Automatik-Getriebe W 202 200D schaltet nicht

  • Liebe Gemeinde,
    heute mal eine Frage meinerseits zu einem nicht ganz so alten Benz.
    Mein Sohnemann fährt als Alltagsauto den W202, EZ 3/2000, seiner Großtante, die mit fast 90 das Benzfahren schweren Herzens aufgeben musste.
    Es handelt sich um einen C 200 CDI mit Automatikgetriebe, das typische gepflegte, bis damals wenig bewegte Rentnerfahrzeug.
    Seit einiger Zeit macht dieser erhebliche Zicken; erst war der Antritt bei kaltem Zustand sehr lahm, was sich mit Erwärmung besserte.
    Jetzt ist es so weit, dass das Getriebe beim Losfahren oft nur sehr ruppig schaltet, wenn es es überhaupt schaltet.
    Kann auch sein, dass es im ersten oder mal auch im zweiten Gang "hängen" bleibt.
    Anhalten, Zündung aus, neu starten hilft oft, aber auch nicht immer.
    Die "Nicht-hochschalt-Allüren" kommen meist, wenn relativ schnell abgebremst werden muss (vor Kreuzungen, z.B.).
    Unsere Leib-und-Magen-Werkstätten wollen nicht dran, ein Getriebe-Spezi hier sagte was von Spülen, das aber nicht selbst gemacht werden könne
    (der geht aber auch nicht dran, weil völlig überlastet); andere meinen, Öl und auch eine Elektronik-Platine wechseln,
    die in der Getriebeölwanne liegen soll und angeblich oft für Ärger sorgt.
    Der Wagen hat inzwischen knapp 120.000 Km drauf.
    Hat irgendjemand eine Empfehlung, wo man mal selbst als interessierter Amateur nachsehen/anfangen könnte?
    Steuergeräte, deren Stecker? Für mich ist das Neuland...
    Inzwischen ist der Wagen fast unfahrbar, aber definitiv zu schade zum kompostieren.


    Danke und Grüße
    Uli

    Gute Grüße
    Uli


    "Spaltmaße sind überbewertet."

  • Hallo Uli, kennst Du jemanden der Dir den Wagen mal an die Diagnose hängt und den Fehlerspeicher ausliest? Da der wagen teilweise fahrbar war, würde ich erst mal den Stecker am Getriebe in Augenschein nehmen. Über den kann das Getriebeöl durch den Kabelstrang bis ins Steuergerät gelangen, wo es nicht hin gehört und zu Fehlern und Ausfall führt.
    Das mit Abstand häufigste Problem ist aber die Platine (Elektro Satz) die auf der Steuereinheit sitzt und durch kleine Spähne für den Ausfall sorgt. 1. man kann nicht mehr umschalten C-S 2. kein hochschalten mehr möglich. Wenn der Stecker ohne befund ist, solltest Du mal das Getriebeöl ablassen und schauen ob Du Spähne oder Metallpartickel findest. Ölfilter abziehen auf den Kopf stellen und ausklopfen. Da hängt auch schon mal eine Menge drin. An dem Magnet in der Wanne hat man immer schwarzen Schmodder, ist noch das Erste Öl drin ? Sollte spätestens alle 60000 gewechselt werden. Spülen, wenn überhaupt erst nachdem der Fehler gefunden ist. Der Platinenwechsel ist leider nichts für Amateure.
    Viel Erfolg bei der Fehlersuche


    Grüsse vom Rhein Robert

  • Vielen Dank Robert,
    das ist schon mal eine Handlungsanweisung.
    Wie meinst du das mit "Platinenwechsel nichts für Amateure"?
    Muss diese erst programmiert/angelernt werden oder braucht man Spezialwerkzeug/Spezialkenntnisse?
    An sich wäre diese Platine wohl nicht sehr kostspielig, da ist das Getriebeöl der größere Kostenfaktor.


    Von der Donau an den Rhein,

    Gute Grüße
    Uli


    "Spaltmaße sind überbewertet."

  • Hier ist das Procedere beschrieben, mittlerweile leider als kostenpflichtiges Video on Demand.
    https://mercedessource.com/sto…rch?keys=Mercedes%20722.6


    Quote

    Wie meinst du das mit "Platinenwechsel nichts für Amateure"?


    Zum Tausch der Platinenplatte muss das Schaltschiebergehäuse raus.
    Ich würde es vorher mal mit einem Ölwechsel samt Filter versuchen (auf das richtige Öl achten!). Wenn das Auto nach Werksvorschift (kaputt)gewartet wurde ist da noch das erste Öl drin! Ist denn die Plombe am Ölmessstab noch vorhanden?
    Ich meine es gibt da auch einen Nachrüst-Zwischenstecker, das das Kriechöl-Problem vermeiden soll.


    Uwe

  • Hi Uwe,
    danke für den Link.
    Die Plombe, das ist wohl diese Plastikkappe mit dem Nüpsi, der fast zwangsläufig abbricht,
    wenn man den Ölstand messen will?
    Ja, dann war sie noch drauf; ich vermute, das Öl ist wirklich noch das erste.
    Es ist eigentlich allein schon eine Unverschämtheit, dass man sich den Messstab dazu selber kaufen muss.
    Das ist, als müsste man beim Neukauf die Luft für die Reifen selber mitbringen...


    Also erst mal Ölwechsel mit Filter, diesem Stecker usw.
    Dann sehen wir weiter.


    Merci einstweilen!

    Gute Grüße
    Uli


    "Spaltmaße sind überbewertet."

  • Naja, zum einen braucht man keinen Ölmessstab, weil das Getriebe kein Öl verbraucht und zum anderen musst Du ja auch nicht den Stand nach einem Wechsel messen, weil man das Öl nicht wechselt.


    Theoretisch.


    Lebenslange Füllung heißt halt, so lange das Getriebe lebt.
    Und wenn es dann aufgrund alten Öls die Grätsche macht, hat es ja tatsächlich lebenslang gehalten. :D


    Ich vermute stark, dass der tatsächliche Grund für das Wegrationalisieren des Messtabes war, dass man sich in der Branche nicht zum Gespött machen wollte, angesichts eines 1,20m langen "Peilstabes"... :whistling:


    Das Beste oder nichts... damals schon!
    Uwe

  • Wie meinst du das mit "Platinenwechsel nichts für Amateure"?
    Muss diese erst programmiert/angelernt werden oder braucht man Spezialwerkzeug/Spezialkenntnisse?
    An sich wäre diese Platine wohl nicht sehr kostspielig, da ist das Getriebeöl der größere Kostenfaktor.


    Von der Donau an den Rhein,

    Hallo Uli, Uwe hat es schon beschrieben Schaltschieber raus, die Steureventile vorsichtig abmontieren und so hinlegen dass sie wieder da hin kommen wo sie waren, ACHTUNG!! 2-3 von den Dingern haben separate kleine Siebe unten im Schaltschieber.Dann ganz vorsichtig die alte Platine runterfriemeln OHNE auch nur eine der 2 Führungsstifte abzubrechen (Kunststoff alt u.spröde) .Beim Wiedereinbau der ganzen Einheit must Du dringend darauf achten, dass die Schiebenute vom Steuergestänge (weis-gelb aus kunststoff) wieder genau in den Zapfen von der Wählhebelplatte flutscht. Wenn nicht kannst Du später oben rummrühren und es passiert ausser Knack kaputt gar nichts mehr. Möchtest Du immer noch selber ran? Die Platine kostete im November bereits schlappe 260,00 + Mwst im Tausch. Getriebeölfüllung 7,5 Liter, bekommst aber beim ablassen nur knapp 4 Liter raus (Fuchs Getriebeöl 4 Liter Kanister Beim Taxieinkauf ca 40,- Erstausrüster). Im Anschluss muss man in der Tat an die Star-Diagnose (Steckdose) und den Fehlerspeicher löschen, sonst denkt die Kiste sie hat ihr Problem immer noch und verhält sich meist wie vorher. Wenn Du eine Werkstatt findest die Dir das machen kann ist es trotzdem die günstigste möglichkeit den Wagen wieder flott zu machen. Schau doch mal nach einem älteren Taxibetrieb mit eigener Werkstatt, die kennen das Problem auch noch vom 211er und haben das sicher schon öfters gemacht.
    So und nun viel Erfolg
    Grüsse vom Rhein Robert

  • Möchtest Du immer noch selber ran?

    Genau genommen wollte ich ich eigentlich nie selber ran, ich hab selbst genug Baustellen an der Backe.
    Aber irgendwie müssen wir hier mal eine Richtung kriegen, der Silberpfeil steht im Hof im Weg rum und der junge Mann hat wenig Zeit zur Zeit.
    Da wird sich der Olle nicht ganz raushalten können...
    Morgen vormittag will sich endlich doch ein Getriebe-Mensch hier aus der Ecke das ganze mal anschauen.
    Bin gespannt, was der sagt.
    Ansonsten hätten wir jetzt einfach mal das Öl nebsz Filter und "Mechatronik"-Stecker gewechselt und mal gewartet, was dabei rauskommt.


    Ich halt euch auf dem Laufenden - wen´s interessiert.


    Danke nochmal! :thumbup:

    Gute Grüße
    Uli


    "Spaltmaße sind überbewertet."

  • So, kurzes Update:
    Die Getriebewerkstatt hat nun das Getriebe gespült, Dichtungen, Filter, etc. neu, neues Öl.
    Leider war der Chef nicht da, als ich den Wagen holte, mich hätte interessiert, ob dabei das Öl im Wandler auch mit getauscht wird.
    Am liebsten hätte ich ja zugesehen...
    Aber immerhin: Das Getriebe tut wieder perfekt, was es soll. Ich meine, es schaltet einen Hauch ruppiger als vor den Problemen,
    aber das kann auch meiner Einbildung geschuldet sein.
    Bin gespannt, ob das dauerhaft so bleibt, wir sind mal guter Hoffnung.


    Übrigens hatte ich die Werkstatt hier im Nachbarort gar nicht auf dem Schirm; die scheinen hauptsächlich Lieferwagen-Getriebe in Serie instand zu setzen.
    Aber der Hof steht auch voll mit allen möglichen Autos, darunter auch Klassiker; Käfer usw.; ein Kaiman rückte gerade zur Probefahrt aus, als ich dort auf den Hof kam.
    Nicht groß, leicht osteuropäischer Touch (was keineswegs negativ gemeint ist), aber augenscheinlich gut ausgestattet, sauber und aufgeräumt.

    Gute Grüße
    Uli


    "Spaltmaße sind überbewertet."

  • Wenn gespült wurde dann sollte auch das Öl im Wandler erneuert sein. Das müsstest Du an der Ölmenge auf der Rechnung erkennen können.
    Normalerweise sollte auch ein Reset des EGS und anschliessende Adaptierungsfahrt gemacht worden sein. Falls nicht dauert es jetzt einige Zeit, bis sich das Steuergerät den neuen Gegebenheiten angepasst hat. Alles in allem doch ein gutes Ergebnis bei überschaubarem Aufwand

  • Das müsstest Du an der Ölmenge auf der Rechnung erkennen können.

    Die hab ich noch nicht zu Gesicht bekommen.
    Ich muss sie auch nicht bezahlen... :D
    Reset/Adaptierungsfahrt wurde wahrscheinlich nicht gemacht, es ist ja keine Mercedes-Werkstatt.
    Ich hab was von 250,- € gehört; das ginge wohl in Ordnung für die schnelle Arbeit, denke ich.

    Gute Grüße
    Uli


    "Spaltmaße sind überbewertet."