Verjüngung bei Oldtimertreffen, wo bleiben die älteren Fahrzeuge ab?

  • Hallo liebe Leute,


    also eines gleich vorweg: Ich habe nichts gegen die heranwachsenden jungen Klassiker und deren begeisterten Besitzer. Hätte es nicht solche Leute wie meinen Vater gegeben, der sich 1965 einen heruntergerittenen 170S Bj. 1950 angenommen hätte, gäbe es heute keine Oldtimer mehr. Mein persönliches Interesse liegt bei Fahrzeugen vor 1975, je älter, desto besser und gerne auch Vorkrieg- oder Messingzeit.


    Was mir besonders in diesem Jahr aufgefallen ist, daß jüngere Fahrzeuge bei Oldtimertreffen deutlich zugenommen haben. Da treffe ich dann auf Golf 3 oder sogar 4, je nach Baujahrealter welches fast immer 25 Jahre oder sogar 20 Jahre ist. Nun ist es der Lauf der Zeit, daß eben Autos der 90er oder sogar 2000er auf die Oldtimertreffen drängen und verstärkt 80er und 90er Jahre Fahrzeuge zu finden sind, die mich persönlich gar nicht interessieren, was aber mein Problem ist.


    Was mir aber dazu auffällt... oft bleiben dafür die 50er, 60er Jahre weg bzw. sind deutlich in der Unterzahl gesehen zu früher. Die Zahl der Autos scheint abzunehmen auf den Oldtimertreffen. Und Vorkrieg? So gut wie gar nicht mehr. Es ist nicht auf allen Treffen so, daß die 50er und 60er rückläufig sind, aber mir ist das jetzt öfters aufgefallen. Vorkrieg sehe ich eigentlich nur bei speziellen Veranstaltungen wie Schloss Dyck, Schwetzingen usw. Ich kann mich an Treffen in den 80er Jahren erinnern wo es immer eine ganze Reihe Vorkriegsfahrzeuge gab. Da wurden natürlich die 50er oder 60er als "junges Zeugs" empfunden.


    Ich frage mich nur, woran kann das wohl liegen? Die Autos sind ja nicht verschwunden. Evtl. habt ihr ja mal eine Idee. Mich beschäftigt dieser "Umbruch" irgendwie. Eigentlich müssten sich doch alle Epochen finden.


    Grüße


    Tom

    • Official Post

    Hi Tom,


    mag daran liegen, dass die 50er/60er und auch davor mittlerweile "Garagengold" sind und eher stehen als fahren. Auch hier im Forum mache ich mehr und mehr den Trend zu "alles original bis zur letzten Schraube" aus, und die Wagen sind dann (vielleicht) zu schön zum Fahren. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.


    So, jetzt dürft ihr alle auf mich einhauen ;)


    Grüsse,

    Tom/Wuff

  • Hallo zusammen,


    ich möchte dazu mal zwei Punkte in den Ring werfen:


    1. habe ich schon öfter auf einem Oldtimerstammtisch (Markenoffen und offen in den ALtersklassen) gehört, dass die zunehmend älterwerdenden Besitzer lieber ihre neueren Fahrzeuge nehmen, da einfacher zu fahren (leichtere Lenkung, bessere Bremsen, besseres Licht, ...)


    2. nimmt die Rücksichtslosigkeit anderer Menschen zu und die Achtung fremden Eigentums ab, was gerne in bewussten oder unbewussten Sachbeschädigungen endet und das bleibt in den meisten Fällen beim Besitzer des Autos hängen. Da freut man sich, wenn nur der Stern fehlt.



    Ich selbst fahre am liebsten mit Freunden über abgelegene Landstraßen und gehen irgendwo was essen, wo man seine Autos im Blick anstatt, dass ich mein Auto bei einer Massenveranstaltung den "Mit-den-Fingern-gucker" preisgebe. Vor ein paar jahren war ich da auch noch entspannter. Da war die Achtung aber auch noch anders.


    Viele Grüße



    max

    Kurt Tucholsky: Schade, dass man einen Wein nicht streicheln kann.



    VDH Stammtisch Weinstraße/Pfalz
    Jeden 3. Donnerstag im Monat
    Ort: Haßloch, Aumühle
    Um Anmeldung wird gebeten.

    • Official Post

    Es könnte auch an dem aktuellen Bedingungen liegen. Die Pandemie hält evtl. auch ältere Semester von der Teilnahme an Veranstaltungen ab, wohingegen jüngere eher etwas sorgloser sind. Was ich meine, die vom Themenstarter erwähnten Fahrzeuge sind nur selten in Händen von jüngeren Oldtimerfreunden. Hinzu kommt, dass es zumindest in meinem Einzugsgebiet s.g.w. keine Veranstaltungen gab. Ich selbst habe übrigens einen 88er 107er (Golf2 und W124 Zeit) und einen 67er 112er. Den 112er fahre ich sehr viel lieber und häufiger. Der 107er ist eher für schlechtes Wetter. Und trotz allem erfreue ich mich an dem Nachwuchs und den teilweise mit viel Liebe erhaltenen 30ig jährigen, die ja immerhin auch aus dem letzten Jahrhundert sind.

  • Hallo Winfried,


    ja, mag sein aber den Trend habe ich auch schon vor Corona bemerkt, insbesondere bei Vorkrieg. Das Wetter allerdings beeinflußt es auch stark, was da an Autos kommt. Die jüngeren ( ab 80er ) sind wohl "wasserfester".

    Ich habe es schon ab und an mal gehört "die Besitzer der Vorkriegswagen und 50er sterben aus". Das hört sich so an, als wenn man 70 plus ist, damit man sich für die älteren Sachen interessiert. Das würde aber auch bedeuten, daß die "neuen" älteren sich für die älteren Sachen nicht mehr interessieren.


    Oder es ist eben doch so wie Max es beschreibt, daß man mit Autos ab einem bestimmten Alter des Fahrzeuges nicht mehr so scharf ist auf Treffen zu fahren. Oder aber eben nur zu speziellen Veranstaltungen mit Publikum die sich echt interessieren und nicht nur in der Hauptsache wegen eines verkaufoffenen Sonntags sich die Autos ansehen und dadurch womöglich auch nicht so einen "Respekt" vor den Fahrzeugen haben, was Beschädigungen angeht.


    Grüße


    Tom

  • Hallo Tom,


    Ich denke tatsachlich das die liebhaber der vorkriegsfahrzeugen ¨aussterben¨. Mann hat doch immer die goldene Jugenderinnerungen, das Auto das der Vater Fuhr uzw. Bei mit waren das W115 und W123. Habe aber mit 14 Jaren zusammen mit meinem Vater eine Flosse gekauft und das ist auch schon Jugenderinnerung.


    Ein Vorkriegswagen finde ich zwar schoen, habe aber wenig verbindung damit.


    Gruesse Mathieu

    Freude am fahren - Mercedes Benz

  • es ist halt auch zunehmend schwieriger, diese Autos am Laufen zu halten. Wo man vor 20, 30 Jahren noch Bremse, Kupplung, Blech für einen Borgward oder Nachkriegsopel oder - Ford auftreiben konnte, sieht das heute eher mau aus. Da wird dann schon überlegt, wohin man die Restkilometer fährt.


    Hallennachbar hatte einen frühen Opel Kadett B. So wichtige Sachen wie Radbremszylinder waren schon vor Jahren praktisch nicht mehr zu bekommen. Eine Zeit lang wurde wohl noch irgendwas aus Australien und Südafrika passend gemacht, aber auch diese Teile sind ausgestorben.


    Und wir jammern über die Teileversorgung von W 123 und W 124...

  • Hallo,


    Ich denke auch, dass ein innerer Bezug da sein muss, also zu Autos, die man z.B. als Kind bewusst schon wahrgenommen hat. So gesehen interessieren mich nur Autos der 60er Jahre, ein Ponton ist mir fast schon zu alt, die unmittelbaren Nachkriegsmodelle erst recht, und mit 123ern bin ich als Student Taxi gefahren, die sind mir eigentlich schon zu modern.


    Beste Grüße

    Rüdiger

  • Hehe. Wobei mir grad das Auto, mit dem ich als Student Taxi gefahren bin, sehr am Herzen liegt. Sobald ich in einen 124 steige ist alles da, wo es hin gehört. Hatte damals auch eine Weile gedauert, mir abzugewöhnen, beim Abfahren in der Mittelkonsole den roten Knopf des Kienzle zu suchen und beim Anhalten nicht die Fondleuchten einzuschalten und den Geldbeutel aus der Fahrertüre zu ziehen. Das war irgendwie alles eine Bewegung.


    Taxifahren war für mich eigentlich erst der richtige Zugang zur Marke Mercedes. Die geerbte transatlantische Flosse war für mich nur ein Familienerbstück, das es zu erhalten galt. Die Kombination aus Langlebigkeit, Sicherheit, leichte Bedienung, gute Ergonomie und so weiter und so weiter kam beim Taxifahren. In Gesprächen wie


    Taxifahrgast: "Ich fahr nicht mehr mit Firma D. Die haben mir letzte Woche ein Auto mit 300 tkm geschickt, das muss man sich mal vorstellen!"

    ich: "naja, wenn man auf das Sach aufpasst und hin und wieder sauber macht, ist das aber kein Problem."

    Fahrgast: "300 tkm! Mit so einem Schrott will ich nicht gefahren werden! Da ruf ich lieber bei der TG oder TZ an, da sind die Autos neuer und besser."

    ich (als Fahrer der TG und gerade mit dem zerdroschendsten Auto der gemeinsamen GmbH unterwegs): "wie gesagt, kommt auf die Pflege ab"


    Beim Bezahlen am Fahrziel bat ich den Fahrgast, auf meinen Kilometerzähler zu gucken, auf dem gerade 580 tkm standen. Er war dann überrascht...


    Wobei man sagen muss, dass die Firma D. damals schon lange an der Insolvenz langgeschliddert war, ziemlich fragwürdiges Personal hatte und die Fahrzeuge, obwohl als Flotte recht neu, ziemlich mitgenommen aussah. Blinker, die mit blauem Klebeband wieder in der Höhle befestigt waren und so. Reparaturen und Teile gab es in der Niederlassung da auch nur noch auf Vorkasse...

  • Alles sehr interessante Meinungen.


    Mathieu und Rüdiger : Das mit den persönlichen Verbindungen haben zu den Autos habe ich schon öfters gehört. Da muss ich wohl eine Macke haben. Ich bin ja Baujahr 70 ( so, nun wisst ihr es... :cool: ), und interessiere mich für die Autos "meiner" Zeit irgendwie gar nicht. Wenn ich daran denke, was mein Vater alles so für Autos gefahren hat in der Zeit. Er hatte in den 70ern eine Pagode. Ich hätte Interesse daran genau diese Pagode kaufen zu wollen, weil ich spezielle Erinnerungen an genau das Auto habe, würde aber deshalb nicht irgendeine Pagode kaufen wollen. Jedenfalls nicht aus sentimentalen Gründen. Ich habe ja auch noch mein erstes Auto, mein 123er Coupe aber eben auch nur, weil das mein erstes Auto war. Ich würde mir deshalb keinen 123er kaufen.

    Bei mir ist es komplett umgekehrt, mich interessieren Autos, die ich von früher nicht kenne. Die irgendein Nachbar oder Verwandter gefahren hat. Es sei denn, sie gefallen mir von sich aus.

    Mich reizt auch die unbekannte Technik und Bedienung. Das finde man vor allem in der Vorkriegszeit und noch krasser bei Autos aus der Messingzeit. Das ist sowas von interessant, auch die Geräuschentwicklungen. Die gradverzahnten Getriebe eines Vorkriegswagen jaulen so schön vor sich hin. Aber man muss halt Spaß daran haben, sich auch mit dem Fahrverhalten auseinander zusetzen. Auch gerade die vielen liebevollen Details die Vorkriegsautos haben, einfach toll. Aber das gibt es ja auch später teilweise noch, wo sich die Designer austoben durften. Irgendwann hört es halt mal auf, finde ich. Die neue Sachlichkeit, oder so.


    @Eberhard: Was die Ersatzteilversorgung angeht, finde ich es heute sogar teilweise einfacher etwas zu bekommen als z.B. in den 80ern. Kommt halt drauf an. Es liegt natürlich nichts mehr rum, bzw. weniger aber heute kann man eher mal was nachfertigen lassen oder reparieren lassen, weil es ganz andere Techniken ( z.B. 3D Druck ) gibt als früher oder Firmen die sich spezialisiert haben auf Oldtimerteile. Die Szene und Vernetzung ist ja viel größer geworden.

    Ich brauchte mal Radbremszylinder für Zündap Janus. Nix, gibt es nicht... aber Firmen die die aufarbeiten können.


    Aber davon mal abgesehen, aus welchen Gründen man nun dieses oder jenes Auto kauft, sie sind ja da und werden nicht wirklich weniger. Wenn es so wäre, daß diese Autos kein Interesse mehr finden und deshalb nicht mehr zu den Treffen kommen, müssen sie ja massenhaft irgendwo verteilt rumstehen. Aber es gibt natürlich auch Fälle, wo Autos oder Sammlungen rumstehen. Bei mir in der Nähe ist vor einigen Jahren ein Sammler verstorben. Tolle Autos, wie einen Maybach SW42 mit Knickscheibem, Mercedes 290 Cabrio B, Isetta, Lanz Bulldog usw. Aber ich sehe davon nie was. Der Junior, der etwa in meinem Alter ist, interessiert sich eher für Amis. Aber so ist das halt.


    Dennoch sieht man 50er / 60er und Vorkrieg auf bestimmten Treffen sieht man sie dann doch wieder. Es muss also was mit dem Treffen an sich zu tun haben.


    Grüße


    Tom

  • Ausser dem Pfingsttreffen gehe ich zu keinen Treffen. Da sind mir auf Aussteller- wie auch Zuschauerseite zuviel Dummschwätzer unterwegs.

    Es sind aber auch - von haufenweise 107ern abgesehen - auch auf der Straße kaum Oldies unterwegs.

    Mir sind in den letzten Monaten nur efi Käfer und eine Amazone aufgefallen

    Gruß


    Uli aus S


    Übersteuern ist, wenn der Beifahrer Angst hat.

    Untersteuern ist, wenn ich Angst habe.

    - Walter Röhrl -

  • Hi, meine bescheidene Meinung zu dem Thema:


    Als ich mit Interesse an Oldies anfing (so mitte bis ende der 80er, etwa) waren auf Treffen Brezelkäfer, Barockengel und 170er, also 50er Jahre, und etliche v.a. Opel aus den 30ern, ditto Adler und DKW (die beiden letzteren hatten den Krieg in größerer Zahl überlebt, da als nicht kriegswichtig eingestuft).

    Einige seltene hochwertige Stücke gabs genauso, aber wie heute nur in Einzelfällen.


    Meist waren ergo die Oldies rund zwischen 25 und 40 Jahre alt und deren Besitzer 35 bis 60, also genau die Gruppe, die die Fahrzeuge in der Kinder- und Jugendzeit im Alltag kannten.


    In den 00er Jahren kamen dann halt E23, W123 usw. dazu, heute werdens langsam halt die 210er und deren Kollegen, um bei Mercedes zu bleiben.


    Und was die heutigen Oldies ausmacht, ist deren unbedingte Alltagstauglichkeit. Ich fahre lieber mit einem Strichacht oder einem E12 von BMW zum Gardasee als mit einem Oldie von 1950. Und ein 126er mit Klima ist schon gar nicht zu verachten.


    Ich denke, so gehts den meisten. Und ich kenne persönlich nur praktisch einen einzigen, der sich als ca. 50-jähriger heute noch auf die 20er und früher 30er Jahre spezialisiert hat, nämlich Wanderer. Da hat er einige und restauriert für sein Leben gerne. Fahren tut der die bei Sonnenschein mal um die Kleinstadt rum, fertig.


    Und daß heuer so wenige zu sehen waren, kann ich nicht bestätigen. Bei uns in der nördlichen Oberpfalz waren grad an den letzten sonnigen Wochenenden viele 123er, Käfer, 108er, 107er, 1er und 2er Gölfe zu sehen. Allerdings nicht so geballt wie früher, was vermutlich den fehlenden Oldtimertreffen geschuldet war.

    Und viele fahren halt nicht bei Regen, von welchem wir heute genug hatten.


    Ganz allgemein, abschließend, habe ich ein leises Gefühl, daß sich der Hype der letzten Jahre um die typischen Youngtimer, ganz langsam ein bißchen zu legen beginnt (nicht zuletzt wegen Spritpreis usw.) Aber vielleicht täusche ich mich auch.


    vg Matthias K.

  • Hallo


    Zum einen sind da die puren Stückzahlen, die 1960 andere waren als heutzutage, mit entsprechenden Auswirkungen auf das, was man jetzt davon noch sieht.

    Zum anderen verjüngt sich mit dem Nachwuchs laufend auch der Fuhrpark, aus den Gründen, welche meine Vorredner bereits nannten (Kindheitsbezug ist für die meisten DIE treibende Motivation). So gesehen "sterben" die Alten durchaus aus. Und es verliert sich bei vielen Menschen mit zunehmenden Alter nicht selten die Begeisterung für ihre Hobbies, welche dann auch nicht mehr gepflegt werden.


    Im übrigen glaube ich, dass bei Autos irgendwann ein Alter überschritten wird, wo diese, auch als Oldtimer, vom noch-Gebrauchsgegenstand (heisst, damit wird relevant häufig gefahren, damit diese noch im Strassenverkehr wahrgenommen werden) zum Museumsstück (heisst, ist nett anzusehen, löst vielleicht noch Emotion aus, nutzt man aber nicht mehr) transformieren.

    Letzteres dürfte sehr viel mit der ebenfalls von meinen Vorrednern beschreibenen Alltagstauglichkeit zu alter Autos zu tun haben, die zudem nicht statisch ist, sondern sich auch aufgrund der Vergleichbarkeit zu immer komfortableren, leiseren und stärkerenen Alltagswagen laufend abnimmt. Und auch wenn man(n) selbst hart im Nehmen ist, finden das BeifahrerInnen/Familie/PartnerInnen eher mässig cool, wenn es zu häufige oder zu lange Fahrstrecken im lauten Oldie gibt.

    Und wenn dann ein Fahrzeug irgendwann zum reinen Stehzeug verkommt, steht womöglich auch die Frage, wozu der Aufwand, das Geld, der Platz?


    All das dürfte die Sichtung immer älterer Wagen immer seltener werden lassen.

  • Moin,

    vermute auch, dass es hauptsächlich an der Altersstruktur der Besitzer liegt, warum sich das Teilnehmerfeld bei Treffen in Richtung Youngtimer verschiebt. Die "Alten" haben wohl keine Lust mehr, auf übliche Großveranstaltungen zu fahren, die ja doch irgendwie auch langweilig sein können, wenn man schon Jahrzehntelang im Hobby unterwegs ist. Geht mir übrigens genauso, auch ohne mich zu den Senioren zählen zu wollen/müssen...

    Ich folge auch dem Argument, dass man sich üblicherweise vornehmlich den Fahrzeugen seiner Kindheit widmet (auch wenn man grundsätzlich z.B. auch einige Vorkriegsfahrzeuge todschick findet). Das führt zum einen dazu, dass sich Besitzer von Vorkriegsautos logischerweise heutzutage (überwiegend) in einem Alter befinden, wo sie halt generell nicht mehr so aktiv sein wollen/können. Andere Seite dieser Annahme ist, dass Vorkriegsfahrzeuge sich auch rein preislich in Sphären befinden, die ein Youngster schlicht nicht erklimmen kann/will, wenn man mal von einigen Brot&Butter-Modellen wie Ford A oder Opel Olympia Kadett absieht. Aber ein Benz aus den 30er Jahren...?


    OK, die Gölfe oder Kadett E und Co. finde ich persönlich jetzt auch nicht so sehenswert, da hört es bei mir so Ende der 70er Jahre mit Granada 1, Diplomat B etc. auf. Aber das ist halt meine persönliche, jahrgangsbedingte Perspektive. Mein erster Oldie war ein Ford 15M P6 Turnier von 1968. Bei Kauf gerade mal 21 Jahre alt - genau wie ich selbst, und jeder MB-Rahmenfahrzeug-Silberrücken hat mich darin sicher keines Blickes gewürdigt. So ändern sich die Zeiten, und darum hat der Kadett E oder W210 heute genauso seine Daseins-Berechtigung in Fankreisen, ob ich etwas damit anfangen kann oder nicht. Und jede Generation wird "ihre" Autos wohl immer vorziehen, und Opas (geerbte?) 170er, Pontons, und bald auch die Flossen, in der Familien-Garage stehen lassen.


    Beste Grüße,

    Lutz, schon lange nicht mehr auf inflationär veranstalteten Allgemein-Oldtimertreffen unterwegs

  • Ein Faktor ist leider auch, dass das Hobby "Alte Autos" zumindest im städtischen Umfeld grad von "glänzender Klassiker" zu "Emissionssünder privilegierter Snobs" sich wandelt.

    hätte ich beinahe auch noch geschrieben, aber hab's mir doch verkniffe, da ich auf dem Thema schon oft herumgeritten bin. Sehe ich jedenfalls ähnlich. Nur das mit "priveligierter Snobs" glaube ich so nicht. Eher im Sinne von "vorgestrige Deppen, die immer noch nix verstanden haben".

  • doch, ich befürchte, das geht gerade den Weg des Briefmarkensammelns.

    Dieser Meinung kann ich nicht ganz widersprechen, wenngleich ich dies bedauren würde. Ich fürchte, es wird wie bei Antiquitäten. Was vor 25 Jahren 1000e von Dehmark kostete, wird heute eher nach dem Kilopreis für Brennholz bewertet. Oder teures Porzellan: Meissen ist hier wohl der Flügeltürer, der Rest Schüttgut (eigene Erfahrung).

    Bücher: Vor gut einem Jahr hätte ich eine komplette Bibliothek mit ledergebundenen Klassikern, tlw. Originalausgaben deutscher Dichter usw., zu verkaufen gehabt. Jeder darf dreimal raten, was damit passierte.


    Aus persönlichem Interesse beobachte ich derzeit eher die BMW-Mitbewerber im Bereich E23, E32, aber auch E12 und E28. Da stehen interessante Angebote zu NOCH sehr hohen Preisen sehr lange und auch angemessene Preise gehen nicht weg wie warme Semmeln.

    Interessant ist, daß die E32, also die viel moderneren 7er, derzeit preislich die Vorgänger E23 eher beginnen zu übertreffen. Ist aber auch subjektiv, da man nur seltenst erfährt, was wirklich bezahlt wurde.


    Alles in allem ändert sich grad alles, hab ich so im Gefühl.


    vg Matthias

  • Also wenn ich mich so umsehe und reflektiere:


    doch, ich befürchte, das geht gerade den Weg des Briefmarkensammelns.

    aus der Erinnerung:

    mit meinem '71er W108, 1996 irgendwo in München, laufen zwei junge Mädels vorbei, als ich gerade wo einparke und rufen sich zu "boah cool, in so einem will ich mal heiraten"...

    Heute arbeite ich an einer Schule, bin mit dem W111 drumherum ab und zu unterwegs, was die Schüler oft sehen. Da hat noch nie jemand irgend etwas gerufen, ausser vielleicht "öchött öchött" (ok, siehe mein Fred Motorrevision"). Den 126, als ich ihn noch hatte, fanden sie eher noch irgendwie cool, aber im Grunde gibt's da noch null Begeisterung. Wie auch? Nicht nur die Oldtimertreffen werden inflationär, das Auto an sich ist es sowieso schon längst. Es stinkt, lärmt, steht im Weg oder im Stau, nervt. So einfach ist das. Da reissen die Oldies nur bedingt noch was raus, Tendenz weiter abnehmend. Ja, ich fürchte, wir "Gestrigen" werden die Briefmarkensammler von Morgen. So haben wir immerhin eine Zukunftsperspektive 8o

  • Hallo Paul,


    auch wenn die jungen Leute nicht per se schlecht sind (wie man immer glaubt, meinen zu müssen), so erlahmt das Interesse an Autos bei der Generation bis ca. 25 doch zunehmend.


    Es entstehen ganz neue Prioritäten, und die Lebensformen bzw. -wünsche unterscheiden sich diametral von denjenigen der Generation ab ca. 35 aufwärts.

  • Hallo Matthias


    ich denke eh nicht, dass die Jungen schlechter sind als die Alten (oder andersherum). Die Zeiten ändern sich einfach immer und das kann man nicht in voller Synchronität und Anpassung von der Wiege bis zur Bahre mitmachen. Ergo steht man nach wenigen Jahrzehten - in unserer Zeit noch viel schneller - als unupdatebarer Saurier da, der bestenfalls noch freundliche Miene zu dem machen kann, was gespielt wird. Da tun mir übrigens die jetzt Jungen ehrlich leid, denn deren Verfallsdatum dürfte nich weiter nach vorne gerutscht sein als unseres - es sei denn, das Änderungstempo lässt mal wieder etwas nach.

  • Hallo an Euch,


    das hört sich ja hier an, als wären wir jetzt doch am absteigenden Ast und "Ewiggestrige"!

    Also so sehe ich das persönlich nun nicht. Gut ich fahre auch nicht auf die großen treffen , weil da auch sehr viel "geschwätzt " wird, aber so wie hier im Forum, die Leute, wir,

    das ist sicher eine aussterbende Generation, aber das haben wir auch mit zu verantworten. Ich meine, wenn wir den "jüngeren" (Kindern,Enkeln, Nachbarn etc..) durch eine gewisse Präsenz auf den Strassen immer wieder vor die Augen fahren und beweisen, dass mit diesen Autos auch noch zu fahren ist und nicht nur herumstehen in Garagen etc. dann erwecken wir damit bestimmt immer wieder genug Nachhut, die ein ebensolches Hobby interessiert.


    Ich kann aus eigener Erfahrung berichten:


    ein 21jähriger hat meinen 220er /8 unbedingt haben wollen, weil er ihn cool fand und nach der Probefahrt gemeint, man säße da drin, wie auf dem Sofa. Ich wollte den Jungspund unbedingt davon abbringen, in dem ich ihm alle negativen Ecken am Auto gezeigt habe und darauf aufmerksam gemacht, was noch auf ihn zukommt, aber niente: er hat nicht einmal den Preis verhandelt, gezahlt, Versicherungsfrizte angerufen und weggefahren..


    Zweite Erfahrung: mein Neffe (30) will unbedingt einen W201 190E mit Automatik, weil er ihn so geil findet und sein Opa auch so einen hatte, wo er früher immer hinten mitgefahren ist!! Ihr merkt, die persönliche Beziehung spielt mit rein..


    dritte Erfahrung:

    eine 19jährige sass vorgestern in einem W110 190D auf dem Parkplatz eines Supermarktes,, darauf angesprochen, hat sie mir erzählt, dass sie das Auto von Ihrem Vater übernommen hat, der noch andere solche Oldies hätte, und sie findet das absolut wohltuend in der klappernden Dieselatmosphäre über die Landstrasse zu röhren, allerdings will sie den ab Ende Oktober bis zum Frühjahr einmotten, was auch dem Saisonkennzeichen trotz H-Kennzeichen geschuldet wäre..


    vierte Erfahrung:

    Unterwegs auf den Parkplätzen immer wieder Leute, die erstaunt guuucken und nachfragen , was das denn für ein schönes Auto wäre und wie es sich darin wohl fahre..


    also ich finde , wir sollten unbedingt diese Kultur am Leben erhalten und vielleicht sogar in die Offensive gehen, gerade wegen der steigenden Sprit- Steuer oder sonstigen Preise, jetzt erst Recht..

    so genug "geschwätzt" sollen sie mich doch steinigen..


    duck

    und ciao


    Tobias

  • also ich finde , wir sollten unbedingt diese Kultur am Leben erhalten und vielleicht sogar in die Offensive gehen, gerade wegen der steigenden Sprit- Steuer oder sonstigen Preise, jetzt erst Recht..

    Genau so ;)

    mir geht diese ganz "so hast Du zu denken" Mache an einem Körperteil in meinem hinteren Bereich vorbei.


    Zum Thema: Ich bin der Meinung, ein Grund für viele Leute sind die Kindheitserinnerungen. Somit je nach Alter unterschiedliche Modelle. "Die" Jugend gibt es eh nicht; z. Zt. ist es halt uncool. Immerhin ergibt sich die schöne Chance auf ein Revival ... Pornobalken der 80er, Vokuhila kommt ja auch gerade wieder ;)


    Thomas