Zeituhr 108er - wie prüfen?

  • Salut mitsammen!

    In meinem 108er ist nach einem Kurzschluss die Uhr stehengeblieben. Ich habe noch eine Ersatzuhr, von der ich aber nicht weiß, ob und wenn wie genau sie geht - kann mir jemand sagen, wie ich die Uhr bestromen muss, damit ich sehen kann, ob sie geht?

    Vielen Dank derweilen

    Holger aus Frankfurt

    • Official Post

    Moin Holger,


    12V


    Welcher Anschluß + und - ist, das sollte auf dem Gehäuse eingeprägt sein...oder?


    Gruß

    stefan

    Gruß

    stefan


    An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.(Erich Kästner)

  • Ich habe mal geschaut, aber ich kann zunächst überhaupt nur einen Kontakt erkennen, und das ist wohl die Beleuchtung...

    Ist es nicht so, dass über die beiden Befestigungsbolzen, die auf der Platine verschraubt werden, der Strom fließt? Bei diesen beiden Bolzen konnte ich keine Polarität erkennen.

    Beste Grüße,

    Holger

  • So, ich habe die Uhr getestet, sie rührt sich aber nicht mehr. Also habe ich mal den rückwärtigen Deckel abgeschraubt und schaue nun hinein wie die Katze in den Kalender: Ich kann beim Besehen der Uhr (keine Quarz-Uhr) die Schmelzsicherung gar nicht identifizieren - wo sitzt die denn und wie sieht sie aus? Einen Elektro-Ingenieur, der sie mir neu einlöten könnte, hätte ich an der Hand...

    Besten Dank derweilen

    Holger

  • Hätte bitte vielleicht mal jemand ein Foto? Wo wäre denn dieser obskure Schmelzdraht zu finden?

  • Wegen Foto muss ich zuhause mal nachschauen... wenn sich noch eins findet, dann stelle ich's ein.


    Aus der Erinnerung bzgl. der mechanischen nicht-Quarz-Kienzle-Uhren: Wenn die Uhr geöffnet ist, erkennt man auch als Nicht-Ingenieur "zum Deckel hin" 1x Lasche und 1x Öse, Abstand ca. 1-2 mm und meist mit einem Rest Lot an einem Ende.

    Es gibt eine Vorgabe, mit welchem Lötzinn die Sicherung zu schließen ist (Schmelztemperatur-Bereich). Habe ich bei ca. 10 Uhrenreparaturen allerdings bisher erfolgreich ignoriert (oder per Zufall das richtige Lot gehabt) - wollte Dich hiermit aber drauf hinweisen.

  • Hallo Holger,


    ich muss mal etwas weiter ausholen:


    Die Spule ist ein Aufzugsmechanismus. Wenn das Werk abläuft schließt sich ein Kontakt der Strom fließen lässt und die Feder wieder aufzieht (deshalb klackt die Uhr auch alle paar Minuten). Während des Aufziehens bleibt der Kontakt geschlossen (ein paar Millisekunden) und öffnet nur dadurch dass der Hebel sich durch seine Trägheit noch etwas weiter bewegt wenn der Anker der Spule am Anschlag ist.


    Meine Theorie: Wenn die ganze Apparatur schwergängig ist dann öffnet der Kontakt nach dem Aufziehvorgang nicht mehr und es fließt dauernd Strom durch die Spule. Diese wird dann schnell zu heiß. Um zu verhindern dass Dir Dein Auto abfackelt hat man diesen Schmelzdraht reingebastelt der dann den Stromfluss unterbricht.


    War damals vielleicht eine elegante Lösung aber meiner unbedeutenden Meinung nach nicht mehr so ganz zeitgemäß. Dein Ingenieur soll Dir eine normale Schmelzsicherung ausrechnen und einbauen.


    Wenn bei Dir der Draht geschmolzen ist dann ist das auch ein Zeichen dass was mit der Mechanik nicht stimmt, das musst Du zuerst in Ordnung bringen. Auf keinen Fall normales Lötzinn verwenden; die Schmelztemperatur liegt hier zu hoch und die Schutzfunktion ist nicht mehr gegeben. Soweit ich weiß liegt die Schmelztemperatur dieses Drahtes bei knapp über 120 Celsius.


    Viele Grüße,

    Hagen

    .

  • Guten Abend, liebe Uhr-Macher!

    Ich habe meine Ersatzuhr (nachdem ich keinerlei geschmolzene Sicherung finden konnte) einfach mal mutig mit Ballistol vollgesprüht, und siehe da: Sie tickt und tickt und tickt!

    Ich habe sie mit einer 9V-Batterie bestromt, und nun zieht sie sich auch auf. Allerdings geht sie pro Stunde bestimmt zwei Minuten nach... Ich denke, sie braucht noch mehr Ballistol (eine komplette Reinigung etc. kann ich ihr leider nicht angedeihen lassen - wegschicken kann ich sie ja immer noch. Welche ist denn die Schraube, mit der man die Ganggenauigkeit einstellen kann (Stichwort wohl Hemmung...?)

    Besten Dank derweilen, Ihr habt mir schon sehr geholfen!

    Bis bald

    Holger aus Frankfurt

  • Hi, "Allerdings geht sie pro Stunde bestimmt zwei Minuten nach."

    Weil wir gerade so am denken sind: …...das liegt daran das die Uhr mit 9 V läuft, denke mir aber auch das 12V sinnvoll wären, da sie auch dafür ausgelegt ist und auch braucht.

    *Gruß Hoffy !!!

  • Hi, "Allerdings geht sie pro Stunde bestimmt zwei Minuten nach."

    Weil wir gerade so am denken sind: …...das liegt daran das die Uhr mit 9 V läuft, denke mir aber auch das 12V sinnvoll wären, da sie auch dafür ausgelegt ist und auch braucht.

    *Gruß Hoffy !!!

    Das ist eine mechanische Uhr, lediglich der Aufzug erfolgt elektrisch wie oben beschrieben. Das hat mit der Ganggenauigkeit aber nichts zu tun. Es reicht, wenn die Uhr durch die Elektrik aufgezogen wird, die Ganggenauigkeit wird an anderer Stelle bestimmt...


    Mit freundlichen Grüßen

    Maik.

    "Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten, allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren"
    (Gottlieb Daimler)

  • Maik hat recht: Die Uhr wird von der Magnetspule aufgezogen und läuft dann mittels Feder und Unruh so lange, bis sie wieder aufgezogen werden muss - solange der Aufziehmechanismus auch mit 9V funktioniert, sollte die Uhr halbwegs genau gehen - allerdings habe ich sie nochmals mit Ballistol vollgepumpt, daraufhin läuft sie jetzt schon ein bisschen schneller (nur noch eine Minute pro Stunde zu langsam). Vielleicht braucht sie nach so langer Lager- und Ruhezeit einfach ein bisschen, bis alle Lager etc. voll Ballistol bzw. die Verharzungen etc. aufgelöst sind, wenn das überhaupt möglich ist. Ich für mein Teil bin schon zufrieden, wenn die Uhr näherungsweise die richtige Zeit anzeigt; so lange fahre ich mit dem Auto ja eh nicht umher...

    Ich werde beobachten und berichten!

    Beste Grüße derweilen

    Holger

  • Hi Maik, gut zu wissen.....lerne gerne dazu :o) Prinzip der Uhr war für mich.....Elektromotor ersetzt die Aufzugsfeder und treibt die Mechanik an, wenn Motor nicht genug Saft, dann bekommt Mechanik nicht genug Umdrehungen zum Laufen, also läuft auch langsamer und umgekehrt, kriegt Motor zu viel Saft, geht Sicherung durch. Im Gegenzug, sperrt die Mechanik geht Sicherung auch durch weil Motor zu stark drehen muß.

    *Gruß Hoffy !!!

  • Glückwunsch zu den ersten Erfolgen! :thumbup:

    Wenn die Uhr frisch gereinigt wurde, dann lass sie lieber erst einmal 2-3 Tage ausgebaut am Netzgerät bzw. Batterie laufen. Zum Justieren gibt es ein ziemlich kleines Schräubchen, dass auf dem Deckel mit "+ / -" markiert ist. Damit kannst Du Dich einer Ganggenauigkeit allmählich annähern. Jeweils mindestens einen Tag laufen lassen...


    Ich war's allerdings irgendwann leid bzw. verließ mich die Geduld. Seitdem stelle ich die Uhr von Hand, wenn ich den 108er aus der Garage fahre und die verbliebene Ungenauigkeit ist mir sch...egal. Stichwort: Entschleunigung. ;)

  • Als Freund alter mechanischer Uhren möchte ich aber vom fröhlichen Waffenöltränken dieser Uhren abraten. Die laufen dann zwar erstmal, das falsche und zuviel Öl kann in den Lagern dieser empfindlichen Apparate aber erhebliche Schäden verursachen. Ich würde sie einem der durchaus noch vertretenen "echten" Uhrmacher zur Reinigung, Schmierung und Justage übergeben.

  • Hier zwei Bilder, einmal die Lötstelle (Foto stammt von Matthieu) und einmal die Rückseite mit dem "+ / -"-

    Krippenstapel gebe ich insoweit recht, dass Du die Mechanik nicht mit z.B. WD40 schmieren solltest, da dieses längerfristig verharzt (besser ein feines Maschinenöl o.ä.). Ansonsten ist's aber kein Hexenwerk.



  • Na großartig! Darauf lässt sich doch jedenfalls mal etwas erkennen! Ich werde gelegentlich die Uhren umbauen (oh Grauen!), und dann sehen, ob an der jetzt eingebauten Uhr, die stehengeblieben ist, die Lötstelle durch ist. Eine Quelle für das entsprechende Niedertemperaturlot habe ich gefunden:

    Universal-Lote für niedrige Temperaturen
    R E X I N - L O E T T E C H N I K
    Inhaber : Dipl. Ing. Dieter Drewanz
    Rheinstrasse 11, D - 56412 Holler
    Tel. +49(0)2602 18888 - Mobil +49(0)151 5923 0077
    https://rexin-loettechnik.de/


    Beste Grüße und herzlichen Dank derweilen

    Holger aus Frankfurt

  • Nebenbei gesagt würde ich mit WD40 überhaupt nichts „schmieren“. Das Zeug besteht zum großen Teil aus Petroleum, sowas sollte man keiner Feinmechanik antun. Im Höchstfall lässt sich WD40 als Helfer beim lösen angebackener Teile (z.B. Fliehgewichte im Zündverteiler) verwenden, zur dauerhaften Schmierung ist das Mittel aber wie gesagt nicht geeignet, auch wenn immer wieder „Experten“ vom Gegenteil überzeugen wollen. Für Uhren gibt es spezielle Schmierstoffe, für den Hausgebrauch und auf eigenes Risiko empfehle ich Ballistol, damit sollte tatsächlich nichts passieren und schmieren tut das Zeug auch sehr gut.


    Mit freundlichen Grüßen

    Maik.

    "Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten, allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren"
    (Gottlieb Daimler)

  • Servus,


    ich muss ebenfalls von irgendwelchen Sprühölen abraten.

    Die Uhr läuft dann zwar wieder an, da das Sprühöl das verharzte Öl etwas anlöst,

    aber wenn man damit z.B. die Unruhspirale trifft, so verkleben oftmals die Windungen

    und die Uhr wird dann nicht mehr vernünftig laufen und wird deutlich zu schnell laufen.


    Zum Thema durchgebrannte Schmelzsicherung, dies kann an der Schwergängigkeit des Uhrwerks liegen,

    liegt aber aus meiner Erfahrung häufig an zu geringer Batterie Spannung. Da Magnetfeld der Spule reicht dann

    nicht mehr aus, den Abzugsmechanismus auszulösen und die Kontakte sind dauerhaft geschlossen.

    Hier fließt dann ein hoher Strom durch die Spule, der diese bzw. die Schmelzsicherung (ist ja das schwächste Glied)

    erhitzt und zum schmelzen bringt. Setzt man hier ein nicht geeignetes Lot ein, so schmilzt nicht die Schmelzsicherung,

    sondern die Spule. Hier ist dann oftmals das Kunststoffgehäuse, sowie das unter der Spule liegende Kunststoffzahnrad

    beschädigt. Im schlimmsten Fall kann es tatsächlich zum Brand führen.


    Es ist bei Uhren wie bei anderen Teilen auch, einfach irgendwas, irgendwo dran sprühen

    kann nicht die Lösung sein. Man kann z.B. Rost auch einfach überspachteln und lackieren, dann sieht man

    ihn nicht mehr, aber das ist weit weg, von einer vernünftigen Reparatur ;)


    Bilder von allen Defekten, gibt es auch auf meiner homepage


    Gruß Jan

  • Zum Sachstand dieses kurze Bulletin:

    Die Uhr ist mit Ballistol eingesprüht worden und wird jetzt mit 12V vom Batterieladegerät bestromt, dazu habe ich die Einstellschraube ein bisschen weitergedreht mit dem Ergebnis, dass sie jetzt näherungsweise genau geht (eine Atomuhr wird sie ja wohl eh nicht...) Ich lasse sie jetzt noch ein paar Tage weiterlaufen und schaue dann mal - ich werde berichten!

    Beste Grüße derweilen, vielen Dank für Eure sachkundigen und hilfreichen Hinweise

    Holger aus Frankfurt