Wenn die Automatic tropft....

    • Official Post

    Hallo zusammen,


    ein anderer Beitrag im Forum brachte mich auf die Idee, einen alten Bericht wieder hochzuholen, der die Reparatur eines undichten Automaticgetriebes beschreibt. Auch ist hier erzählt, wie man die Automatic aus- und einbaut.


    Das Problem kennen wahrscheinlich einige:
    - unter der hydraulischen Kupplung liegt jeden Morgen ein Ölfleck


    HaWA's Meinung dazu:
    - Der hat ja eine Öldusche, ich lass Dich so nicht wieder auf die Strasse
    Also im Frühjahr nicht nur die üblichen Prüfungen und Einstellungen an Zündung und Vergaser und Überholung der Bremsen vorne gemacht, sondern auch einen Radialwellendichtring bei DC bestellt.
    ********************************TEIL 1*******************************
    Um 9:30 ging es dann los:

    Leitungen lösen, Öl ablassen, Gestänge lösen, Batterie abklemmen (kann man auch vorher machen - das wäre aber zu einfach), Getriebe abstützen, Lager lösen, Hardyscheibe lösen, Schiebestück gangbar machen (grrr), Auspuff lösen, sichern, ablassen, Getriebe absenken, hydraulische Kupplung von Schwungscheibe trennen, Schrauben an der Kupplungsglocke lösen (mit GUTEM Werkzeug geht es wirklich), Getriebe vorsichtig runterlassen
    Gegen Mittag waren wir dann so weit, dass das Getriebe vor uns lag:

    Sieht leer aus:

    Nach dem Mittag die beiden Radialwellendichtringe vorne und hinten tauschen:


    Hinten braucht man eine Spezialnuss um die Kronenmutter zu lösen, hat HaWA mal eben angefertigt.
    Nach dem Tausch die hydraulische Kupplung wieder vorsichtig aufsetzen und Getriebe einbauen.
    Zwischenstand gegen 14.20:

    Öl wieder auffüllen - alles abwischen und dann Bühne runter. Nun Zündung einstellen, Vergaser synchronisieren und auf Probefahrt vorbereiten.

    Das hat zwar EIGENTLICH nichts mit dem Getriebe mehr zu tun, aber es kam dann doch anders.
    ********************************TEIL 2*******************************
    "Da tropft ja Öl unter dem Auto!"
    So einfach sagte das Sandra gegen 17:45. HaWA und ich schauten uns an: ÖL ??? - ATF-ÖL ??? Bitte nicht!
    Hatten wir den vorderen Ring etwa bei der Montage beschädigt?
    Auto wieder hochgehoben und geschaut. An der selben Stelle wie vorhin, unter dem Gitter, jede Menge Öl, jede Menge.....
    An dieser Stelle machte sich ETWAS Frustration bemerkbar (verkaufen? verschrotten, bei E-BAY versteigern?).
    Hilft ja nichts, also Auto wieder hoch, Getriebe wieder raus (diesmal in 35 Minuten).
    Getriebe hingelegt, Kupplung raus.
    Nun der Schock:
    KEIN Tropfen Öl am Wellendichtring, nur das bischen Öl von der Montage. Umgebung innerhalb von 1cm TROCKEN.
    Wo kommt das Öl her?
    Nun gibt es ja an dem Getriebe nicht so derart viele Verdächtige, es bleiben zwei über:
    - Gehäuse
    - Kupplung
    Also habe ich vorgeschlagen, dass wir die Kupplung doch mal mit Druckluft abdrücken. HaWA hat mal eben flugs aus einem Stossstangengummi und einem alten Wasserschlauch einen Adapter für seine Druckluftpistole gebaut und Druck gegeben.
    Kleine Bläschen stiegen aus der Kupplung auf, die war also undicht.

    Getriebeseitig ist die Kupplung vernietet, darunter ist ein O-Ring. Da das Ganze von aussen noch verschweisst ist, ist zerlegen wohl nicht ganz so einfach. Nebenbei müsste es danach auch wieder gewuchtet werden. Ein bisschen Resignation machte sich dann doch langsam breit.
    HaWA meinte dann nur kurz: Komm mal mit in die Scheune. Wir also in die alte Scheune, über ein paar Balken geklettert und fast am Ende der Scheune liegt ein altes, vor 20 Jahren ausgebautes Automatic-Getriebe aus einem 1972er 230. Kupplung etwas rostig von vorne, aber von innen noch mit Öl befüllt.
    Die Nummer ist zwar auch eine andere - aber die letzte Teilenummer von DC im Katalog war noch eine andere (nebenbei ist das Teil natürlich nml.). Wir entschieden, dass es angesichts der Tatsache, dass nur 10PS zwischen M180 und M114 lägen, diese Kupplung zu testen.
    Öl abgelassen, ein bischen neues Öl aussen in die Nut und abdrücken.
    Keine Bläschen, könnte also dicht sein.
    Von aussen entrosten, Gewinde nachschneiden und einbauen.

    Es musste nun schnell gehen.

    Wieder diese "unerreichbaren" Schrauben....


    Keine 45 Minuten später war das Getriebe drin, nun wollten wir es auch wissen.
    Probefahrt, da wir Hunger hatten, direkt zur Pizzeria. Um 21.00 drei Pizzen bestellt.
    Alles dicht - kein Tropfen am Gitter. Auto fährt wunderbar, Schaltpunkte und Durchzug stimmen.
    Obwohl wir zwischendurch doch etwas frustriert waren, war es dennoch ein schöner Tag.
    Als Tip für alle zum Schluss: Es muss nicht unbedingt der Wellendichtring sein, wenn das Getriebe vorne sehr viel Öl verliert. Es kann auch die Kupplung nach 35+ Jahren aufgegeben haben.
    Beim Fahren haben wir vorher und nachher nichts gemerkt. Obgleich es verschiedene Nummern gibt (115 250 0020 war drin, 115 250 0920 ist nun drin, 115 250 12 20 war die letzte lieferbare für 6-Zylinder) scheinen die Unterschiede nicht sehr gewaltig zu sein.
    Einen grossen Dank gilt an dieser Stelle HaWA und seiner top-ausgerüsteten Werkstatt und allen beteiligten Werkzeugherstellern. Gutes Know-How und gutes Werkzeug in Verbindung mit guten Schraubern sind durch nichts zu ersetzen. Es kann sich auch manchmal auszahlen, nicht alles sofort wegzuschmeissen (vulgo: wolfen), sondern evtl. auch mal 20 Jahre aufzuheben.
    Den Workshop "Automatic-Getriebewechsel am W114" werden wir aber zu Pfingsten dennoch nicht anbieten. Zweimal an einem Tag reicht.

  • Hallo,


    ich hatte auch den üblichen Ölfleck unter der Automatic, zwar nicht so ausgeprägt, aber doch schon so, daß man das irgendwann mal beheben will. Mein Öl hing nicht am Gitter zum Wandler sondern an der Ölwanne bzw. am Kickdownmagenten. Daher dachte ich immer, daß ich den Aludichtring desselben mal tauschen muß. Jedenfalls bei Gelegenheit das Ganze mal ein bisschen saubergemacht, und dann ist mir zum Glück bevor ich das eine Fass aufgemacht habe aufgefallen, daß die gekonterte Schraube, die das Bremsband des Rückwärtsganges einstellt, sich zwischenzeitlich entkontert hat und da das ganze Öl herkommt. Die musste ich dann nur fingerfest ganz reindrehen, wieder eine mir entfallene Anzahl Umdrehungen wieder raus und mit Hylomar o.Ä. unter der Mutter wieder kontern und das war es dann gewesen.


    Seitdem kann man mein Getriebe fast als trocken bezeichnen!


    Das nur als Ergänzung zur oben erzählten umfangreicheren Reparatur. Da hätte ich auch ganz schön geflucht. Bei der Wiederbelebung meines 280 nach dem Jammertal der Restaurierung hatte ich gleich mehrmals dieses Gefühl " Mist, wo kommt das Öl her - es war alles unter der LIMA voller ATF - na gut erst den Schlauch zum Ölkühler gewechselt, regnet immer noch, dann gemerkt, daß die Stahlleitung durch war. Repariert, wollte gerade die Beine hochlegen, da tropft es an derselben Stelle immer noch, diesmal ist das Öl aber nicht mehr rot. Dann schliesslich gemerkt, daß die Halterung für die LIMA eigentlich nicht wirklich befestigt war, nur an den Stehbolzen hing und das Loch größeren Durchmessers, welches mitten in den Motor geht infolgedessen auch nicht abgedichtet hat. Dann war da auch Ruhe. Ach ja, die Stehbolzen unbedingt mit der kurzen Seite in den Block, sonst kommt eins der Gegengewichte dran und sorgt für ominöses Klopfen. Das ist mir zwar nicht passiert, da ich mich zum Glück vorher gefragt habe, wie rum denn nun die reinkommen. Das steht dazu im WHB.


    Doch länger geworden als gedacht...


    Viele grüsse


    Bernhard