Warmer Dusche folgte kalte Dusche

    • Official Post

    Hat hier jemand eine Erklärung für???


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    Hallo Horst,


    gestern wollte ich meiner Heckflosse (230S, Baujahr 66) was ganz
    besonders gutes tun und habe sie von Hand mit Heißwasser waschen
    lassen. Als der Wagen abgetrocknet wurde, stand ich fassungslos vor
    dem Ergebnis und ich war nicht weit entfernt von einem Herzinfarkt.


    Der Wagen hatte jeglichen Glanz verloren (sah aus wie eine
    Mattlackierung). In den Lack hatten sich Laufspuren des Wassers
    eingebrannt, die mit normaler Politur nicht mehr zu beseitigen waren.
    Der Inhaber der Waschanlage stand ebenfalls fassungslos vor dem Auto.


    Meine Heckflosse hat noch den 1. Lack, nur zwei Türen mussten einmal
    neu lackiert werden – die haben die Waschprozedur heil überstanden.
    Liegt es also an der Zusammensetzung des alten Lacks, der das heiße
    Wasser (ca. 50°) nicht verträgt??? Hast Du von vergleichbaren Dingen
    schon mal gehört???


    Und nun – was tun??? Der Betreiber der Waschanlage war sofort bereit,
    alles zu tun, um diesen Schaden wieder gut zu machen. Ein
    Fahrzeugaufbereiter, bei dem ich dann gestern noch war, hat an
    verschiedenen Stellen mit unterschiedlichen Mitteln getestet. Die
    intensivste Behandlung verspricht am meisten Erfolg:
    Schleifpartikelmasse auftragen, anschließend polieren, anschließend
    wachsen. Allerdings weiß ich nicht, wie stark dann die Lacksubstanz
    abgetragen wird. Auch hier wäre ich für Erfahrungsberichte/Meinungen
    sehr dankbar.


    Im Moment tendiere ich dazu, gleich nach Pfingsten einen
    Sachverständigen zu holen, der sich den Wagen einmal ansieht, denn es
    geht hier schließlich um eine Wertminderung von rund 7.000,- €. Der
    Wagen ist laut Wertgutachten in einem Zustand 2-. Müsste ich ihn jetzt
    verkaufen, würde er wahrscheinlich nur noch Zustand 3 erreichen.


    Ein absoluter Albtraum. Wäre Dir dankbar, wenn Du mir da weiterhelfen
    könntest.
    Wünsche Euch ein schönes Pfingstwochenende und ein erfolgreiches
    Jahrestreffen


    Mit den besten Grüßen
    Stefan | 943



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  • Hallo Horst
    Hallo Stefan


    Das klingt für mich ganz so, als ob der alte Lack vor allem durch Wachs noch am Glänzen gehalten wurde. Wachs ist nichts anderes als Fett und wird durch fettlösende Mittel (zB Spüli) oder auch durch Wärme entfernt. Wasserlaufspuren wiederum treten dann auf, wenn der Lack offenporig ist (dieses Phänomen gibt es auch häufig bei alten Möbeloberflächen: Wasserränder, Schleier, etc wenn der Schutzlack verloren ist).
    Hier ohne weitere Lackschichtdickenmessung stark abrasive Schleifmittel anzuwenden ist grob fahrlässig. Ein derart strapazierter Lack dürfte nicht mehr viel "Fleisch vor dem Knochen" haben.
    Entweder mit sehr feiner Politur glätten und mit Wachs versiegeln (keine dauerhafte Lösung) und auch vom Ergebnis her halbseiden(matt).
    Oder: Lackieren

  • Hallo zusammen,


    ich vermute, es war nicht nur Heisswasser? Sondern auch "Spüli" im Einsatz. Ich habe auch eine Flosse mit überwiegend Erstlack, der anfangs sehr ausgekreidet und offenporig war und beim Waschen solche Laufspuren zeigte, die dann auftreten, wenn das Spüli-Wasser auf heissem Blech zu schnell verdampft, statt es abgetrocknet wird. Ich wäre ebenfalls sehr vorsichtig mit abrasiven Verfahren. Bei mir wurden die Spuren im Rahmen einer einmaligen "Grundsanierung" des Lacks getilgt. Such Dir einen Spezialisten für Oldtimer-Lackaufbereitung (siehe Gesamt-Inhaltsverzeichnis Oldtimer Praxis)


    Gruß, PP

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    Originalzustand ist nicht reproduzierbar.

  • Hier ist es wie beim Arzt: wenn wir das Gift nicht kennen und keine zuverlässige Diagnose stellen können, tun wir uns mit dem Gegengift schwer. Da der Patient hier nicht in akuter Gefahr schwebt kommt Sorgfalt vor Eile.


    Bevor wir hier mit Ferndiagnosen anfangen, sollten wir vielleicht erst noch ein paar Fakten erheben:


    - Mit welchem Lackaufbau haben wir es zu tun (uni oder metallic)?
    - Welchen Lackaufbau haben die nachlackierten Teile?
    - Welchen Farbton hat das Fahrzeug?
    - Mit welchen Produkten wurde der Lack zuletzt gepflegt?
    - Welche Reinigungsmittel wurden in welcher Dosierung bei der Reinigung verwendet?
    - Wie wurde gereinigt? Die Angabe Handwäsche und Warmwasser sind etwas dürftig.
    - Welche Schwämme wurden bei der Reinigung eingesetzt?
    - Bei welcher Umgebungstemperatur wurde die Reinigung vorgenommen?


    Sodann solle versucht werden, von diesen Reinigungsmitteln Rückstellproben zu ziehen und die entsprechenden Datenblätter des Herstellers beizuziehen. Ich halte es für nicht besonders wahrscheinlich, daß ein Lack in einem vorgeblich hervorragendem Zustand allein durch Waschen mit 50 Grad warmen - von heiß will ich da noch nicht reden - Wasser sich so verändert. Da werden mit hoher Wahrscheinlichkeit noch eine Reihe anderer Faktoren eine Rolle gespielt haben. Mein Hauptverdacht richtet sich gegen etwaige Waschzusätze, die möglicherweise nicht hinreichend verdünnt wurden und daher bereits bestehende UV-Schäden quasi ans Tageslicht geholt wurden.


    Nach der Frage, wie es dazu kommen konnte, ist zu klären, wie das Dilemma in den Griff zu bekommen ist. Auch hier muß die sorgfältige Bestandsaufnahme im Vordergrund stehen. Selbst auf den ersten Blick nahezu hoffnungslose Fälle lassen sich vielfach noch retten. Der ambulante Gebrauchtwagenaufbereiter, der für die Autohäuser im Akkord für 30- 70 Euro die geschundenen Leasingrückläufer aufpoliert, ist da zumeist nicht die ganz richtige Adresse. Es gibt da zuweilen auch richtige Experten mit einem goldenen Händchen, doch die Chancen sind eher gering. Offen gestanden habe ich nicht den Eindruck, daß der Aufbereiter, der sich an dem Wagen versucht hat, zu den großen Kapazitäten gehört. Das hört sich da schon sehr nach "Versuch und Irrtum an".


    Einer der bekannten guten Adressen für schwierige und schwierigste Fälle ist Autoblitz Mayer in Schwaigheim.