Neues Furnier Armaturenbrett W108

  • Hallo Zusammen,


    ich möchte gerne mein Holzarmaturenbrett (NUSSBAUM STANDARD) restaurieren (neu furnieren, lackieren etc.)


    Die Ausrüstung dazu steht zur Verfügung. Vakuumsack etc.; Lackierung beim Holzfachbetrieb etc. Auch ein Schreinermeister hilft mir dabei!


    Die Grundsätzliche Frage ist, muss ich ausser dem alten Lack (ist schon abgebeizt) auch das alte Furnier entfernen?? Bevor ich neu furniere!


    Wenn ich das alte Furnier nicht entferne wird das Brett ca. 0,5mm dicker! Eigentlich nicht dramatisch!?


    Das alte Furnier vom schichtholzartigen Brett zu entfernen ist nicht gerade die schönste Arbeit! :)


    Wer kann mir aus Erfahrung helfen!


    Lieben Dank für den Support!


    Viele Grüße aus Fürth

    Ralf

    • Official Post

    Hallo Ralf


    Mit einem selbstgebauten Vakuumsack habe ich es auch versucht, ich meine Lutz (nordhorst) ebenfalls. Das gab eine Riesensauerei. Ich vermute aber, der Ladenbauer hat entsprechende Erfahrungen, er ist ja Profi.


    Die Fensterschüsseln und den Wohnzimmerschrank habe ich vor einigen Jahren auch furniert. Beim 111 und 112 Coupe sind die Teile in alle Richtungen gebogen, geschwungen, und mit Rundkanten versehen. Das dürfte bei Deinem 108er deutlich einfacher gehen.


    Damals habe ich mich durch verschiedene Woodworker- und Restauratorenforen gearbeitet und gelernt, dass all die schönen Möbel die in Burgen und Schlössern stehen bereits vor bis zu 300 Jahren furniert wurden. Die damaligen Meister hatten natürlich noch kein Vakuum. Ich habe gelernt, dass man damals Furnier und Werkstück mit Glutenleim eingestrichen hat und mehrere Tage trocknen lies. Ganz ähnlich wie heute mit den üblichen Kontaktklebern. Dann hat man das Furnier positioniert was vorerst zu keiner Verklebung führte. Man konnte das Furnier in die richtige Position schieben und durch Druck mit Wärme reagierte der Kleber, was letztendlich zur dauerhaften Verklebung führte. Hierfür reichten schon ca. 60 Grad. Das Problem dabei ist, dass sich der Kleber bei 60 Grad auch wieder löst. Für unsere Anwendung passt da ja nicht, denn 60 Grad kommen hinter Scheiben schnell zusammen und vermutlich löst sich der Leim schon bei geringeren Temparaturen. Luftfeuchtigkeit kann der Glutenleim auch nicht so gut ab.


    In einem der Foren, in dem es um das Restaurieren von antiken Möbeln geht habe ich von einem Verfahren gelesen, das mit wasserfestem Ponal funktioniert. Und das war die Lösung.


    Das Furnier besorgte ich online 2,40 Meter x 0,40 Meter für ca. 30,-€. Zuerst versuchte ich es mit einem Probestück Sperrholz und furnierte dieses. Platte und Furnier mit Ponal eingestrichen und 24 Stunden gewartet. Dann mit einem Reisebügeleisen mit Druck und Wärme fixiert. Der Ponal verschmilzt regelrecht und die Verbindung ist nicht zerstörungsfrei lösbar. Danach die üblichen Arbeiten wie schleifen, beizen, schleifen lackieren. Die Verbindung hielt immer noch.


    Im zweiten Schritt hab ich für Lutz die Fensterschüsseln furniert und gebeizt. Die waren ziemlich hartnäckig. Mit Bügeleisen, Heissluftfön und verschiedenen abgerundeten Werkzeugen aus Eisen, welche ich erwärmen konnte klappte es dann.


    Hier das Ergebnis:



    Als das dann auch funktionierte ging es an meinen W112 und das Ergebnis sieht man hier:








    Das Furnier hält bombig. Was ich heute nicht mehr machen würde, ich würde die Teile zum Lackierer geben. Ich habe mit 2K Klarlack aus der Spraydose gearbeitet. Sieben bis acht Durchgänge, aber irgendwann fällt der Lack ganz leicht zusammen. Hinzu kommt, dass die 2K Spraydosen eine Vermögen kosten. Doch nach drei Sommern und 30.000 km sieht immer noch alles sehr respaktabel aus.

  • Hallo Winfried,


    vielen Dank für die wirklich sehr detaillierte und gute Erklärung. Sieht toll aus.


    Ich gehe davon aus, dass mein Fachmann den richtigen Leim etc. einsetzt.


    Beim Einsatz der Vakuumpresse/Sack ist es wichtig (so der Fachmann) dass das zu furnierende Teil fixiert ist, richtig positioniert und das Furnier auch an einigen Stellen fixiert ist.


    Und zu guter Schluß muss das Furnier "genässt" werden!


    Danke für deinen Support!


    VG

    Ralf

  • Hallo Ralf,


    ist das Furnier denn hinüber? Wenn nicht kannst du auch einfach den alten Klarlack abbeizen. Bei mir ist das Holzbild auch nach dem neu lackieren wieder deutlich strahlender und lebendiger.


    Beim neu furnieren solltest du darauf achten, dass die Maserung richtig durchgeht und alle Teile richtig positioniert sind, sonst passt das Gesamtbild hinterher nicht und du hast eine Flickenlook. je nach Holzart ist das aber unterschiedlich auffällig.


    BG Ralf


  • Hallo Ralf,


    danke für die Infos!


    Mir gefällt schlichtweg das Nussbaum nicht mehr! Möchte es mit Makassar beschichten.


    Ich hab mir ein kompletten Satz Armaturenbrett gekauft in Nussbaum (mein altes ist noch drin) und

    bereite dies nun auf. Dadurch kann ich mit meinem Goldstück auch rumfahren!:)


    Ja richtig, die Maserung muss stimmen, deshalb muss vor dem pressen die Teile und das Furnier richtig positioniert werden!


    Vielen Dank für deinen Support!


    VG

    Ralf

  • Hallo Winfried,

    ... und gelernt, dass all die schönen Möbel die in Burgen und Schlössern stehen bereits vor bis zu 300 Jahren furniert wurden. Die damaligen Meister hatten natürlich noch kein Vakuum.

    nur mal so am Rande: Otto von Guericke


    Was ich heute nicht mehr machen würde, ich würde die Teile zum Lackierer geben. Ich habe mit 2K Klarlack aus der Spraydose gearbeitet. Sieben bis acht Durchgänge, aber irgendwann fällt der Lack ganz leicht zusammen.

    Der fällt auch beim Profi ein. Wenn Du das nicht willst brauchst Du viel Zeit zwischen den Lackschichten...


    Viele Grüße,

    Hagen

    .

  • Guter Plan! Makassar ist auch wirklich geil. Ich mach das auch immer so: Ersatz besorgen, in Ruhe bearbeiten und dann fix tauschen. Ich hab sogar zwischenzeitlich eine Ersatzbrille verbaut damit das Auto nicht steht.


    Ausserdem fällt alles ein, Grundierung, Filler, Lack und das quasi immer. Am Anfang mehr und später nur noch langsam, darum sind ein paar Wochen Mindestdauer für einen lange glatt bleibenden Lack.


    Ich wünsch Dir viel Erfolg und zeig mal Bilder vom Werk!


    BG Ralf

    • Official Post

    Beim neu furnieren solltest du darauf achten, dass die Maserung richtig durchgeht und alle Teile richtig positioniert sind, sonst passt das Gesamtbild hinterher nicht und du hast eine Flickenlook. je nach Holzart ist das aber unterschiedlich auffällig.

    Du meinst so wie bei mir?



    Anders wäre ja auch doof.


    :D

    Viele Grüsse


    Winfried


    300 SE W112 Cabrio M189 Automatik Fahrgestellnummer ...9840 Ende 1967 „Schlüpferblau-Met.“