aus einem Flossenleben

  • Dank des Support-Endes von Windows 7 muss ich meine Festplatten aufräumen. Dabei habe ich auch einige Schnappschüsse aus den "mittleren Jahren" meine Flosse entdeckt.



    Alles was da rumliegt, passte in und auf die Flosse; nebst fünf Personen und die drei (abgebauten) Zelte. Das war 1990. Der Wagen war unrestauriert und fuhr (völlig überladen) auf uralten 13-Zöllern von Uniroyal, die bestenfalls eine ungefähre Fahrtrichtung erlaubten. Zum Glück war die Verkehrsdichte auf skandinavischen Landstraßen gering und die Fahrbahn auf deutschen Autobahnen recht breit.







    Der folgende Traum in Rostschutzfarbe diente in den finnischen Wäldern als Kanutransporter. 55 PS Diesel, mit Turbo, wie die Besitzer stolz vermerkten. Die Stoßstange wäre notfalls auch geeignet, einen Elch von der Straße zu fegen. Ein nicht ganz unwichtiges Accessoire, denn Elche haben überhaupt keine Angst vor Autos.



    • Official Post

    Geniale Bilder !


    In Puumala gibt es heute eine Brücke - die Fähre dürfte Geschichte sein.

    Die rustikale Flosse sieht auch an den Schwellern *stabil* aus.


    Ich muss mal wieder nach Skandinavien...

    • Official Post

    sehr schöne Bilder. Ein paar Jahre zuvor ,1987, war gerade meine grosse Flosse fertig geschweißt und lackiert. Damit bin ich damals zum Gutachter und habe sie schätzen lassen. Hier mal ein paar Bilder:


    1998 habe ich sie verkauft. (leider) Ungefähr 10 Jahre später hat sich der Käufer bei mir nochmal gemeldet wegen einer technischen Frage und hat mir bei der Gelegenheit die aktuellen Fotos geschickt. Die Inneneinrichtung wurde getauscht, sonst war der Zustand noch so gut, dass die Flosse als Hochzeitsauto eingesetzt wurde!

    Gruß Peter

  • In Puumala gibt es heute eine Brücke - die Fähre dürfte Geschichte sein.


    Richtig, die Fähre ist Geschichte.


    Bevor Finnland der EU beigetreten ist, durfte man dort übrigens als Ausländer ganz legal mit sehr preisgünstigem Heizöl fahren. Gabs an jeder Tanke. Polttoöljy stand auf den Zapfsäulen.

    Wenn das Kanucamp, für das wir gearbeitet haben, in die Winterpause ging und wir uns auf den Weg zurück nach Deutschland machen mussten, haben wir in Turku immer noch mal vollgetankt. Das Zeugs reichte dann, dank der "Allgemeinen Hastigkeitsbegrenzung", locker für die Fahrt durch Schweden. Wenn Platz für zwei Zwanzig-Liter-Blechkanister war, sogar bis weit nach Deutschland hinein. Wäre nur schwierig gewesen, dieses Mitbringsel dem Zoll zu erklären. Die haben uns an den Grenzen aber immer durchgewunken.

  • Das waren noch Preise. 7.200 DM für ne gute Flosse. Machmal wünsch ich mir ne Zeitmaschine...

    230 SL 10/63
    220 SE 07/64
    - irgendwas ist immer...
    ----------------------------------------------------------
    vdh-Regionaltreff Münster/Münsterland
    jeden 3. Mittwoch ab 19.30 Uhr im RoadStop,
    48157 Münster, Schiffahrter Damm 315


    www.pagodentreff.de

  • Ich trauere immer noch der verpassten Gelegenheit mit dem 220 SE hinterher, den ich Mitte der Neunziger in passablem Zustand für 5.000 DM hätte mitnehmen können. Arabergrau, Leder, Schiebedach, usw. Wenn ich bedenke, was mich 20 Jahre später die Flossenrestaurierung gekostet hat...


    Gruß


    Ulli

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  • In den Trauergesang kann ich einstimmen.

    Das 280SE-Coupé, Aut./ESSD, tunisbeige und innen grün, komplett original, mit nachvollziehbarer Geschichte aus Arztwittwenhand, welches in den 90ern an einem Ort, an dem ich damals gerade arbeitete, als Werkstattwagen lief ... es wäre für rund 20'000.- Mark hergegangen, hätte ich die gehabt.

    Und so war es damals eben leider meistens.


    So musste ich dann halt später den verrotteten 220SE/b in die entsprechende Form bringen. Für ein Vielfaches an Kosten, "dafür" nicht original, nicht 280er-Motor, nicht Automatik. Aber unbedingt Tunisbeige und innen grün, denn sie hat mich nie losgelassen, die verpasste Chance.

  • Habe auch so ein Trauma zu bewältigen.

    Anfang der 70er Jahre hatten wir in Nürnberg eine lose Vereinigung von 170er Fahrern und trafen uns regelmäßig alle 14 Tage in einem Café am Stadtrand, weil es dort gute Parkmöglichkeiten gab und wir dann unsere mehr oder weniger fahrbar erhaltenen `Schrotthaufen` bewundern konnten. Eines Abends erschien ein junger Mann, der sein 220 W 187 viersitziges Cabriolet verkaufen wollte und 2000.- DM dafür aufrief. Der Wagen war mittelblau, in für die damalige Zeit gutem Zustand, lediglich das Verdeck hatte Schadstellen. Ich war der einzige Interessent - hatte aber mit 25 schon vier 170er und drei 220Ser Ponton daheim stehen - (alle natürlich auf dem frisch angesäten Rasen der Eltern), so dass erneut Kalamitäten zu erwarten waren und vereinbarte eine Probefahrt. Der Wagen trug Stadthagener Kennzeichen und der junge Mann wollte ihn verkaufen, weil er ein Medizinstudium begann, aber auch auf Druck seiner Angetrauten, die nicht in die `alte Karre`einsteigen wollte. Der Öldruck beim warmen Motor war nicht so besonders, aber er fuhr sich natürlich einfach toll :)

    So nahm ich also die 2000.- DM in bar mit und bot mal 1600.- ( und das war viel für die damalige Zeit) Der Verkäufer lehnte ab, denn da bekäme er so richtig Schwierigkeiten mit seiner Frau, die mir die Hosen anzuhaben schien in der Beziehung. So legte ich nach, also 1800.-, mein letztes Wort. Er bat um Bedenkzeit, solle am nächsten Wochenende nochmal kommen, denn es gäbe da noch einen weiteren Interessenten; wenn der ihn nicht nimmt, dann könne man sich wohl einigen. Am Sonntag stand der Wagen noch unverändert, ebenso am Montag, auch noch am Dienstag und Mittwoch, denn ich bin abends immer wieder um den 220er herumgebalzt. Am Donnerstag stand er dann plötzlich nicht mehr auf dem Standplatz und am Freitag ebenfalls nicht - mein Blutdruck stieg heftig. Am Samstag fand ich dann den Mut ihn anzurufen und ja - das 220er Cabrio war weg, verkauft für 2000.- DM. Der Käufer hatte einen Kredit aufgenommen und ihn am Donnerstag mitgenommen. Das ist jetzt knapp 50 Jahre her und ich habs bis heute nicht vergessen. Hatte ich doch die 2000.- Mark bei mir gehabt, nur eine einzige Falscheinschätzung hatte mir mein Traumauto verhindert. Daraus habe ich die Lehre gezogen, wenn ich etwas unbedingt haben will, dann solls aus prinzipiellen Gründen letztendes nicht auf Mark oder Pfennig scheitern.

    Heute ziert das mittlerweile braune Cabrio die Titelseite des 170er - Forums. Der heutige Eigentümer hat den früheren Besitzer mal kürzlich in Stadthagen b. Hannover aufgesucht. Er war prakt. Arzt, wollte sich nur ungern an den Verkauf erinnern , und seine Frau - so schien es auf den Betrachter - hat auch heute noch die Hosen in der Beziehung an...

    Carl

  • Das waren noch Preise. 7.200 DM für ne gute Flosse. Machmal wünsch ich mir ne Zeitmaschine...

    Ich habe die Flosse 1989 gekauft und von einem "guten" Zustand konnte keine Rede sein. Desaströs trifft es da schon besser. Aber zu der Zeit hatte ich von Oldtimern Null Ahnung und eigentlich wollte ich auch nur einen großen, alten Diesel. Und die Flosse konnte ich bezahlen. Für einen /8 oder gar einen W123 reichte das Budget damals nicht.

    Für die HU musste der Verkäufer aus dem gestrengen Hessen über die Grenze nach Rheinland-Pfalz fahren, wo man vieles lockerer sah. Immerhin durfte ich die Flosse so zwei Jahre lang Probefahren. Das reichte, um Blut zu lecken und zu der Einsicht zu gelangen, dass wir für unseren Lebensstil mehr Auto nicht brauchen werden. Wie wir später herausgefunden haben, passten da sogar drei Kindersitze nebeneinander auf die Rückbank, was bei moderneren Fahrzeugen nicht unbedingt selbstverständlich war.



    Also wurde das Blechkleid 1993 radikal restauriert. (Die Technik kam dann während des laufenden Betriebes nach und nach dran.)

    Um Rost und den beim Schweißen eher ungesunden PVC-Unterbodenschutz einigermaßen bequem zu entfernen, haben wir die Karosserie ausgeräumt und dann – unterpolstert mit alten Matratzen – auf die Seite gelegt.

    Das Bild diene allen, die heute eventuell über den Kauf einer Flosse mit "leichten Korrosionsansätzen" nachdenken zur Mahnung. ;)



    Dieses Foto ist aus dem Jahr 2019. Die Flosse fährt, allen Unkenrufen zum Trotz, immer noch. Für längere Strecken und Urlaubsreisen ist sie ganzjährig unser Alltagswagen. Nur Streusalz bleibt ihr seit einigen Jahren erspart.

    Die Anhängsel sind mit den Jahren allerdings immer größer geworden.