Die unendliche (Leidens-)geschichte - Autozulassung in Italien

Hallo Frank,

ach im Moment habe ich erstmal die Schnauze voll... die Reparatur verschiebe ich auf den Frühling, ist ja doch einige Arbeit. Gerd Batke hat mir freundlicherweise eine Bremsträgerplatte zugeschickt, aber um die einzubauen muss die linke Steckachse raus... Und dann muss ich noch die ganzen weiteren Ersatzteile besorgen (Spreizschoss, Handbremsseil, Radlager Dichtsatz, etc...). Spreizschloss scheint übrigens NML, das wär dann ein grosses Problem.

Aber zumindest bis Ornbau dies Jahr soll Captain Henry dann endlich italienisch getüvt und zugelassen sein (sofern Ornbau stattfindet).

Danke übrigens auch an die anderen Poster, die mir oben schon Mut zugesprochen haben. Den hatte ich nämlich zwischenzeitlich schon verloren.

Grüsse, Tom

Quote from Insulaner

"Failure is not an option !"

Da halte ich auch mit Ed Harris. Übrigens einer meiner absoluten Lieblingsfilme, den ich bestimmt schon 20 Mmal geschaut habe

Quote from Gerd.Batke

wenn es an der Verfügbarkeit des Spannschlosssatzes (114 586 01 42) hängen sollte, dann melde Dich nochmal.

Davon sollte ich ein neu galvanisiertes Teil im Keller haben....

Hallo Gerd,

vielen Dank für dein Hilfsangebot, da komme ich eventuell drauf zurück.

Viele Grüsse, Tom

Hallo Paul,

ein paar Ersatzteile habe ich schon bekommen (Bremsseil und Kleinteile von MB, Ankerplatte und 114xxx Spreizschloss von Gerd), aber leider hat MB den Bremszug geändert, so dass ich nun auch noch ein 115er Spreizschloss beim vdh ordern musste. Wenn das Teil geliefert wird (ist das Letzte verfügbare...), dann kann ich mich an die Reparatur machen. Grosse Lust habe ich nicht nach dem ganzen Trouble in der Vergangenheit, aber irgendwann muss der Captain ja mal fertig werden....

Danke jedenfalls für die Nachfrage, ich werde von der Rep berichten.

Grüsse aus der "zona rossa" (rote Zone - Lockdown in der Lombardei)

Tom

Salve Cristian,

no, sono Tedesco E parlo solo un poco italiano. Lo so molti paroli di macchina come parabrezza, freno di mano (ugh..), olio di motore, targa, certificato di circulazione (..uh!), dadi, bulloni, e che.

Di dove lei, a Belluno? E presso di Venezia, si? Sono a Lago di Como. E possibile parliamo inglese? Hai anche uno Mercedes storico?

Ciao,

Tom

Ihr wartet sicher alle auf ein paar Updates. Tja, es geht in Pilgerschritten voran (zwei Schritte vor, einer zurück ...). Zuerstmal: nein, Captain Henry ist noch nicht zugelassen, aber ich hoffe auf dem Weg zu sein.

Zuerstmal zur Reparatur der Hinterachse: Wie ihr weiter oben gesehen habt, war die Gussnase der Bremsträgerplatte rausgebrochen. Warum das passiert ist? Keine Ahnung. Vielleicht hatte der Vorbesitzer die langen Radschrauben mit Stahlfelgen benutzt und eine der Schrauben hat an der Nase blockiert und sie damit vorgeschädigt? Kann sein.

Also ran an die Bremse. Erstes Problem: die Bremsträgerplatte für den W109 ist nml. Und auch die für den 108er ist scheinbar nicht mehr zu bekommen. Gerd Batke Gerd.Batke war jedoch so freundlich, mir eine seiner 108er Platten zuzuschicken, so dass ich evtl. nur die Gussnase umbauen kann, da die bei beiden Ausführungen gleich ist (Gussnummer 108 428 0208). Dazu musste erstmal die gebrochene Nase bzw deren Halter aus der 109er Platte raus, was noch im eingebauten Zustand ging:

Die Trägerplatte hatte sich allerdings in der Aufnahme der Nietbolzen verbogen, und aus dem urspünglichen 8mm Loch war ein 10mm "Ei" geworden. Da konnte man keine neue Nase zuverlässig und dauerhaft drauf befestigen... Mist!

Also hab ich mich entschlossen, die Platte auszubauen, ist aber ne blöde Arbeit weil dazu die linke Achswelle raus und das Radlager ab muss. Mit einem Ausziehwerkzeug (Schlaghammer mit passendem Nabenadpater) ging die Welle aber überraschend leicht raus.

Das Radlager selbst war aber weder mit Gewalt, guten Worten oder Heissluftgebläse abzuziehen (ok ich hätte noch den Gasbrenner versuchen können). Das hier klappte jedenfalls nicht:

Also musste die neue Bosch Professional Flex ran (mit X-Lock Schnellspannsystem, geil), um das Lager aufzuflexen. Dort ist aber wenig Platz zum flexen ist und man sollte tunlichst vermeiden, in den polierten Bereich, wo der innere Wellendichtring sitzt, reinzusäbeln (räusper, bin knapp dran vorbei...). Die letzten Schnitte habe ich dann mit einer kleinen Druckluftflex gemacht (5cm Scheibe). Aus dem Lagerkäfig ist übrigens ein schönes Armband geworden, habt ihr vllt in der Galerie gesehen....

Gerd hat mir übrigens auch seinen Nutmutternschlüssel aus D zugeschickt, damit ging die Muttter wirklich problemlos runter, danke Gerd!

Ist schon ne ganz schöne Keule, so eine Achse:

Wenn man dann die beiden Trägerplatten vergleicht, sieht man, dass bei der W109 Platte der Kragen etwas höher steht, vermutlich, weil mein früher 6.3 hinten innenbelüftete Scheiben hat. Trotzdem habe ich mich entschlossen, die ansonsten baugleiche 108er Platte zu verbauen, gab ja keine Alternative. Hier sieht man die Unterschiede:

Für den Zusammenbau musste auch ein neues Tonnenlager rein (Standard beim 6.3). Das von Mercedes war aber mit 125 Euro sehr teuer, ausserdem verlangt Autohaus Bald auch noch 35 Euro Versandkosten dafür - zuviel! Hab dann eins bei AMS Hagen bestellt, das kam nur 65 Euro plus 20 Euro Versand.

Natürlich kam auch ein neuer MB Dichtsatz mit rein, ebenso ein gebrauchtes 114er Spreizschloss, dass ebenfalls Gerd the Wizard aus seinem Fundus zauberte . Allerdings hatte ich die Rechnung ohne Mercedes gemacht, die in ihrem ständigen Bestreben nach Produktverbesserung (...?) die Aufnahme am neuen Handbremszug so geändert hatten, dass sie nicht zum originalen 114er Spreizschloss passte (Gabelaufnahme vs. Ösenaufnahme). Mit etwas Glück gelang es aber, beim vdh das letzte passende 115er Spannschloss zu ergattern.

Neue Handbremsbacken drauf, alles eingebaut. Besondere Beachtung muss man den Ausgleichsscheiben an der Bremssattelhalterung widmen, wenn man einen Wagen mit Bremsniederhaltung hat: diese Scheiben sind so zu wählen, dass der Bremssattel mittig zur Bremsscheibe steht, da durch die unterschiedlichen Umlenkpunkte von Achse und Niederhaltung dies nicht automatisch der Fall ist! Bei meinem 6.3 hatte offenbar niemand drauf geachtet, jedenfalls waren beim Ausbau keine Scheiben zu finden, dafür Schleifspuren der Bremsscheibe am Sattel. Und ich hatte mich in der Vergangenheit schon oft gewundert, warum der Captain mit hochgefahrener Federung beim Rückwärtsrangieren plötzlich von selbst bremste.... jetzt weiss ichs...

So siehts dann aus, wenn passende Ausgleichsscheiben montiert sind (WHB 42-3/4):

Bei der Kontrolle dieser Einstellung auf der Beifahrerseite fiel mir dann auf, dass die Staubschutzmanschette des Bremssattels h.r. gerissen und der Kolben etwas schwergängig war. Grummel! Also noch beim Autodoc zwei ATE Überholsätze plus ATE Bremsenpaste geordert, beide Bremssättel (wieder) ausgebaut und überholt.

Das Rauspressen der Bremskolben geht prima mit dem Einspritzdüsentester, wenn man sich eine passende Adapterleitung bördelt:

Nur sollte man zum Auspressen keinen Diesel o.ä. nehmen, sondern Alkohol. Geile Arbeit! Meine Werkstatt roch den ganzen Tag wie eine Kellerbar

Beim Wiedereinsetzen der Kolben ist das berühmte 20° Einstellmaß zu beachten, hier sichergestellt durch die auf Pappe aufgeklebte Schablone der Bremskolbenlehre. Da ich nicht sonderlich gut bin in dreidimensionalem Denken, hat es diverse Skizzen, Studium vom WHB und ATE Einbauanleitung etc gebraucht, bis endlich alles passte:

Danach noch neue ATE Klötze auf beide Sättel, die sind ja unglaublich günstig, der Satz keine 30 Euro, Bremse entlüftet und damit erstmal fertig.

-> weiter gehts im nächsten Post, wenn ihr noch Energie zum Lesen habt

Ja und nachdem die Arbeit getan war, will ich diesmal kein Risiko eingehen, wieder wegen der Bremse durchzufallen. Also sollen sie vorher auf einem Rollenprüfstand gecheckt werden. Dazu brauch ich allerdings ein Kurzzeitkennzeichen für ein paar Tage, da der Wagen ja nicht angemeldet ist. Deswegen habe ich diesbezüglich die Agentur in Turin angeschrieben. Antwort war typisch italienisch : "No, non possibile" (Nicht möglich). Die Zulassungsstelle gibt die Nummer nur für den Tag der Prüfung aus, und da die Prüfung immer vormittags im 200km entfernten Turin stattfindet, geht das natürlich nicht. Bürokratie...zum Haare raufen.

Plan B war dann, einen Abschleppdienst vor Ort zu beauftragen, der den Captain dann zu einer noch zu identifizierneden Bremsenwerkstatt zum Testen bringt. Auf Google Maps wurden einige Dienste mit eher guten Bewertungen gelistet, also die der Reihe nach persönlich abgeklappert (war mir nicht sicher, ob ich mein Anliegen rein telefonisch rüberbringen könnte). Erste Werkstatt war nett (da stand auch ein alter Fiat 500 rum), hatten aber keinen Bremsenprüfstand. Zweite Werkstatt hatte einen, der war aber in Reparatur. Mumpf. Immerhin konnte mir ein niesender und schniefender weisshaariger Werkstattmeister eine dritte Werkstatt in der Nähe empfehlen. (Ich hoffe er hatte nur eine Frühjahrsallergie...).

An der dritten Adresse angekommen, stand da "Revisone", klang irgendwie wie TÜV, Revision, .. hmmm, hoffentlich nicht die Polizei ;). Bin dann trotzdem mutig reingefahren, und lustigerweise hiess nur der Inhaber Ravisone. Ich hatte mich verlesen! Auf dem Hof stand auch ein rotes Käfer Cabrio mit dem alten, schwarzen Nummernschild - sympathisch. Kurz später eilte ein Mitarbeiter im Bosch Overall auf mich zu und ich radebrechte mein Anliegen auf Italienisch. Jaja, sie hätten einen (funktionierenden) Prüfstand und ich könne am Samstag vormittag kommen. Da auf dem Hof auch ein Abschleppwagen rumstand, fragte ich ob sie meinen Wagen abholen könnten, aber die Jungs hatten noch einen viel besseren Vorschlag: sie hätten ein Werkstattkennzeichen, das man an den Captain dranhängen könne. Wir sind dann so verblieben, dass ich morgen mit dem Kombi zur Werkstatt fahre, den Mechaniker abhole, zu mir nach Hause fahren, Kennzeichen dran und der Mitarbeiter und ich fahren damit zur Werkstatt. Also er fährt, ich darf nicht. Gesetze....

Nu bin ich richtig aufgeregt, ob meine generalüberholte Bremse es anständig tut, so dass ich dann zum dritten Mal beim TÜV (Collaudo) vorstellig werden kann....

Ich bin sicher, ihr alle drückt mir die Daumen.

Grüsse,

Tom