Hallo zusammen,
vor 2-3 Monaten habe ich mich dazu entschlossen meinen Kühler,
der an verschiedenen Stellen schon etwas Wasser raus gedrückt hat,
überholen zu lassen. In dem Zuge wollte ich auch gleich alle
Kühlwasserschläuche erneuern. Voller Tatendrang habe ich alle alten
Schläuche abgezogen und festgestellt, dass der Anschlussstutzen des
Heizungsrücklaufs zum Thermostatgehäuse hin von Lochfraß befallen
war. Hätte ich vorher etwas recherchiert, dann hätte ich den
Schlauch wohl gar nicht erst angefasst. Irgendwo in den weiten
unseres Forums steht beschrieben, dass man den Heizungsrücklauf bloß
in Ruhe lassen soll, solange er dicht ist (was er bei mir war). Der
Schlauchanschlussstutzen wird in der Regel von Rost und Lackresten
schön dicht gehalten und wenn man den Schlauch abzieht, dann hat man
das Schlamassel. Exakt so war es auch bei mir. Hirschgeweihe sind
natürlich NML, und wären sie das nicht, wäre der Preis vermutlich
ohnehin nicht akzeptabel. Einen Nachbau habe ich nur für die 111er
Limo gefunden, fürs Coupe gibt es nichts oder ich war zu dämlich es
zu finden. Also habe ich hin und her überlegt was ich mache, und mit
dem Gedanken gespielt, den Schlauchanschluss von meinem Kühlerbauer
flicken zu lassen. Der hatte mir schon für einen Zuschuss in die
Kaffeekasse einen neuen Stutzen in den ebenfalls zersetzten
Schlauchanschluss des Dehnstoffelement-Gehäuses eingelötet. Also
musste das Hirschgeweih erstmal komplett raus. Die Schlauchstutzen
die in der Stirnwand verschwinden konnte ich nach kurzem Fluchen und
etwas Nachdruck mit der Rohrzange überraschend einfach lösen. Nach
dem vorschnellen Hochgefühl kam aber sofort der Dämpfer: die beiden
Schlauchanschlüsse zur Stirnwand hin sahen keinen Deut besser aus.
Es war naivster Optimismus zu denken, dass es hier besser aussieht.
Das Rücklaufrohr an allen drei Schlauchanschlüssen zu flicken war
mir dann doch etwas zu viel des Murks. Also habe ich mir überlegt
das Hirschgeweih "einfach" als ganzes nachzubauen. Kurz
ausgemessen und festgestellt, dass es aus einem 18x1mm und einem
15x1mm Stahlrohr zusammengelötet ist. Die Durchmesser sind gängig
im Heizungsbau. Also ab zum nächsten Baumarkt, da gab es die Rohre
in Edelstahl und Kupfer. Edelstahl wäre ja schon echt cool... aber
bekomme ich das gebogen? Dann das Kupferrohr in die Hand genommen,
dann doch wieder das Edelstahl, dann doch wieder das Kupfer... am
Ende habe ich das Kupferrohr genommen. Daraufhin ein paar Tubenvideos
geschaut wie man Kupferrohr ohne Spezialwerkzeug biegen kann: mit
Sand füllen und dann vorsichtig ganz langsam mit den Händen über
eine Form biegen. Nach den ersten Biegeversuchen mit dem dickeren
Rohr schon leicht entnervt auf das dünnere gewechselt und dann nach
2 Stunden das ganze frustriert in die Ecke geschmissen und auf einen
steigenden Kupferpreis gehofft. Jeder Versuch hat damit geendet, dass
das Rohr beim biegen irgendwann komplett eingeknickt ist.
Daraufhin habe ich akzeptiert, dass die Biegungen ohne anständiges
Werkzeug nicht zu machen sind und ich habe nach einem gebrauchtem
Biegegerät aus dem Sanitärbereich Ausschau gehalten. Nach einigen
Tagen habe ich ein Gerät gefunden das für 15er und 18er Rohre
geeignet ist und vom Preis her noch akzeptabel war (ungefähr die
Größenordnung, die ich bereit gewesen wäre für einen Nachbau zu
bezahlen, den es ja aber ohnehin nicht gibt). Als das Gerät dann bei
mir ankam habe ich es sofort ausprobiert und gleich den nächsten
Tiefschlag eingesteckt. Zwar lies sich das Kupferrohr damit biegen,
aber nur mit massiver Wellenbildung an der Innenseite der Biegung.

Da
hätte ich gleich das alte Hirschgeweih flicken können, das wäre
auch nicht weniger Murks gewesen. An dem Punkt war ich richtig
frustriert: Kupferrohr für die Katz, Rohrbiegegerät für die Katz,
und jetzt muss ich doch zu irgendeinem Schlosser oder Heizungsbauer
und mir das Teil anfertigen lassen. Das wollte ich nicht auf mir
sitzen lassen und habe noch einen letzten Anlauf gestartet. Wieder in
den Baumarkt und dieses Mal das Edelstahlrohr geholt, in der
Hoffnung, dass sich dieses beim Biegen nicht so verwirft wie das
Kupferrohr. Ein Biegegerät hatte ich jetzt ja und bei diesen Geräten
steht in den Beschreibungen immer wieder, dass man damit auch dünne
Edelstahlrohre biegen kann. Also letzter Versuch:


Es klappt tatsächlich! Unter recht hohem Kraftaufwand und großem
Hebel lässt sich das Edelstahlrohr sauber biegen und es bildet sich
wenn überhaupt nur eine ganz leichte Welligkeit, kaum sichtbar,
höchstens fühlbar, an der Innenseite der Biegung. Jetzt machte es
wieder Spaß! In Ruhe und mit Hochgefühl habe ich daraufhin die
beiden separaten Rohrstücke des Hirschgeweihs dem Altteil so exakt
wie möglich nachgebogen.


Anschließend in das Teil aus dem 18er Rohr mit der
Standbohrmaschine ein Loch gebohrt an der Stelle, an der der erste
Schlauchstutzen zur Stirnwand geht. Hier ist entscheidend gut
anzukörnen, damit der Bohrer auf dem runden Rohr nicht verläuft.
Anschließend habe ich das Loch mit einer Feile so bearbeitet, dass
der Schlauchstutzen rundum einen Spalt von ca. 0.5mm hatte.



Nachdem die Rohrteile vorbereitet waren ging es an das
Zusammenlöten der drei Teile: 18er Rohr an 15er Rohr und 15er
Anschlussstutzen an 18er Rohr. Das letzte und einzige mal als ich
hartgelötet habe, war vor zig Jahren im Praktikum vor dem Studium.
Also habe ich erste Gehversuche an Reststücken mit einem
Unkrautbrenner gemacht. Das hat wieder zu einem deutlichen Ausschlag
der Gefühlskurve nach unten geführt. So klappte das nicht, zu wenig
Wärmeeintrag, ich brauchte mal wieder Werkzeug. Also bin ich wieder
in den Baumarkt gefahren (das dritte Mal) und habe eine Lötlampe
gekauft die man an eine Butan-Gasflasche für den Grill anschließen
kann. Die Sauerstoffzufuhr kommt also nicht wie bei den deutlich
teureren und auch heißeren System mit Acetylen und Sauerstoff aus
einer Flasche sondern nur aus der Umgebungsluft. Damit kann man laut
weiterer Tubenvideorecherche ca. 700°C Arbeitstemperatur am
Werkstück erreichen und somit hochsilberhaltiges Hartlot
verarbeiten. Das habe ich natürlich erst heraus gefunden, nachdem
ich das viel billigere Neusilber-Hartlot gekauft habe, das erst bei
ca. 900°C schmilzt. Also musste ich nochmal zum Baumarkt (ich zähle
lieber nicht mehr mit), um „richtiges“ Silberlot zu kaufen. Damit
hat das Hartlöten dann nach dem ersten Übungsstück schon ganz gut
geklappt und ich habe mich direkt ans eigentliche Objekt gewagt.


... weiter gehts im nächsten Post