"Verbesserungsmöglichkeiten" 220 Motor M127 - Gedankenspiele

  • Guten Tag Zusammen


    Ich wage mal ein paar naive Fragen zum Thema Leistungssteigerung, Verbesserungspotenzial, Möglichkeiten zum Motor M127.

    Hintergrund ist, dass im kommenden Herbst die Motorrevision meines doch sehr ölversoffenen 220SEs ansteht. Zwar ist Öl billiger als so eine Instandsetzung und ich könnte wohl einmal bis zum Mond und zurück, bis sich das rechnet, aber es geht mir auch um den Gestank, den der Wagen verbreitet. Wenn erst mal alle wieder ihre Masken abnehmen, steh ich mit runtergelassener Hose da und muss mir sicher blöde Kommentare anhören - darauf hab ich keine Lust. Zudem mag ich es, wenn ein Motor nach guter Verbrennung riecht.


    Wenn man also schon Geld in die Hand nimmt, was kann man denn tun, um, sagen wir mal, die nominellen 120PS so munter wie möglich zu gestalten?

    Der Kopf ist bereits revidiert worden und das sehr anständig, daher wollte ich den nicht nochmals machen lassen. Natürlich kommen einem polierte Ansaugkanäle, erleichterter Ventiltrieb bzw. klassisches Feintuning als erstes in den Sinn.


    Wenn ich ohnehin Übermass bohren lassen muss, könnte man mit dem Hubraum etwas anstellen?

    Könnte man die Verdichtung moderat erhöhen?

    Sollte man gleich einen anderen Kopf planen (also einplanen, nicht glattplanen), um zB auf den Umbau von 2- auf 6-Stempel hinzuarbeiten, quasi den Motor pagodisieren oder 250erisieren? Aber da sind wir schon bei 7-fach Lagerung usw und dann kann ich besser gleich einen 250 machen lassen.


    Wie gesagt, es sind naive Fragen und vielleicht ist der M127 ein solch grober Block, dass das Wort "Leistungssteigerung" zu dem Motor in etwa so gut passt wie "Po-Straff-Training" zu einer 90-Jährigen, aber vielleicht ist es ja kein ganz uninteressantes Thema (also der M127, nicht die 90-Jährige) um mal ein bisschen zu spinnen und sinnieren.


    Was ich nicht will: Umbau auf komplett andere Maschine, dann mit Achsen usw. Es soll im Grunde ein 220 bleiben. Nur einer, der so gut wie irgendwie möglich läuft.

  • Hallo Paul,


    ich würde da keine grossen Gedanken verschwenden ( auch wenn's Spass macht :) ). Die grösste Leistungssteigerung hatte ich bei meinem 220er 10 jahre nach Motorüberholung, da habe ich nämlich die Einspritzpumpe zu Hans (aleha) geschickt und überholen/einstellen lassen. Als ich die wieder eingebaut hatte, habe ich gedacht ich hab' ein Rennpferd unter'm Hintern... mir reicht die Spritzigkeit des Motor's jetzt vollkommen aus!

  • Hallo Paul,


    ich würde da keine grossen Gedanken verschwenden ( auch wenn's Spass macht :) ). Die grösste Leistungssteigerung hatte ich bei meinem 220er 10 jahre nach Motorüberholung, da habe ich nämlich die Einspritzpumpe zu Hans (aleha) geschickt und überholen/einstellen lassen. Als ich die wieder eingebaut hatte, habe ich gedacht ich hab' ein Rennpferd unter'm Hintern... mir reicht die Spritzigkeit des Motor's jetzt vollkommen aus!

    Hört sich sehr gut an, macht die Überholung der Einspritzpumpe tatsächlich so viel aus..?!


    Gruss


    Peter

  • Hallo Peter,


    ich würde sagen, dass kommt auf die Pumpe an. Wenn Deine noch keinen Verschleiss und immer noch die Werkseinstellung hat, wird wohl kaum ein Unterschied zu merken sein. Bei mir war es jedenfalls spürbar, er zieht gut an und auch jenseits von 110km/h merkt man Beschleunigung wenn man auf's Gas tritt... das behäbige aus dem Quark kommen ist einfach weg :)

  • Hi Ingo


    Meine ESP ist neu bzw. NOS, deswegen habe ich sei damals noch prüfen lassen (in Berlin), Befund negativ, also Pumpe gut. Allerdings weiss ich tatsächlich nicht, wie gut die Düsen noch sind. Mein Plan war aber ohnehin, Pumpe samt Verteilerstücken und Düsen in Hans' Hände zu geben, während der Motor draussen ist.

  • Mein Plan war aber ohnehin, Pumpe samt Verteilerstücken und Düsen in Hans' Hände zu geben, während der Motor draussen ist.

    .. das ist sicher eine gute Entscheidung, die EP alleine ist es ja nicht immer. Meine Verteilstücke hat Hans wieder durchlässig gemacht und die Einspritzventile vom Prostatakrankheitsbild geheilt :)

  • Hallo Peter,


    ich würde sagen, dass kommt auf die Pumpe an. Wenn Deine noch keinen Verschleiss und immer noch die Werkseinstellung hat, wird wohl kaum ein Unterschied zu merken sein. Bei mir war es jedenfalls spürbar, er zieht gut an und auch jenseits von 110km/h merkt man Beschleunigung wenn man auf's Gas tritt... das behäbige aus dem Quark kommen ist einfach weg :)

    Danke Ingo, eigentlich bin ich mit dem Motor soweit zufrieden. Das deiner ab 110km/H nochmal richtig kommt, ist bemerkenswert, das ist bei meinem gar nicht so. Ab 100 wirds auch schon etwas zu laut.


    Gruss


    Peter

  • Hallo, ich habe diesen Plan verfolgt, der meinen Motor in der Oldtimer-Praxis 02/2021 zeigt.


    Ich versuche, mit den beteiligten Gewerken den bestehenden Motor so präzise wie es geht zusammenzusetzen. Mit den längeren Pleuel wird ein besserer Drehmomentverlauf erreicht, die Kolben haben den maximal zulässigen Kolbenüberstand, um keine Verdichtung zu verschenken. Die ausgewählte Kolben-Pleueleinheit wiegt die Hälfte der Originalteile. Die Auswuchtung des Kurbeltriebes ist natürlich obligatorisch. Die nur vierfach gelagerte Kurbelwelle profitiert von der Erleichterung der beweglichen Teile erheblich. Der Kopf ist ausgelitert und die Ventile stehen so hoch im Kopf, wie es geht, auch wegen der Verdichtung. Der Kopf selbst kommt vom 250SL wegen der größeren Ventile und hat eine neue Nockenwelle bekommen, die den Gaswechsel verbessern soll, im Prinzip eine weiter verbesserte Welle des 230SL. Der Motor selbst hat nun knapp 2.4 Liter Hubraum. Die Pumpe ist von Hans komplett überholt worden incl neuer Pumpenelemente, damit lässt sich die Fördermenge im Prinzip fast ohne Streuung einstellen, weil einfach kein Verschleiß vorliegt.


    Noch ist der Plan nicht aufgegangen. Der Motor wird im Moment von mir komplettiert und ich hoffe, in zwei Wochen eingebaut. Natürlich folgt dann das Einfahren des Motors auf der Rolle inklusive Kontrolle der Verbrennung mittels Lambdasonde und weiterer Sensorik. Wenn alles gut läuft, machen wir natürlich auch eine Leistungsmessung, die wir mit den Werten von 1963 vergleichen können.


    Auf diesem Wege machen wir kein echtes Tuning unter dem Vorsatz einer Leistungssteigerung. Wir haben uns darauf verständigt, den Motor innerhalb seiner Grenzen einfach an jeder Stelle zu optimieren, und Toleranzen so einzustellen, dass sie uns zu Pass kommen. Ich hoffe, damit zu einem sehr agilen Triebwerk zu kommen. Ob die Kosten und der Gesamtaufwand dem Erfolg gegenüberstehen, wird sich zeigen. Ich freue mich aber jeden Tag drauf, das zu erfahren.



    Gruß, Martin

    --
    Hauptsache man ist gesund und die Frau hat Arbeit

  • Hi Martin


    Das ist sehr interessant, vielen Dank!


    Über neue Kolben hatte ich mich mit meinem Motoreninstandsetzer ohnehin schon unterhalten, auch weil der andere Kolbenringe als die originalen verwenden möchte (schmalere, etwas modernere Fertigung). Werd mit ihm das Thema "Diät" mal ansprechen.

  • Hallo, die Kolben bringen glaube ich eine ganze Menge. Die Kolben, die heute für den M127 geliefert werden entsprechen immer noch dem technischen Standard von 1963. Ich würde diese Tonnen niemals einbauen. Wir haben bei unseren Kolben fast nur "oben" gespart, also wenn man genau hinschaut, ist das Hemd unten fast so lang wie beim OE-Teil. Aber die Höhe nach Oben wurde drastisch reduziert, und um den selben Betrag das Pleuel verlängert. Die Technologie der Kolbenringe hat sich sehr weiter entwickelt und funktioniert natürlich auch in neuen Motoren, genau, wie man nach einer Motorüberholung problemlos Vollsyntheseöl fahren kann. Gruß, Martin

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    Hauptsache man ist gesund und die Frau hat Arbeit