Posts from antonius in thread „Ich kann es nicht mehr lesen...Oldtimer als Wertanlage“

    Tja, Oldtimer als Wertanlage.


    Was hat mich nochmal in diese Welt getrieben? Zum einen bin ich neugierig und will immer wissen wie alles geht. Um etwas zu können, muss man es machen. Autos fande ich eigentlich noch nie wirklich wichtig. Nice to have aber eigentlich zu viel Geld für eine Funktion. In den 90ern hatte ich einen kurzen Ausflug in zwei/drei englische Roadster, Spitfire, TR6, MGA. Die waren aber alle nicht zuverlässig und letzten Endes habe ich sie alle als Schüttware verkauft, weil die selbsternannten Experten die die ganz schnell restaurieren wollten, die Autos nie wieder auf die Räder bekamen. Also gab es einen deutschen Roadster, einen Boxster. Läuft, macht Spass, wartungsarm und extrem wertstabil. Der Kauf einer Immobilie frass dann mein Eigenkapital und so kam der Boxster 2001 an die Sonne. 8 Jahre später musste wieder einer her - ja MUSSTE! Die spasslose vernunftschaukeln in den aktuellen Sensorsärgen ging einfach nicht mehr. Heute, 70.000km und 13 Jahre später ist der Bosxster immer noch ungefähr so viel Wert wie ich damals bezahlt habe. und ausser ein bisschen Verschleissteile und Service war auch daran nichts dran. Ein paar mal wollte ich ihn verkaufen, aber schon der Weg aus der Tiefgarage zur Waschanlage macht das unmöglich denn der Spass geht mit dem Anlasser an.


    Als letztes Neufahrzeug fuhr ich als Daily einen Touareg. Gelockt durch ein extrem günstiges Leasingangebot, kaufte ich das Auto nach 4 Jahren und 45.000km für 21.000,- von der Leasingbank. Der Listenneupreis war 87.000,- und somit hatte der Dicke 66.000,. Wertverrlust in 4 Jahren. Die 50km Fahrt zur Arbeit und zurück bedeuteten damit 73 Euro Wertverlust plus Diesel, Versicherung, Steuern und Unterhalt - Tag für Tag. Taxi wäre fast billiger.


    Und so war meine Motivation getrieben von der Idee mir ein altes Auto zu kaufen und zu lernen möglichst viel selbst zu machen. Ich hatte schon 3 alte Häuser zum grössten Teil selbst saniert und traute mir so einiges zu. Schön wie man sich immer wieder selbst überschätzt. Also googelte ich ein Auto das so alt war wie ich. 24 Stunden später stand das w111 Coupe von 1965 vor meiner Tür. 5000 Euro und der ist wieder wie neu - dachte ich! Mehr als das 10fache hat es gekostet und von "wie neu" ist er meilenweit entfernt. Werkstätten und Teilschieber haben mich übers Ohr gehauen. selbst hab ich nicht an Fehlern gespart, vieles musste ich lernen und noch viel mehr werde ich lernen müssen. Aber bereut habe ich davon nichts. Jeden Tag lächle ich mich ins Auto und fast jeder an dem ich vorbei komme lächelt mit.


    Zum ersten mal brachte ich letztens ein Auto in die Werkstatt. "Na, was hat er diesmal?" "Och nix, braucht neue Reifen, Ölwechsel, Abschmieren, Inspektion und guck mal nach den Bremsen, die haben jetzt auch über 30.000 runter"


    Was das jetzt alles Wert ist? Keine Ahnung und für mich persönlich auch sehr unwichtig. Die inzwischen über 100.000km in meine Flossen hätten mich dann in neuen Touaregs rechnerisch etwa 146.000 Euro gekostet.


    Für mich sind meine Autos eine Wertanlage, eine Beschäftigung und Herausforderung, meine Freiheit, meine Individualität, meine Persönlichkeit. Und vielleicht steigen die ja noch im Wert. Wäre schön und wenn nicht wäre es auch nicht schlimm.


    Der eine so, der andere eben so.

    BG Ralf