Mal eine kleine Geschichtsstunde: Der Irak und die nicht bezahlten Benze

  • Als Historiker hatte ich für meine alte/ ehemalige Autowerkstatt von Zeit zu Zeit auch mal Gutachten zur Geschichte und Biographien von Autos erstellt, darunter auch mehrere W116er und W126.


    Als ich am jetzigen Wochennde mein Dienstarchiv von A nach B gebracht habe, bin ich u.a. auch [wieder] auf die [von mir erstellte] Biographie von einem 1987er 500 SE gestoßen, den der Werstattinhaber und -chef und -meister zusammen mit einigen anderen Autos 2016 aus Kuwait geholt hat.


    Das besondere an diesem 500 SE: Er ist ein Beutestück aus dem Zweiten Golfkrieg (17. Januar 1991 bis 5. März 1991).


    Saddam Hussein hat, bereits schon vor seiner Präsidenschaft, auch u.a. massenhaft Autos von Mercedes Benz und VW ins Land geholt.

    Vornehmlich MB W123, W126 und W124, und VW Passat.


    Bezahlt wurden diese Fahrzeuge [natürlich] nicht.


    Stattdessen wurden sogenannte "Kompensationsgeschäfte" gemacht; kurz: Autos gegen extrem verbilligtes Erdöl, abgesichert durch entsprechende Landesbürgschaften von Niedersachsen und Baden-Württemberg und einer [inoffiziellen] Bundesbürgschaft.


    Das ganze ging auch bis zur irakischen Invasion von Kuwait im August 1990 gut.


    Durch die internationalen Sanktionen gegen den Irak als direkte Folge des Zweiten Golfkriegs (gemeint ist hier tatsächlich ein bewaffneter Konflikt und nicht der ewige Kampf MB E-Klasse vs. VW Golf) 17. Januar 1991 bis 5. März 1991 konnten die bereits schon gelieferten und bestellten Autos nicht mehr bezahlt werden.

    Weder mit Geld, noch mit Öl.


    Aus alliierten "Beutebeständen" erhielt zumindest Mercedes Benz dann immerhin noch ca. 300 bis 500 nicht [vollständig] bezahlte W126 der Baujahre 1982 bis 1990 zurück, die mittlerweile aber auf Grund der Markteinführung des Nachfolgers W140 nahezu wertlos geworden waren.


    Und VW... na ja... Um Ärger bezüglich der [vergangenen] Geschäftsbeziehungen mit dem Irak unter Saddam Hussein zu vermeiden, verzichtete man auf die Rückgabe nicht [vollständig] bezahlter Fahrzeuge aus "Beutebeständen"...


    Wie hoch der wirtschaftliche Schaden für MB und VW am Ende wirklich war, ist bis heute nicht bekannt, und auch nicht, ob am Ende der deutche Steuerzahler dafür mit aufkommen musste.

  • Interessante Geschichte, kannte ich noch nicht.


    Das wirft kein gutes Licht auf die ohnehin teilweise fragwürdige Außenhandelspolitik Deutschlands mit gewissen Herren. Pecunia [oleum] non olet.


    Weiß man, was MB mit diesem Schwung " wertloser Altneuwagen" gemacht hat? Aber vielleicht will ich das gar nicht wissen.


    LG Bodo

    instagram: ponton_ponton

  • (...)

    Weiß man, was MB mit diesem Schwung " wertloser Altneuwagen" gemacht hat? Aber vielleicht will ich das gar nicht wissen.


    LG Bodo

    Die verblieben [zuerst] in Kuwait und wurden dann unter den Koalitionsstreitkräften/ Alliierten verteilt.


    Die großen W126er -380 SE, 380 SEL, 500 SE, 500 SEL (1. Serie), 420 SE, 420 SEL, 500 SE, 500 SEL, 560 SE und 560 SEL (2. Serie)- gingen vornehmlich nach Kuwait, Saudi-Arabien, Ägypten, und in die Türkei und in die USA.


    Die kleinen W126er -280 SE, 280 SEL (1. Serie), 280 SE, 300 SE und 300 SEL (2. Serie)- gingen überwiegend nach Syrien, Frankreich und in die Vereinigten Arabischen Emirate.

  • Übrigens:


    In dem us-amerikanischen Kriegsfilm "Three Kings – Es ist schön König zu sein" wird der MB-Deal mit dem Irak auch kurz thematisiert, als die Protagonisten auf ein geheimes Autoversteck von Saddam Hussein stoßen, in dem sie auch mehre W126er und C126er vorfinden.


    Weiaus amüsanter ist aber die darauffolgende kurze Diskussion, welcher W126 und welcher C126 denn der beste sei ^^

    • Official Post

    Moin,


    eine spannende Geschichte.


    Ein ehemaliges Vorstandmitglied von Mercedes, welches mal Leiter in Südamerika und dann u.a. für die Sowjetunion zuständig war, wohnt hier im Nachbarort. Er geht jetzt auf die 90zig zu, kann aber spannende (interne) Geschichte aus den wilden 60er Jahren erzählen.

    Gruß

    stefan


    An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.(Erich Kästner)

  • Hallo Dunkle_Leidenschaft,


    ich verstehe deinen Beitrag nicht. Was möchtest Du damit bewirlken?


    Warum betonst Du immer, die Irakies hätten die Benze nicht bezahlt? Du schreibst doch selber, das die als Bonus für billiges Erdöl mitgingen. Belege für so krude Geschichten find ich da eigentlich immer gut.


    >Ironie on:

    Und zu den Beutebeständen: Dann waren die zwei völkerrechtswiedrigen Angriffskriege der USA auf den Irak ja zu was gut, wenn sie die (unbezahlten) MB zurückerbeutet haben. Selber Schuld für die Autoklauer..... dafür haben die jetzt Freiheit und US-Demokratie und.....

    >Ironie of:


    Unverständlicher Gruss

    Olof

  • Diese Geschichte kannte ich in dieser Form auch noch nicht. Allerdings waren Bartergeschäfte mit verschiedenen Staaten nicht unüblich.


    Die Folgen der in Kriegswirren abhandengekommenen / gestohlenen / verschobenen Fahrzeuge können auch nach Jahrzehnten noch ungeahnte Folgen haben. Musterbeispiel ist der Prym-Mercedes

    Oldtimer: Die Odyssee des Millionen-Mercedes
    In den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschwindet ein Mercedes. Keine lumpige Limousine, sondern ein 500 K Roadster. 66 Jahre später taucht er in den USA…
    www.manager-magazin.de

  • Spannende Thematik, genau mein Ding! Ich bin zu einem Teil auch "Historiker", allerdings auf Lehramt. Darum nehme ich meinen 280SE auch gerne mal als historische Quelle im XXL Format mit.

    Ich habe auch mal eine Fahrgestellnummer von einem 500er SL R107 gefunden. Vollausstattung aus Prinzip. Mit Sitzheizung. Auslieferungsort: Zaire. Da ist mir gleich ein gewisser Mobutu Sese Seko eingefallen. Und tatsächlich: er hatte die Angwohnheit Fahrzeug mit Stern an seine Getreuen zu verschenken.

    So einer Stand in DE mal mit über 300.000km zum Verkauf. Quasi ein "Blut-Mercedes" analog zu den Blutdiamanten.

  • Hallo Dunkle_Leidenschaft,


    ich verstehe deinen Beitrag nicht. Was möchtest Du damit bewirlken?

    Hallo Olof


    ich verstehe jetzt eher deinen Beitrag nicht.

    Angefangen von der Übersetzung des User Namens in der Anrede (warum?) bis hin zur Verwirrung deinerseits.

    Eine Geschichte. Punkt. Nicht mehr, nicht weniger.

    Muss man doch kein (Verschwörungs)Ding draus machen.


    Diesmal auch etwas verwirrt

    Paul

  • Moin Beule und Paul,


    bitte verstehe mich nicht falsch. Ich finde so Geschichten eigentlich immer mega interessant und auch spannend. Als ich in SA war und das MB Werk in Durban sah, hat mich das auch grad zum nachforschen motiviert. So viel Glück wie Stefan hatte ich da nicht, dass ich da auch an "Erste Hand" Geschichten direkt aus dem Nachbardorf komme!


    Was mich gestört hat, war die negative Darstellung im Bericht (Iraker bezahlen ihre Rechnung nicht). Ich beobachte halt auch in anderen Foren, dass Newbees mit ein paar wenigen Beiträgen in ein Forum kommen und Meinung machen. Und der Irak wird halt derzeit oft wieder schlecht dargestellt, weil er sich nach dem "US-Frieden" derzeit lieber dem Iran zuwendet als dem Westen, was natürlich ganz pöse ist.... Und für Meinungsmache in Foren kann man sich auch bezahlen lassen, das tut den Foren aber selten gut,,,,


    Darum meine etwas tendenziöse Rückfrage an die Dunkle_Leidenschaft. Aber er wird das sicher aufklähren.


    Gruss in den Norden

    Olof


    P.s. @ Paul: Die eckigen Klammern waren die Intention meiner Empörung und Verschwörungstheorien habe ich doch garnicht aufgeworfen. Welche hast Du denn erkannt? Ich habe eigentlich nur Meinungsmache (Neudeutsch Propaganda bzw. Agitation) vermutet, bzw. mich beim lesen manipuliert gefühlt. Darf man das nicht mehr sagen?

  • P.s. @ Paul: Die eckigen Klammern waren die Intention meiner Empörung und Verschwörungstheorien habe ich doch garnicht aufgeworfen. Welche hast Du denn erkannt? Ich habe eigentlich nur Meinungsmache (Neudeutsch Propaganda bzw. Agitation) vermutet, bzw. mich beim lesen manipuliert gefühlt. Darf man das nicht mehr sagen?

    hinter Geschichten Geschichten zu vermuten, kann von klarem, analytischem Denken, aber auch von Verschwörungsglauben bis hin zu Paranoia zeugen.

    Sagen darf man fast alles. Aber um dich noch ein letztes Mal zu zitieren: ob es einem Forum (oder einem Gespräch generell) gut tut, steht auf einem anderen Blatt.


    Ich schliesse die Diskussion hiermit für meinen Teil.

  • Moin Timo,


    sorry, dass der Thread so vom Thema weggekommen ist. Das wollte ich nicht bewirken. Mich störte lediglich (die meiner Meinung nach) unnötigen [Zusatzbemerkungen], die der ansich schönen Geschichte einen unschönen Beigeschmack hinzugefügt haben. Und bei geopolitischen Themen reagiere ich halt manchmal sensibel und für manche scheinbar manchmal über.


    Das ich dafür so gemassregelt werden würde, war mir da nicht bewusst. Aber das war wohl nötig, wie die :thumbup: und Pokale zeigen... ;)


    Das man mich als Verschwörungstheoretiker beschimpft - nunja - das kenn ich schon aus dem zweiten Irakkrieg. Da wurde ich auch schräg angeschaut, als ich die pranoide Wahnvorstellung hatte, dass der Irak hat sicher keine Massenvernichtungswaffen hat, obwohl der Colin Powell das ja eindeutig bewiesen hat...


    Aber eben, das trägt nicht zum Thema bei, wie meiner Meinung nach die [Zusatzbemerkungen]. Es wäre schön, wenn wir das aufklären könnten (ggf auch über PN).


    M110 Grüsse vom Ex-Schleswig-Holsteiner

    Olof

  • Bitte auf dem Boden bleiben... solchen Schnurren sind doch herrlich interessant für unsereins. Mir fiel spontan die ähnliche Volvo-144-an-Nordkorea-Geschichte ein und die ewig-erhitzte Diskussion um die Benennung des Porsche 901/911.

    Für Korrekturen, Anmerkungen und Ergänzungen sollte allerdings immer gelten „Der Ton macht die Musik“. ;)

  • Moin,


    als Ergänzung kenne ich noch die Geschichte, dass Anfang der 90er aus dem Irak wohl eine größere Bestellung an langen V 124 eingegangen war. Man munkelte etwas von 50 Stück. Aufgrund des Embargos und Golfkriegs wurde der Auftrag gestoppt und bereits im Bau befindliche Autos als Taxen verramscht. Kaufpreis 67 statt 114 tsd. Mark.


    Einer davon fuhr lange bei der Taxifirma in Freiburg, für die ich damals arbeitete. Später dann noch Bad Krozingen.