Wegen eines Herzenswunsches von Lüner-AC-Club-Kollege Hans Horn (Omnibusservice Horn, seit gefühlt acht Jahrzehnen Opelista, und wegen Kasselaner dortigem Clubstand) fuhren wir zwei Jungs für einen Tag nach Kassel.
Angenehme Anreise, unterbrochen durch den Versuch, uns Einblick in die Sammlung des Senior-Chefs von Rosenthal & Rustemeyer, Ober-Opelaner zu Soest zu holen. Der verkauft. 40 Opel-Oldies. ...
Normalo solltest du dich da anmelden, um Zugang zu erhalten. Ich aber, gebürtig aus der Ecke, hatte den Kollegen Hans unterwegs motiviert, beschwatzt, es doch einfach mal zu versuchen, wenn denn er gerne... Nun muss man wissen, Hans ist auch nicht mehr der jüngste, sein Achtzigster ist schon eine kleine Weile her.
Aber da er sehr nett ist, unglaublich kundig, nicht nur in Sachen Opel und Busse, auch mit LKW, und seine liebe Dame ihn wohl auch gern mal einen Tag quitt ist, machte ich ihm und uns den Chauffeur. Dicke Reise-Limo zum Metermachen.
…, mit Glück hätten wir Glück.., und wenn Pech, dann eben ab und weiter gen Kassel, der Umweg war ein kurzer. Samstag morgen. Der Chef-Opel-Verkäufer in den sehr sauberen Laden aber bedauerte, er sei allein. Die Sammlung vom Senior-Chef sei leider nicht direkt nebenan. Wir sollten uns bei Interesse an der Sammlung mit dem Seniorchef ins Benehmen setzen. Vertickt nun seine Alt-Opel-Sammlung von 40 Autos.
Schon der zweite Fall, von dem ich hörte. Dass ein Mensch, der sein Leben lang Spaß hatte am Autokaufen und Autosammeln, sich dann auch noch Spaß verschafft im Sammlungs-Auflösen.
Ein andrer Fall war mal vor paar dreivier Jahren, als der 96jährige emeritierte Professor Doktor von der Aachener Uniklinik sich von seiner dollen Benze-Sammlung, u.v.a. einem 220a Cabriolet A und einem 280 SE 3.5 => 6.3 => 6.9 Cabriolet trennte.
Dessen ersteres, den 220er, ich in der sagenhaften Autoschmiede Ricardo Lauwigi zu Wülfrath erspähte, ex Renn- und Rallyefahrer-Mechanikus beim Onkelbenz und beim Onkeltoyota. East African Safari... Nur wegen fauliger B-Säule (Scharniere der Selbstmördertüren) gab es den Wagen für den Wuppertaler Clubfreund für 125 statt für 175. Den Sechsneuner gar hatten wir Heckflossiker geschafft auf der Techno Classcia zu verticken bzw. das dann späte erfolgreiche Verticken eingeleitet zu haben. Zu Zeiten, als originale Dreieinhalber Cabriolets noch nicht 730, aber schon 200 kosteten, hatte uns der Professor angewiesen, wir sollten den Interesssenten 240 ansagen. Und nicht, dass da einer meckere, ein Sechsneuner Cabriolet sei „unoriginal“ – er hatte es von einem Promi Doktor Hoesch aus Düsseldorf erworben. Welch selbiger den Umbau Sechsdrei und dann den Umbau Sechsneun beim Onkelbenz original geordert hatte, mit Rechnung. Statt 32.000 eines für 1970 neuen 280 SE 3.5 Cab stand da eine erste Ziffer mit einer 8 ...Eine 42-seitige Doku des Umbaus war dabei, ich habe sie – als aulden Umbau-Fex, studiert. Also alles original. Wir VDHler hatten uns verabredet, den ersten Specht, der da zu hämmern meint, "unoriginal!" und Geschrei macht, mit Schimpf und Schande vom Stand zu jagen. Hausrecht.
...Opel. Ein alter Mann verkauft seine Sammlung in Soest. Hans und ich hatten Pech, der Opel-Seniorcheffe und Sammlungsverkäufer war nicht erreichbar.
Also – zack – weiter. Schnell (halbwegs schnell, auf dem Hinweg mistiges Wetter, Gischt und dumme Backen verhinderten, schneller als 185 zu sein) waren wir in Kassel, Zack, den Parkplatz gefunden, und zuck- schnell rein. Eine Außenrunde, Flohmarktstände mit Werkzeug und Kleinteilen, dann rein in die ca. sechs Hallen. Die ersten beiden auch Flohmarkthallen, wo ich dann erkannte, Kollege Hans war beim Kindergeburtstag. Leuchtende Augen. Er war wirklich noch nie auf solch einer Messe mit Flohmarktständen gewesen. Bei manchen Ständen war es schwierig ihn wegzubekommen. Überall wo Opel dran stand (und später checkte ich, auch Büssing und auch Henschel….) war er schwer wieder wegzubekommen. Und man muss aufpassen, Hans ist nicht der größte der Besucher, ganz das Gegenteil. Nicht dass der Kollege im Gewühle verloren ging.
Weniger benzlastig das Geschehen. In einer den Clubs gewidmeten Halle dann waren auch Daimler, aber von der Insel. Daneben die Teile- und Konstruktionsspendenden Jaguare. Mal sehr schön zu sehen, dass unser Hans, kundiger KFZ-Meister, das Zeugs von der Insel praktisch gar nicht kannte. Aber sehr interessant fand und auch angelegentlich nachfragte.
Nebenan in einer Halle dann sternchenhaltiges, W113er in mehreren Erhaltungszuständen. Schon neben den Jaguaren hatte wir einen Gartenlaubenfund Porsche 911 gesehen, den Unterboden komplett zerfressen. Nun das gleiche bei Pagoden, alten zerlegten, durchsanierten und zum Verkauf stehenden.
Dann auch ein Pärchen W126er, eine Limousine und ein Coupé, beide in tabakbraun. Viele viele viel Motorräder. Mir eine 350er Horex Regina mitzunehmen für 4.500 klemmt ich mir, aber Hans hatte ich schon angezählt, hey sag mal, deine Karre hat doch die Anhängerkupplung dabei.., da könnte man doch...
Hans' Augen leuchteten. Er grinste. Aber wir waren uns einig, dass bei solch einer Nummer unsere Frauen uns erst vierteilen, dann teeren und federn, erschlagen und dann noch standrechtlich erschießen würden. Dieses kleine verflixte Stück Draht da am Ringfinger...
in den nächsten Hallen dann Clubleben. Schon beim Mittag-Essenfassen war Hans von hinten angesprochen worden, nee Hans, ist ja nicht wahr, bist du das? Wirklich? Ein Opel-Clubkollege, von dem Hans verriet, er habe einen 1938er Opel Kapitän, gesellte sich mit seinem Freund aus dem Paderborner Umland zu uns.
So ward dann Schnitzel getafelt und Benzin geredet. Der Opel-Kapitän-Macher hat eine Halle und ca. 20 Projekte laufen, in unterschiedlichen Bearbeitungsständen, ein spasshaltiger Junge in seinen 70ern, und war durchaus bereit, die Gemeinsamkeit einer Leidenschaft zum Bauen auch mit Benzkollegen zu teilen. Wir kamen kaum weg vom Mittagstisch.
Weiter ging es, zu Clubs, die sich mit Feuerwehr-Autos beschäftigen, oder mit Militärfahrzeugen. Hier lernte ich, dass Ural nicht nur BMW-M72-Kräder nachbaute, sondern auch riesig große Militär-LKWs baut.
Im Innengelände zwischen den mehreren Hallen dann auch ein Opel-Commodore-A-Umbau zum Cabrio von Deutsch aus Köln. Mehrere Autos von der Teefix-Insel, Käfer in verschiedenen Altersstufen, wo ich Hans darauf hinwies, was alles unstimmig war – diese Details hatten ihn in einer ganz langen Karriere in der Grube (65 Jahre min.) eher nicht so interessiert. Gegen 15 Uhr wurden wir dann hackenlahm, und passgenau hatten wir es dann auch geschafft.
Mal eine Messe, die etwas kleiner war, überschaubar, mit einer feinen Mischung von Autos, Motorrädern, LKW, Flohmarktständen, Freigelände, Fahrzeugverkauf und vor allem Clubständen. Hier gab es sie noch.