Stoßstangen-Oberteile S-Flossen verschieden?

  • Moin zusammen,

    eben blätterte ich durch die neuen Flosskeln (Nr. 120) und stieß auf den Bericht eines Kollegen, der die Passgenauigkeit einer nachgefertigten S-Flossen-Stoßstange bemängelt (s. S. 47).

    Genauer gesagt dreht es sich um die Oberteile, die falsch geformt seien und man deshalb die Befestigungsschrauben bei Draufsicht sehen könne.

    Nun muss ich sagen, dass ich das gar nicht anders kenne. An meiner Flosse sieht das auch so aus, und meine Stoßstangenteile sind allesamt über den Club bezogene, neuverchromte Originalteile. Auch haben alle mir bekannten Flossen-Oberteile die vom Flosskel-Kollegen bemängelte Form.
    ABER: ich muss beim Blick auf Werks-/Prospektbilder von S-Flossen zugeben, dass dort die Oberteile tatsächlich dichter an der Karrosserie zu sitzen scheinen, gut auch am Abstand der hinteren Spitze zum Radausschnitt des Kotflügels zu erkennen.


    Nun bin ich unsicher: gab / gibt es auch hierbei Unterschiede z.B. „frühe vs. späte“ Version, wie so oft?

    Danke für eine konkrete Richtigstellung.


    Beste Grüße

    Lutz

  • Grüß Gott an alle,

    da habe ich gleich mal nachgeschaut und das Paletau gelupft, bei mir sitzt der obere Aufsatz sehr dicht am Kotflügel, da sieht man von der Verschraubung nichts, aber ob das so original ist weiß ich auch nicht, ist bei mir seit mindestens 36 Jahren am Auto ( solange habe ich es )

    Früh/ Spät ? Bei mir 05/65, aber das sagt ja auch nicht viel, stolpere immer über Mischverbauten.

    Gruß Uli

  • Hallo Uli,


    Du pflegst die Flosse zu gut :thumbup: ..... vor lauter Spiegelung kann man ja kaum was erkennen ;)


    Wenn ich zu meiner Flosse kommen (Bj. 10/65) werd ich auch mal schauen. Der Wagen wurde damals
    in Portugal zusammengesetzt ....


    Grüsse Hans

  • Moin,


    Ich habe andernorts gelesen, dass Spaltmaße in den 60er Jahren bei Mercedes keine besondere Beachtung fanden. Angeblich hat man z.B. Kofferraumdeckel montiert und wenn dann die Spaltmaße zu unregelmäßig waren, hat man einfach das Teil ausgewechselt, in der Hoffnung, dass das nächste Teil besser passt. Ähnlich mag es bei den Stoßstangen gewesen sein, so dass es von Exemplar zu Exemplar Unterschiede geben kann, egal, welche Serie es ist.


    Beste Grüße

    Rüdiger

  • Ach ja, im Beitrag wurde ja bemängelt, daß der untere Teil der Oberteile länger bzw. tiefer als der obere Teil sind. Das ist bei meinem W111 auch der Fall. Und da gehe ich von Originalteilen aus.


    Aber macht es nicht auch Sinn die Stoßstange von der Karosserie ein Stück entfernt zu halten? Sonst ist bei einem kleinen Anschlag ja auch gleich der Kotflügel im Eimer.


    Grüße


    Tom

  • Moinsen!

    Hi Rüdiger, hast Du mal eine Quelle wo das steht? Das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was mir geläufig ist. Eigentlich hat der Daimler -meiner Wahrnehmung nach- den Ruf des Hüters der perfekten Spaltmaße. Das ist ja gerade das, woran Generationen von Schraubern sich die Zähne ausbissen/-beißen: die Spaltmaße wieder so korrekt hinzubekommen, wie sie vorher waren.

    Bezogen auf das Thema dieses Freds würde ich mutmaßliche, benzliche Maß-Schludereien definitiv abstreiten, denn Unterschiede von mehreren Zentimetern in der Bauteilgeometrie respektive der Einbaumaße sind mir in meinen mercedealen Schrauberjahrzehnte an keiner Stelle untergekommen.

    Aber macht es nicht auch Sinn die Stoßstange von der Karosserie ein Stück entfernt zu halten? Sonst ist bei einem kleinen Anschlag ja auch gleich der Kotflügel im Eimer.


    Grüße


    Tom

    Hi Tom, genau so habe ich mir das seinerzeit auch erklärt, als mir dies bei der Remontage der Stoßstange auffiel. Wenn mir nicht, angestoßen durch den Flosskel-Artikel, beim Blick auf dieses Detail bei Werksbildern eine andere Position aufgefallen wäre, hätte ich auch nie wieder einen Gedanken darauf verschwendet, und hier so einen grausamen Schachtelsatz formulieren müssen...


    Da hier noch keiner mit einer ultimativen Auskunft dienen konnte, bleibt wohl nur die Faktenrecherche. Leider ist mir seitens Betreiber mal wieder mein Zugang zur Daimler-Teileinformation unangekündigt gesperrt worden, und ich habe es satt und endgültig drangegeben, dort deswegen wieder ewige Bittstellerei-Schriftwechsel mit undurchsichtigen Zuständigkeitsinstanzen zu führen. Also werde ich gelegentlich mal meine staubigen Original-Katalogschwarten aus dem Regal wuchten und auf Fußnotenjagd gehen.

    Über das Ergebnis werde ich dann hier berichten. Man darf mir aber auch gerne zuvorkommen, falls es jemand online schneller abprüfen kann. ;)


    Beste Grüße,

    Lutz

    • Official Post

    Leider ist mir seitens Betreiber mal wieder mein Zugang zur Daimler-Teileinformation unangekündigt gesperrt worden, und ich habe es satt und endgültig drangegeben, dort deswegen wieder ewige Bittstellerei-Schriftwechsel mit undurchsichtigen Zuständigkeitsinstanzen zu führen.

    Hi Lutz


    Du hast WhatsApp Nachricht

    Viele Grüsse


    Winfried


    300 SE W112 Cabrio M189 Automatik Fahrgestellnummer ...9840 Ende 1967 „Schlüpferblau-Met.“

  • Moin,


    die Info über die Ungenauigkeiten bei Spaltmaßen habe ich vor längerer Zeit im Heckflossenforum von mbklassik.de gelesen, kann aber leider den genauen Eintrag nicht finden, kann auch sein, dass es als Nebensache zu einem ganz anderen Thema erwähnt wurde.


    Beste Grüße

    Rüdiger

  • ...stimmt ja auch nicht, an unverunfallten USA-Karossen kann man das sehr schön erkennen, dass Mercedes auch in den 60er Jahren das Maß der Dinge in Verarbeitungsqualität war !

  • Zitat von "Dieselist":

    "Spaltmaße sind überbewertet."


    Stimmt so eindeutig allerdings auch nicht, als ich vor 20 Jahren meinen zweiten /8 verkaufen wollte, begründete ein Interessent seinen Verzicht mit unkorrekten Spaltmaßen zwischen Motorhaube und Karosserie. Einige Zeit später erkannte dann ein weiterer Interessent den wahren Wert dieses Autos, korrekte Spaltmaße waren da eher drittrangig.



    Beste Grüße

    Rüdiger

  • Moin

    Bei mir sehen die Stangen seit 28 Jahren so aus(so lange habbich das Teil),waren so dran und sind nicht gewechselt.Keine Ahnung ob das so original war.. Michael

    PS:Die hatte ich natürlich schon mal ab,zum lackieren,nicht die Stangen das Auddo...

    .

  • Sodele,

    nachdem mir eine graue Eminenz die Götter der heiligen Teileinformation gewogen stimmen und fürderhin tarnkappigen Zugang zum Flossenteileschrein ermöglichen konnte, kann ich nun mit ein paar wohlgehüteten Geheimnissen bzw. deren Lüftung versorgen:

    Siehe untenstehende Bildtafeln aus dem Katalogwerk des W111.014, vulgo 220SE-Flosse. Wir reden hier über die Positionen 72 und 74.



    Die 72 war demnach ursprünglich A112 885 0301 und wurde ersetzt durch A112 885 0501.

    Die 74 war demnach ursprünglich A112 885 0401 und wurde ersetzt durch A112 885 0601.


    Wann genau, also ab welcher Fahrgestellnummer dieser Austausch stattfand, geschweige denn worin die Änderung des jeweiligen Bauteiles besteht, die diese Nummern-Änderungen nötig machte, konnte ich leider nicht ermitteln - das mag aber auch an mir liegen, ich kann das Programm nur rudimentär bedienen. Vielleicht kann es ja jemand mit einem frühen, analogen 220SE-ET-Katalog im Regal beantworten, dort sind in den Fußnoten ja üblicherweise VIN-Infos versteckt.


    Fakt ist aber, dass die ...0501 und ...0601 schon recht früh aufgetaucht sein müssen, da sie auch für die 300er-Flossen von Baubeginn an gültig sind, also ab mindestens 1961 (und somit bei den ganz späten Flossen, den 230S, natürlich auch original verbaut).


    Man könnte somit nun gewisse Dinge mutmaßen:

    Vermutung 1: ganz frühe S-Flossen hatten Oberteile, die keinen Blick auf ihre Verschraubung ermöglichten, was sich aber dann relativ bald änderte in jene mit sichtbarer Verschraubung

    Vermutung 2: Grund für die Änderung war, dass die bekanntlich butterweichen Stoßstangen schon bei leichter Touchierung nachgeben und sich dabei deren Oberteile lack- und blechondulierend gen Karrosserie bewegen. Mit den geänderten Oberteilen wäre mehr Abstand gegeben, mit höherer Chance auf geringeren Schaden bei ungewollten Kontakten.

    Vermutung 3: da die Stoßstangen wie vorgenannt hyperempfindlich sind, wurden sie vermutlich auch schon sehr früh und oft dellenbedingt ausgetauscht, und nicht erst wenn sie in den 80ern (auch noch) blind &durchgerostet waren. Dabei wurde dann halt auf den verfügbaren Teilebestand zurückgegriffen, ungeachtet dessen ob es sich dabei um frühe oder späte Oberteile handelt. Und somit können durchaus seit 50 und mehr Jahren unterschiedliche Varianten an allen Flossen jeden Baujahres und Typs unterwegs sein - und es sind dennoch alles Originalteile/-zustände.


    Kann natürlich auch alles Mumpitz sein, sofern schon die erste Vermutung nicht stimmen sollte. Ist mir aber auch egal, ich lasse es jetzt so wie es ist, also mit sichtbaren Verschraubungen. Erstens wäre es nach meiner Argumentationskette original & richtig, zweitens ist mir besagter Sicherheits-Abstand mehr wert als die etwas schönere Optik der ganz frühen Jahre.


    Jetzt frage ich mich nur noch, wieso an einer 1959/60er-111er-Flosse schon Teile mit 112er Nummer verbaut waren, obwohl der W112 erst 1961 erschien? Klar, der 300er wurde parallel entwickelt und kam halt erst später heraus, aber dennoch komisch irgendwie.


    Beste Grüße,

    Lutz

    • Official Post

    Ich habe dann heute mal bei meiner 1965er 220S Flosse nachgeschaut.

    Das Auto hat eine belebte Vergangenheit in USA gehabt.


    Ergebnis:
    Rechts Schrauben abgedeckt
    Links Schrauben sichtbar.

    Rechts schön eingestellt.
    Links könnte noch etwas nachgestellt werden, würde aber nicht zur kompletten Überdeckung führen.


    Fazit für mich:
    Die Teile haben eine Evolution hinter sich und wahrscheinlich wurden die Werkzeuge auch mal überholt und erneuert.

  • Werkzeugverschleiss ist natürlich kein unbekannter Aspekt, siehe Sickenschärfe an Flossenseitenteilen. Aber in diesem Falle, bei genannten >3cm Unterschied an nur einer Kante, würde ich das ausschließen wollen.


    Was man aber angesichts aller Erkenntnisse hier festhalten kann: es ist nicht so, dass die unsichtbare Verschraubung ein bzw. das Indiz für ein Originalteil oder eine originalgetreue Nachfertigung ist, wie es der Kollege im eingangs erwähnten Flosskel-Artikel darstellt.

    Insofern ist es auch nicht richtig, dass der darin genannte Anbieter in schlechtes Licht gestellt wird. Möglicherweise hat er auf die Beschwerde nicht reagiert, weil er gar nicht weiß was der Kunde da von ihm will? Egal.


    Ich kenne den Anbieter übrigens nicht, habe noch nie etwas von ihm gekauft oder die Absicht dies demnächst zu tun.

    Beste Grüße

    Lutz