Liebe Alle,
es schmeichelt mir, dass Ihr den Fred als Referenz wieder ausgegraben habt und verstärkt mein schlechtes Gewissen, dass ich kein Update mehr gegeben habe…!
Ganz kurz vorneweg für die Eiligen: Ich bin insgesamt höchstzufrieden!
Und hier die ganze Seifenoper: Aaaalso, ich hatte den Wagen ja an einem Montag (9. März) in Schweden besichtigt und gekauft und in der Folgewoche begann auch schon der Corona-Lockdown. Quasi optimales Timing… Ich hatte mit dem Verkäufer ausbedungen, dass er für den Transport und den deutschen TÜV inkl. H-Zulassung zuständig ist, was er mit Unterstützung eines in meiner Umgebung wohnenden Oldtimer-Motorradhändlers insgesamt sehr gut bewerkstelligt hat. Trotz Corona haben zu meiner angenehmen Überraschung sämtliche Adminthemen ganz gut funktioniert. Letzten Endes hatte ich den Wagen am Donnerstag vor dem langen Osterwochenende übernehmen dürfen, was natürlich vom Timing her perfekt war. Viel Eiersuche war jedenfalls nicht! 😉
Zwischenzeitliche Erkenntnisse: Als Nicht-Fachmann (schmeichelhaft ausgedrückt) hatte ich ja etwas Bammel davor, einen Blender zu kaufen, weswegen ich Eure Hilfe auch so extensiv in Anspruch genommen habe. Jetzt nach ca. drei Monaten als stolzer Besitzer und diversem Senf verschiedener qualifizierter Parteien kann ich mit Sicherheit sagen, dass mir ein Griff ins Klo erspart geblieben ist. Puh… Hier ein kurzes Resümee:
- Der Wagen wurde ja in 2009 neu lackiert. Nicht perfekt, aber tatsächlich wirklich gut, wie auch vor Ort vermutet. Passt.
- Ich hatte seinerzeit geschrieben, dass das Chrom sehr gut sei. Nach diversen Pflegeübungen muss ich das relativieren. Keine Beulen und kein Rost einerseits, aber einige blinde Stellen (Rückleuchtenrahmen, oberer Teil der vorderen Stoßstange) und Pickel finden sich dann doch.
- Der Innenraum und v.a. das Leder sind wirklich mega. Das Holz scheint komplett original, das könnte irgendwann mal eine stellenweise Überarbeitung vertragen. Das Leder dagegen (ebenfalls original) hat eine wunderschöne Patina und den für meinen Geschmack exakt richtigen „Reifegrad“. Ich habe einen dreistelligen Betrag im Lederzentrum gelassen, damit das so wird, hat sich aber auch wirklich gelohnt! Der Fahrersitz hatte ja an der Flanke zur Tür zwei kleine glatte Risse, diese konnte ich mit Lederkleber und Flüssigleder recht gut reparieren. Nicht perfekt, also durchaus noch sichtbar, aber es springt nicht mehr ins Auge. Ich muss sagen, dass ich vom Lederreiniger selbst nicht begeistert war, aber die Ledertönung kann ich wirklich allerwärmstens empfehlen. Für ‘nen Appel und ein Ei mischen sie ja die Farbe nach Muster (bei mir ein Stückchen aus der Hutablage) an, was wirklich super gut klappt, sowohl für die Tönung als auch für das Flüssigleder.
- Die Lenkung hat mich sehr positiv überrascht: Bei der Probefahrt gefühlt noch schwammig und mit recht viel Spiel, ist sie zwar noch immer keine F1-Lenkung, aber sehr angenehm zu fahren. Der Verkäufer hat noch zwei Buchsen (leider keine näheren Infos erhalten) getauscht, vielleicht hat das geholfen. Ein Knacken ist ebenfalls nicht feststellbar. Vielleicht waren das die von Winfried vermuteten Plastikbuchsen an der Lenkkupplung?
- Die Automatik (mein Wunschtraum wäre ein Handschalter gewesen) gefällt mir wirklich gut. Die ganzen Kommentare von wegen „Ruckomat“ kann ich jedenfalls zum Glück nicht nachvollziehen.
- Ich weiß nicht, wo ich bei der Probefahrt meine Augen hatte, als ich den Blaurauch-Test durchgeführt hatte. Ok, es hat geregnet, aber trotzdem, so verblendet kann ich gar nicht gewesen sein… Wie auch immer, die Ventilschaftdichtungen mussten neu, was ja zum Glück kein Beinbruch ist.
- Stichpunkt Reparaturen: Natürlich habe ich den Wagen als Erstes mal bei der Speziwerkstatt abgegeben. Da habe ich ein Riesenglück, denn ich habe durch Zufall erfahren, dass keine 10km entfernt genau die vielzitierte auf alte Benze spezialisierte Hinterhofwerkstatt mit absolutem Fachwissen und vertretbaren Preisen zu finden ist. Warum ich den Laden bislang nicht kannte, ist mir echt unbegreiflich… Also, neben den Schaftis waren es eher Kleinigkeiten: Servopumpe und Lenkgetriebe abgedichtet, Automatikgetriebe abgedichtet, Flüssigkeiten neu, Abschmierservice, Motor eingestellt, Unterbrecherkontakt neu (es war ein falscher verbaut, was sich in immer stärker werdendem Leerlaufsägen bemerkbar machte), Kofferraumleuchtenkontakt neu. Ich habe bestimmt noch ein paar Dinge vergessen, aber alles Weitere war Kleinkram. Wagen war jetzt insgesamt zwei Mal zur Behandlung, insgesamt haben zwei Riesen den Besitzer gewechselt. Da habe ich im Geiste ehrlicherweise mehr zurückgestellt, will es aber nicht beschreien, denn wer weiß, ob der Wagen jetzt wirklich einmal „durchrepariert“ ist oder ob mit den Kilometern auch weitere Wehwehchen zu Tage treten.
- Irgendwas suppt noch immer ein bisschen, hebe ich mir aber für den nächsten (hoffentlich regulären) Werkstattbesuch auf
- Der Ritterschlag war natürlich, als auch besagter Olddaimler-Fachmann glaubhaft versicherte, dass der Wagen kerngesund sei. Zuvor tat dies auch schon ein – nach eigener Auskunft sehr pingeliger… – Gutachter für Classic Data, aber dass die nur oberflächlich und zudem sehr wohlwollend gucken, ist uns ja klar.
Mikrooptimierungen und Luxusprobleme: Neben dem Leder habe ich folgende Tunigmaßnahmen ergriffen:
- Halogenlampen nachgerüstet (“R2“ mit P45t-Sockel, d.h. gleiche Fassung, gleiche Geometrie und v.a. auch gleiche Leistung wie original, aber deutlich heller). Bei dieser Gelegenheit konnte ich mich dann nebenbei auch vom perfekten Zustand der Lampentöpfe überzeugen.
- Weiße Schaltkugel (vdh-Nachfertigung) montiert
- Chrom-Ventilkappen (fallen mir persönlich überhaupt nicht auf, aber eine hat ohnehin gefehlt und die Investition war mehr als überschaubar)
- Ravus-Weißwandringe montiert: S. meinen Post hierzu, der hilfsbereite Mitarbeiter hatte mich bereits gewarnt, dass die Ringe bei den nur 6,0 Zoll breiten Felgen Wellen werfen könnten, und sie tun’s stellenweise tatsächlich. Stört mich aktuell noch nicht so sehr und die Optik gewinnt m.E. deutlich, daher ignoriere ich das Phänomen erstmal.
- Auf der Hutablage waren ja 70-er Jahre Lautsprecher montiert. Die Öffnungen sind leider zu groß (und wie mit der Bastelschere geschnitten), als dass ich die originalen Lautsprecher bzw. Abdeckungen hätte montieren können, also gab’s verchromte von Radio Königs, wobei ich das Gitter innen in der Farbe des Leders lackiert habe. Sieht fast schon aus wie ab Werk! 😉
- Die Entstörung des Radios (Blaupunkt, also nicht ab Werk) ist nicht vollständig. (Ok, der Motorklang ist ja ohnehin viel schöner, aber gestreamte Kinderlieder helfen enorm, meinen zweijährigen Sohn zu einem Ausflug zu überreden. 😉 ) Rainer Königs hat mit einem Entstörungsplan geholfen und auch das lebende Objekt begutachtet, wird aber wohl leider ein kleines Projektchen draus…
- Um meine Plastikaversion auszuleben, bin ich außerdem auf der Suche nach dem etwas älteren Innenspiegel, bei dem auch das Gehäuse (und nicht wie bei mir nur der Fuß) verchromt ist.
- Bei Gelegenheit möchte ich die Hohlraumkonservierung erneuern und dabei auch den Unterboden eisstrahlen lassen. à Kennt wer einen empfehlenswerten Betrieb im Düsseldorfer Raum?
- Ich vermisse noch immer die Abdeckkappen für die Wagenheberaufnahmen. Sämtliche Nachfertigungen sind zu nachgiebig, ich bekomme das Teil nicht reingeschoben. à Wer also originale gebrauchte rumfliegen hat, darf sich sehr gerne bei mir melden!
- Eventuellst soll er mal auf das Bogebein zurückgerüstet werden, hat aber erstmal keine Prio, obwohl mir schon klar ist, dass die Zulassung eigtl. ein solches vorsieht…
Eindrücke: Ich hatte glaube ich in den früheren Posts erwähnt, dass für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung ging. Da hatte ich durchaus die Sorge, dass meine überhöhten Erwartungen enttäuscht werden könnten, aber zum Glück macht mir nach wie vor jeder Kilometer Spaß! Ich bin lediglich enttäuscht, wie wenig Zeit dann tatsächlich zum Genießen bleibt. Das hatte ich in meiner Fantasie anders ausgemalt, aber ich habe ja auch nur ein neues Auto gekauft und keine zusätzliche Freizeit… Dass sich so eine Heckflosse phantastisch fährt, brauche ich Euch sicherlich nicht lang und breit zu erklären, deswegen sind wir ja hier. Aber gerade die sanfte Federung und die Geräuschkulisse beeindrucken mich wirklich jedes Mal. Manchmal denke ich fast, dass das Auto etwas moderner ist, als es mir lieb wäre, liegt wahrscheinlich auch mit am starken Motor, der auch im heutigen Verkehr problemlos mithalten kann. Also, toi-toi-toi, aus heutiger Sicht alles richtig gemacht!
Uns allen ein schönes Wochenende!!
Karcsi