Soviel zum Biosprit

Moment, bevor das hier in die falsche Richtung driftet:

Ja, es wird auf die Frage hinauslaufen: Voller Magen oder voller Tank.
Ja, es gibt zuwenig Nahrungsmittel in der heutigen Form für die Zukunft.
Ja, wir alle werden mehr Geld für "vollen Magen" ausgeben müssen.
Ja, wir werden alle viel mehr Geld für die überaus begrenzten Erdölressorourcen ausgeben müssen.

Woran das liegt? An den 300 Millionen EU-Bürger nicht, an den 200 Millionen Amis auch nicht.

Aber mal eine kurze Rechnung:
- 1500 Millionen Chinesen
- 1000 Millionen Inder
- 800 Millionen weitere Asiaten
Alles Menschen(!), die in stark aufstrebenden Regionen leben.
Von denen haben heute zwar nur ca.6% soviel Wohlstand wie wir hier (die anderen bummelig 90% können dagegen kaum überleben), aber diese 6% entsprechen heute schon 200 Millionen Menschen mit unserem Wohlstand und unseren Bedürfnissen.
In spätestens 10 Jahren sind das 10% mehr, also gute 15%. Nur gibt es dann da in dieser Region 4000 Millionen Menschen. Also werden dort dann 600 Millionen Menschen mehr Güter nachfragen, als wir hier in der EU und USA zusammen.

Und spätestens dann essen wir alle nicht mehr täglich Fleisch und fahren nicht mehr 40.000km pro Jahr...

Und wer mir das alles nicht glauben will, der sollte sich mal einen Vortrag oder ein Buch von Prof.Dr.Franz-Josef Radermacher, einer der Väter des Global-Marshall-Plan reinziehen.

Die Idee vom Biosprit kam doch nur auf, weil bis vor 16 Monaten der Brotweizenpreis bei 90-120 EUR pro Tonne lag. Der vergleichbare Brennwert lag damals bei knapp 200 EUR pro Tonne, also machte Verkauf als Energieträger mehr Sinn, als der Verkauf als Nahrungsmittel. Die Läger waren voll, die Nahrungsmittelpreise gaben nicht genug her, also wurden Alternativen gesucht. Als das gut anlief wurden dann noch Getreideflächen in Raps- oder Maisflächen umgewandelt und diese Produkte ebenfalls in die Energieversorgung gesteckt.
Heute sind die Läger leer, aber die Erzeuger haben mittelfristige Verträge zur Energieerzeugung gemacht. So schnell wird von diesen Flächen kein Getreide wieder zusätzlich in den Nahrungsmittelkreislauf kommen.

Aber wir haben Glück:
Seit diesem Jahr gibt es in der EU keine Silllegungsflächen (subventionierte Nicht-Erzeugung) mehr und in RU, KZ, UKR gab es fast keine Auswinterungsschäden und die Mechanisierung schreitet dort gut voran.

Aber wir werden uns alle auf noch weiter steigende Preise einstellen dürfen, weil diese Preise von Nachfragern bezahlt werden. Dem Erzeuger ist es doch egal, ob sein Getreide in D, A, EU oder in CN gegessen wird.

Hallo Olof,

Du hast recht, die Asiaten sind definitiv nicht Schuld an dieser Entwicklung, Sie sind lediglich der Auslöser für die aktuelle Situation.
Schuld haben alle Nachfrager nach Produkten und damit natürlich auch wir.

Viel wichtiger und schwerwiegender ist, dass diese Entwicklung ein enormes Konfliktpotential bietet.
Es wird in absehbarer Zeit noch mehr Kriege um Lebensmittel geben.
Wir alle werden Einschränkungen erleben, die wir nicht gerne sehen werden.
Wir alle werden unsere Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand stellen müssen.

Dabei geht es uns heute doch noch sehr gut. Wir geben gerade mal 15% unseres verfügbaren Einkommens für Lebensmittel und 85% für anderes aus. Wir werden den Prozentsatz für Lebensmittel mindestens verdoppeln müssen in den nächsten 10 Jahren.
Lebensmittel können nür natürlich erzeugt werden und haben als Ressource immer Boden, Wasser, Licht und Luft. All das ist begrenzt.

Ob wir das aber gerne hören wollen, möchte ich ziemlich bezweifeln.