Posts from carling in thread „aus einem Flossenleben“

    Habe auch so ein Trauma zu bewältigen.

    Anfang der 70er Jahre hatten wir in Nürnberg eine lose Vereinigung von 170er Fahrern und trafen uns regelmäßig alle 14 Tage in einem Café am Stadtrand, weil es dort gute Parkmöglichkeiten gab und wir dann unsere mehr oder weniger fahrbar erhaltenen `Schrotthaufen` bewundern konnten. Eines Abends erschien ein junger Mann, der sein 220 W 187 viersitziges Cabriolet verkaufen wollte und 2000.- DM dafür aufrief. Der Wagen war mittelblau, in für die damalige Zeit gutem Zustand, lediglich das Verdeck hatte Schadstellen. Ich war der einzige Interessent - hatte aber mit 25 schon vier 170er und drei 220Ser Ponton daheim stehen - (alle natürlich auf dem frisch angesäten Rasen der Eltern), so dass erneut Kalamitäten zu erwarten waren und vereinbarte eine Probefahrt. Der Wagen trug Stadthagener Kennzeichen und der junge Mann wollte ihn verkaufen, weil er ein Medizinstudium begann, aber auch auf Druck seiner Angetrauten, die nicht in die `alte Karre`einsteigen wollte. Der Öldruck beim warmen Motor war nicht so besonders, aber er fuhr sich natürlich einfach toll :)

    So nahm ich also die 2000.- DM in bar mit und bot mal 1600.- ( und das war viel für die damalige Zeit) Der Verkäufer lehnte ab, denn da bekäme er so richtig Schwierigkeiten mit seiner Frau, die mir die Hosen anzuhaben schien in der Beziehung. So legte ich nach, also 1800.-, mein letztes Wort. Er bat um Bedenkzeit, solle am nächsten Wochenende nochmal kommen, denn es gäbe da noch einen weiteren Interessenten; wenn der ihn nicht nimmt, dann könne man sich wohl einigen. Am Sonntag stand der Wagen noch unverändert, ebenso am Montag, auch noch am Dienstag und Mittwoch, denn ich bin abends immer wieder um den 220er herumgebalzt. Am Donnerstag stand er dann plötzlich nicht mehr auf dem Standplatz und am Freitag ebenfalls nicht - mein Blutdruck stieg heftig. Am Samstag fand ich dann den Mut ihn anzurufen und ja - das 220er Cabrio war weg, verkauft für 2000.- DM. Der Käufer hatte einen Kredit aufgenommen und ihn am Donnerstag mitgenommen. Das ist jetzt knapp 50 Jahre her und ich habs bis heute nicht vergessen. Hatte ich doch die 2000.- Mark bei mir gehabt, nur eine einzige Falscheinschätzung hatte mir mein Traumauto verhindert. Daraus habe ich die Lehre gezogen, wenn ich etwas unbedingt haben will, dann solls aus prinzipiellen Gründen letztendes nicht auf Mark oder Pfennig scheitern.

    Heute ziert das mittlerweile braune Cabrio die Titelseite des 170er - Forums. Der heutige Eigentümer hat den früheren Besitzer mal kürzlich in Stadthagen b. Hannover aufgesucht. Er war prakt. Arzt, wollte sich nur ungern an den Verkauf erinnern , und seine Frau - so schien es auf den Betrachter - hat auch heute noch die Hosen in der Beziehung an...

    Carl