Moin Paul,
Eine Anmerkung allerdings noch zum Thema Oldtimer-„Industrie“ und Arbeitsplatzsicherung als Argument gegen Fahrverbote:
Man kann das schlecht ins Feld führen und andererseits argumentieren, dass man ja eine ach so kleine Gruppe ist, die mit ihrem geringen Prozentsatz am Geschehen nicht ins Gewicht fällt ...
...aber warum denn nicht?
Ich finde, das sind sogar zwei sehr gute Argumente:
- erstens tragen Oldtimer zur Gesamt-Umweltbelastung nur marginal bei. Im direkten 1:1-Schadstoffausstoß-Vergleich mit einem modernen PKW mag das anders aussehen, aber dann muss man auch die Jahreskilometerleistung betrachten. Letzteres setzt allerdings auch die gern mal hergenommene Argumentation der Ökobilanz schachmatt. Denn es ist zwar logisch, dass es umweltfreundlicher ist, ein altes Auto so lange wie möglich zu nutzen und komplett aufzubrauchen, als andauernd neue zu bauen/kaufen. Aber die "natürliche" Nutzung eines Oldtimers sieht ja üblicherweise auch anders aus. Ein Oldtimer wird -bislang- eher nicht als Alltagsfahrzeug genutzt (und deswegen wohl auch geringer besteuert, nehme ich mal an), sondern als Spaßverhikel zur zusätzlichen Nutzung neben einem Alltagsfahrzeug - also umwelttechnisch eher "on top". Die Katze beißt sich in den Schwanz: je länger man ein Auto nutzt, desto besser für die Ressourcen, trotz höherem Spritverbrauch. Aber wenn das tatsächlich jemand macht - und die absolut alltagstauglichen Wagen der 80/90er machen es einem ja auch leicht - und mit H-Kennzeichen steuerliche Vorteile nutzt und überall hinfahren darf, wo junge und jüngste PKW nicht mehr fahren dürfen, dann ist das der Allgemeinheit schwer vermittelbar. Dafür können zwar die Oldtimerfahrer nix, aber ich finde, sie sollten da nicht noch Öl ins Feuer gießen und es dickfellig ausnutzen - damit schneiden sie sich auf Dauer ins eigene Fleisch.
- zweitens lassen sich Oldtimerfahrer Erhaltung/Wartung/Betrieb ihrer Fahrzeuge -gerade auch im Verhältnis zur üblicherweise sehr geringen Jahreskilometerleistung- überdurchschnittlich viel Geld kosten. Entsprechend groß ist der dazugehörige Wirtschaftszweig gediehen. Vermutlich so groß, dass er durchaus eine gewisse Relevanz hat. Wenn man das wiederum ins Verhältnis zur Gesamt-Umweltbelastung der Oldtimerei setzt, dürfte dies auch eher eine positive Bilanz vorweisen können.
Allerdings dürften die Belange des Oldtimer-Wirtschaftszweiges aus Politikersicht angesichts anderer, drohender "Umstrukturierungen" im Automobilsektor (durch Umstellung auf E-Mobilität o.ä.) vermutlich kaum ins Gewicht fallen.
Es ist und bleibt halt eine Debatte um ein Luxusthema. Wer dieses Hobby betreibt und glaubt, dass er da ungeschoren davon kommen wird, durch pure Hoffnung, Gottvertrauen dass es schon nicht so schlimm kommt, oder durch schlicht-stures Verneinen, ist naiv. Die Frage ist nur, wie stark die Einschnitte werden, und wie schnell sie kommen. Proaktivität ist zur Schadensbegrenzung durchaus angebracht. Nur wie, das weiß ich leider auch nicht. Großangelegte Oldtimer-Demos mit Konvois dürften eher kontraproduktiv sein. Man braucht einflussreiche Fürsprecher an den richtigen Stellen - wie immer. Lobbyismus machts möglich, dafür gibts unzählige -nicht nur positive- Beispiele...
Grüße,
Lutz