Klimaschläuche nachfertigen und Klimaanlage überholen (W109, York Kompressor)

  • Hallo

    erst mal vielen Dank für die Nummer.

    Leider hat das Lager keine Beschriftung, war mein erster Gedanke.


    Gruß Ralph

    REGEL;

    schreibe im Internet nur, was du dich traust, dem gegenüber auch in Persona jederzeit ins Gesicht zu sagen!

    ?(

  • falls jemand die Nummer des Normteil benötigt:

    203-KRR-AH14

    Doppelrillenlager der Spannrolle Klima Keilriemen.

    REGEL;

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    ?(

    • Official Post

    Wegen eines Gewitters heute am See war nix mit Ausfahrt, also war Zeit, den York zu zerlegen. Den hier gezeigten hatte ich mal günstig kaufen können, von aussen wie neu, aber die Kurbelwelle sass fest (der im 6.3 mit dem abgebrochenen Flansch wartet noch auf Ausbau, sobald MKS Spandau meine Bestellung bestätigt und geliefert hat).


    Vielleicht interessiert den einen oder anderen ja der Aufbau, also ran an das Teil:


    Die "Rotolock" Ventile abschrauben und deren Flansche lösen:


    8 Stk. 1/2" Schrauben entfernen und die Deckelplatte abnehmen. Darunter sieht man die Flatterventile:


    Dichtung abgehoben:


    Dann von unten mit einem stumpfen Meissel sanft seitlich an den Nasen die Ventilplatte anheben. Achtung, da sind zwei kleine Stehbolzen, die nicht verbiegen:


    Sofort waren ein paar kleine Fressspuren bzw Korrosion in der Kolbenlaufbahn Zyl. 2 zu erkennen:


    Allerdings bewegte sich wirklich nix. Um auszuschliessen, dass das Kurbelwellenlager fest sitzt, kann man den rückseitigen Deckel öffnen, das sind 4 Torx Senkkopfschrauben:


    Hinterer Lagerdeckel ab mit Blick auf die Kurbelwelle:


    Im Lagerdeckel fand sich recht viel Schmier, aber keine Späne. Auch das Kugellager war ok und freilaufend.


    Zum Ausbau der Kolben bzw Inspizieren der Laufbahnen mussten die Kolben erstmal bewegt werden, hier mittels eines Holzstabs und Gummihammer:


    Ein paar leichte Schläge von oben, und es kam Bewegung in die Sache. Somit waren die Teile zumindest nicht total festgefressen oder kaltverschweisst. Immerhin!

    Hier ein Blick auf die Laufbahnen, eigentlich nicht schlecht. Es waren noch überall Honspuren zu sehen, aber auch Reste von eingetrocknetem Klimaöl. Das hatte vermutlich die Kolben festgebacken:


    Interessant wäre es, den Zustand der Kolben zu kennen. Um an die Pleuellager zu kommen, muss man die Bodenplatte entfernen:


    ...und dann schraubt man die Pleuellager mit einer Vielzahn Nuss auf:


    Pleuellager und KW waren ohne Befund (dh ohne Fressspuren), und nun konnten die Kolben mit dem Holz rausgeklöpfelt werden:



    Auch die sahen recht gut aus, werden aber über Nacht erstmal in Reinigungsalkohol eingelegt. Und auch der Verfasser dieses Beitrages gönnt sich eine kleine Alkoholspülung mit einem leckeren Dortmunder Kronen Export.


    Teil II. folgt morgen. Schreibt mal, ob euch das interessiert :)


    Es grüsst

    Tom

    • Official Post

    Ich bewundere die Fähigkeit des gleichzeitigen Schraubens wie Fotografierens. Ich kann nur entweder oder ;)

    Hi Markus,

    für diesen Zweck liegt ein immer ein älteres Handy in der Werkstatt, das man auch mit öligen Handschuhen zum Knipsen benutzen kann. Ich mach grundsätzlich von allen Arbeiten ein paar Pics, die kann man doch immer wieder gebrauchen (zB fürs Forum).


    Grüsse,

    Tom

    • Official Post

    Freu, danke fürs Feedback! Dann mach ich mal weiter.


    Für den 6.3 bin ich noch in Diskussion mit MKS Spandau, damit auch die wirklich richtigen Teile ankommen. Zb schrieben die, alle Mercedes Klimakompressoren wären rechtssaugend (dh Saugleitung von vorne gesehen rechts), wärend der 6.3 Kompressor linkssaugend sei. Stimmt aber zumindest bei meinem nicht, denn da ist die Saugseite auch rechts (also der dicke Schlauch, der vom Innenraum -Verdampfer- kommt). Muss also morgen nochmal mit denen telefonieren...


    An dem anderen Kompressor gabs heute nicht viel zu tun, ausser die mit Alkohol und Benzin gereinigten Kolben und Laufbahnen zu inspizieren. Aber zuerst in Fleissarbeit die Reste der alten Dichtung vom Gehäuse kratzen, ganz vorsichtig mit einem Cuttermesser im sehr flachen Winkel und einem Plastikspachtel:

    Der Grossteil der Dichtung klebt allerdings noch bombenfest an der Deckelplatte, die wird über Nacht in Benzin eingelegt, in der Hoffnung, dass sie sich aufweicht.

    Oder wie würdet ihr da vorgehen?


    Die Kolben (hier noch mit abgenommenen Kobenringen) sahen ok aus:


    Übrigens haben die Kolbenringe ein hmmm... wie soll man sagen... trapezförmiges Profil. Da muss man beim Aus- und Einbau drauf achten, dass die dünnere Seite nach oben kommt (zumindest waren sie so bei mir eingebaut).


    Die Zylinderlaufbahnen sind für mein Dafürhalten auch ok. Einem Tipp von Motoren Zimmer folgend, waren die beiden senkrechten Kratzer nicht mit dem Fingernagel fühlbar und somit unkritisch:



    Nun warte ich erstmal auf die ebenfalls bestellte 5/8-11 UNC Schraube (mit US-Grobgewinde), die man vorne in die Ruschkupplung einschraubt und mit der man diese dann von der Kompressorwelle abdrückt. Die Kupplung hier sieht nämlich top aus und die möcht ich dann zukünftig im 6.3 verwenden.


    Wenns wieder was Neues gibt, wirds hier gepostet. Danke fürs Lesen :thumbup:

    Tom

    • Official Post

    So, nun sind die Neuteile aus Berlin angekommen: Kompressor, Flanschventile, Expansionsventil und die (augenscheinlich diesmal besser passenden) Goodyear Klimaschläuche (Made in USA) :


    Am Wochenende möchte ich dann alles einbauen. Heute nur die Kupplung vom alten Kompressor abziehen, mit dieser speziellen Schraube geht es wirklich problemlos: Gewinde etwas fetten, in die Kupplung einschrauben, Kurbelwelle blockieren (hier einfach mit einem Holz, da Kompressor offen. Bei eingebautem Kompr.: Zündung an, Klima an, damit die Kupplung anzieht, dann kann man sie gegen den Widerstand der Keilriemen und des stehenden Motors lösen). Bei mir reichte eine kurze Drehung mit der Ratsche, und sie kam lose. Vorher ohne Schraube hatte ich es mit Rütteln, sanftem Klopfen, Hebeln etc versucht - no chance!




    Alles weitere dann am WE :)


    VG Tom

    • Official Post

    Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen....


    Am WE kam der alte Kompressor raus. Da sitzt er, von unter dem Motor geknipst. Links die Ölwanne.


    Eine Schraube ist ganz "special", hier darf man nur die Mutter losdrehen, nicht den inneren Stift. Warum, fragt ihr? Weil das gleichzeitig die Kühlwasser AblassSchraube des Motorblocks ist.... Immerhin gab es im WHB eine entsprechende Warnung:


    Da ist der Bursche, mit dem abgerissenen Saugflansch rechts (der Druckflansch links kam problemlos runter). Man sieht auch, dass wegen des dämlichen Halters die Flanschschraube ganz rechts sich nicht vollständig rausdrehen lässt, sondern nur, wenn der Halter auch entfernt wird....


    Die neuen Flansche auf den neuen Kompressor schrauben und mit Drehmomentschlüssel nach Spec anziehen (hier 28..35Nm):


    Nun den Halter vom alten Kompressor abmontieren (zwei der vier Schrauben waren lose!). Dann entrosten, lackieren a la Earl Scheib :P und den neuen Kompressor dranschrauben. Die Schrauben mit Loctite sichern!


    So siehts doch ganz schick aus:


    Wieder unters Auto, mit etwas Kraft den Burschen angehoben und mit seinen vier Halteschrauben fixiert (genau, plus Loctite, und mit Drehmo).



    Tags drauf wollte ich dann noch die Coolmotive Schläuche gegen die neuen Goodyear wechseln, aber was soll ich sagen, diesmal waren sie zu DICK für die Flansche. Aaaaarrrghhh! Hab dann nur den 2m Druckschlauch neugemacht, war aber ein Gewürge, den in das Fitting einzuschrauben bzw dann den Flansch einzudrehen.

    Dann hatte ich aber auch die Faxen dicke und keinen Bock mehr! Jetzt am kommenden WE hoffe ich, ENDLICH fertig zu werden.


    Was muss noch?


    Schläuche alle wieder anschliessen, Rutschkupplung und Pulley auf den Kompressor, el. Anschluss verschrauben, Doppelriemen auf die Orgel und spannen, Anlage evakuieren, befüllen... und dann ist hoffentlich dies Thema endlich durch. Ich hatte da mit deutlich weniger Arbeit gerechnet, aber so ist es ja immer, right?


    Grüsse,

    Tom

  • Hallo Tom,

    eine Rutschkupplung gibt es am Schiebedachantriebsmotor.

    Das am Verdichter ist eine Elektromagnetische Kupplung.

    (wen die im Betrieb rutscht ist sie in wenigen Sekunden verglüht)

    Gruß HaWA

    • Official Post

    SIE KÜHLT! :):):)


    (Fazit ganz unten)


    Gestern und heute morgen die letzten Arbeiten vorgenommen. Zuerst den neuen selbstgefertigten Goodyear - Druckschlauch und den Saugschlauch wieder mit neuen konischen Kupferdichtungen und 10mL Kontrastmittel an Kompressor, Trockner und Verdampfer angeschlossen. Dabei die Fittings vorher mit PAG125 Kälteöl eingestrichen. Der York ist ja bereits ab Werk mit der richtigen Menge Öl befüllt, also gab es hier nichts zu kontrollieren oder befüllen.

    Aufgrund des 6.3 Kompressorhalters hat man allerdings *keine* Möglichkeit, den Saugflansch beim Anschrauben mit Schlüssel, Zange o.ä. zu kontern. Ich hab mir hier mit einem Holzkeil beholfen, der den Flansch temporär so fest mit dem Halter verklemmt, dass man mit dem gewaltigen Zollschlüssel das Fitting ganz oben rechts im Bild anziehen kann:



    Anschliessend die Magnetkupplung ;) angeschraubt:


    Den Keilriemen hab ich diesmal mit einem langen Eisen gespannt, das von der Fahrerseite aus zwischen Verteiler und Kühlwasserschlauch durchgefädelt wird. Das stützt sich dann beim Spannen auf der Wasserpumpe ab. Ist aber alleine eine schwierige Arbeit, weil man, wie King-Kong posend, mit rechts das Eisen drücken und mit links die 19er der Spannrolle festziehen muss. Das nächste Mal mag mir da bitte einer helfen :)


    Anschliessend Manometerarmatur an die Befüllanschlüsse dran, Kompressor-Ventile von der Lieferstellung "ganz rein" ein paar Windungen aufgedreht, so dass die Befüllanschlüsse offen werden. Vakuumpumpe an Messarmatur und 1 Std pumpen lassen (so war Zeit, Bundesliga auf Sky zu schauen ;) ). Das Vakuum ging bis 40mbar runter, und blieb auch nach dem Abschalten der Pumpe stabil, heute morgen waren es immer noch 50mbar. Also alles dicht, dann kanns weitergehen!


    Da die Anlage nun komplett evakuiert war, konnte das Kältemittel (R134a) FLÜSSIG über den Druckanschluss eingefüllt werden, das geht schneller als das gasförmige Befüllen und der Motor muss dazu auch nicht laufen. Wie das geht? Kältemittelpulle so legen, dass dessen Ventil seitlich oder nach unten zeigt. Dann die Stellräder am Messgeschirr zu. Vakuumpumpe ab, Kältemittelpulle dran. Vorher wiegen! Meine Pulle wog noch 17.8kg, dh nach der Befüllung sollte sie nur noch 16.9kg wiegen. Dann das rote Stellrad (Druckseite) aufdrehen, man kann im Schauglas der Armatur schön sehen, wie das Kältemittel einströmt (ich weiss, dass klingt jetzt sehr nach WHB Text...), das Vakuum in der Anlage saugt nun schön das R134a aus der Kälteflasche. Nach wenigen Minuten und 500 Gramm war offenbar Druckausgleich, so dass für die letzten 350 Gramm auf gasförmiges Befüllen umgestellt werden musste.


    Dazu rotes Stellrad zu, Pulle aufrecht, Motor starten, etwas Sprühwasser auf den Klimakühler, externen Ventilator davor und das blaue Stellrad aufdrehen:


    Nun saugt der Kompressor das Gas ein. Dabei die angezeigten Drücke im Auge behalten, sie sollten im Normbereich bleiben (1..3 Bar Saugen, 12..15Bar Hochdruck). War hier auch der Fall.


    Nun kam der spannende Moment...wird es in der Kutsche auch kalt oder war alles umsonst? Leicht nervös die Beifahrertür auf, Handschuh aus und vor der Lüftungsdüse rumgefuchtelt. Ha! Sie kühlt! Freu!!! :)


    Als die Waage dann 16.9kg anzeigte, war der Befüllvorgang beendet. Hab ein Thermometer vor die Düse gehängt, den Motor noch 5 Minuten bei etwas erhöhtem Leerlauf gehalten, und dann abgelesen: 14.4Grad Ausströmtemperatur, das war ok bei einer Aussentemp von 29 Grad, also eine Temperaturdifferenz von 14 Grad, das ist der richtige Wert:


    Abschliessend die Ventile am Kompressor ganz rausgedreht (damit sind die Befüllventile abgesperrt), Käppchen drauf und den Motor komplettiert.


    Joa, und nach diesem langen Thread nun mein persönliches Fazit:


    a) Es hat wesentlich (!) länger gedauert als erwartet! Das lag zum einen an der wirklich schwierigen Beschaffung der Schläuche, und weder die von Coolmotive noch die von MKS Spandau passten im Aussenurchmesser, so dass ich nacharbeiten musste. Die richtigen wären wohl die Aeroquip Schläuche, aber an die bin ich als nur semiprofessioneller Schrauber nicht rangekommen (obwohl mir im Ernstfall einige Forumsmitglieder Hilfe bei der Beschaffung angeboten haben, danke auch dafür!). Aber im Sinne einer schnellen, schmerzfreien DIY-Reparatur sollte man vllt doch auf vorgefertigtes Material zurückgreifen.

    b) Das falschrum (!!) eingebaute 2. Expansionsventil hat mich echt lange aufgehalten, aber wer rechnet schon mit sowas?

    c) Der vorgeschädigte Saugflansch, der im Endeffekt bei leichter Berührung abbrach, kostete ebenfalls nochmal enorm Zeit und Geld, da beim 6.3 der Kompressor dafür raus muss, und in dem Falle auch gleich komplett getauscht wurde.

    d) Überhaupt - der 6.3. Mamma mia! Wie oft hab ich jetzt geflucht, weil alles so ENG ist und man sich zigmal Spezialwerkzeug basteln muss, um an alle Schrauben etc ranzukommen. Schrööööööcklich!

    e) Lohnt sich das selber reparieren? Kommt drauf an: wenn man einen guten Klimaservice in der Nähe hat, dann nein. Hat man dagegen (viel) Zeit, Energie und die richtigen Werkzeuge (Manometer, Vakuumpumpe, Kontrastmittel , Lecksucher, R134a, zöllige Schieber, ähh Schlüssel, etc ...), dann kann man sich dranwagen. Ist im Ende ja keine SpaceX Technologie...


    In diesem Sinne hoffe ich, dass der Beitrag etwas geholfen hat, die Klimaanlage und deren Befüllung zu enträtseln, dem einen oder anderen Mut zu machen, sich selber ranzuwagen, und last but not least, euch etwas Unterhaltung für das Sommerloch zu bereiten :)


    Cool greetings,

    Tom

  • Hallo Tom, 1000 Dank. Ich hab keine Ahnung, wie komplex die SpaceEx-Technologie ist, aber ich weiss jetzt, wie ICH sicherstellen muss, dass die Klima irgendwann wieder tut, was sie soll.

    Ich kümmere mich jetzt um Alles.... außer Klima!

    BG Oliver;)

    Olli


    ..mit DER Lösung kann ich nicht leben, ich will mein Problem zurück..... :thumbup:

    • Official Post

    Einen hab ich noch...


    Ihr erinnert euch sicher an mein Problem, den Klima-Keilriemen anständig zu spannen. Mit etwas Nachdenken bin ich nun auf folgende Lösung gekommen:

    Eine 13 Nuss auf die Mutter des Umlenkrollenbolzen gesteckt. Gegen die kann man dann (mit etwas Glück) ein Stemmeisen setzen und somit das Ganze ganz brauchbar spannen.

    VG Tom