Ein Thema, zwei Gesichter

  • Es gibt ja nicht nur schwarz oder weiss. Natürlich werden auch hier die "Lauten", die mit den extremsten und dogmatischsten Forderungen besonders wahrgenommen.

    Aber du musst doch zugeben, dass das Auto für die Innenstadt vielleicht nicht unbedingt das ideale Fortbewegungsmittel ist. Oft sitzt nur der Fahrer drin, transportiert vielleicht sein Aktentaschen noch dazu. Heisst, bei einem Wirkungsgrad des Antriebs von bestenfalls 30-40% jetzt noch das Fahrzeuggewicht in Relation zum Gewicht des zu Befördernden (also Fahrer plus Aktentasche) eine eher miese Effizienz und reichlich viel Verkehrsflächenverbrauch dort, wo der Platz knapp ist. Und da, finde ich, gäbe es bessere Lösungen (zu Fuss, Fahrrad, eBike, öV).


    Ich fahre gern Auto, sonst hätte ich hier auch das falsche Hobby, aber ich mag das Lager-Denken nicht (ausser wenn's um Bier geht). Und gerade die Oldtimerrei versuche ich in letzter Zeit ein wenig mehr zu sehen wie ... bleiben wir beim Trinkvergleich: Zum Durstlöschen Wasser, für den Genuss gerne Wein. Ich versuche gerade einige meiner Gewohnheiten umzustellen. Nicht radikal, aber hoffentlich dauerhaft (dies auch zum Hintergrund meiner Argumentation): Ich ziehe demnächst ins Dorf, etwas "weiter" weg von meinem Arbeitsplatz, der derzeit 200m weit ist und dann 15km. Aber ich will nicht wieder damit beginnen, täglich mit dem Auto in die Arbeit zu fahren, auch aus bewegungstechnischen Gründen. Es sind bergige 15km, dafür teste ich gerade aus, wie sich das künftig mit dem eBike bewerkstelligen lässt. Ab und zu aber werde ich ganz bestimmt den 220er nehmen und mich daran freuen. Oder den Alltagswagen, um dann Einkäufe mit dem Arbeitsweg zu verbinden. Aber eben nicht täglich.

    Ich meine, für alltägliche Wegstrecken kommt man in der Lage, in der wir inzwischen sind (Klima, Verkehrsüberlastung, etc) nicht umhin, umzudenken, zumindest dort, wo dies möglich ist. Deswegen will ich nicht grundsätzlich gegen das Autofahren argumentieren. Aber das Auto hat einen zu grossen Stellenwert und eine zu dominante Präsenz, vor allem in den Städten. Und nicht jede Alternative bedeutet zwingend Spass- und Komfortverlust.


    Auch das Argument, der Autofahrer hätte bei uns keine Stimme, hingt m.E., im Gegenteil: mit DER Lobby, wie es sie in D gibt, hat er seit jeher eine sehr starke.

  • Was mich zunehmend stört ist, dass eine Gruppe alle anderen Ihr Lebensmodell aufzwingen möchte - das fängt z.B. beim Gendern an und endet bei den radikalen Aktionen der Last Generation noch lange nicht.


    Dabei blenden diese 'Aktivisten' ihr eigenes (Konsum-) Verhalten völlig aus. Paul, Du kannst ja mal hier die Anekdote der moderierten Schülerkonferenz erzählen J


    Bei uns wohnen die mehrheitlich und gut situiert im Heusteig- und Lehenviertel (hat sich Cem Özdemir nicht umsonst als Wahlkreis fürs Direktmandat ausgesucht).


    Letztens war ich auf einem Geburtstag in der Nähe von Nürtingen. Mit Öffi über S-Bahn und Bus erreichbar. Das Wetter war schön und wir sind offen hingefahren.


    Dem auch eingeladenen autolosen 'Heusteig-Veganer' war das (Auto) ein Dorn im Auge. Erst nur Sticheleien und dann bin ich ihm doch in die Falle getappt. Musste mir also lang und breit anhören, was für eine Umweltsau ich bin (gut, er hat's ein bisschen verkleistert in dem er immer von 'ihr' geredet hat).


    Er braucht kein Auto, denn das was er nicht in der Nähe bekommt, bestellt er online, denn die Päckchen kommen wegen der CO²-Kompensation der Paketdienste klimaneutral. Aha.


    Und ganz faszinierend fand er, bei seinem kürzlichen Australien-Urlaub, dass bei der geguideten Tour ins Outback die Guide eine rumliegende Plastikflasche eingesammelt hat. Das wäre das richtige ökologische Verhalten. Und wie ist er da hingekommen? Mit dem Ruderboot? Ist eine sinnlose 'Spazierfahrt' ins Outback anders zu bewerten, als meine Fahrt zum Geburtstag?

    Jetzt stand ich vor der Wahl: Platzen und die Party crashen oder mundhalten und mit vorgeschobenem Blasendrang das Weite suchen. Hab mich den Gastgebern zuliebe für letzteres entschieden.


    Jeder kann in gesetzlichen Rahmen leben, wie er will und wir haben zum Glück eine Verfassung, die das zulässt. Mir geht nur zunehmend auf den Sack, dass ich mein Leben nach deren Bedingungen ausrichten soll.


    Kein Witz und schnell nachrecherchierbar! Wir haben jetzt für die, die nicht wissen, ob Sie einen Schniedel haben oder nicht, Tampon-Spender in der Herrentoilette des Stuttgarter Rathauses.

    Gruß


    Uli aus S


    Übersteuern ist, wenn der Beifahrer Angst hat.

    Untersteuern ist, wenn ich Angst habe.

    - Walter Röhrl -

  • Was mich zunehmend stört ist, dass eine Gruppe alle anderen Ihr Lebensmodell aufzwingen möchte - das fängt z.B. beim Gendern an und endet bei den radikalen Aktionen der Last Generation noch lange nicht.


    Dabei blenden diese 'Aktivisten' ihr eigenes (Konsum-) Verhalten völlig aus. Paul, Du kannst ja mal hier die Anekdote der moderierten Schülerkonferenz erzählen J

    Was das betrifft, Uli, bin ich nah bei dir. Ich denke, es gibt immer noch eine "Mehrheit von Nicht-Minderheiten", ums mal verschwurbelt auszudrücken. Und mich nerven da sehr praktische Beispiele zB aus dem Berufsleben: Jetzt haben wir einen Veganer in der Gruppe von vielen Allesessern und wenigen Vegetariern. Da ich gelegentlich Festivitäten organisiere und eine gewissen Ruf als "Gourmet" habe, was mich ja sehr freut, soll/darf ich die Menüs aussuchen. Hat früher wirklich Spass gemacht. Für die Vegetarier liess sich auch immer gut eine Lösung finden. Aber jetzt wird es wirklich schwierig - wegen einem! Und alle müssen mit. Privat könnte ich mich dagegen gut verwehren, beruflich schwierig. Und das frustriert mich. Mit den anderen Themen geht es mir nicht unähnlich. Ich begrüsse es sehr, dass sich gewisse Zeiten ändern und man Toleranz übt, dass es Möglichkeiten gibt, heute anders zu sein, anders zu leben. Es darf aber auch nicht vergessen werden, dass es immer noch eine recht breite Mehrheit irgendwo dazwischen gibt.


    Und ich gebe gerne noch die Anekdote der Schülerversammlung aus der Zeit der Fridays for Futur zum Besten (ich arbeite an einer Schule, bin aber kein Lehrer):

    Grosses Brimborium, Schüler am Freitag nicht im Unterricht, ok, wenn es wirklich für einen guten Zweck ist, warum auch mal nicht; es hiess ja lange, die Jungen interessierten sich für gar nichts mehr. Also, vormittags Demo, später dazu eine Versammlung an der Schule mit einem wirklich guten, ideologiefreien Referat eines Wissenschaftlers zum Thema Klimawandel. Danach die Forderungen der aktiven Schüler an alle, insbesondere diese eine an alle Schulmitarbeitenden: Abschaffen sämtlicher Parkplätze, damit man nicht mehr so leicht mit dem Auto in die Arbeit fahren kann! Es folgten weitere Forderungen an Dritte mit Ausnahme an die Schüler selbst - von denen einige (wenige) nach der Veranstaltung zufrieden und mit dem Gefühl etwas Gutes bewirkt zu haben, mit ihrem Mofa die wenigen Strassenzüge nach Hause gefahren sind (und nicht wenige bei der Abiturreise des entsprechenden Jahrgangs dann auch gerne mit dem Flugzug ans Ziel).

    DIESE Art von Weltverbesserer brauche ich auch nicht. Für mich zählen ausschliesslich die Taten des Einzelnen. Und der einzige, bei dem ich etwas bewirken kann, bin ich selbst. Das einzige, was ich mir erlaube, ist meine Gedanken und Überzeugungen anderen mitzuteilen, wenn das Thema darauf fällt. Aber ich dulde selbstverständlich Widerspruch. Anderen die eigene Lebensweise aufzudrängen, erzeugt in aller Regel Ablehnung und Trotzreaktion. Man schiesst sich nur selbst in Knie. Das kapieren aber viele von den sich Ereifernden leider nicht.

    Und dein Heusteig-Veganer, Uli, ist wohl exakt eines jener unangenehmen Beispiele. Ich habe in der Familie aber jemanden, der ist zumindest was das Verhalten anderen gegenüber betrifft das bare Gegenteil: Absoluter Energiesparer, Veganer, IT-Spezialist, autolos, Städter. Dabei absolut nicht-missionarisch, bescheiden und niemanden anklagend. Er hat sich für einen anderen Weg entschieden und lebt diesen konsequent ohne Aufmerksamkeitshascherei, ohne "seht her, ich bin ein besserer Mensch"-Getue. So geht's eben auch.

  • Uli und Paul,

    Ihr schreibt mir aus der Seele.

    Und dieser Heusteig-Veganer ist genau die Klientel die ich eingangs mit Lastenradfahrer meinte.
    Derlei doppelmoralische Zeigefinger-Erheber sind mir genauso zuwider wie die Jetzt-erst-recht-Arschlöcher, die sich „Fuck you, Greta“ an den Monster-SUV kleben. Beide nerven am jeweils gegenüberliegenden Ende der Vernunfts-Skala. Und sie erweisen jeweils „ihrer“ Interessengruppe einen Bärendienst! Zum Kotzen.


    Beste Grüße

    Lutz

  • Ha, jetzt hab ich mir vor lauter Ereiferung selbst die Pointe ruiniert...


    Wurde doch noch 'ne schöne Party. Der Kasper ist recht früh verschwunden. Der letzte Bus... Dorf eben. :)

    Gruß


    Uli aus S


    Übersteuern ist, wenn der Beifahrer Angst hat.

    Untersteuern ist, wenn ich Angst habe.

    - Walter Röhrl -


  • wie unsozial! Ihr hättet ihm doch wirklich einen Notsitz anbieten und ihn öffentlichkeitswirksam gaaaanz langsam fahrend, versehentlich mal hupend, im Heusteigviertel abladen können.

    Lieber nicht!

    Zum einen hätten wir den Deppen länger ertragen müssen und zum anderen hätte er wahrscheinlich angenommen. Für ihn wärs ja - siehe Paketdienst - klimaneutral gewesen.

    Gruß


    Uli aus S


    Übersteuern ist, wenn der Beifahrer Angst hat.

    Untersteuern ist, wenn ich Angst habe.

    - Walter Röhrl -

  • und Radfahrer vereinnahmen alle Flächen, in alle Richtungen oft unter Missachtung der Verkehrsregeln. Rote Ampeln, Vorfahrt-Achten-Schilder, Einbahnregelungen und vieles mehr werden als Empfehlung angesehen, nicht als Verkehrsregeln. Zebrastreifen werden in alle Richtungen von Fussgängern, Rad- und Mopedfahrern genutzt.

    Hehe, wir kamen am Sonntag aus Paris zurück (natürlich völlig klimakorrekt und mit nur 2 Stunden Verspätung mit der Bahn!;)).

    Da ist München noch der reinste Kasernenhof dagegen.

    Rote Ampeln sind dort für alles ohne Verbrennungsmotor nicht mal eine Empfehlung, sondern schlicht Ignorabilien...<X

    Triumphbogen, Eiffelturm, Musee d´Orsay, Moulin rouge; alles stinklangweilig gegen ein Stündchen an einem Bistrottisch mit kühlem Bierchen an einer lauschigen Kreuzung in Clignancourt...:thumbup:

    Ich selbst möchte dort keinen Meter mit dem Auto fahren, schon gar nicht mit einem alten.

    Dennoch haben wir 3-4 alte Minis, einen Porsche 356, zwei ganz frühe 911, zwei 2CV und tatsächlich einen VW T2 gesichtet (kaum Benzen, ob neu oder alt). Und ich dachte, alles südlich von Euro5 darf nicht mehr nach Paris rein...

    Und Genderfragen werden dort auch keine gestellt, meist gibt es nur eine einzige Unisex-Toilette, die auch nur bis zum Lebendgewicht von max. 95 kg menschenwürdig benutzbar ist. Tamponautomaten hätten da gar keinen Platz.


    Also entspannt bleiben und locker durch die Hose/den Rock atmen...


    Der im in eine kleine Provinzstadt eingemeindeten Dorf lebende, mit dem stromlosen Drahtesel zur Arbeit fahren könnende, hie und da sehr gern eine Leberkässemmel essende und seine alten Stinker-Motorräder und -Benzen wenig und meist nur zum Vergnügen (also NIE in der Stadt) fahrende


    Uli

    Gute Grüße
    Uli


    "Spaltmaße sind überbewertet."

  • Hallo Uli,

    Er braucht kein Auto, denn das was er nicht in der Nähe bekommt, bestellt er online, denn die Päckchen kommen wegen der CO²-Kompensation der Paketdienste klimaneutral. Aha.

    Das glaube ich ist der größte Schwachsinn. Erinnert mich an die Ablassbriefe die die katholische Kirche im finstersten Mittelalter verkauft hat. Gleiches Prinzip.


    Und ganz faszinierend fand er, bei seinem kürzlichen Australien-Urlaub, dass bei der geguideten Tour ins Outback die Guide eine rumliegende Plastikflasche eingesammelt hat. .... Und wie ist er da hingekommen? Mit dem Ruderboot?

    Ja, geht wohl: Link "Im Faltboot nach Australien" Ulm ist zwar nicht Stuttgart aber mit ÖPNV wohl relativ problemlos zu erreichen :)


    Viele Grüße,

    Hagen

    .

  • Hatte den Beitrag auch gesehen.


    Radbefürworter möchten gerne wieder dahin, wo wir früher schon einmal waren was den Verkehr angeht. Ich spreche da mal von meinem Geburtsort Oldenburg. Stadtteil Nadorst, Nadorster Straße. Um seine Einkäufe zu tätigen, brauchte man gar kein Auto. Das kenne ich auch noch so bis Ende 80er Jahre. Und viel früher gab es noch viel mehr Geschäfte. Kolonialwarenladen, Gemüsehändler, Bäckereien, Cafes, div. Postämter, Autohändler, 2 Kinos, Kneipen, Banken, Fischladen, 2 Bekleidungsgeschäfte, Drogerien, Apotheken, Radio TV Geschäfte, Farbenhändler, Sportgeschäft, Bestatter uvm... alles vorhanden. Wenn man dann wirklich mal was besonderes brauchte, fuhr man in die Innenstadt. Und zwar elektrisch, mit dem Oberleitungsbus. Dafür gab es breite Fußwege für die Fußgänger, Radfahrer waren auf der Straße ( ok, der Belag war damals nicht der Knüller... ). Man brauchte sich so gut wie gar nicht aus seinem Viertel herausbewegen um seine sieben Sachen zu besorgen. Aber... das ist heute nicht mehr gegeben. Dafür gibt es aber an der 2,7km langen Straße 15 Frisörläden und anderen Blödsinn. Hier mal ein Photo aus den 30er Jahren:


    nadorster10neu_579.jpg


    Quelle: Alt Oldenburg.de


    Als ich dort noch lebte, fuhr ich die knapp 2km immer mit dem Rad, weil man mit dem Auto in der Innenstadt nur ins Parkhaus konnte und das geht auf die Dauer ins Geld und lustig ist die Kurverei auch nicht. Dafür dachte ich damals, im Winter bricht mir der Bart eines Tages ab. Und im Regen auch nicht lustig aber war ok.

    Würde ich noch in der Stadt wohnen, könnte ich mir auch vorstellen viel mit dem Rad oder Lastenrad zu machen und wenn ich ein Auto brauche das Carsharing zu nutzen. Ich finde es da reizvoll keinen Ärger mit laufenden Kosten, Reparaturen, HU Abnahmen usw. zu haben für ein Alltagsauto.

    Zu Spitzenzeiten kommt auch in OL der Verkehr an manchen Punkten täglich zum erliegen.


    Mittlerweile wohne ich auf dem Land, ohne Auto ist man da fast aufgeschmissen. Der Bus fährt einmal in der Stunde. Früher gab es noch diverse Bahnhöfe in der Nähe aber die Strecke gibt es schon lange nicht mehr. Sonst hätte man die 5km mit dem Rad zum Bahnhof fahren können und dann mit dem Zug nach OL anstelle mit dem Bus im gleichen Stau zu stehen wie mit dem eigenen PKW.


    Man darf bei der Verbannung der Autos aus Städten auch nicht die Leute vergessen die nicht mehr so gut zu Fuß sind oder sonst eingeschränkt sind. Davon höre ich bei solchen Diskussion oft nichts. Der Bus in der Stadt ist nicht gerade billig und Taxis... das können sich viele Leute gar nicht mehr leisten. Bzw. ist Busfahren auch nicht immer ein Vergnügen bei den Leuten die da oft mitfahren. Besonders zu späterer Stunde. Da müsste auch dringend was getan werden, damit Busfahren auch angenehm wird und man gerne einsteigt.

    In manchen Orten in den USA wo es keinen Bus gibt, gibt es spezielle Angebote für ältere Leute oder Behinderte um von A nach B zu kommen. Auch nicht schlecht.


    In dem Spiegelbericht ist es wie so oft, keine der beiden "Lager" zeigt Verständnis für den Anderen ( soweit ich mich erinnere). So oder so aber nicht anders.


    Grüße


    Tom

  • Uli und Paul,

    Ihr schreibt mir aus der Seele.

    Und dieser Heusteig-Veganer ist genau die Klientel die ich eingangs mit Lastenradfahrer meinte.
    Derlei doppelmoralische Zeigefinger-Erheber sind mir genauso zuwider wie die Jetzt-erst-recht-Arschlöcher, die sich „Fuck you, Greta“ an den Monster-SUV kleben. Beide nerven am jeweils gegenüberliegenden Ende der Vernunfts-Skala. Und sie erweisen jeweils „ihrer“ Interessengruppe einen Bärendienst! Zum Kotzen.


    Beste Grüße

    Lutz

    Moinsen,


    nur, um mal Dein Klischee kaputt zu machen :) ich hatte - in meiner Zeit als Städter - für ein paar Jahre auch ein Lastenrad. Denn um sich in einer hügeligen Stadt mit zwei Kindern fortbewegen zu können, fand ich das eine tolle Sache. Auto in der Stadt? Finde ich ungeeignet. Bus und Tram? Fehlt mir die Geduld, ausserdem wollte ich ein wenig Bewegung. Die Kinder auf´s Rad setzen (wie in meiner Kindheit) fand ich angesichts der Hügel und der engen Strassen mit Trams auch keine gute Idee.


    Aber ich möchte deswegen nicht in das Lager der Lastenradfahrer oder der Heusteigveganer oder sonst ein Lager gesteckt werden. Ich stehe nicht auf der Seite der Autofahrer. Oder der Radfahrer. Oder der Vespisti. Oder der Fussgänger. Ich bin einfach ein Verkehrsteilehmer und nutze, was mit grad passend erscheint. Mein Ziel wäre - und da gibt es nicht eine pauschale Antwort für alle Städte - ein ausgewogenes Konzept. Da dürfen sich die eingefleischten Autofahrer genau so gerne kompromissbereit zeigen, wie die dogmatischen Fahrradfahrer.


    Ich glaube nicht an pauschale, dogmatische Lösungen. Das inzwischen stark verbreitete Lagerdenken und die Spalterei gehen mir auf den Senkel. Allzuoft sehen sich die einen als Weltverbesserer, die (wider demokratische Grundsätze) ihre Sicht der Dinge für überlegen halten, und die anderen sehen als Opfer, die ja keine Stimme haben und von den anderen misshandelt und gegängelt werden. Aber miteinander reden, sich die Lage des anderen versetzen und sich überlegen, ob nicht beide ein paar gute Argumente auf ihrer Seite haben - das kommt mir derzeit viel zu kurz.


    Bevormundung ist ein Irrweg, und laute Minderheiten sollten auch von den anderen nicht als Mehrheiten missverstanden werden. Minderheiten sollten natürlich toleriert werden, aber sie sollten sich auch bewusst sein, dass sie eine Minderheit sind und sich nicht alle nach ihnen richten können.


    Leben und leben lassen...

    Marius

  • N' Abend,

    da stimme ich majus voll zu. Ich habe auch schon an ein Lastenrad gedacht (2 kleine Kinder und Stadt mit Bergen ;-), das aber im Hinblick auf das rasche Herauswachsen der Kinder und die enge Kellertür verworfen. Die Hardcoreautofahrer sollten mal folgende Überlegung anstellen: Der Verkehrsraumbedarf des statistisch mit 1,46 Personen besetzten PKW ist doch ungleich größer als derjenige, den bei gleicher Transportleistung Fahrräder brauchen. Je mehr Leute also aufs Rad umsteigen, desto weniger stehen die verbliebenen Automobilisten im Stau. Und weil weiter vorne die Frage aufgebracht wurde, was Radfahrer sagen würden, wenn das Radfahren in Städten verboten werden würde: Da vergleicht man halt eine Mobilitätsform, die einen Haufen Platz, geeignete Infrastruktur und Rohstoffe verbraucht und dabei erhebliche Unfallgefahr, Geräusch- und Schadstoffemission mit sich bringt mit einer Mobilitätsform, die, wäre sie beherrschend, kaum stören würde. Und deswegen liegt halt der Gedanke, den motorisierten Verkehr zu verbannen, näher, als den nicht motorisierten zu verbieten. Oder?

    Grüße,

    Rolf