Scheunenfund 300 SEL 3.5 - Startversuch

  • Hallo Leute, ich melde mich mal wieder mit Neuigkeiten von meinem W109-Scheunenfund zurück.
    Hintergrund: W109 Scheunenfund (26 Jahre Standzeit) Hilfe wird erbeten


    Und zwar habe ich jetzt am Sonntag mal gewagt, den M116 Motor zu starten. Davor habe ich die Benzinpumpe instand gesetzt (= zum Laufen gebracht und einigermaßen dicht), die Kraftstoffschläuche im Motorraum ersetzt (bis auf die direkt über den Einspritzdüsen, da war ich mir nicht sicher, wie das geht) und die Autobatterie eines anderen Wagens zum Betreiben der Pumpe (ich habe wohl bei den Stromkabeln unterm Auto einen Kabelbruch erzeugt :/ ) aufgetrieben.


    Dann habe ich die Ringleitung vorne gezogen und Plastiktüten befestigt, um die Leitungen erstmal durchzuspülen, bevor eventuell vorhandenener Dreck in die Einspritzventile gespült wird. Hat auch alles ganz gut geklappt, dann habe ich die Ringleitung wieder montiert, die Zündkerzen ausgebaut, etwas Öl in die Zylinder gesprüht und per Hand ein paar mal durchgedreht. Dann habe ich es mit dem Anlasser gemacht, bis sich Öldruck aufbaute und es schließlich dann mit dem Starten versuchte (nachdem ich zur Sicherheit einen Feuerlöscher zur Hand genommen habe :D )


    Ziemlich schnell hat er schon angefangen zu zünden und lief dann ein paar mal einige Sekunden recht gut, ging dann aber immer wieder aus.


    Hier ein Video :

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    Nun meine Fragen:


    Der Auspuff ist definitiv löchrig, aber soll sich das so anhören, oder setzt möglicherweise ein Zylinder aus?


    Wie stelle ich es am besten an, die Schläuche über den Einspritzdüsen zu tauschen (bin da bisher nicht so recht schlau draus geworden)?


    Ich habe auch die Vermutung, dass die Kraftstofpumpe es nicht mehr bringt, da sie es irgendwann bei ausgeschaltetem Motor nicht mehr geschafft hat, weiter zu fördern und auch nichts aus der Rücklaufleitung zurückkam. Ist die Vermutung plausibel, dass die Pumpe es nicht schafft, den Druck in der Ringleitung zu halten wenn der Motor läuft und er somit ausgeht? Ein paar andere Möglichkeiten habe ich schon in der Bosch Handbuch - PDF gefunden und ich werde diese beim nächsten Mal durchgehen und (soweit ich es kann) überprüfen.


    Auf Verdacht habe ich bereits eine neue Pumpe gekauft, allerdings nur ein relatives Billigteil, da ich mir ja nicht sicher bin ob das wirklich das Problem ist.


    Wäre super, wenn ihr mir hier etwas weiterhelfen könnt


    LG, Levin

  • Die Schlauchstücke auf den Einspritzventilen sind verpresst und mit einer Metallspange gesichert. Gerade diese Schläuche sind brandgefährlich, weil wenn sie undicht werden (was nach drei Jahrzehnten geradezu garantiert werden kann) spritzt der Kraftstoff so ziemlich genau auf den Krümmer...


    Die Reparatur ist aber ziemlich simpel: Einspritzventil ausbauen, Metallspange vorsichtig aufsägen, Schlauch abziehen und durch neuen Schlauch (Meterware) ersetzen. Anschließend ne Schlauchschelle in ordentlicher Qualität drauf und fertig.


    Hält in meinem 350 SLC nunmehr schon seit 15 Jahren. Die Empfehlung, das gesamte Ventil deshalb zu ersetzen, war damals schon unverschämt teuer und offensichtlich nicht notwendig.


    Bei der Kraftstoffpumpe habe ich eine vom W124 (260 E) als Provisorium verbaut, zumal diese von der Leistung her, sehr nah am Original ist. Das Provisorium ist seit nunmehr 10 Jahren im Einsatz.


    Viel Erfolg und viel Spaß mit Deinem 109er


    Oliver

  • Levin,
    Bezueglich Motor geht nach ein paar Sekunden aus: Ich denke, dass sich an deinem Wagen der Schlauch der Ruckfuehrleitung zum Schlingertopf (im Tank!) aufgeloest hat. Schau dir mal meinen Beitrag von ein paar Wochen an. Kannst du relativ schnell nachpruefen indem du schaust, ob die Benzinpumpe Luft mit ansaugt.
    Gruss
    Stephan

  • Danke für den Tipp, werde ich mal so probieren. Wie weiß man denn, ob die Qualität von Schellen gut ist?
    Bzw. welche ist sinnvoll?
    Lohnt es sich, wenn die Einspritzventile eh draußen sind, auch die Gummidichtungen unten zu tauschen?


    Den Sprit habe ich gar nicht aus dem Tank bezogen, deshalb sollte das nicht die Ursache sein. Luft wurde trotzdem angesaugt, das kann aber auch von einer Undichtigkeit der Benzinpumpe an den Stromanschlüssen herrühren. Wenn ich den Tank ausbaue, achte ich aber mal drauf

  • Hallo Levin,


    Benzinundichtigkeit ist ganz schlecht und Du solltest den Druck in der Ringleitung über den Einspritzventilen messen und einstellen. In der Tat ist es so, dass man da die ca. 2 cm langen Benzinschläuche so alle 10 Jahre ersetzen sollte. Wie das geht ist von der Tatsache abhängig, ob es sich um die frühen mit einer Dichtkante und hoher Presshülse handelt oder um die späten mit 2 Dichtkanten und nur lose aufgesteckter niedriger Hülse. Mehr unter Ersetzen des Benzinschlauchs D-Jetronic Einspritzventil. Richtig ist auch, dass man dabei die Gummidichtungen unter den Einspritzventilen ersetzen sollte. Die oberen, die nur das EV runter drücken, musst Du aber normalerweise nicht ersetzen.


    Natürlich ist eine undichte Benzinpumpe auch nicht gut. Es kann aber gut sein, dass die O-Ringe darin jetzt im Betrieb wieder quellen und sie dann dicht wird. Wenn nicht, sollte diese nicht einfach durch irgendeine Pumpe ersetzt werden. Mehr dazu unter D-jetronic Benzinpumpe



    Es könnte gut sein, dass Dein Gebiss (oder auch Impulsauslöser) im Zündverteiler hin ist. Dann würden die Einspritzventile beim Starten getaktet werden und einspritzen, dann aber nach dem Loslassen aufhören und damit den Motor absterben lassen. Das Gebiss sagt dem Steuergerät die Drehzahl des Motors und den Einspritzzeitpunkt. Es ist ein Verschleißteil, das etwa alle 60 tkm am Ende ist.



    Willst Du mehr über die D-Jetronic lernen? Obelix und ich (Dr-DJet) machen am 23.6. einen Workshop in Erlangen und am 8.9. einen in Frankfurt/Main. Programm ist hier zu finden.


    Viel Erfolg bei der Wiederinbetriebnahme!

  • Hallo Volker,


    dann werde ich die Schläuche mal lieber ersetzen. Als die Pumpe lief (dauerhaft, da ich sie ja über eine externe Batterie betrieb) waren besagte Schläuche trocken, was ja zu der Theorie mit der Pumpe passen würde.


    Die alte Pumpe habe ich bereits mit neuen Ringen wieder zusammengesetzt, aber die Undichtigkeit war im Bereich der elektrischen Anschlüsse. Ich habe mir einfach eine Pumpe für 40 € geholt, da ich noch nicht so viel investieren wollte, bevor ich weiß wie es mit dem Projekt weitergeht.


    Ich glaube, die Ventile sind die Ausführung mit niedriger Hülse. Vor dem Gebiss habe ich etwas Angst, da man dort doch auch den Zündverteiler demontieren muss. Ist das nicht ein großer Aufwand, danach nochmal alles einzustellen?


    Und was sagst du zu der Vermutung, ein Zylinder laufe nicht mit?


    Vielen Dank für die Hilfe, ich melde mich mal zurück wenn ich beim nächsten Mal beim Wagen bin


    Schöne Grüße,
    Levin

  • Hallo Levin,


    Du kommst an das Gebiss nur gescheit heran, wenn Du den Zündverteiler heraus nimmst. Ich habe da einen Messdorn, um den Verschleiß zu messen. Du kannst es aber auch elektrisch prüfen: Hänge ein 4-Kanal Oszilloskop an die 4 Kontakte und schau Dir an, ob die alle ca. 135° lange Rechteckimpulse liefern, die sich um je 90° verschieben. Trotzdem solltest Du das Gebiss ausbauen und reinigen sowie schmieren. Danach muss der Zündzeitpunkt eingestellt werden. Das solltest Du aber sowieso bei jeder Inspektion erledigen.


    Hat Deine Benzinpumpe 3 oder 2 Schlauchanschlüsse? Wenn sie 3 hat, musst Du den Rückfluss in den Tank entfernen. Und wenn Du sie ersetzt, lasse mir bitte die alte zukommen. Von modernen Benzinpumpen mit hohen Druckstößen halte ich nichts, das geht auf die Membran des Druckreglers und die Einspritzventile.


    Wieso hast Du die Vermutung, dass ein Zylinder nicht mitläuft. Das ist sowieso am 8-Zylinder schwer zu merken. Der schleppt einen leer laufenden locker mit. Deine Einspritzventile könnten aber jetzt verklebt und verdreckt sein. Schau Dir mal den groben Sprühtest bei mir an. Wenn Du da Abweichungen, Nachtropfen oder schlechtes Sprühbild feststellst, dann solltest Du die nach der ASNU Methode reinigen lassen.

  • Hallo Volker,


    die Benzinpumpe hat 2 Anschlüsse. Gerne schicke ich sie dir zu, wenn du damit noch etwas anfangen kannst :D


    Inwiefern trifft das mit den Druckstößen auf alle modernen Benzinpumpen zu? Ist sowieso erstmal nur zum ausprobieren, ob die Benzinpumpe überhaupt die Fehlerquelle war.


    Leider bin ich nicht im Besitz eines solchen Oszilloskops und weiß auch nicht wie man damit umgeht, aber wenn alles andere nichts hilft, werde ich mir mal so ein Teil anschaffen. Wie schwierig würdest du die Einstellung des Zündpunktes für einen Laien bewerten?


    Wegen des Zylinders bin ich mir nicht sicher, ich hatte das Gefühl, dass das nicht ganz richtig klingt. Ich glaube ich überprüfe mal alle Steckverbindungen für Einspritzventile, Zündkerzen, SDF etc. und hoffe dass das was bringt und er auch nicht mehr so schnell ausgeht.


    Die Benzinleitungen habe ich eigentlich durchgespült, bevor ich sie wieder an die Einspritzdüsen angeschlossen habe. Den Spritztest mache ich einfach mal wenn ich die Ventile eh draußen habe.


    Vielen Dank für die Hilfe,
    Levin

  • Hallo Levin,
    wenn Du die ESD draußen hast, kannst Du mit einem kleinen Schraubenzieher vorsichtig prüfen, ob der Dorn in der Mitte der Düse gängig ist. Nach so langer Standzeit kleben die gern mal, kann man aber mit ein paar Tropfen WD40 und dem kleinen Schraubenzieher wieder gängig machen...
    Dem Schlauch an den Düsen bekommt man leicht runter, wenn man die Verpressung vorsichtig an einem Bock wegschleift. Wenn man das aber einmal angefangen hat, muss man alle 10-15 Jahre die Schläuche kontrollieren, weil die aktuelle Qualität deutlich schlechter ist, als vor 50 Jahren. Sowieso nur hochwertige DRUCKschläuche verwenden, auch dort, wo eigentlich die alten Benzinschläuche mit Gewebe außen verbaut waren.
    Gute Schlauchschellen erkennt man am Namenszug "ideal" oder "Zebra" und daran, dass das Gewinde nicht ausgestanzt sondern geprägt ist.
    Nach meinem Kenntnisstand lässt sich die 3.5er Pumpe NICHT abdichten. Wenn die zu wenig fördert, dann stirbt der Motor u.U. ab sobald das Kaltstartventil nicht mehr einspritzt (5 Sek. ?). => Den Benzindruck in der Ringleitung mit einem benzinfesten Manometer messen.
    Wenn der Motor sofort nach Loslassen des Zündschlüssels ausgeht, ist möglicherweise einer der beiden Vorwiderstände der Zündung hinüber, kann man leicht mit einem Ohmmeter messen.
    Bei laufenden Motor kannst Du die Düsen mit einem langen Schraubenzieher "abhorchen", es muss ein regelmäßiges Klicken zu hören sein. Außerdem mal das Kerzenbild auf Gleichmäßigkeit anschauen. Prüfmethode ob alle Zylinder mitarbeiten: Bei laufenden Motor (sic!) nacheinander die einzelnen Zündkabel von den Kerzen ziehen (Zange! Handschuhe!). Wenn sich bei einem Zylinder der Rundlauf NICHT ändert, dann läuft der nicht mit. Wenn das betreffende Ventil tickt, liegt es an der Zündung.


    Viel Spass beim Testen!
    Uwe

  • Hallo Uwe,


    das mit dem Wegschleifen der Verpressung an den Einspritzventilen ist nur bei den frühen notwendig, habe ich oben schon beschrieben. Bei den späteren genügt ein Wegschneiden des Schlauchs.


    Die Benzinpumpen bekommt man schon wieder dicht. Aber es ist eine Schweinearbeit, insbesondere bei denen mit 3 Anschlüssen, wenn die am Motor und am Ventil lecken. Und einmal zu viel gedrückt werden sie nicht mehr dicht. Es sei denn nur der Pumpenteil mit den 2 O-Ringen ist undicht, der ist leicht wieder abzudichten.


    Das Abhorchen der Einspritzventile muss man nicht tun. Man kann die anfassen und spürt das Tickern.


    Das mit dem Vorwiderstand ist ein guter Hinweis. Aber ich glaube hier nicht daran, denn dann würde der Motor sofort nach Loslassen den Zündschlüssels ausgehen. Er läuft aber noch ein oder 2 Sekunden weiter. Da er das immer wieder zu tun scheint, kann der Sprit auch nicht vom Kaltstartventil kommen. Denn das würde nur einmalig vom Thermozeitschalter während des Startens aktiviert. Levin sollte aber mal meinen Hinweis mit dem Gebiss verfolgen. Denn ohne Gebissimpulse wird zwar während des Startens eingespritzt, danach bekommt das Steuergerät aber kein Drehzahlsignal mehr und schaltet die Benzinpumpe ab und spritzt sowieso nicht mehr ein. Wenn ich recht habe, würde er länger laufen, wenn man Starthilfespray in den Luftfilter sprühen würde. Bei defektem Vorwiderstand würde das nichts helfen. Es ist also schnell geprüft, Levin.

  • Den Hinweis mit den Tickern der Ventile brachte ich, weil sich Levin offenbar scheut, den Verteiler auszubauen. Wenn keine Impulse an den Ventilen vorhanden sind, MUSS man sich die Auslösekontakte anschauen...
    (Das wäre ein nettes Auto für ein Workshop morgen mittag.)


    Uwe

  • Hallo Uwe,


    beim vdhopen finden doch keine Workshops statt, Ausnahme dieses Jahr zum 50. Jubiläum der Strich8 Workshop. Aber Obelix und ich machen ja auch so D-Jetronic Workshops:



    Da könnte Levin natürlich vorbei kommen.

  • Vielen Dank Leute,


    ich probier das heute mal aus und melde mich dann, ob es was gebracht hat. Ich hoffe ja immer noch, dass es nur an der Benzinpumpe lag, da die Auslösekontakte ja auch schonmal 500 Euro kosten. Vielleicht ist ein Stecker auch nur nicht mehr richtig drin, das werde ich auch noch prüfen.


    Schönen Samstag euch,
    Levin

  • Hallo Levin,


    besser Du beschäftigst Dich etwas mehr mit meiner Webseite. In meinem Kompendium würdest Du dann auch finden, dass dort Leute einen Messdorn zum Nachstellen des Gebisses oder auch Nachfertigungen der Nocken gemacht haben. Das kostet dann keine 500€.

  • Ja, das sollte ich wohl tun. Hat sich aber herausgestellt, dass die Benzinpumpe tatsächlich das Problem war. Mit der neuen ist er direkt angesprungen und ging auch nicht mehr aus.

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    Nun hat sich aber eine Undichtigkeit der Wasserpumpe ergeben, da muss ich wohl für Ersatz sorgen.


    Heute wollte er aber irgendwie nicht anspringen, habt ihr ne Ahnung woran das liegen könnte?
    Gruß, Levin

  • Habs rausbekommen, der Verteilerfinger war oxidiert. Nachdem ich den angeschliffen und mit etwas kontaktspray behandelt habe, lief er wieder sauber. Allerdings stellte sich beim Warmlaufen ein Sägen ein.
    Im warmen Zustand ist er aber schön mit der Drehzahl runtergegangen und lief konstant.


    Aber weil die Wasserpumpe so viel durch das Gehäuse rausgespuckt hat, habe ich dann doch lieber wieder ausgemacht.


    Anbei noch ein Video des Motors im Leerlauf:

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    Habt ihr da irgendwas dran auszusetzen (bis auf den kaputten Auspuff :P)?


    LG,
    Levin

  • Hast du Kopfhörer parat? Ich glaube, dass das trügt über normale Lautsprecher. Aber ich weiß was du meinst, hab mich auch beim Anschauen gewundert. Das mit dem Zusatzluftschieber gucke ich mir mal an