W111 Felgen lackieren

  • Hallo Forum!


    Ich bin gerade dabei, mein W111 Coupe auf die zweiteiligen Radkappen mit Deckel und Vollchrom Ring umzurüsten. Dazu habe ich die Deckel, Ringe und 4 originale Nasenfelgen besorgt. Die Felgen sind momentan noch schwarz und müssen in UT lackiert werden. Dazu habe ich ein paar Fragen:


    Mein Plan momentan ist, die Felgen sandstrahlen zu lassen, um die alte Farbe und den Rost wegzubekommen. Muss ich die Felgen nach dem Sandstrahlen noch weiter behandeln? Oder kann direkt grundiert werden?
    Was für eine Grundierung/Basislack/Klarlack sollte ich verwenden, damit die Farbe einigermaßen hält? Ich habe leider keine Lackierkabine o.ä., würde deshalb mit Farbe aus der Dose arbeiten. Kann das so überhaupt etwas werden?

    Ich habe original 050 weiß als 2K-Basislack bei irgendeinem Farben-Anbieter im Internet bestellt. Der Farbton ist echt okay, kann ich damit die Felgen lackieren? Oder muss da anderer (spezieller) Lack her? Pulverbeschichten geht nicht, da da ich den original Farbton haben möchte.


    Ich bin über jegliche Tipps und Hilfestellungen dankbar!


    Gruß

    Marlon

  • Hallo Marlon


    Ich habe meine Felgen mit Haftgrund grundiert, angeschliffen und zuerst mit Basislack, dann mit 2K Klarlack überlackiert. Das geht gut mit Spraydosen.


    Wichtig ist, dass sich Haftgrund, Basis- und Klarlack miteinander vertragen. Deshalb besorge ich mir das immer aus einer Hand. Andernfalls besteht die Möglichkeit, dass es am Ende aufgrund von Unverträglichkeiten zu Rissen oder Blasen kommt. Zwischenschliff mit 400er Körnung kann nach der Grundierung auch nicht schaden. ist der Klarlack durchgezogen, könnte man auch noch miit 1500er, 2500er bis 3000er Körnung feinschleifen und die Felgen mit Polierpaste aufpolieren.


    Du kannst mal nach Ludwig Lacke oder Prosol gockerln.


    Bei der Gelegenheit, Du bist hier neu und ich glaube ziemlich jung, ...sehr erfreulich!


    Vieleich magst Du Dich und Dein Fahrzeug in der Rubrik


    NEUMITGLIEDER STELLEN SICH VOR


    kurz vorstellen. Wir würden uns sehr darüber freuen.

    Viele Grüsse


    Winfried


    300 SE W112 Cabrio M189 Automatik Fahrgestellnummer ...9840 Ende 1967 „Schlüpferblau-Met.“

  • Hallo Marlon,


    ich habe einen Test mit der gleichen Fragestellung als Hintergrund gemacht. Das für mich beste Ergebnis habe ich wie folgt erreicht.


    Mein Vorgehen war:


    1. Vorprüfung:

    Vorab würde ich vor dem Abziehen der Reifen prüfen, ob die Felgenhörner tatsächlich nicht zu angegriffen sind! Dann macht das einfach keinen Sinn mehr, wenn in diesen schon zu tiefe Rostlöcher sind. Das ist ja auch die Stelle an einer Stahlfelge, die den Unbilden der Umwelt und den eigenen Fahrkünsten am Bordstein am meisten ausgesetzt sind und durch z.B. geklemmte Wuchtgewichte auch am leichtesten angreifbar sind. Auch prüfen, ob die Felgen bw. Felgenhörner keinen Seiten- oder gar Höhenschlag haben. Entweder in der Werkstatt auf der Wuchtmaschine oder bei der Demontage der Felgen. Ist kein Hexenwerk. Der Höhenschlag sollte unter 1 mm liegen, wobei es hier unterschiedliche Meinungen gibt. VW gibt z.B,. bis 0,9 mm als tolerierbar an.

    Der Höhenschlag ist aber nicht direkt gefährlich, sondern im ersten Stechen unbequem für den Komfort. Je nach Höhe jedoch wird das im Laufe der ungleichen Abnutzung der Reifen wegen des Schlages nicht besser, und die Fahrwerkskomponenten leiden bei einem übertriebenen Höhenschlag auch irgendwann. Beim Seitenschlag sollte das ebenfalls nicht über das Mass hinausgehen, sonst haben die Reifen im Betrieb zu viel Walkarbeit zu leisten, um das auszugleichen. Muss jeder selber beurteilen, bei meinem 300D ist die Endgeschwindigkeit stark eingeschränkt...


    Ab einem 230 würde ich eher strengere Massstäbe ansetzen, hängt aber auch von dem Fahrprofil und der Nutzungsintensität (km/Jahr) ab.

    Einen Seiten- und/oder Höhenschlag kann wie folgt auch zumindest grob zur Erstbeurteilung herausfinden. So habe ich das gemacht, und eine Felge ist dadurch gleich den Weg allen irdischen gegangen...


    Da ich eine Bühne mit Achsfreiheber habe, konnte ich den Benz auch waagerecht heben, so dass die Räder frei drehen konnten. Ich habe dann einen Magnetständer genommen und mangels Messuhr (die da normerweile zugehört...) eine Reissnadel am Felgenhorn mit einem minimalen Abstand angelegt. Nicht an der äussersten, meist durch Rost bereits rauhen Aussenkante, sondern an dem senkrechten Absatz darunter, also ein paar Millimeter neben dem Horn in Richtung Mittelpunkt gesehen. Dann Rad drehen, dann siehst du den Seitenschlag schon. Ich habe dann die der Reissnadel am nächsten kommende Stelle, also der maximale Seitenschlag, mit einem Stück Papier (= ca. 1/10 mm) als Abstandsmass genutzt, und dann gedreht. Wenn du unter 1 mm bleibst, dann ist alles ok, darüber würde ich die Felge so nicht mehr nehmen bzw. vorher die Werkstatt befragen. Bei der einen Felge waren es mehr als 3 mm, das KO für diese eine.


    Den Höhenschlag kannst du sehr ähnlich messen, in dem du den Messpunkt auf die am weitesten vom Drehpunkt gelegen waagerechte Stelle der Felge verlegst. Das waren bei mir bei der einen eh schon aussortierten Felge 5 mm, was eindeutig viel zu viel war. Ich halte das bei einem anmontierten Rad für sinniger, zu meinen besten Zeiten wurden häufig auch Räder auf der Achse gewuchtet. Da musste man sich allerdings bei einer Demontage die Lage der Felge (vorne, hinten, links oder rechts, wo war welchen Schraube in welchem Loch der Felge und Achse usw.) merken und wieder genau so montieren. Das ist ja nicht unser Ziel, zeigt aber, dass es zu den Baujahren unserer Schätze gängige Paxis war, Dinge auch mit montierten Reifen zu erledigen.

    2. Reifen natürlich runter, dito die Wuchtgewichte. Müssen eh neu gewuchtet werden.


    3. Sandstrahlen, was bei bei einigen Felgen wegen der gefühlt 10 Schichten verschiedenster Lacke bei mir wirklich Arbeit war.

    Dabei nicht allzu grobes Strahlmittel nehmen, auch wenn es damit schneller geht. Sonst bekommt man eine eher unschöne rauhe Oberfläche.

    Die Bohrungen für die Schrauben vorher schützen! Ich habe Schrauben mit passenden Unterlegscheiben verwendet, damit ging das ganz gut. Wenn du die Löcher mitstrahlst, kannst du die Felgen wegwerfen, denn dann ist der Kegelsitz ruiniert, und du bekommst die Felgen nicht mehr zuverlässig festgezogen! Du kannst natürlich auf die normalen Befestigungsschrauben nehmen und von unten mit einer Mutter befestigen. Ist aber kein normales, sondern Feingewinde, ich glaube Steigung 1,5?

    Die Aussenseite ging bei mir im Vergleich zu der Innenseite ganz passabel. für die Innenseite habe ich das meiste Strahlmittel gebraucht.


    4. Feucht abwischen, so dass sich eine dünne Schicht Flugrost bildet (nicht wundern :-))


    5. Dann zwei Mal mit Brunox lackieren. Damit bekommen die Felgen eine sehr dunkle lilafarbene Unterschicht. Richtig durchtrocknen lassen! Ich habe wegen der Dicke der Brunoxschicht 12 Stunden gewartet. Danach mit reichlich Wasser abwaschen (wichtig!!) und trocknen lassen.


    6. Meine Felgen sollten schwarz bleiben, daher habe ich auch eine schwarze Grundierung gewählt. Diese habe ich zwei Mal nicht zu dünn verwendet, wobei ich zwischen der ersten und zweiten Schicht nicht auf eine völlige Durchtrocknung der Grundierung gewartet habe, also beinahe feucht auf feucht lackiert habe. Danach trocknen lassen.


    7. Decklack aufbringen, ich habe seidenmatt gewählt, das ist aber Geschmackssache. Den Lack habe ich auch zwei Mal aufgebracht, wobei ich hier jeweils auf die Durchtrocknung der ersten Schicht gewartet habe. Geht aber bestimmt auch feucht auf feucht, ich wollte aber Nasen vermeiden. Die Grundierung ist da unempfindlicher. Ich habe die Felgen waagerecht liegend und nicht aufgehängt lackiert, damit vermeidest du Nasen durch übermotivierte Nutzung der Lacke.


    Zwischendurch immer wieder vor den Lackarbeiten entstauben, weil doch in einer "normalen" Umgebung auch immer Staubpartikel durch die Gegend fliegen...

    Wichtig ist, dass das gesamte Strahlmittel aus dem letzten Rillen entfernt wurde. Ich habe ausgiebig meinen Kompressor genutzt.


    Ein Nassschleifen der Lacke ist so nicht zwingend erforderlich, da die Lacke noch genügend ineinander diffundieren. Allerdings hat Winfried einen der wichtigsten Hinweise überhaupt gegeben: die Verträglichkeit der Lacke untereinander! Bei dem Brunox ist das recht gefahrlos, bei den anderen Schichten würde ich alles von einem Hersteller nehmen. Habe ich und dadurch auch keine Probleme bekommen. Und bei der Menge der Arbeit garantiert nicht den billigen Lack aus dem Baumarkt!

    8. Dem Reifenkollegen mitgeben, dass er sehr vorsichtig sein soll .-)) Wuchtgewicht gibt es z.B. auch in schwarz, bei mir sind diese verwendet worden. Die Lackdicke macht keine Problem für die Wuchtgewichte! Bei geklebten sowieso nicht...


    9. Kontrollieren und eventuelle kleine Verletzungen direkt mit Lack "betupfen" Bei mir waren allerdings keine zu finden, die Werkstatt war da sehr vorsichtig.


    10. Montieren und freuen...


    VG, Frank