Wir würden uns einfach reinsetzen und fahren ...

    • Official Post

    ... anderswo werden erst noch 4000 bis 8000 Stunden Arbeit investiert damit sie dann in etwa so aussehen wie jetzt.


    Manche Pressemitteilungen lassen erst erahnen, was der Leitspruch "wir rekultivieren Luxus" bedeutet! Vielleicht ist bei mir auch nur die Verwurzelung mit dem Boden zu weit fortgeschritten.


    Sehr geehrte Damen und Herren,

    die Firma Kienle Automobiltechnik, führend bei der Restaurierung klassischer Mercedes-Benz Fahrzeuge, hat kürzlich einen erwähnenswerten Großauftrag erhalten: Zwei Mercedes-Benz 600 Pullman-Limousinen der Baujahre 1971 und 1973 sowie zwei Kompressor-Mercedes, Typ 540 K (ein Cabriolet A von 1936 und ein Spezial-Roadster von 1937) trafen zur Vollrestaurierung in dem Familienbetrieb in Heimerdingen bei Stuttgart aus Südostasien ein. Kienle rechnet mit einem Arbeitsaufwand von 4.000 Stunden für jeden der 600er und rund 8.000 Stunden für jeden der Kompressor-Mercedes. Alle Fahrzeuge sind noch im Erstbesitz einer Königsfamilie im Fernen Osten.

  • 24.000 Stunden? Wofür? Wird da jedes Lackmolekül einzeln onduliert und aufgebürstet? Klar, mit einer Generalvollmacht zur "Gestaltung" des Auftrages kommt da was zusammen - zumindest mal die Gehälter für ein Jahr.


    Mein Gott, sind wir alle kleine trübe Lichter...


    Aber erfüllter und glücklicher mit unserem "Altmetall" - und wahrscheinlich dieses auch mit uns...


    Michael

  • Oh, das was die Firma Kienle hier berichtet, kann ich aus eigener Erfahrung sehr gut nachvollziehen:


    Hab letzten Samstag fast komplett mit der turnusgemäßen Inspektion eines 202ers verbracht. Ölwechsel, dazwischen ein Adventskäffchen, Zündkerzen und dabei mit Nachbars ein wenig über altes Autos philosophiert und am Schluss noch die Winterreifen montiert und festgestellt, dass der Glühwein 2017 qualitätsmäßig nicht an dem vom Vorjahr rankommt. Da kommen Stunden zusammen, man glaubt es nicht. Aber es ist halt meinem Anspruch und dem hohen Qualitätsniveau der von mir zu bearbeitenden Klassiker geschuldet.


    Nächsten Samstag werde ich mal mit dem Lackstift loslegen. So ein W 202 im Alltagseinsatz ist selbst aus definitiv nicht prominentem Vorbesitz für jeden engagierten Schrauber zeitmäßig eine Herausforderung.


    Oliver

    • Official Post

    4000 Stunden schafft der Oliver ja nicht, den ihm wohlschmeckenden Jahrgang 2016 hat er ja anscheinend schon letzte Saison bei der Instandhaltung aufgebraucht! Was ein Glück für seine Leber, dass ihm der 2017er nicht schmeckt und das Jahr auch nicht mehr so viele Stunden hat! :thumbup:


    Kopf hoch Oliver, der 2018er ist bestimmt wieder lecker, musst dich halt nur jeden Tag wacker ranhalten, 4000 Stunden p.a. wollen erstmal abgearbeitet sein.

  • das kennen wir ja alle von den Fotos in den Inseraten auf einschlägigen Autoseiten.
    Auf den Fotos schaut alles super aus, wenn man dann genau hinschaut etwas anders,
    Vielleicht hat sich ja in den Vorkriegsmodellen, fiese Termitenbrut in die Holzkonstruktion verbissen,
    oder es war doch der gemeine Deutsche Buchdrucker der seine Hinterlassenschaften auf dem Angebot der Stundenabschätzung zurückgelassen hat
    ;)
    Grüße
    Herbert

  • Ich frage mich beim Lesen von solchen Pressemitteilungen immer, was sich die Betriebe von derartiger Billig-PR versprechen.


    Findet es der Auftraggeber - ich vermute mal Brunei - chic hier seine Fahrzeuge wenig vorteilhaft abgebildet zu sehen. Wahrscheinlich nicht. Vielleicht findet sich sogar irgendwo in einem dicken Vertrag in fremder Sprache, den keiner gelesen hat, der Hinweis auf keinen Fall Auftraggeber und Konditionen öffentlich zu machen.


    Ist es klug seinen Auftraggeber mittelbar über den eigenen Slogan als unkultiviert zu bezeichnen? Denn wenn etwas rekultiviert werden muss, dann ist es gegenwärtig unkultiviert. Also ist auch dieses Motto nicht besonders schlau gewählt.


    Was ist die unterschwellig mit vermittelte Botschaft an jene schuldlos verarmten Landadeligen, die eben gerade mal nur eine halbe Mio. in die Aufbereitung ihres Wagens investieren können? Die Botschaft lautet doch: in den nächsten Jahren haben wir für euch armen Schlucker keine Zeit, ihr steht am Ende der Nahrungskette.


    Und dann wäre da noch der Claim, führend bei der Restaurierung in einem Bereich zu sein. Wer so viel Eigenlob nötig hat, hat möglicherweise nur die Notwendigkeit manche Defizite zu verdecken.


    Ob sich dieser Hochmut am Ende im wahrsten Sinne des Wortes auszahlt, sei dahingestellt. Das Classic Center hat mit Sheikh Issa bin Zayed al Nahyan aus dem Emirat Abu Dhabi auch über Jahre hinweg blendende Geschäfte gemacht bis auf einmal der missratene Sohn wegen eines sehr unappetitlichen Foltervideos, welches auch auf youtube auftauchte, in seiner Reisefreiheit beschränkt wurde und die Fahrzeuge für einen strammen siebenstelligen Betrag kurzfristig nicht mehr abholen und bezahlen konnte.

  • Das habt Ihr wohl missverstanden: Selbstverständlich trinke ich nicht bei jeder Inspektion stundenlag Glühwein. Im Sommer wäre das ja auch Blödsinn. Dennoch Danke für Eure Anteilnahme.


    Das war also nicht ganz ernst gemeint und das gilt bestenfalls wohl auch für die PR-Aktion der genannten Firma. Die hat zwar auch mit alten Mercedes zu tun, ist aber nicht nur ein bisschen eine andere Welt, die mit meinem Hobby so rein gar nichts zu tun hat. Ein Bericht, dass der Prinz von Zamunda zu Besuch war und unter fachkundiger Anleitung selbst einen Ölwechsel durchgeführt hat, würde mich mehr beeindrucken.


    Oliver

  • Hallo,
    schon interessant, wie hier alle ins gleiche Horn blasen. Warum kann man sich nicht einfach mal freuen, daß eine deutsche (!) Firma so einen tollen Auftrag erhalten hat? Deutsche Arbeitsplätze werden gesichert und nicht wie z. B. bei Kuka an die Chinesen vertickert.


    Aber wenn das neue Iphone kommt oder Amazon 'ne neue Alexa vorstellt, dann sind alle begeistert. Und die zahlen keine Steuern hier und machen unsere kleinen und mittelgroßen Betriebe kaputt.


    Ich würde - wenn ich könnte - lieber mein Geld zu Kienle tragen als zu Apple, Google, Amazon, Facebook oder Ikea.


    Beste Grüße
    Thomas

  • bei 8000 Stunden - vermutlich ein Vielfaches der damaligen Herstellungsdauer- werden die Reifen wohl mit dem Mund aufgeblasen.
    Ich frage mich, ob Kienle auch am Berliner Flughafen mitarbeitet.
    Jedenfalls steht der Werkstatthallenboden reziprok zu den Pretiosen; das ist kein Aushängeschild für den selbsternannten Branchenfüher. Da ist der Hallenboden beim Walter vornehmer ;)


    Carl

  • Das erinnert mich an die Zeit, als ich auf der Suche nach (m)einem 3.5 war. Ich hatte damals eine Audienz bei Herrn K. Der stellvertretende Geschäftsführer erbarmte sich meiner und wir düsten zu einem Außenlager. Ich hatte Mühe mit dem (damals fast neuen) 201er hinter zu kommen. Der Leitwolf kannte nicht nur die Strecke besser, er war mit der Kunden-Pagode auch deutlich besser motorisiert...
    Zum Geschäft kam es jedoch nicht, aber das Erlebnis war es wert. Ich fühlte mich selten so als (potentieller) Kunde geduldet wie damals...

  • Naja, so´n 108er ist in so´nem Laden vermutlich eben nur eine lästige, abzustoßende Inzahlungnahme. Wer da sowas kauft, gehört nicht zur Zielgruppe, also wozu Mühe geben...?


    Ein Gehabe, welches einem nach wie vor wohl auch beim Premiummarken-Vertragshändler oder in der Niederlassung begegnet, wenn man mit Neuwagenkaufabsicht aber ohne solvenzverdächtiges Auftreten erscheint. Dabei sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass man heutzutage kaum mehr jemandem ansieht, ob er (wirklich) solvent ist oder nicht.

  • Die Uwe 3.5-Geschichte erinnert mich an einen Laden, in dem ich vor Urzeiten sogar mal kurz gearbeitet habe und man in allem unterhalb eines 300SL Brot&Butter Vehikel sah.
    Dort war - man vergebe mir den Ausdruck - die "Winterhure" für Besorgungsfahrten der Firma ein goldenes W111 Coupe (280SE HK) mit grüner Lederausstattung aus erster Hand.


    Ich hab jedes mal geheult, wenn einer damit durch den Salzmatsch gepflügt ist. Später wurde er dann rostig und in Silber überjaucht. So war das optische Downgrade der Edelmetallfarben wohl synchron zum Wertverlust. Dermassen traumatisierte war es nur eine Frage der Zeit und besserer finanzieller Zeiten, bis ich ein erbarmungswürdiges W111-Coupé vergolden und grün beledern musste ...