Hallo zusammen,
zum Thema "neuer" Bus kann ich noch etwas nachlegen, war jedoch ein VWT3 mit festem Hochdach und 54 PS Saugdiesel.
Wir schrieben das Jahr 2001 (Sonntag) und wir (Frau und dreijähriger Sohn und mir), waren im Juli auf dem Weg nach Rügen.
Hatte den Bus im Frühjahr günstig gekauft und noch etwas fit gemacht.
Die Wanderdüne schaffte schon knapp 120 km/h, aber wir waren mit gemütlichen 100 km/h unterwegs.
So irgendwo vor Hamburg auf der A7, stieg die Motortemperaturanzeige deutlich.
Es folgten sofortige Gegenmaßnahmen: 80 km/h und Heizung volle Pulle auf.
Es half nicht viel, nun ja, wir kamen noch bis zur nächsten Ausfahrt und strandeten auf dem Platz eines fahrenden Blumenhändlers.
Der Ausgleichsbehälter war leer und oh Wunder, nach dem öffnen, strömte das Wasser zurück. Nach dem Neustart war es auch gleich wieder verschwunden.
OK, wenn wir Glück hatten, dann war es nur die Zylinderkopfdichtung.
Der fahrende Blumenhändler konnte mir nicht sagen, wo die nächste Werkstatt sein könnte.
Auf der Straßenkarte (ja, es gab eine Zeit vor dem Navi und dem Handy), verlief die Straße in beiden Richtungen in kleinere Dörfer.
Also ein Fahrrad von der Heckklappe genommen und nach links in den nächsten Ort geradelt. Keine KFZ- Werkstatt gefunden, weiter ins nächste Dorf und stand auf dem Hof eines Abschleppunternehmers. Eine kleine Autowerkstatt, mit angegliedertem Wohnhaus, vielleicht vorher auch mit Tankstelle, nicht groß, aber klassisch.
Ich klingelte und nach kurzer Zeit öffnete sich im Obergeschoß ein Fenster.
Eine ältere Frau fragte mich nach meinen Wünschen und meinte, dass Ihr Mann schon den ganzen Tag Autos von der Autobahn abschleppen würde, ich sollte einfach warten, bis er wieder kommt.
Gut, ich wartete und plötzlich fuhr ein alter Opel auf den Platz. Ein junger Mann stieg aus und verschwand in der Werkstatt. Nachdem ich „Schraubgeräusche“ vernahm, trat ich ein.
Vor mir stand ein Manta 1 und der Kollege war am Arbeiten.
Die Werkstatt war nicht mehr sehr aktiv, das meiste macht der Chef mit der „Abschlepperei“, sagte mir der sympathische Opelschrauber.
„Wie ist denn Dein Chef so, darf man hier selbst schrauben“? fragte ich vorsichtig.
„Mein Chef ist super, könnte klappen“ meinte er.
Nächste Frage: „Habt Ihr für den VW-Diesel die Einstellwerkzeuge für die Einspritzpumpe?“
Gehen wir gleich mal schauen, war die Antwort.
Im Nebenraum fanden sich die Werkzeuge und auch ein schönes Haarlineal.
So hatte ich einen Plan, nachdem der Chef später auf den Hof rollte …
„Ach das weiße Wohnmobil, habe ich schon gesehen, holen wir gleich", waren seine Worte.
Auf der Rückfahrt fragte ich vorsichtig, ob ich den Wagen bei Ihm reparieren könnte.
„Hauptsache ich muss nicht helfen, an diesen verbauten Kisten, da mache ich nix mehr. Aber die Werkstatt ist tabu“. Du kannst aber gerne auf dem Hof schrauben. Ich kann Dir einen gefüllten Werkstattwagen und einen frischen Blaumann geben“, war die Antwort.
Also alles super, ich begann in der prallen Sonne, am heißesten Tag des Jahres 2001 mit der Demontage.
Nachdem er den nächsten Patienten auf dem Hof hatte, kam der Chef rüber und legte mir den Arm um die Schulter. Ich beugte mich gerade in den Motorraum.
„Na. Jung, watt für nee scheiß Arbeit, habe ich doch gesagt, und dass bei der Hitze“
Er verschwand in der Werkstatt und brachte einen großen Sonnenschirm.
Auf so einem Hof spielte sich auch das echte Leben ab.
Der Chef kam mit einem jungen Pärchen und einem kaputten Toyota am Haken.
Die Frau war vollkommen verzweifelt, das Auto gehört Ihrer Mutter.
Ob ich Ihren Wagen gleich reparieren könnte, fragte Sie mich.
Äh, nein, ich selbst habe gerade genug an der Backe …
Sie ließ sich nicht abwimmeln, mindestens sollte ich mal nachsehen.
OK, Teile eines Pleuels hatten den Motorblock verlassen und steckten im Kühler.
Ja, aber ich würde doch hier auch den Motor machen, oder so?
Der Tag neigte sich, der Chef wollte Feierabend machen.
„Ich lasse Dir die Außentoilette offen, hier ist auch eine Steckdose fürs Wohnmobil und eine Kabeltrommel. Die Tür zur Werkstatt einfach zudrücken wenn Du fertig bist. Schönen Abend noch …“
So gegen 22:00 Uhr war alles gut. Ich hatte zwar „Rücken“ aber der Zylinderkopf war eben, hatte keine Risse. Alle Dichtungen waren entfernt und alles war gereinigt.
Am nächsten Morgen telefonierte ich die VW-Werkstätten in Hamburg ab, nach neuen Dichtungen, 10 Zylinderkopfschrauben und Kleinteilen. Schon der zweite Betrieb hatte alles da, wieder super.
Dann mit dem Privatwagen vom Chef nach Hamburg die Teile holen. Dann ging es wieder an den Zusammenbau.
Gegen 14:00 Uhr waren wieder auf der Strecke nach Rügen, hatten also nur ca. 24 h Zeit verloren.
Mit dieser umfangreichen Hilfe, hätte ich nie gerechnet. Wir haben uns herzlich verabschiedet und bedankt. Und da soll noch einer sagen, die Norddeutschen sind zurückhaltend …
Auf Rügen kamen wir dann genau 30 min zu spät und standen vor der geschlossenen Schranke des Campingplatzes.
Der Bus wurde dann an eine Cousine verkauft, deren Mann jahrelang wöchentlich in die Schweiz pendelte und im Wohnmobil in der Woche wohnte. Alles ohne Problem.
Der Motor hat ohne Problem noch viele Jahre durchgehalten.
Gruß
Thorsten