kabelberge und auch viele demontierte Pontonteile. Teilweise auch neue Dinge dazu aber später mehr.

    Leider waren die Bremsen der rechten Seite fest. Also habe ich die Räder demontiert und die Bremstrommeln freigeschlagen. Anschließend haben wir das Auto zur Straße gezogen um es auf den Trailer zu laden.

    Insgesamt hat das Ausräumen und Verladen ungefähr 3 Stunden gedauert, eigentlich wollte ich schneller fertig werden. Wahnsinnig viele Teile habe ich im Zugwagen verstaut. Mit dem kleinen Anhänger muss ich noch mindestens einmal fahren um die ganzen Blechteile, Sitzbänke, Scheiben und Rahmen zu holen. Irgendwie sind ziemlich viele Teile doppelt vorhanden.
    Zuhause angekommen musste ich erstmal die Nachbarn beglücken. Sie durften mit mir das Auto in die Einfahrt schieben. Die Bremsen waren noch ziemlich gammelig und das Auto schob sich schwer.
    Alle losen Teile kommen in den Bastelkeller. Hier habe ich all meinen Mopedkram weggeräumt und somit Platz für Einzelteile.

  • Im Keller habe ich erstmal alle Kisten ausgepackt und möchte euch einmal zeigen, welche Schätze sich dort versteckt haben. Alle Teile auf den folgenden Bildern sind neu oder überarbeitet. Ich würde euch bitten, sie einmal anzusehen. Ich freue mich sehr darüber, kann jedoch kaum alles zuordnen. Vermutlich sind einige Teile heutzutage auch relativ teuer.

  • Und dann habe ich noch ein paar Fragen zu folgenden Bremsanlagen. Alle Bremstrommeln sind neu oder regeneriert, bis auf die beiden, bei denen die noch die Ankerplatte haben. Allerdings sehen beide Sätze Trommeln irgendwie unterschiedlich aus. Von welchem Modell sind die jeweils? Und passen die Bremsbacken von den Neuteilen einen Post weiter oben zu irgendwelchen dieser Trommeln?


    Und zu guter letzt kam noch was Schickes zum Vorschein.

    Das war es erstmal für heute. Ick freu mir.
    Sirko

  • Moin


    Schöne Sache. Querlenkerlagernung, Achsschenkelüberholsatz, Hardyscheibe, Tachowelle Bremsleitungen und Zylinder, Zylinderkopfdichtsatz (für OM636?)- da ist vieles teure schon mal da. Ansonsten viel Ausgebautes wie Scheinwerferring oder Deckenleuchte.
    Die Bremstrommeln sehen nicht nur unterschiedlich aus, sondern haben auch verschiedene Abmessungen. Die glatten sind schmaler und nur für die frühen, schwachen Vierzylinder. Die Verrippten waren in der Aluausführung schon in den 300tern verbaut worden. Als Gussversion bekamen sie dann zuerst die großen Pontonmodelle und später mit den stärkeren OHC Motoren auch die kleinen. Ab wann genau der 180D damit ausgerüstet wurde weiß ich jetzt leider nicht zu sagen, würde mich aber am vorgefundenen verbauten Typ orientieren.


    Ponton fahren ist urig!


    stefan

    Edited once, last by röslerosnabrück ().

  • Da hast du viel Arbeit vor dir. Das kommt mir alles bekannt vor. Welche Bremstrommeln sind bei deinem Auto jetzt monitert? Ich habe auf dem 219 gerippte vorne Alu, hinten Guss. Ich würde mich zunächst an dem orientieren was montiert ist. Auch die Trommeln in den Kisten müssen komplett aufgearbeitet werden, d.h. strahlen, ausdrehen (hat mich 20 EUR pro Trommel gekostet), lackieren. Die Trommeln müssen auch zu den neu belegten Backen passen. Versuche auch jeden Fall die Bremsleitungen an den Ankerplatten zu retten, die sind unangemessen teuer.


    Faltdach hat er auch, das ist super. Die Aufarbeitung des ganzen Mechanismus hat mich Wochen gekostet. Jetzt kann der Sattler ran.


    Ganz wichtig: Wenn du keinen gescheiten Fotoappart hast, kauf dir einen, mit gutem Blitz. Handy ist nicht ausreichend. Beim Auseinanderbauen jeden Schritt ablichten - das machen selbst Profis. Kein scheinbar unbrauchbares Teil wegschmeissen. Alles in Kisten und selbstverschießende Tüten verpacken und beschriften. Ein Etikettenschreiber mit Tastatur wie beim PC und ein Kleinteilemagazin sind sinnvoll. Ich gehe mal davon aus, dass du das Werkstatthandbuch und einen EPC-Zugang hast.


    Udo

  • Aktuell sind (zumindest vorn) kleine ungeriffelte Trommeln verbaut. Wie es hinten aussieht, weiß ich nicht. Ich bin froh, dass der Ponton erstmal in der Garage steht und habe angefangen, im Keller zu sortieren. Sobald das Wetter besser ist, bekommt das Auto einen rollbaren Unterbau aus meinen vielen KVH Resten. 4 Schwerlastrollen a 500kg konnte ich auf dem letzten Flohmarkt günstig ergattern. Erst danach werde ich bei passendem Wetter stückweise weiter zerlegen.
    Da der Wagen ja zum Großteil schon zerlegt ist (gerade was den Innenraum angeht), kann ich da leider nicht mehr fotografieren. Ansonsten vielen Dank für die Tipps. Eine gute Kamera habe ich (bzw. meine Frau) und bei meinen bisherigen Restaurationen habe ich das genauso gemacht.
    Da ich noch insgesamt 8 neue Radbremszylinder sowie einige Hauptbremszylinder als Neuteile habe, werde ich Stück für Stück sehen, was für Teile ich habe, welche Teile verbaut waren und welche Teile eventuell preisgünstiger (weil schon was vorhanden) preisgündtiger verbaut werden kann. Da ich eine stabile WMW Drehbank und eine Deckel FP1 Klon Fräse in der Werkstatt habe, kann ich die Trommeln selbst ausdrehen und einige Metallarbeiten ebenfalls heimisch durchführen.
    Danke für den Hinweis zum EPC Zugang, den werde ich mir demnächst einrichten. Das Werkstatthandbuch muss ich mir noch kaufen. Die Reparaturanleitung für den Motor habe ich bereits (Querschnitt durch die Autotechnik OM- Motor 636 Typ 180D).


    Könnte mir zufällig sagen, was das für Teile sind? Die 4 Chromteile hatten kleine handgeschrieben Aufkleber Ponton 72 klein links (bzw. rechts).

    Schöne Grüße und danke für die bisheriegen Hilfen und Zusprüche
    Sirko

  • Die vier Teile gehören an die B- und C-Säulen, die Türschlössern greifen da rein. Die 2 Bleche sind Kandidaten zur Befestigung des Tankschlosses, des Kofferschlosses und des Sterns auf dem Kühler. Die Scheibe gehört zur Trommelbremse, ich glaube an die Bremsbacke. Das Blech (ist es eines?) mit dem Aufkleber weiss ich nicht. Möglicherweise Verriegelung Motorhaube vorne.


    Udo

  • Vielen Dank für die Identifikation der Teile. Ein bisschen weiter bin ich auch gekommen, heute jedoch ohne Bilder, dafür eine kleine Geschichte. Bis vor 3 Tagen war der Sommer hier im Norden ja eine herbe Entäuschung. Das Wetter war sehr aprilmäßig angehaucht und irgendwie hat es gefühlt wochenlang am Stück keine Sonne gegeben.
    Und dann vor 4 Tagen mit der Tendenz besseren Wetters (zumindest vorhergesagt vom Wetterfrosch) habe ich mit daran gesetzt, den Wagen besser rollfähig zu machen. Da Achsen, Getriebe und das restliche Unterbodengeraffel ja vor dem Strahlen raus müssen, habe ich mir aus den Bauholzresten meiner Werkstatt ein Rollwagengestell gezimmert. Damit (so war mein Gedanke), kann ich den Wagen mit den festen Bremsen leichter rangieren und auch entspannt unter dem Fahrzeug arbeiten.
    In den Maßen 150x80mm pro Holzbalken und nur hochkant verbaut, stellt die Holzkonstruktion keinen Schwachpunkt dar. Räder drunter geschraubt und dann habe ich in langwieriger Kleinschrittarbeit den Wagen ausschließlich mit Hubwagen und Backsteinen auf Rollwagenhöhe gebracht. Wie gemessen, hat das Gestell gepasst. Da meine Garage deutlich zu klein für solche Arbeiten ist, habe ich draußen gewerkelt. In dem Moment, in welchem der Rollwagen unter dem Auto war, hatte es schon etwa eine Stunde genieselt.
    So dachte ich, nur schnell rein das Auto und ab ins Haus zum Trocknen. Aber Pustekuchen. Das Auto inklusive der schweren Anbauteile wie Motor und Achsen lässt sich überhaupt nicht allein rangieren. Die Rollen sind zu weich gummiert, die versprochene Schwerlasttauglichkeit ist für den Popo. Zumindest haben die Rollen nicht so viel Geld gekostet.
    Inzwischen begann es aus Kannen zu regnen... Also hab ich die Nachbarschaft alarmiert und gemeinsam haben wir den Karren aus dem Dreck gezogen bzw. wieder zurück in die Garage. Naja, immerhin konnten wir hinterher ein Bier trinken.
    Das heißt für mich, die schweren Sachen müssen raus. Und beim Wiederaufbau muss das Chassis als erstes rollfähig gemacht werden. Oder ich kauf mir nochmal ordentliche Rollen.


    Heute habe ich den Abend mit dem Sortieren im Keller verbracht. "Guter Chrom" --> ab in die "nur polieren"-Kiste; "schlechter Chrom --> ab in die "muss neu gemacht werden"-Kiste. Entsprechend sind Bakelitkisten, Türbetätigungskisten, Schalter und Lampen-Innen-Kisten, Gummikisten, Kederkisten und noch viele andere Kartons entstanden. und dann bleiben irgendwie immer ein oder zwei Kisten übrig, die man eigentlich mit "keine Ahnung" beschriften müsste.
    Naja, ich habe jetzt noch knapp 4 Wochen Ferien, bis dahin soll eigentlich Motor und Achsen raus sein. Schauen wir mal, ob Zeit dafür übrig ist.
    Schöne Grüße aus dem Sommer
    Sirko

  • Hallo,


    ich keine die Budget und den rostmäßgigen Zustand deines Autos nicht. Aber Strahlen der gesamten Karosse würde ich nicht machen: Der Rost in den reichlich vorhanden Hohlräumen wird nicht erreicht. Das Strahlgut bekommst du aus Ritzen, Falzen, Hohlräumen etc. nicht mehr raus. Da freut sich der Lackierer. Dünne Bleche könnten beschädigt werden. Außerdem habe ich noch keinen Strahler gesehen, der wirklich gute Arbeit geleistet hat. Ich würde chemische Entlackung, Entrostung und KTL empfehlen. Hast du schon einmal die Restaurieungskosten hochgerechnet?


    Das Holzgestell würde ich gegen eines aus Metall austauschen. Bitte frag nicht warum, ich habe auch mit einem Holzgestell angefangen.


    Udo

  • Na fragen muss ich ja nun doch warum. Wenn ich ehrlich bin, habe ich absolut keine Milchmädchenrechnung gemacht. Ich glaube, das ist nicht zielführend. Es wird immer teurer als man denkt. Allerdings hoffe ich, dass ich mit Karosserie, Lack, Hohlraumversiegelung, Unterboden, Chrom und Sitzen sowie dem Abdichten der hinteren und überholen der vorderen Achse im vierstelligen Bereich bleibe.
    Das sollte funktionieren. Weiterhin habe ich inzwischen 2 Regale mit Neuteilen befüllt. Damit hoffe ich, einen großen Batzen Geld nicht für Reparaturteile ausgeben zu müssen.
    Zum Strahlen... Die Karosserie ist prinzipiell in erstaunlich gutem Zustand. Der Unterboden hat eine noch weiche Unterbodenschutzschicht, deshalb weiß ich erst nach dem Entfernen, was mich erwartet. Allerdings ist keine Wagenheberfnahme weggefault, keine Schraubenzieher versinken in C- oder B-Säule und selbst die Türen haben von innen nur oberflächlich Rost. ABER... Der Vorbesitzer hat Teile der Karosserie vor 32 Jahren abgeschliffen. An all diesen Stellen ist großflächig Flugrost zu finden. Und deshalb soll der Wagen gestrahlt werden.
    Mein Lackierer hat mir einen Strahlbetrieb empfohlen, der nach dem Strahlen (nur von außen) direkt eine Grundierung aufbringt. Von dem Betrieb lassen die Einiges machen. Irgendwo muss es bei so einem günstigen Oldtimer wie dem 180er auch wirtschaftlich gehen. Oder ist das chemische Entlacken und Entrosten ein Schnäppchen? Ich habe mich mit diesem Verfahren ehrlich gesagt noch nicht beschäftigt. Bin aber gewillt, mein Vorhaben zu überdenken, dass im Moment noch wie folgt aussieht:
    Wagen zerlegen, Unterboden Eisstrahlen, Karosserie strahlen und grundieren, Blech- und Lackarbeiten, Unterboden- und Hohlraumveriegelung.
    Sirko

  • Du hast den Vorteil, dass dein Motor gemacht ist und du über einen großen Fundus an z.T. teuren Ersatzteilen besitzt. Den vierstelligen Betrag wirst du aber bei weitem überschreiten. Das mit dem Strahlen und Grundieren würde ich mir genau überlegen. Ich habe kaum kein Teil von unterschiedlichen Stahlern zurückbekommen, dass ich nicht nachbearbeiten mußte. Das selbe trifft auf komplette Karossen in meinem Bekanntenkreis zu. Wenn der Strahler dann noch grundiert, wird es noch schlimmer. Es wird über Rost- und Schmutzrückstände rübergespritzt und du siehst es nicht. Was für eine Grundierung verwendet der Strahler überhaupt? Ich kenne Leute, die den ganzen Rotz wieder runtergeschliffen haben. Wenn du trotzdem es so machen willst, sichere deine Gewährleistungsansprüche gegenüber deinem Lackierer vorher ab.


    Mit dem Chemischen Verfahren wirst du bis einschließlich KTL (also Tauchgrundierung) bei 5 bis 6 tEUR liegen. Für einen Ponton lohnt sich das wirtschaftlich definitiv nicht. Ohnehin ist eine Komplettrestaurierung eines Pontons unwirtschftlich - aber darum geht es ja auch nicht. Du wirst auch nicht im vierstelligen Bereich für die aufgelisteten Arbeiten bleiben.


    Udo

  • Die verwendete Grundierung ist eine 2K Grundierung. Die Lackierer arbeiten wie gesagt mit der Firma sehr gern und finden die Grundierung gut. Dank mangelden Fachwissens muss ich mich (etwas Vertrauen vorausgesetzt) auf die Qualität der Grundierung und die Lacker verlassen können. Ich arbeite mit denen auch schon Jahrelang mit meinem Mopedkram zusammen und wurde noch nicht entäuscht.
    Das chemische Verfahren kommt für mich wirklich nicht in Frage. Die dafür aufgerufenen Preise (meine Anfragen Karosserie + Blechteile wurde eher mit 7000€-8000€ bewertet) kann und will ich nicht bezahlen.
    Bei den Kosten fwerde ich Buch führen. Ich denke, ich schaff es mit meinem angestrebten 4-stelligen Bereich.


    Aber gerade beim Thema Anschaffungen habe ich mir das Werkstatthandbuch 180-220 gekauft. Etwas naiv habe ich den Satz "basieren auf dem Buch Typ 190" so interpretiert, dass das Buch eine eigenständige Erweiterung des 190er Buches ist. Tja... nun stehen bei nahezu allen Themen, die mich interessieren die Hinweise: "entspricht im Großen und Ganzen den Arbeiten am Typ 190". Das hilft mir gerade mäßig weiter und das Buch Typ 190 möchte ich mir auch erst etwas später kaufen. Darum nun die erste technische Frage bzw. die Bitte, dass ihr mich ggf. berichtigt.


    Thema Motorausbau:
    Kühler, Schläuche, Kabel sind vom Motor getrennt. Ich möchte ihn gern mit Getriebe rausnehmen, wie das mit der 3 Punktlagerung funktioniert ist mir klar. Ist folgender Weg zielführen?
    1) Getriebe an der Hardyscheibe zur Kardanwelle trennen 6 große Schrauben mit z.T. Kronenmuttern (oder muss die Getriebeglocke abgenommen werden?)

    2) Schaltgestänge aushängen und Halter vom Motor (2xM6) lösen

    3) Auspuffhalter entfernen

    4) alle 3 Motorhalterungen lösen
    5) Motor mit Getriebe nach vorn oben rausheben.


    Einen Motorhebekran habe ich leihweise zur Verfügung. Ist das Vorgehen so praktikabel? Gibt es Stellen an denen ich den Motor besser nicht abstützen sollte?
    Schönen Gruß
    Sirko

  • Ja das geht so. Getriebe von der Gelenkwelle trennen. Motor mit Kupplungsglocke und Getriebe ausbauen. Ich habe ein Drahtseil um den Motor geschlungen und so ausbalanciert, dass ich ihn schräg rauziehen konnte. Ein Balancer ist schön aber nicht notwendig. Motor/Getriebe habe ich vor dem Lösen der Befestigungen an dem Motorkran gehängt, so dass ich nichts abstützen musste. Die Motorhaube muss ab. Ich hatte 2 seitliche Motorlager und eins am Getriebe. Ich weiss nicht, ob es beim 4-Zylinder so ist - bei mir ist vorn am Motor noch ein Lager/Halter der den Motorblock mit dem Fahrschemel verbindet. Diesen nicht vergessen. Es ging alle allein ganz gut. Ich habe o.g. Preis inkl. Lackiergestell o.g. für Entlackung, Entrostung und KTL bezahlt.


    Udo

  • Danke für die Antwort. Ich denke, du wirst mein wertvollster Herlfer. In der Hoffnung, dass ich nicht nur dich mit meinen Texten erreiche, hier mal etwas Nettes wie ich finde. Ich habe mal den Kofferraum ausgeräumt und irgendwie sind mir da jede Menge Innentürverkleidungen entgegengekommen. Es sind nicht alles vollständige Sätze (nur vom ersten von links sind alle da) aber spannend ist, dass ich nun mindestens 5 verschiedene Innendekore habe, von denen ich mir später das Hübscheste zum Nachbauen aussuchen werde. Seht selbst.

    Mehr erstmal nicht, MOntag soll ich nochmal (mit Anhänger!!!) beim Vorbesitzer auftauchen. Er hat wohl noch seine ominösen Hochlager gesichtet und jede Menge Pontonkram gefunden. Ich bin gespannt, was da noch so kommt.
    Sirko

  • Hallo,
    heute habe ich nur 2 Fragen an euch bezüglich meiner Reparatursätze.
    1) Ich habe den "Reparatursatz" 128 586 00 49 insgesamt 4 mal. Wen oder was repariert das Set eigentlich und wieviele braucht man am Fahrzeug? Ich habe hier 4 Sätze gefunden.

    2) Ich habe 2x2 Reparatursätze für Achsschenkelbolzen. Zweimal die 120 586 00 33 und zweimal die 111 586 00 33. Erstere habe ich für Ponton, zweite für den W110 im Internet gefunden. Alle Einzelteile in den Sets haben aber absolut identische Maße.

    Sind das eigentlich dieselben Teile mit anderen Nummern oder habe ich was übersehen?
    Schöne Grüße
    Sirko

  • 1.) Aufhängung Auspuff. Ich kann mich dunkel erinnern dass ich eine abgebaut habe. Sonst war der Auspuff mit Drähten festgebunden. Ich glaube, man benötigt 3.


    2.) Wahrscheinlich sind die Bolzen für Ponton und W110 gleich.


    Udo