Automatik 722.6 (5-Gang, W210, W211, W203 etc.) - Vibrationen und Rucken - Lösung!

  • Hallo Zusammen


    Es gibt leider keine Rubrik "Technische Fragen zum Alltagswagen", daher berichte ich hier von einem Problem und dessen Lösung am S211, dessen 5-Gang-Automat auch in vielen anderen Modellen verbaut wurde, die wahrscheinlich viele von uns im Alltag bewegen.

    Man findet die Lösung zwar durchaus auch, wenn man im Netz sucht, nur wird dort nicht diese eine, sondern ganz verschiedene Lösungen geboten und man weiss leider erst hinterher, welche die richtige war. Um möglichen Leidensgenossen meinen langen und leider auch etwas teuren Umweg zu ersparen, hier die Story.


    Fast von Anfang an zeigte das Getriebe kleine Macken, die mit der Zeit häufiger wurden:

    - plötzliche, zunächst sehr selten vorkommende und nicht reproduzierbar einsetzende Vibrationen bei Teillast zwischen 90-130 km/h, ganz selten und bei mehr Last auch bei tieferen Geschwindigkeiten.

    - Gefühl von wenig direkter Gasannahme und teils zögerlicher Umsetzung der Schaltvorgänge

    - leichte Drehzahlschwankungen im niedertourigen Bereich, vor allem während der Warmlaufphase (ca. um 1500U/min)

    - allg. Gefühl von leichter Unruhe und Unwucht, trotz gewuchteter und neuer Reifen

    - spürbare Schaltrucke in den unteren Gängen, auch beim Zurückschalten, aber auch diese nicht immer, sondern nur gelegentlich, etwas häufiger bei gleichzeitigem Abbiegen.


    Ein erster Schritt bei der Niederlassung war eine

    - Getriebeölspülung (nach Tim Eckart) samt Filterwechsel. Die empfundene Verbesserung war nicht von langer Dauer und wohl auch eher psychischer Natur, denn man will ja gerne glauben, etwas fürs Geld beikommen zu haben.

    - Kontrolle der Kardanwelle und Hardyscheiben ohne Befund.

    - Ein nach einer weiteren erfolglosen Getriebespülung durchgeführter Wandlerwechsel (im Netz wurden die Drehzahlschwankungen in der Warmlaufphase als Indiz genannt, Folge von Kühlerundichtigkeiten und Eintrag von Kühlmittel in den Getriebeölkreislauf, welcher den Lamellen zusetzt) beseitigte zwar diese leichten Drehzahlschwankungen, aber nicht die wesentlich unangenehmeren Vibrationen im Teillastbereich. Mühe und Kosten zumindest teilweise umsonst.

    - Der Wechsel des Getriebesteuergeräts verbesserte nun zwar das Gefühl der indirekten Gasannahme und auch die Schaltvorgänge, es blieben aber die gelegentlichen, nun mit der Zeit immer häufiger auftretenden starken Vibrationen, siehe oben.


    Schliesslich habe ich mich irgendwann an den ebenfalls im Netz empfohlenen

    - Wechsel des Magnetventils in der Elektrohydraulischen Steuereinheit (unter der Ölwanne des Getriebes sitzend) gewagt, welches die Ölfüllung der Wandlerüberbrückungskupplung steuert - ein Teil für knapp 70euro.

    Der Wechsel ist mit etwas Geduld und - wie immer bei Automatikarbeiten - grösster Sauberkeit gut selbst zu machen (geholfen hat mir dabei die Anleitung von "DerPade", die man leicht findet und von der ich daher annehme, dass ich sie hier erwähnen und lobpreisen darf).


    Die Getriebediagnose bei MB soll/kann hier wohl übrigens keine Ergebnisse liefern, weil das Aggregat nur im Stand ausgelesen werden kann, der Fehler aber im Betrieb auftritt. Das erschwert die Diagnose und aus diesem Grund konnte mir bei MB wohl auch niemand helfen (ein bisschen enttäuscht bin ich trotzdem).


    Die Automatik schaltet seitdem jedenfalls wie neu und es ist die reine Freude, wieder mit diesem Wagen zu fahren (sofern man 211er mag ;) )

  • Hallo Paul,



    hatte bei diesem Getriebe das Verhalten, dass er die Gänge nur widerwillig bzw. gar nicht mehr schalten wollte. Habe auch eines der besagten Magnetventile für die Überbrückungskupplung erneuert, allerdings ohne Besserung. Nach langem Suchen habe ich den Fehler gefunden, es war der Luftmassenmesser (habe einen Benziner). Und das, obwohl der Motor völlig tadellos lief. Das Signal vom LMM wird vom Steuergerät für das Getriebe zur Ermittlung der Gangwechsel mitverarbeitet. Nach Tausch vom LMM schaltete der Automat wieder perfekt. In meinen Augen ist das schlecht gelöst, da das Steuergerät vom Motor größere Abweichungen zulässt, als das Steuergerät vom Automaten. Ich finde, ein defekter LMM sollte sich zuerst im Motorlauf bemerkbar machen, und erst danach am Automaten...

    Trotz allem fahre ich den Wagen gerne und hatte bisher in all den Jahren nur den einen oben erwähnten Fehler.

    Mit doppelgenocktem Gruss, Matthias

  • Hallo Matthias


    Sehr interessant. Das war mir nicht bekannt. Allerdings fahre ich ihn als 320CDI.

    Mein Vater fährt einen 211 als E 350, gleiche Ausstattung (beide 4 Matic mit 5-Gang, Avantgarde), der schaltet immer wesentlich geschmeidiger, bevor ich bei meinem den Fehler fand.