Patina erhalten einer W111 Limo im ersten Werkslack - wie vorgehen?

  • Hallo zusammen,


    nach längerer Suche hab´ich nun endlich das Glück gehat eine W111 Limo in Ihrem ersten Lack zu finden und dazu in asolutenswerten Zustand.


    Kurz: Neulackierung kommt nicht in Frage, der Wagen hat bisher noch nichtmals einen Lackstift gesehen und da der Originallack (grau) noch nirgends abblättert, eben nur "ermattet" ist und nur an ein paar Stellen Macken haben - meist nur Punkte von Steinschlägen während des Fahrbetriebs, die nun rosten (davon aber jede Menge) - soll das auch so bleiben.

    Also werde ich seine Patina versuchen etwas erstrahlen zu lassen und zu erhalten und für mich ist der wichtigste Punkt, den Lack zu konservieren, da ich die Flosse ja auch nutzen will und trotzdem der weiteren Abnutzung einhalt geboten werden soll.


    Habe mich schon ganz gut eingelesen und zusammenfassen tut all das glaub´ich der Artikel "www.oldtimer-markt.de/patinapflege" ganz gut.


    Klar ist mir nur noch nicht, wie ich die zahlreichen kleinen Rostpunkte dies gibt nun behandel, dass die sich wieder möglichst "unauffällig" ins schöne graue Kleid der Flosse einfügen?


    Wie "poliere/säubere" ich den Rost punktuell am besten ohne den angrenzenden Lack durch mein werkeln mit "abzutragen"?


    Bringen im 2. Schritt dann die Mittelchen mit Carnauba Wachs (z. B. K2 Color Max Farbpolitur) mit grauen Pigmenten drin was oder muss man da vorsichtig sein?


    Gerne hör ich mir auch an, wie Ihr hier so ´nen seltenen Erstlack behandeln würdet.


    Danke für Eure Tips!


    Max

  • 1. Sorgfältig waschen

    2. Schichtdickenmessgerät kaufen

    3. Schichtdicken an möglichst vielen Stellen einschliesslich der Kanten ubd Übergänge aufnehmen und dokumentieren

    4. Gute Poliermaschine kaufen (fast eine religiöse Glaubensfrage)

    5. Komplettes Polierpasten / Reiniger / Politur / Versiegelungssystem kaufen (definitiv religiöse Glaubensfrage), ggf. auch Schleifpapier 1000er bis 3000er Körnung

    6. Jede Menge Polierpads und Mikrofasertücher kaufen

    7. Ganz viel Zeit einplanen und immer wieder zwischen den Poliergängrn die Schickhtdicke messen und vergleichen

    8. Bei einem grossen Autohändler in der Gegend nachfragen, dessen Leasingrückläufer makellos auf dem Gebrauchtwagenhof stehen, wer für die die Smart / Spotrepairs macht. Den dann engagieren für die Ausbesserungsarbeiten.

  • Danke aggiepack,


    so hatte ich mir das auch gedacht.


    Hatte vor erstmal nach dem waschen mit Knetmasse zu reinigen, da könnt´ich ne Produktempfehlung brauchen und dann, noch wichtiger,

    welcher Lackreiniger ist wirklich mild genug für meinen Zweck. Kanns´natürlich auch einfach ausprobieren und 2-3 kaufen, wenn aber hier schon jemand Erfahrung hat, wär´s einfacher. Original dürfte mein Lack ja noch ein Alkydharzlack sein, und der Lackreiniger sollte da einer sein, der nich zuviel Materialabtrag verursacht. Chemisch könnte ich hier auch noch etwas Nachhilfe brauchen - würd´mich einfach interessieren..


    Denke mit Deinem Punkt 5 bin ich daher eher mal vorsichtig, schätze nach all den Jahren ist meine Lackschicht nicht mehr allzu dick.. - daher scheiden die modernen üblichen Polierpasten oder gar ein Schleifen des Lacks aus..


    Smartrepair hat ich mir auch so gedacht, da weis ich auch schon wen... DANKE!

  • Ich bin ein bekennender Mequiars Anhänger. Aber auch Sonax, 3M & Co. haben exzellente Produktlinien. Im unteren Preissegment kommt man auch an KochChemie nicht vorbei. Entscheidend dabei ist immer die Profilinien der Hersteller zu kaufen und nicht irgendwelche Fläschchen aus dem Supermarkt für 5,99 €. Das gilt auch gerade für die eingefäbten Mittelchen. Gut genug für den Shopping Fernsehkanal, aber nicht für die Realität.


    Gerade neue Systeme sind nicht so abrasiv wie irgendwelche Scheuermittelchen aus den 70er Jahren.


    Aber ohne vorher die Schichtdicke zu kennen, ist alles blanke Theorie

  • Servus,


    ein Teil vom Rost wirst du nicht mehr weg bekommen.


    Alles, was Flugrost ist, d.h. nur die kleinen Anlagerungen auf dem Lack kannst du problemlos entfernen.


    Waschen:

    Dazu empfehle ich eine gründliche Fahrzeugwäsche, entweder als 2-Eimer-Wäsche oder mittel Trockenwäsche.

    Wichtig ist auch, dass du dabei sehr penibel bist, denn die Vorarbeit ist die halbe Miete!


    Kneten:

    Nach dem Waschen folgt das Kneten, dazu kann ich die Magic Clean Blau von Petzolds sehr empfehlen. Die rote Variante ist zwar schärfer (damit gehts schneller) sie verursacht aber auch Kratzer.

    Beim Kneten ist es wichtig immer mit viel Gleitmittel zu arbeiten, damit du dir keine Spuren in den Lack ziehst.

    Damit sollte schon der Flugrost nahezu komplett entfernt werden können, ohne dass du Lack abtragen musst.

    Geduld ist hierbei der Schlüssel! Immer genug Gleitmittel und gründliche Arbeit sowie kontrolle, denn wenn du ohne diese Vorarbeit direkt nach dem Waschen zum Polieren übergehst kann es zu üblen Schäden kommen.

    Falls sich beim Polieren Sand, Flugrost oder Teer im Polierpad ( oder Handpolierschwamm ) fest setzt und du das dann über den Lack verteilst sind tiefe Kratzer die Folge.


    Polieren:

    Matte Stellen im Lack kannst du nur durch eine Politur beseitigen.

    Ich folge da immer der Faustregel von Fein nach Grob. Denn wenn ein Defekt beim ersten Polierdurchgang sofort und voll entfernt ist, hast du zu viel Lack abgetragen und besonders bei altem Lack taste ich mich gerne an die passende Kombination ran.


    Je nachdem, ob du mit der Poliermaschine oder mit der Hand arbeiten magst gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen.

    Bei der Poliermaschine rate ich dir zu einer Exzenter ohne Zwangsantrieb und kleinem Hub (8mm) da du damit keine Hologramme hast, den Rundungen gut folgen kannst und nicht so schnell durch polierst wie z.B. mit einer Rotationspoliermaschine.

    Lammfell wirst du nicht brauchen, hier reichen Schaumstoffpads. Mittelhart ist eine gute Wahl, denn wenn du keinen Zeitdruck hast kannst du mehr Lack durch mehr Zeit abtragen anstatt zu schärferen Kombinationen zu greifen.


    Als Politur kann ich Koch Chemie Antihologramm und die Koch Chemie Feinschleifpolitur sowie die Äquivalenten Produkte aus der Sonax Profiline empfehlen.

    Eine grobe Schleifpolitur wirst du denke ich nicht brauchen.

    Poliert wird im Kreuzstrich, dazu gibt es etliche Anleitungen. Nicht zu viel Druck und immer schön gerade halten. ;)


    Bei der Politur von Hand gibt es extra Handpolierpads. Dabei ist es wichtig immer in geraden Bahnen zu arbeiten, nicht kreisend.


    Versiegeln:

    Je nach Geschmack gibt es verschiedene Varianten:

    - Natürliche Wachse

    - Synthetische Wachse

    - Hybridwachse ( Mischungen aus Natürlich und Synthetisch )

    - Coatings


    Coatings bieten die beste Performance, höchsten Schutz (nicht gegen Steinschlag!) und länge Standzeit. Der Glanz ist meist glasig und der Preis sowie die Anwendungen erfordert ein bisschen Erfahrung oder, falls man die nicht hat, Vorsicht.


    Natürliche Wachse haben meist eine kurze Standzeit (<2 Monate) und glänzen eher weich.

    Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass es kein Wachs gibt, dass zu 100% aus Carnauba-Wachs besteht. Die Angabe 100% Carnauba bezieht sich immer nur auf das enthaltene Wachs. d.h. wenn eine Packung Wachs zu 99% aus Lösungsmitteln und 1% Wachs besteht, ist das 1% zu 100% Carnauba-Wachs.


    Synthetische Wachse und Hybride haben meist eine gute Performance und einen guten Glanz. Die Standzeit ist meist länger als bei den natürlichen Wachsen, dafür riechen sie nicht immer so angenehm wie die natürlichen Wachse. Mein absoluter Liebling ist da das Collinite 476s.

    Einfach in der Anwendung, gute Standzeit und sehr ergiebig.

    Wachs trägt man mit einem Applikator-Pad auf und lässt es ablüften.

    Um den richtigen Zeitpunkt abzupassen wischt man einfach mit dem Finger drüber.

    - Schmiert es, braucht es noch zeit

    - Geht es nicht mehr weg, war es zu lange

    - Kann man es rückstandsfrei weg wischen ist es genau richtig um es abzunehmen


    Alle Arbeiten sollten nicht in der Sonne ausgeführt werden. Auch kalte Temperaturen oder hohe Luftfeuchtigkeiten können das Verhalten der Produkte oft verschlechtern ( Politur oder Wachs kann z.B. schmieren und man kriegt es kaum vom Lack runter).


    Auch die richtigen Mikrofasertücher sind wichtig. Auf keinen Fall die kratzigen Haushaltstücher verwenden oder gar alte Unterhemden. ;)


    Ich hoffe ich konnte einen kleinen Überblick über das grobe Vorgehen geben.

    Viele Grüße aus München

    Simon

  • Hallo Max,

    beim Infotreffenin Ornbau hat Simon in den letzten Jahren Workshops abgehalten. Den von Vogelkot auf Neulack versauten 126er von Stefan hat er 100%ig wieder hinbekommen, obwohl der Lackierer als einzige Lösung die erneute Farbdusche sah. Auch bei verwitterten Lacken hat er für Top Ergebnisse gesorgt.

    Simon ist hier im Forum unter dem Nick aekwi aktiv oder über


    https://www.autopflegeforum.eu/forum/


    unter demselben Nick.

    Frag ihn doch mal...


    Ups... Während ich getippt habe, hat sich Simon ja schon gemeldet

    Gruß


    Uli aus S


    Übersteuern ist, wenn der Beifahrer Angst hat.

    Untersteuern ist, wenn ich Angst habe.

    - Walter Röhrl -

  • Hallo nochmal aggiepack,

    N´ guten Morgen an Simon und Uli!


    Das sind ja mal wirklich super hilfreiche und fundierte Antworten! DANKE!


    Gerade bei der Empfehlung der Mittelchen war ich doch ein bisschen hilflos wegen einem Überangebot und zu vielen oft nicht allzu "tauglichen" Testberichten, wie es in der heutigen Zeit der westlichen Welt ebens so ist..


    Dir Simon wirklich nochmal extra ein grosses DANKE. Schön ausführlich und doch ohne jedes geschwafel ist das ´ne Top Erklärung und Hilfestellung einer guten Vorgehensweise. Genau so werd´ich´s machen. Hab mir Deinen Beitrg schon ausgedruckt.

    Durch Uli´s Link hab ich auch Eure Seite mal angeschaut: Der Workshop im November ist ja leider bei München, und ich leb´in Südfrankreich. Das klappt leider nicht. Aber vielleicht schaff´ ich´s ja irgendwann mal zum Jahrestreffen nach Ornbau, da könnt´man sich ja mal kennenlernen...


    Also top geholfen habt Ihr mir. Beste Grüsse!!


    Max

  • Falls Du die Rostpickel nicht wegmachen, sondern nur konservieren möchtest, empfehle ich Ovatrol. Dazu losen Rost vorsichtig entfernen, mit Skalpell o.ä. abheben, ggf. etwas schaben. Ovatrol mit einem Tupfpinsel auftragen und je nach Temperatur 1/2 h einziehen lassen und vor dem Eintrocknen abwischen. Vielleicht möchtest Du nach dem Trocknen des Ovatrol die Roststellen mit farbigem Wachs reversibel etwas weniger auffällig machen, aber damit habe ich keine Erfahrung. Danach den Lack polieren und versiegeln.


    Gruß - Christoph

  • Also: Owatrol Öl auf Alkydharzbasis. Natürlich sollte man wie immer alle aufgeführten Maßnahmen an nicht gut sichtbaren Stellen (z.B. im Motorraum) ausprobieren. Wenn der Lack ausgeblichen oder schon 'kreidig' ist, so kann er beim Abwischen von Owatrol lokal wieder glänzender werden, was u.U. unerwünscht ist. Also ausprobieren.


    (Konnte meine vorherige Mail leider nicht mehr nachträglich bearbeiten)