Wer hat seine Flosse am längsten....im Besitz...

  • Wir können den Restaurierspieß ja mal umdrehen...


    Mein 190er habe im Februar ´93 gekauft.....halbes Jahr gefahren...zwangsweise restauriert...gefahren,gefahren....gefahren....und noch so ein paar ´Gschichten...


    B-kloppt----:cool:

    mfg Bos´n


    Regionaltreff Münsterland(Gebietsvertretung Nordwestliches MSland ;) )


    jeden 3.Mittwoch im Monat

  • Meine Flosse habe ich 1989 gekauft. Die Motivation war weniger Oldtimer-Liebhaberei, sondern eine recht pragmatische Erwägung.


    Ich hatte im Jahr zuvor für die Semesterferien einen Sommerjob in Finnland angenommen. Die Anreise dorthin musste ich allerdings selber finanzieren. Mein Auto war ein 2CV mit nur zwei Sitzen. Die Rückbank war ausgebaut, um Gepäck unterbringen zu können. Zwei Sitze hieß, man konnte zwecks Teilung der Fahrt- und vor allem der Fährkosten mit einem Mitfahrer oder eine Mitfahrerin kalkulieren. Oder, wie in meinem Fall, auch mit niemandem. Es war vielleicht auch etwas naiv, darauf zu spekulieren, dass jemand freiwillig in einem 2CV nach Finnland fahren möchte.



    Das waren düstere Aussichten für die nächsten Sommer. Den Job wollte und konnte ich weiter machen. Aber nicht mit diesem Auto.


    Ich hatte nach sechs Enten-Jahren auch genug von dieser elenden Rostbeule, nassen Hosenbeinen bei Regen, drei Pullovern übereinander im Winter und den Lastwagen, die einem auf der Autobahn vor sich hin jagten. Irgendwann ist es Zeit erwachsen zu werden.


    Die Flosse habe ich bei einem Besuch meiner Eltern entdeckt. Sie stand auf dem Parkplatz der Dorftankstelle mit einem 'Zu Verkaufen'-Schild hinter der völlig verdreckten Windschutzscheibe. Ein Blick durch die Fenster offenbarte: viel Platz. Der Kofferraum schien, von außen betrachtet, riesig. Und dann war da noch die Aufschrift "200 D". In Finnland durfte man bis 1998 als Ausländer ganz legal mit Heizöl fahren. Polttoölji gab es an jeder Tanke. Primär wohl dafür gedacht, mal schnell einen Kanister für die Ölheizung der Sommerhütte mitzunehmen. Und natürlich war das Polttoölji deutlich günstiger als der sauteure, regulär besteuerte Sprit.


    Der Besitzer der Dorftankstelle hatte die Flossen-Schlüssel und eine hydraulische Hebebühne. Die tat sich allerdings schwer mit der Flosse. Der Maestro fluchte, ließ den Wagen wieder runter und öffnete den Kofferraum. Jetzt war mir auch klar, warum die Karre so eine erstaunliche Schräglage nach hinten hatte. Der Kofferraumboden war mit hunderten Marmorkugeln in der Größe von Tischtennisbällen bedeckt. Die Erklärung dafür bekam ich erst später. Der Noch-Besitzer des Prachtstücks war auch Student und jobbte in einer Tonmühle. Da hatte er die Kugeln mitgehen lassen. Und er wohnte in einer sehr steilen Straße. Das Gewicht der Marmorkugeln sorgte bei Schneefall für die nötige Traktion.


    Okay, die Karosserie war hier und dort ein bisschen rostig. Der Innenraum müffelte etwas modrig. Auch der frische TÜV-Prüfbericht aus dem benachbarten Rheinland-Pfalz hätte mich stutzig machen müssen. Denn dort fuhren hessische Autobesitzer hin, die in ihrem eigenen Bundesland nie und nimmer eine Chance auf eine Plakette gehabt hätten.


    Aber die Sonne schien, der Motor sprang sofort an und das Fahrgefühl hatte, im Vergleich zum 2CV, etwas Erhabenes.


    Zwei Jahre durfte ich sorgenfrei Flosse fahren. Jeden Sommer mit vier Leuten nach Finnland und zurück. Pro Jahr kamen locker 40.000 Kilometer zusammen. Es gab Reparaturen. Aber das waren nur Kleinigkeiten. Ansonsten funktionierte der Wagen klaglos. Ich genoss die Heizung im Winter und - bei offenen Fenstern - das schattige, große Dach im Sommer.



    Dann drohte der nächste HU-Termin und es war schnell klar, dass selbst der gutmütigste Prüfer zum Kratzwerkzeug für die Plakette greifen würde. Endgültig.


    Die Entscheidung, die Flosse zu retten, fiel meiner Freundin und mir recht leicht. Und das obwohl der Anblick nach dem Entfernen des U-Schutzes ernüchternd war.



    Aber der anschließende Einsatz hat sich gelohnt. Nach zwei Jahren war der Wagen wieder auf der Straße. Wir fahren ihn immer noch im Alltag. Jedes Jahr um die 10.000 Kilometer. Nur wenn Salz auf der Fahrbahn ist, hat die Flosse Zwangspause. Aber das ist in den letzten Jahren nicht oft passiert.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass die Flosse und ich miteinander alt werden. Die Rundumsicht ist, selbst mit einem immer steifer werden Hals, phantastisch. Und wenn ich auf fremdem Terrain, wegen der doch langsam nachlassenden Reaktionsschnelligkeit, mal keine Lust habe, die erlaubte Höchstgeschwindigkeit bis zum letzten km/h auszuschöpfen, ist das auch kein Problem. Schließlich ist die Flosse ein Oldtimer. Die kann halt nicht schneller.


  • Ich könnte nur mit 108ern mitmachen ;)

    Meinen Stolle 108er habe Ich 1989 Gekauft aber er wurde vor ca 15 Jahren Gestohlen :( ..Gehört aber noch Mir und meinen Pollmann 108er habe Ich seit 1994 :)


    Gruss

    L.joern

  • Netter Thread von Bos'n und Schöne Story von Yoho, immer schön zu hören, dass die Flossen auch Automobile waren ( oder sogar noch sind ), mit der Betonung auf mobil :)


    Ich kann mit selbstgekauft im September 1986 mitbieten, meine Story dazu war ja in der 114.

    Aber solche Geschichten wie von Yoho wollte ich eigentlich damit auch initiieren, wo kommen Eure Autos so her. Mal sehen was noch so berichtet wird.


    Gruß Uli

    Uli aus München, 220b, BJ.65

  • Netter Thread von Bos'n und Schöne Story von Yoho, immer schön zu hören, dass die Flossen auch Automobile waren ( oder sogar noch sind ), mit der Betonung auf mobil :)

    ...


    Gruß Uli

    Das "mobil sein" kostet aber auch seinen Preis. Für Oldtimer-Treffen oder die gepflegte Sonntagsausfahrt mit anschließendem Plausch ist unsere Flosse eher ungeeignet.

    Ich kann zwar durchaus nachvollziehen, dass es Spaß macht, so einen Wagen 'all original' wieder aufzubauen. Bis hin zu den Aufklebern und Plaketten, von denen mir sicherlich die eine oder andere fehlt.

    Aber das war nie das, was ich wollte. Ich wollte fahren, und mir keine Gedanken machen müssen, wenn ich zwei Boote aufs Dach, Paddel und Packsäcke in den Kofferraum und drei Kinder auf die Rückbank packe. Und ja, die dürfen auch im Auto essen und ihre Klamotten sind nach so einem Ausflug weder sauber noch trocken.



    Ich möchte auch nicht tagelang alles Mögliche überprüfen müssen, bevor wir den Wohnwagen anhängen und nach Skandinavien, Schottland oder über die Alpen fahren.




    Das bedeutet nicht nur, dass die Flosse regelmäßig in die Inspektion kommt, bei der immer ein zweites Paar Augen und Hände mit dabei ist.

    Sondern das heißt auch, dass wie Kompromisse eingegangen sind.


    Alles, was verschweißt ist, also die Rohkarosse, wurde penibel restauriert, Nähte verschmiert, Hohlräume aufgebohrt und versiegelt. Bei den Hauben waren wir auch noch sehr ordentlich dabei. Aber als es Anfang der neunziger Jahre an die Türen ging, war das zurückgelegte Geld für die Restaurierung verbraucht. Die Türen haben wir gepfuscht.

    Der Pfusch hat, dank Unmengen an Mike Sanders, immerhin fast fünfundzwanzig Jahre gehalten.

    Zwischenzeitlich hatte ich bei einem Pfingsttreffen in Ornbau gut erhaltene Reservetüren mitgenommen.



    Auf der Fahrerseite sind sie bereits mit aller Sorgfalt restauriert und eingebaut. Die Beifahrerseite muss noch etwas warten.


    Sitze und Türpappen sehen genauso alt aus wie sie sind.

    Die Teppiche werden einmal im Jahr gebadet. Den Rest der Zeit sind sie staubig.

    Der Bremskraftverstärker ist eine Nummer größer als das Originalgerät, weil meine Frau mit dem alten keine Blockierbremsung schaffte. Und die fährt die Flosse genauso gerne wie ich.

    Die Reifen sind 14 Zöller. Ich finde die 13-Zoll-Felgen schöner. Ich hab sie auch da, inklusive der Radkappen und der Zierringe. Anfangs ging das noch.



    Aber umso voller der Kofferraum und umso größer der Wohnwagen wurde, desto schwammiger lag das Gespann auf der Straße. Als selbst meine Frau, die sonst wirklich hart im Nehmen ist, Bedenken anmeldete - Sie fände es doch ganz schön, wenn das Gespann dahin fährt, wo sie gerade hin lenkt. – waren die Tage der 13-Zoll-Felgen und Reifen gezählt.

    Auch die Dreipunktgurte auf der Rückbank inklusive Kopfstützen sind ein Zugeständnis an die Sicherheit. Die Kinderköpfe wanderten erschreckend schnell über die Oberkante der Rückbank hinaus. Vorne hatten die Sitze von Anfang an Dreipunktgurte und Kopfstützen. Ohne wollten wir beide nicht fahren.

    Der Ernstfall ist auch schon passiert, als eine schwere Enduro in voller Fahrt mit einem schlafenden und bekifften Fahrer im Sattel auf den Wohnwagen auffuhr.



    Wir und die Flosse haben Blessuren zurückbehalten, aber die Sache, genau wie der Fahrer der Enduro, überlebt. Nur der Wohnwagen war danach, trotz seiner stabilen Konstruktion, ein wirtschaftlicher Totalschaden. Wir hatten keinen Nerv mehr, den zu reparieren. Das hat dann jemand übernommen, der den Schrott gekauft hat.


    Ziel ist, dass die Flosse so gut aussieht, dass es immer für das H-Kennzeichen reicht. Der Prüfer, der den Wagen seit Jahrzehnten abnimmt, sagt früh genug Bescheid, wenn er etwas grenzwertig findet.

    Ansonsten steht aber ganz klar der Zustand der Technik im Vordergrund.

    Momentan kommen bei Lastwechseln manchmal unschöne Geräusche aus dem Bereich der Hinterachse. Eine genaue Analyse lohnt sich kaum. Die letzte Überholung ist etwa 500.000 Kilometer her. Und schon der Erstbesitzer ist die Flosse mit Hänger gefahren. Ein "Landwarenhändler" aus Bayern.

    Meine Stammwerkstatt hat noch ein paar Achsen liegen, die viel weniger Kilometer – ohne Hänger - gelaufen haben. Wir machen eine davon schön und dann kommt die drunter.



    Vielleicht ist dann erst mal wieder Ruhe. Zeit , einfach nur das Reisen mit der Flosse zu genießen.

  • Moin Yoho,


    deine Berichte lesen sich sehr gut.🤭🤭.

    Danke dafür.

    Aber "Die letzte Überholung ist etwa 500.000", mich interessiert nun doch Mal, wie viel die Flosse auf der Uhr hat? :/:/.

    Abgesehen davon, bin ich deiner Meinung das so ein "Automobil" so wertvoll der auch ist, nicht zur Immobilie verstauben sollte.


    Gruß Jörg

    Gruß aus dem Sauerland


    Jörg

  • Aber "Die letzte Überholung ist etwa 500.000", mich interessiert nun doch Mal, wie viel die Flosse auf der Uhr hat? :/:/.

    ...


    Gruß Jörg

    Als ich die Flosse gekauft habe, klebten in der Heckscheibe die Fragmente eines Aufklebers: "Mercedes-Benz Diesel Pkw – 500.000 km".

    Vielleicht weiß jemand hier im Forum, wann diese Vielfahrer-Aufkleber verliehen wurden. Ein Foto habe ich davon leider nicht.


    Die Hinterachse wurde ein Jahr vor dem Verkauf vom Vorbesitzer überholt. Was da genau überholt wurde, weiß ich nicht mehr, aber es hat immerhin bis jetzt gehalten und ist so dicht, dass ich nur alle 10.000 Kilometer bei den Inspektionen etwas Öl ins Differential füllen muss.


    Seit dem Kauf 1989 konnte ich die Kilometerleistungen nachschlagen. (Um eine Tabelle einzufügen, reichen meine Kenntnisse der Forensoftware nicht. Deshalb ein Screenshot als jpg.)