Wie wurde ein Ponton (und möglicherweise andere MB-Modelle) lackiert?

  • Ein dumme Frage, die ich in meinem Kopf habe. Ich muss wahrscheinlich mehr arbeiten. :thumbup:


    Wenn ich mir Werksfotos der Produktion des Ponton sowie späterer Modelle ansehe, scheint es, als wäre das Chassis komplett mit Kotflügeln, Türen, Motorhaube und Kofferraumdeckel lackiert, Tauchbadlackierung.


    Dies würde erklären, warum Schrauben usw. in der Fahrgestellfarbe lackiert und nicht durch Anziehen in einem späteren Montageprozess sozusagen zerstört wurden. Aber in einem solchen Fall waren die Gummidichtungen zwischen Kotflügeln und Fahrgestell dem Auto auch ins Lackbad?


    Da der Kofferraum und bei einigen Modellen auch der Motorraum seidenmatt dunkelgrau ist, bedeutet dies, dass sie es „gewagt“ haben, diese Teile danach zu sprühen?! Gleiches gilt für die Farbe in den Coupés der meisten Pontons, die ich gesehen habe. Dieses Braun-Grün ist auf dem Boden und an den „Wänden“ unter den Vorder- und Rücksitzen zu sehen. Und mein 219 Handschuhfach war seidenmatt schwarz (oder dunkelgrau?!). Klingt nach viel Maskierung.


    Wenn man sich das Vorher-Bild meines zerlegten 219 ansehen, kann man auch sehen, dass das Coupé nicht nur diesen braungrauen Lack hat, sondern auch blaue Spritzspuren usw. (mein Auto wurde mit DB040 geliefert und hatte es immer ).


    Kann jemand das erklären?

  • Hallo Håkan,


    ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Ponton 190D Bj. 58 nicht tauchlackiert oder tauchgrundiert wurde. Auf den Innenseiten von A-Säule und Schweller war keinerlei Farbauftrag zu finden. Der Innenraum war bei meinem Fahrzeug größtenteils grau lackiert, aber es fand sich auch Spritznebel der Außenfarbe Mittelrot. Unter den Scharnierbefestigungen der Türen an der A- und B-Säule war nur Grundierung. Deshalb vermute ich, dass zumindest die Türen beim Lackieren eingebaut waren.


    Grüße aus Aalen


    Uwe

  • Hi Hajo,




    Gruß


    Florian


    (der grade seine Lackbibel sucht, und mal beruflich mit PKW Großserienlackierung zu tun hatte)

  • Beim Farbton auf dem letzten Bild bin ich mir zu 95% sicher, dass es weißgrau ist, damals ugs. Metzgersgrau genannt. Farbnummer habe ich gerade nicht bei der Hand, irgendwas um DB 158. Gab es sz. auffällig bei den kleinen Breitkühlern.


    mfg

    Carl

  • Interessant, dass dies lebendig wurde! Ich habe seitdem einige Fortschritte in dieser Angelegenheit gemacht, aber ich habe keine klare Antwort erhalten und hatte definitiv nicht die Zeit, etwas zu schreiben.


    Ich bin mir ziemlich sicher, dass MB während ~1960, als die Pontons parallel zu den Heckflossen hergestellt wurden, Tauchlackierung verwendete, was auch von MB Classic bestätigt wird. Dies ist auch in der Bildergalerie der ersten Frage sichtbar. Dies beantwortet jedoch nicht, wie sie den Kofferraum dunkelgrau und die Motorräume einiger Modelle schwarz lackiert haben.


    Und, auch von MB Classic zusammen mit einigen Bildern:

    In der Lackierung 1955-1960 führte man für die Grundierarbeiten teilweise elektrische Spritzanlagen ein. Pneudraulische Spritzgeräte für luftloses Spritzen von Lacken wurden eingesetzt, wodurch eine Steigerung der Qualität der Lackierung erzielt werden konnte, da die Preßluft mit ihren vielfachen Verunreinigungen, wie Wasser und Öl, entfiel. Immer häufiger wurden, dem damaligen Modetrend folgend, zweifarbige Lackierungen ausgeführt.

  • Hallo,


    also in Sindelfingen wurde im Februar 1963 eine ganz neue Lackierung (übrigens noch heute Bau44) eingeführt. Dies ging meines Wissens einher mit der sogenannten Vorbehandlung sprich Grundierung im Tauchbad. Davor war es wie oben beschrieben „händisch“: Der Decklackauftrag erfolgte ab 02/63 dann auch teilweise per Hand und die Kofferräume wurden dann am Ende in dunkelgrau lackiert. Separat lackierte Radeinbauten wie oben dargestellt sind somit vermutlich noch in der „alten“ Lackierung bis 02/63 erfolgt. Die Flosse wurde somit in beiden Prozessen lackiert. Zum Modelljahr 1965 wurde dann auch die Halle 36 eingeweiht, in der bis heute z.B. der W213 läuft. Zuvor war die Montage in der Halle 9 untergebracht, die heute Teil des Presswerkes und des Karrosseriebaues ist.
    Ich habe aber keine genauen Infos ob dieser Übergang (Lackierung) „ scharf“ war oder ob eine gewisse Parallelproduktion lief. Ich vermute eher nicht, da Neubau. Anders war z.B. die Umstellung auf Wssserlack, die „linienweise“ sukzessive ab 1993 bis 1994 erfolgte.


    Besten Gruß