Verjüngung bei Oldtimertreffen, wo bleiben die älteren Fahrzeuge ab?

  • Schon interessant das alles mal zu lesen. Auch wie sich das so wandelt. Oder wie mancher das so empfindet. Ich z.B. fahre nicht Oldtimer, weil ich irgendeinen Komfort erwarte, sondern weil ich mich für den alten Kram begeistere, wie man halt früher auch gefahren ist. Wenn ich es gemütlich haben will beim Autofahren mit Klima, Servo usw. fahre ich halt einen normalen Gebrauchtwagen. Mir ist da einfach der Unterschied nicht groß genug. Aber damit bin ich sicher einer der wenigen die das so sehen, ich kenne auch jemanden aus Berlin, der mit seinem 30er Bentley Tourer auch nach Oldenburg gefahren ist, auf eigener Achse. 400km. Oder ein Freund der uns mit seiner Isetta besuchen kommt, dafür dann gute 5 Stunden unterwegs ist. Ein weiterer der auch auf eigener Achse zum Maybach Treffen fährt, über 500km.


    Aber die Masse denkt halt anders.



    Aber es kann sein, daß sich die Leute die ein Interesse an den 50er / 60ern und älter haben, auf den allgemeinen Treffen immer weniger blicken lassen, wenn es bereits Leute sind, die etwas älter sind. Ich brauche ja nur bei uns zu schauen, im kommenden Jahr wird mein Vater 79. Der ist in der Oldtimerszene schon seit 1965. Zu einer Zeit, als man die Oldtimerleute noch als Spinner abgetan hat. Früher sind wir auch zu Oldtimertreffen gefahren, aber er war schon ewig nicht mehr mit einem Oldtimer auf einem. Er: „Ne, was soll ich da hin… die Autos kenne ich schon alle, dann bekommt man keinen Platz, weil es so voll ist… ich fahre lieber so durch die Gegend mit deiner Mutter“. Wenn, taucht er höchstens mal als Zuschauer auf.



    Ich bin gerade dabei mir entsprechende Veranstaltungen rauszusuchen wo ich meinen „Alt-Oldtimerdurst“ stillen kann an Vorkrieg und Messingwagen. Da gibt es ja zum Glück doch eine Menge Veranstaltungen, nur leider muß ich dafür ziemlich weit fahren. Die größte Masse an Vorkriegsautos bei einer Rallye gibt es wohl in Holland, die „Elf Steden Oldtimer Rallye“ 400 Fahrzeuge vor 1949 gebaut. Dann Veranstaltungen wie Schloß Dyck, Schwetzingen, Schloß Wackerbarth, Baden Baden usw. Nur hier bei mir in der Nähe gibt es die „Vintage Race Days“. Und bei der einen oder anderen Rallye sind neben den jüngeren, auch immer wieder tolle Fahrzeuge vor 1960 dabei wie die ASC Internationale OldtimerRallye, oder die Bremen Oldtimer Classics. Weiter weg wieder Herkomer Konkurrenz, Mecklenburger Schnauferlrallye, Melle und Ibbenbühren. Also gibt da schon noch tolle Sachen für den ganz alten Kram die auch immer reichlich Teilnehmer haben. Nur eben auf die normalen Treffen kommen sie nicht.


    Und was die 50er/ 60er angeht, auch unterschiedlich. Während es im August in Cloppenburg kaum Autos aus der Zeit gab aber viele jüngere Wagen ( das mag aber auch an dem Mistwetter gelegen haben ), war es in Sulingen und Bremerhaven wieder schön gemischt. Auf anderen Treffen wieder bei bestem Wetter, kaum solche Autos. So habe ich für mich beschlossen weitere, unbekannte Treffen nicht mehr anzufahren, wenn ich nicht ungefähr weiß, was mich erwartet. Und für meinen alten Kram, muß ich halt weitere Wege in Kauf nehmen.


    Evtl. ist das in den letzten paar Jahren auch so eine Kettenreaktion, daß bestimmte Altersklassen wegbleiben, weil immer weniger kommen und man nicht so Interesse an den jüngeren Autos hat. Wobei ein Treffen ja auch den Sinn hat Kontakte zu knüpfen aber das ist mitunter nicht einfach. Siehe Ulis Bemerkung…



    Das ist natürlich auch ein Punkt, den Tobias da geschrieben hat. Man muß die „Oldtimer-Fahne“ hochhalten und den Leuten die Fahrzeuge auch nahe bringen. So werde ich bei den Treffen hier in der Nähe verstärkt mit Vorkriegswagen hinfahren. Das Interesse ist grundsätzlich da aber viele wissen auch einfach zu wenig dann über diese Fahrzeuge und sind mit Vorurteilen behaftet.


    Ich kenne es aus den USA, wo viele Clubs auch eine Jugendgruppe haben, die noch weit entfernt von einem Führerschein sind, aber jetzt schon in dem Thema eingebunden werden.



    Grüße



    Tom

  • Was vor 25 Jahren 1000e von Dehmark kostete, wird heute eher nach dem Kilopreis für Brennholz bewertet. Oder teures Porzellan: Meissen ist hier wohl der Flügeltürer, der Rest Schüttgut (eigene Erfahrung).

    Oh je… was mache ich dann in ein paar Jahren mit meiner kleinen 3+ Flosse? Direkt verschrotten?

    Viele Grüße

    Rüdiger

  • Nein Rüdiger, freuen, fahren, schrauben, alles was Du willst. Laß Dir nix einreden, als Altersvorsorge taugt eine Flosse (und das meiste andere an Youngtimern) sowieso nicht.


    vg Matthias K.

  • selbst meine 16 1/2 jährige Tochter, die grad für die Fahrschule angemeldet wurde, B und A2, findet neuerdings jüngere Oldtimer nett, seit mein einer Bruder sie in seinem schwarzen E30 Cabriolet chauffiert hat. Das Auto würde ihr raushängen, weil ihr die Form gefällt... Evtl gefällt ihr aber Motorradfahren eh besser, ist ja auch leichter unterzubringen, so ein Teil, und sie will ja unbedingt den Schein dafür gleich mitmachen.


    Schaun mer mal. Wenn nächstes Jahr mein 68er US-220/8 fertig ist, kann sie begleitetes Fahren damit anfangen.


    Grüße

    bacigalupo

    • Official Post

    mit meinem '71er W108, 1996 irgendwo in München, laufen zwei junge Mädels vorbei, als ich gerade wo einparke und rufen sich zu "boah cool, in so einem will ich mal heiraten"...

    Hahaha, Paul, die meinten den Wagen, nicht dich .... ^^

  • Interessanter thread.

    Beobachtungen solcher Art kennt wohl jeder. Ein paar ungeordnete Ideen, die mir dazu durch den Kopf gehen.

    Ich denke, es macht Sinn sich darüber Gedanken zu machen wie relativ doch Zeit ist. Ist für die meisten von uns ein Jahr gerade mal zwei Prozent oder noch weniger der Lebenszeit, so sind es für den zwanzigjährigen immerhin fünf, also zweieinhalb mal soviel.

    Und so ist ein zwanzigjähriges Auto für diese eine uraltes Gefährt, so ist es für die gesetztere Generation gerade mal von vorgestern und fällt kaum auf. Ein Mercedes oder BMW von 2001 mit Klima, Navi etc. ? Ist das schon ein Youngtimer oder gut gepflegt nur ein „Auto“ ?

    Aus heutiger Sicht ist ein Auto von 1961 ein sechzig Jahre altes Kulturgut, mit dem wir auch so umgehen, es pflegen und hegen, ich hatte es schon mal mit einer Modelleisenbahn ( die ich nicht so toll finde) verglichen , das Bauen, das Suchen nach Teilen , das sich darüber austauschen macht den Spaß aus, das Fahren wird dann nur Nebensache, organisiert mit anderen schon schön, aber eher selten, allein auch ganz nett, aber auch nicht mehr so toll, vor allem, wenn dann doch Beifahrer dabei sich über Geräuschkulisse oder Wärme bei Sonnenschein beklagen.

    Weiter würde dies aber bedeuten, dass, als ich zwanzig war, das war 1980, ein Sechzigjähriger sich dann für ein Auto aus den Zwanzigern begeistert hätte. Die waren aber zum einen tatsächlich uralte Karren ohne jede Alltagstauglichkeit, zum andern kriegsbedingt rahr, und in homöopathischen Stückzahlen gebaut.

    Mein erstes Auto war ein Renault R16, 9 Jahre alt, 150000 km, für heutige Verhältnisse nicht alt, eigentlich ein für die Zeit enorm modern konzipiertes Auto, gut zu fahren, komfortabel, aber leider nur eine aus dünnen Lack und braunem Blätterteig bestehender Karosse, mit 600 Mark eigentlich zu teuer. Ähnlich ein ganz passabler C-Rekord, damals 11 Jahre alt, heute fast ein Klassiker , hatte ich ohne TÜV für 350 Mark verkauft, um dann einem Versicherungsbetrüger reinzufallen, der das Auto gleich noch mit meiner Zulassung schrottete. Zehn Jahre alte Autos waren uralt.

    Lange Rede kurzer Sinn, für richtig alte und schöne Autos bedarf es Zeit, Engagement und meist mehr oder weniger Kleingeld.

    Bei den meisten jungen Leuten erlebe ich schon noch eine weit verbreitete Affinität zum Auto. Hängt auch mit dem Wohnort zusammen, im innerstädtischen naturgemäß weniger, aber schon am Stadtrand und weiter im Hinterland sieht es ganz anders aus.

    Oder man ist - wie meine Tochter während Ihrer Ausbildung - gezwungen mit der Münchener S- Bahn zu fahren, das besten Mittel, um Kunden in die Arme der Autoindustrie zu treiben . In deren Freundeskreis der Mitzwanziger bis Mitdreiziger teilt es sich auf , eben die der fünf bis zehn Jahre alten Autos, die nicht alt wirken, oder neue geleaste Autos. Alte Autos wie meine Flosse finden sie toll, aber nichts für Sie.

    Und von den Anfangsvierzigern mit etwas finanziellen Hintergrund werden in aufkeimender Mitlivekrise die 911er Preise in die Höhe getrieben.


    Sicher ist auch an dem Argument etwas dran, das die Stückzahlen sich doch gewaltig entwickelt haben. Viele der Fünfziger Jahre Auto sind dahingegangen, nur wenige über und selbst von den fast 300000 220er Flossen gibt es nicht mehr viel. Auch ein Grund dafür ist das diese nicht so hoch gehandelt werden und sich restaurieren nicht lohnt. Habe das Gefühl, das es deutlich mehr Pagoden und 111 Coupes gibt als die Limousinen.
    Anderweitig steigen die Preise z.B.. bei den Autos, die zu Klassikern werden können, wie die oben erwähnten E32 BMWs, die die E23 überholt haben, weil sie deutlich schönere Autos sind.


    Anfeindungen habe ich bisher noch erlebt, eher das Daumen hoch wenn man bei schönem Wetter durch die Lande fährt. Hoffe das bleibt so.

    Etwas chaotisch, was ich hier schreibe…, aber wie gesagt was einem durch den Kopf geht…

    Gruß Uli

    Uli aus München, 220b, BJ.65

  • Ich besuch(t)e regelmäßig (als Corona es noch zuließ) das Treffen in Bockhorn sowie die Messen in Bremen und Stuttgart. Da bin ich eigentlich mit der Präsenz der 50er/60er Jahre ganz zufrieden.

    Ansonsten nutze ich meine Flosse bei trockenem Wetter als Alltagswagen, was 90km täglich Arbeitsweg bedeutet und auch 4-5 Fahrten jährlich zur entfernter wohnenden Verwandtschaft in 300 - 600 km Entfernung. Die Reaktion ist nach meiner Erfahrung eher wetterabhängig: Während bei kühleren Temperaturen oder bedecktem Himmel kaum jemand reagiert, sieht das bei Sonnenschein ganz anders aus. Auch an Wochenenden gibt's mehr Reaktionen - übrigens bislang ausnahmslos positiv.

    Regelmäßig treffe ich auf meiner Strecke mehrere S124 einen 126er, 2 201er und einen C114. Seltene Begegnungen sind ein toprestaurierter grüner Ponton-Kombi, eine schwarze 111er Limo sowie ein 02er BMW und eine DS.

    So alles in allem ist das noch ganz ordentlich finde ich.


    Gruß Berndt

  • Umweltschutz ist viel zu wichtig, um Benzin nur zur Fortbewegung in langweiligen Karren vergurken.

    Ich hoffe auf geeignetes Grünbenzin. Kann ruhig was kosten - scheißegal, wird schon gehen.


    Merkwürdig ist: Schon 1970 war ein 15 Jahre alter Pontone viel-viel älter als heute ein 30 Jahre alter 124'er.

    Heute haben Autos aus den 80'ern nun mal nur langweiliges Gebrauchtwagenimage.


    Gruß - Christoph

  • Merkwürdig ist: Schon 1970 war ein 15 Jahre alter Pontone viel-viel älter als heute ein 30 Jahre alter 124'er.

    Heute haben Autos aus den 80'ern nun mal nur langweiliges Gebrauchtwagenimage.


    Gruß - Christoph

    Kann leider nicht aus eigener Erinnerung mitreden, was die Situation 1970 angeht. Hätte diese Sicht eher auf die 170er Modelle & Co. bezogen, die allerdings technisch und optisch damals wirklich schon sehr antiquiert gewirkt haben müssen, obwohl z.T. noch keine 20 Jahre alt...

    Das dürfte auch ein Grund sein, warum heute ein 20-30 Jahre altes Auto kaum auffällt: die Entwicklungssprünge in Technik und Design wurden halt seither von Modellgeneration zu Modellgeneration immer geringer - oder wenigstens für den Normalverbraucher weniger offensichtlich erkennbar. Auch ist z.B. Rost (vom Benzdebakel der 90er mal abgesehen) kaum noch ein Thema in der Alltagsflotte. Da fahren einfach nicht mehr soviele "Rostlauben" mehr herum, die allein deshalb schon als alt&verbraucht auffallen.

  • Und auch wenn man(n) selbst hart im Nehmen ist, finden das BeifahrerInnen/Familie/PartnerInnen eher mässig cool, wenn es zu häufige oder zu lange Fahrstrecken im lauten Oldie gibt.

    Das trifft ganz zu! ^^


    Leider verbraucht den 500SE dann wieder zu viel Kraftstoff (meine Frau fragt jedesmal um einen Kostenvergleich zwischen unsere 220D, 500SE oder doch Ihre Ypsilon Bj 2005).


    Ich werde aber demnaechst den 220D einen anderen Motor einbauen den dann hoffentlich etwas leiser ist. Und Servolenkung, ich gebe noch nicht auf...


    Dann kommen aber noch die Umweltzonen ueberall...


    Gruesse Mathieu

    Freude am fahren - Mercedes Benz

  • die ja doch irgendwie auch langweilig sein können, wenn man schon Jahrzehntelang im Hobby unterwegs ist.

    Genau so. Nach allen Jahren hat mann schon fast alle Geschichten gehoert. Dazu wissen die Eigner manchmal so gar fast nichts ueber ihre eigen Auto's. Und oft wird da nur gegessen und getrunken und stehen die Autoś nur einsam am Parkplatz herum...

    Freude am fahren - Mercedes Benz

  • Ich denke, es macht Sinn sich darüber Gedanken zu machen wie relativ doch Zeit ist. Ist für die meisten von uns ein Jahr gerade mal zwei Prozent oder noch weniger der Lebenszeit, so sind es für den zwanzigjährigen immerhin fünf, also zweieinhalb mal soviel.

    Und so ist ein zwanzigjähriges Auto für diese eine uraltes Gefährt, so ist es für die gesetztere Generation gerade mal von vorgestern und fällt kaum auf. Ein Mercedes oder BMW von 2001 mit Klima, Navi etc. ? Ist das schon ein Youngtimer oder gut gepflegt nur ein „Auto“ ?

    Hi, genau so ist es wohl.


    Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mit 20 auch kein so gesteigertes Interesse an Oldtimern. Die waren aus meiner persönlichen Sicht mal hier, mal dort, aber haben wollen? Nein.


    Da ich mir nix gescheites damals leisten konnte, habe ich halt nach einigermaßen gut erhaltenen Gebrauchtfahrzeugen geschaut (und dabei ein Rosttrauma entwickelt, das mich bis heute psychisch verfolgt, aber 70er Jahre-Fahrzeuge, naja.......)


    Begonnen hat die Leidenschaft bei mir so im Laufe der 90er, den ersten Oldie erworben habe ich 2006. Warum? Keine Ahnung, es war vermutlich auch mit der zunehmenden Elektronisierung ein Zusammenhang, daß ich mich für die mechanischen Dinge mehr interessierte.


    Bei den jungen Leuten heute scheint die Sache zweigeteilt:

    Bei uns aufm Land wird fast durchgehend je nach Cliquendruck Audi A1, A-Klasse oder 1er BMW, alles schwarz, meist matt, gefahren. Andere haben kein Interesse am Wagen und sehen das nur als notwendiges Übel.


    Oldies sieht man bei den Jungen vereinzelt: 75% BMW E30, 20 % 2er Golf, Rest?????


    vg

    Matthias K.

    • Official Post

    Mann kann als richtiger Omnigebraucher auch im Wagen Schlafen :)


    Haben wir immer gemacht... frueher... ha ha

    ist zwar jetzt etwas offtopic,


    aber das mache ich immer noch. Im S124 ist eine Armytasche mit Schlafsack, Isomatte, Kissen, Decke, Waschzeug, Mückennetz etcetc. Entweder für die Festivals (wenn sie denn mal wieder öffnen) oder falls eine Nacht im Club zu lang wurde und ich *hicks* nicht mehr fahrfähig bin. Oh, da fällt mir ein, ich muss noch ein neues Glas Nescafe dazupacken. In der Thermoskanne auf dem Krümmer aufgewärmt, wird da morgens ein ganz brauchbares Getränk draus ...


  • Merkwürdig ist: Schon 1970 war ein 15 Jahre alter Pontone viel-viel älter als heute ein 30 Jahre alter 124'er.

    Genau! Wie sagte mein Vater an Anfang der 70er Jahre zu mir, als wir auf einem Parkplatz rasteten: "Guck mal, da hintem steht ein ganz alter Mercedes" und er meinte damit einen Ponton.


    Viele Grüße

    Rüdiger