Probleme mit Thermozeitschalter

  • Liebe Elektrikspezialisten,


    ein klassischer "alter Meister" hat mir einen Hinweis auf mein Problem mit widerwilligen Kaltstarts gegeben, nämlich ein defekter Thermozeitschalter. Der besteht im Prinzip nur aus einem Bimetall, das bis zu einer bestimmten Temperatur schließt und dann öffner (glaube ab 38°).


    Leider ist das Teil für den W111 nur noch schwer verfügbar bzw. kostet zwischen 300-400€. Für ein aktuelles Auto würde ein ähnlicher Schalter ein Zehntel kosten. Bevor ich nun in den sauren Apfel beisse würde mich interessieren, ob man so ein Teil auch instandsetzen (lassen) kann. Für 400€ könnte man ja durchauch die eine oder andere Arbeitsstunde investieren, egal ob selbst oder fremd.


    Eine schmutzige Lösung für die Zwischenzeit wäre vielleicht auch es mit dem Anlasser bzw. dessen Magnetschalter zu verbinden. Zumindest etwas Kaltstarthilfe wäre besser als keine. Kann jemand dazu was sagen?


    Viele Grüße,


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    der Thermozeitschalter hat etwas mit Zeit zu tun. Je nach Kühlmitteltemperatur schließt er einen Kontakt gegen Masse für unterschiedlich lange Zeit. Bei -20° sind es meiner Erinnerung nach 12 Sekunden, oberhalb 35 Grad gar nicht mehr.


    Zusätzlich wurde von MB oftmals ein Einsekundenzeitschalter nachgerüstet. Der lässt das Kaltstartventil auf jeden Fall 1 Sekunde nach dem Starten laufen. So etwas kannst Du nachrüsten und ist im WHB beschrieben. Der Thermozeitschalter ist schwerer zu simulieren: Man messe die Temperatur mit einem Microcomputer und steuere dann abhängig davon nach dem Start das Relais für das Kaltstartventil an...

  • Das hat der Volker wieder prima erklärt :thumbup: !


    Die Idee mit der Verbindung des Kaltstartventils und der Klemme 50 (Magnetschalter bzw. Anlasser) kannst Du vergessen. Ich hatte mal einen Ponton 220SE in den Fingern, der sich bei warmer Maschine partout geweigert hat, anzuspringen. Letztlich habe ich herausgefunden, dass es bei dem betreffenden Fahrzeug in der Vergangenheit scheinbar Kaltstartprobleme gegeben hat, weshalb der Vorbesitzer, bzw. dessen Schrauber kurzer Hand das Kaltstartventil auf die besagte Klemme 50 gelegt hatte. In Folge dieser Maßnahme überfettete der Motor beim Startvorgang und warmer Maschine und sprang einfach nicht an. Ich habe dann alles zurückgebaut (der Thermozeitschalter war übrigens vollkommen intakt) und das Symptom war verschwunden.


    Was Daimler für so einen simplen Schalter haben will ist für mich mal wieder nicht nachvollziehbar, aber nur mit einem solchen Teil funktioniert das System wie gedacht. Eine mögliche Notlösung wäre die Verbindung von Klemme 50 und dem Kaltstartventil, welche aber über einen im Innenraum verbauten Druckschalter ausgeführt wird. Dann musst Du bei kalter Maschine während des Startvorgangs diesen Schalter betätigen, dann sollte die Maschine besser anspringen.


    Apropos Ersatzteilpreise: Ich hatte neulich einen 280SE 3,5 aus Schweden auf der Bühne. Statt dem ZLS hatte das Auto eine Art Ventil verbaut, welches man vom Innenraum aus auf/zu machen konnte. Wahrscheinlich hatte sich der Vorbesitzer am Ersatzteiltresen seines MB-Händlers nach dem Preis für einen ZLS erkundigt. Nachdem der Mensch aus dem Koma erwacht war, welches durch die Nennung des Ersatzteilpreises eingetreten war, wurde der D-Jet Motor dann mit dem handbetätigten ZLS nachgerüstet. Ich müsste noch irgendwo Fotos davon haben, die werde ich bei Gelegenheit nachreichen...


    MfG
    Maik

    "Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten, allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren"
    (Gottlieb Daimler)

  • Hallo Maik,


    danke für das Kompliment. Zum Zusatzluftschieber: Ich bin gerade dabei, eine Methode auszutüfteln wie ich die überholen kann. Die Hauptschwierigkeit dabei ist es, die zerstörungsfrei zu öffnen. Mal schaun, ob es klappt. Aber an dem Bild der Notlösung bin ich definitiv interessiert.


    Ansonsten noch vielen Dank an Thomas, der mit meine beiden Autos in Abwandlung seiner so schön als Avatar gezeichnet hat.

  • Hallo Volker,


    gern geschehen.


    Vielleicht hast Du dazu noch Infos: Es gibt den Thermozeitschalter noch für andere Modelle, so z.B. für den R107, nämlich 0035459024. Weiss du ob der ähnliche Eigenschaften hat?


    Viele Grüße,


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    den vom 107 hatte ich noch nicht draußen. Die Temperaturen vom M117 D-Jet und vom M130 sind identisch (-20° = 12 sec, bei +35° Grenze). Aber ob das Gewinde gleich ist (beim M130 ist es M14x1,5 meine ich mich zu erinnern), weiß ich nicht. Ich schätze aber schon. Drehe den vom R107 halt mal raus und probiere, ob er in den M129 passt. Da musst Du nru den Kupferdichring erneuern.

  • Hallo Volker,


    hätte erst messen sollen und dann fragen. Habe den Fühler nun ausgebaut und nachgemessen. Der Schalter-Teil öffnet tatsächlich über ca. Körpertemperatur und schließt darunter. Den Widerstandsteil konnte ich nicht in Abhängigkeit der Temperatur nachmessen, so um die 60 Ohm.


    Damit ist der Thermozeitschalter vielleicht überhaupt nicht mein Problem. Gut dass ich nicht sofort einen neuen gekauft habe. Der nächste Verdächtige ist natürlich der Auslöser für das Kaltstartventil. Gegen 12V+ schaltet auch er ziemlich zackig. Drücke ich manuell, kommt jeden Menge Benzin. Druck ist also auch da. Damit ist wahrscheinlich, dass das Problem dazwischen liegt.


    Habe zum Test beide Leitungen am Themozeitschalter gegen 12V+ gehalten. Bei einer höre ich ein Relais in der Relais-Leiste klacken, bei der anderen macht der Wagen einen Startversuch. In keinem Fall tut sich was am angeschlossenen Auslöser. Beide Leitungen haben Masseschluss. Die Leitung zum Auslöser des Kaltstartventils ist gegen Masse isoliert.


    Das dumme ist, dass die beiden Leitungen aus dem Thermozeitschalter zusammen mit anderen ziemlich verwickelt in den Fussraum laufen.


    Wie könnte ich das Problem weiter eingrenzen? Eine direkte galvanischen Verbindung zwischen der Leitung des Thermozeitschalters und dem Auslöser den Kaltstartventils scheint es nicht zu geben.


    Viele Grüße,


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    das Thermoelement hat 2 Klemmen. Eine ist die Klemme G, die mit dem Anlassschalter verbunden ist (sw/rs/bl). Wenn der Anlasser dreht, wird also das Thermoelement geschaltet. Danach geht zeitbedingt die Klemme W auf Masse und ist danach offen (rs). Dieses Kabel geht an ein Relais, das dann auslöst und das Kaltstartventil schaltet. Ich weiß gerade nicht, welches der Relais es ist. Es sollte aber an der Stirnwand oben links sitzen. Es hat folgende Anschlüsse:


    30 - 2,5 sw/rs/rt
    85 - 0,75 rs von Klemme W
    86 - 0,75 rs/bl von Klemme G, 0,75 sw/rs/bl vom Anlassschalter
    87 - 2,5 sw/rs/ws zum Kaltstartventil

  • OT-Modus ein


    Volker: Um Deinem Wunsch nachzukommen, habe ich Dir mal die Bilder vom handbetriebenen ZLS angehängt.


    OT-Modus aus


    MfG
    Maik

  • Quote

    Hast Du was dagagen, wenn ich die Bilder anderswo verwende?

    Ach was, von mir aus gerne. Aber nicht, dass der Vorbesitzer von dem Auto einen Geschmacksmusterschutz beantragt hat und ich dann Ärger bekomme :cool: .


    MfG
    Maik

    "Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten, allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren"
    (Gottlieb Daimler)

  • So, nochmal in eigener Sache und fürs Archiv, und Danke für die Hinweise. Es war das Kaltstartrelais, bei mir ganz rechts in Fahrtrichtung. Geschaltet hat es zwar noch aber keinen Kontakt mehr hergestellt. Des einfache Reinigen der Kontaktblättchen hat übrigens nicht gereicht, die Oberfläche musste abgekratzt werden obwohl alles recht blank aussah. Vor dem Wiedereinbau also testen.


    Der Effekt ist wirklich außerst Anlasserschonend.


    Viele Grüße,


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    na da hast Du aber Glück gehabt, dass es das Relais und nicht der Thermozeitschalter war. Unsere Schätzchen leiden halt heutzutgae sehr unter Standschäden, da sie so wenig bewegt werden. Und Kontaktprobleme gehören da natürlcih dazu.