Guten Tag Zusammen
Komme gerada aus meiner Werkstatt.
Des Rätsels Lösung war tatsächlich das Federpaket, welches die Schaltpunktanhebung steuert (Getriebe 722 355). Aber der Reihe nach.
Im W126 Forum bin ich auf den Beitrag gestoßen und konnte mit dessen Hilfe die ganze Sache relativ problemlos in ca. 3 gemütlichen Schrauberstunden über (resp. unter) die Bühne bringen. Daher an dieser Stelle meinen Dank an einige Jungs dort. Die bemerkenswerte Leistung ist ja, eine bestimmte Technik zu verstehen und daraus selbst Reparatur- oder Verbesserungsmöglichkeiten abzuleiten.
Jedenfalls will ich die Anleitung hier kurz ergänzen, da sie mir, der ich eher nur über durchschnittliche Schrauberkenntnisse verfüge, in der dortigen Fassung teilweise fast zu knapp war. Also:
Für das frische 4-Gänge-Menü mit S-KlasseWellness-Feeling nehme man
- eine Bühne oder gut gekühlte Grube (es geht auch mit Böcken, aber darauf sollte man Bock haben, denn das ist eher zäh)
- frisches Öl (ich verwende Dexron IID für ältere MB-Modelle)
- einen neuen Filter
- das Dichtungsset mit neuen Alu-Dichtringen (Wandler nicht vergessen - auch da sollte das Öl raus)
Ich konnte mir das heute teilweise sparen, da ich den ATF-Öl/Filterwechsel erst diese Woche gemacht habe … ja, später ist man immer schlauer
Daher kommt bei mir jedenfalls sehr klares ATF aus dem Getriebe (Bilder 1-3)
Sobald die Ölwanne runter und die Getriebeinnereien gut abgetropft sind, kann man das Schaltschiebergehäuse abschrauben (15 Schrauben SW 10). Achtung, es tropfen auch nach dem Leeren der Ölwanne nochmals gut und gern 2-3 Liter Öl ab.
(Bild 4)
Das Schaltschierbegäuse auf die SAUBERE Werkbank (wie überhaupt diese Arbeit mit grosser Sauberkeit ausgeführt werden sollte, aber das dürfte den meisten klar sein). Empfehlung: Man mache ein Foto vom Labyrinth das Schaltschiebers! Ich habe es glücklicherweise gemacht und prompt ist mir beim Zusammenbau eine winzige Kunststoffklammer mir Feder irgendwo heraus gefallen. Ich bin nicht sicher, ob ich ohne Foto den richtigen Einbauort wieder gefunden hätte.
(Bilder 5-7)
Die gezeigte Platte (Bild 7) vorsichtig abschrauben; gegenhalten, da darunter die federkraft-getriebenen Schieberchen heraushüpfen wollen. Das Federpaket verbirgt sich unter dem ganz links oben herausragenden Steuerschieber (Bild 5), erkennbar an der hellen Kunststoffbuchse, welche den Schieber führt. Diese kann man von unten mit dem Schlitzschrauber andrücken und dann oben vorsichtig abhebeln. Ist das geschafft, kann man die ganze Patrone nach oben herausnehmen (Bild 8 ).
Nun beginnt die eigentliche Operation. Kurz gesagt werden jetzt die Positionen zweier Federn getauscht (Bilder 9&10), wobei die sog. Memoryfeder (im Bild die kleine, zusammengezogene Feder) nicht weiter verwendet wird. Denn diese ist es, die bei Öltemperaturen um ca 65° die Schaltpunkte durch ihre Bewegung normalisieren würde. Im Alter wird man ja bekanntlich unbeweglicher und vor allem bei Kälte zeigt sie sich eher starr-sinnig. Die Folge: Das Getriebe bleibt im "Kat-Anwärmmodus" mit dem nervigen Geschalte erst bei Drehzahlen jenseits von 2500 U/min.
Die lange schlanke Feder wird nun einfach auf die andere Seite des Schiebers gesetzt, womit der Zustand "Öl= kalt" unterbunden wird. Vorher aber kommt noch ein kleiner Haken. Am längsten hat mich das Auseinanderpfriemeln des Federpakets gekostet, denn das sind zwei gerastete Kunsstoffbuchsen, die durch ihr Alter und ihre Beanspruchung sowohl spröde als auch widerspenstig sind. Vorsicht: Wenn dieses Ding kaputt geht, kann man den Wagen stehen lassen (das Teil ist einzeln angeblich nicht zu bekommen). Meine Buchsen haben es halb überlebt. Auf einer Seite ist ein Steg gebrochen. Wieder zusammengesetzt erwies es sich als recht stabil. Ich bete, dass es hält.
Nun der klassische Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge. Ich habe mir die Schrauben des Schaltschiebers in der genauen Einbauposition zurechtgelegt (Bild 11), denn die Schrauben sind unterschiedlich lang. Die Schrauben müssen mit 8Nm angezogen werden.
Zu achten wäre nun noch darauf, dass a) der Hebel des Steuerdruckzugs hinter dem Bolzen des Schiebers liegt (Bild 12) und b), dass der kleine Bolzen des Wählschiebers in den Mitnehmer greift (linke Getriebeseite, quasi gegenüber des behandelten Steuerdruckschiebers, auf Bild 13 rechte untere Ecke).
Fazit: Nach dem Ölauffüllen (ich habe das frisch in einen sauberen Kanister abgelassene Öl wiederverwendet, das aus der großen Wanne nicht mehr und daher ca 2,5l neu ergänzen müssen) läuft und schaltet das Auto wie neu! Die Aktion hat sich wirklich mehr als gelohnt.
Abschließend gab's dann noch das Siegerbild 14, denn jetzt gefällt er mir gleich nochmal so gut