M189 Motor sinnvoll überprüfen

  • Hallo,
    Da war ja in meinem aus der Familie übernommenen W111 280SE Coupé ein M189 Motor mit Sechsstempelpumpe implantiert, warum auch immer, weiß keiner und ist jetzt auch egal. Der M189 ist mittlerweile ausgebaut und wird irgendwann in einen W112 300SE Coupé eingebaut.


    Nun will ich den ausgebauten M189 Motor mal richtig auf den Zahn fühlen um je nach Ergebnis einen Einbau nur mit kleinen Schönheitsreparaturen wagen kann oder ob irgendwas dagegen spricht und irgendwelche Reparaturmassnahmen erforderlich sind.


    Ich will als erstes eine Druckverlustmessung auf jedem Zylinder machen und sehen ob überhaupt Ventile, Kolbenringe und ZK-Dichtung noch gut dicht sind oder ob da irgendwo extrem die Luft entweicht.


    Wenn dann stärkerer Druckverlust irgendwo ist, egal ob bei der ZK-Dichtung oder bei den Ventilen oder bei den Kolbenringen dann muss in jedem Fall der Kopf runter.


    Was sagen die Experten dazu, welche Schritte zu unternehmen bei
    a) Druckverlust nur bei den Ventilen, dann Kopf überholen lassen und neue ZK-Dichtung?
    b) Druckverlust nur bei der ZK-Dichtung, dann das gleiche Arbeiten wie a)
    c) Druckverlust nur bei den Kolbenringen eines bestimmten Zylinders, ist dann nicht eine größere Revision fällig oder könnte man erst mal eine kleinere Revision machen, wie z.B.
    Alle Kolben ziehen
    Die Zylinder/Laufbuchsen vermessen, wenn in guten Toleranzen dann die Laufbuchsen minimalst zu honen.
    Die Kolben reinigen und neue Kolbenringe einlegen
    Neue Haupt- und Pleuellager
    Kopf überholen
    und alles wieder schön zusammenbauen.


    Gruss
    Michael

  • Guten Morgen!


    Was sich bei den Motoren zusätzlich immer lohnt ist die Prüfung der Wärmetauschers an der Fahrerseite, d.h. ausbauen. Diese sind mitunter rostig oder das Alu ist korrodiert und muss aufgeschweisst werden.


    Ach ja, beim Zusammenbau die Werkstatt anweisen darauf zu achten, dass die Nase der Lima einrastet (erkennt man, wenn man sich den Bereich ansieht). Geschieht das nicht ist die sündhaft teure Kupplung zur Wasserpumpe rasch Geschichte.


    Viele Grüsse


    Jörg

  • Hi Jörg,
    das habe ich mir gleich notiert und werde das zu gegebener Zeit an den Motorenbauer weitergeben :thumbup:


    Aber was sagst zu meinem Punkt c)



    Sollte man sowas in Erwägung ziehen oder gleich neue Buchsen und neue Kolben?


    Gruss
    Michael

  • Die Entscheidung ob neue Buchsen und Kolben hängt vom Ergebenis der Vermessung und des Aussehens von Kolben/Zylindern ab. Die Druckverlustmessung würde ich auch nicht überbewerten. Unabhängig von der Aussagekraft einer Messung nur im kalten Zustand sagt sie die höchstens ob du den Motor auf jeden Fall aufmachen musst. Selbst wenn die ZKD noch dicht ist, weisst du nicht wieviel Reserven sie noch hat. Ich persönlich würde den ausgebauten Motor öffnen und mir alles ganz genau ansehen. Dann bist du wirklich schlauer. Wie ist denn der Motor vorher gelaufen?


    Udo

  • Hallo,
    ich habe 2012 von einem Familieangehörigen ein W111 280SE Coupé übernommen, das Coupé ist eine US Ausführung und hatte diesen M189 Motor späte Ausführung implantiert, warum auch immer, keiner kann es mehr sagen.


    Das Coupé stand von 2004 bis vor kurzem, also gute 13 Jahre unter einer Plane und wurde nie bewegt.
    Keine Ahnung wann oder wie der M189 zuletzt gelaufen ist.


    Wir haben den Motor letztens ausgebaut, grob gereinigt und an einen soliden Motorständer montiert. Die Kerzen ausgedreht, er lässt sich zumindest ohne große Anstrengung an der unteren Riemenscheibe drehen.


    Ich kenne seit längerer Zeit einen pensionierten Motorenbauer und wir haben jetzt entschieden in den nächsten Wochen den Druckverlusttest machen. Wenn da alles im grünen Bereich sein sollte, wo er so leichte Zweifel hat, werden wir die Ölwanne abbauen und den Motor innen mehrfach mit einem Öl/Petroleum Gemisch gut ausspülen und mit Druckluft auspusten, Die Ölwanne reinigen, neue Dichtung drauf und wieder zu machen und frisches Motoröl rein.


    Mein Schrauber kennt eine alteingesessene Werkstatt die einen einfachen Motorlaufstand in der Ecke stehen haben. Dort werden wir den M189 aufbauen und versuchen laufen zu lassen und dann schauen wir mal weiter.


    Sollte der Druckverlusttest nicht in Ordnung sein dann machen wir den M189 oben und unten erst mal auf......schaun mer mal.


    VG Michael

  • Hallo,


    sorry, ich war letzte Woche unterwegs und hatte die Frage übersehen. Alleine aus Kostengründen würde ich die Werkstatt erst einmal prüfen lassen und nicht gleich Kolben und Büchsen einplanen. Ohnehin würde ich nur wenigen Betrieben zutrauen die Büchsen schon mal ersetzt zu haben. Diese müssen langsam ausgebohrt werden. Dann wird der Block erhitzt und die neuen Buchsen kommen kalt rein. Das ist schon ein wenig kniffelig.


    Die € 5000 Mehrkosten, viellicht mittlerweile auch mehr, für neue Kolben, Büchsen und Machlohn würde ich erst einmal in der Hinterhand halten.


    "Was beim 220er zwei Zwanziger kostet, kostet beim 300er drei Hunderter". Stimmt leider.


    Viele Grüsse


    Jörg

  • Hallo Jörg,
    danke für deinen Ratschlag.
    Ich habe folgendes geplant:
    - alle Anbauteile abbauen
    - Zylinderkopf und Ölwanne abbauen
    - Kurbelgehäuse unten reinigen
    - Laufbuchsen genauestens vermessen lassen


    Anhand der Messergebnisse werde ich dann mi dem MI weitere Entscheidungen treffen.
    Kennst Du einen M189 erfahrenen Motoren Instandsetzer im Grossraum D-K-MG du derartige Arbeiten schon gemacht hat?


    Wenn das "worst case scenario" kommen sollte, also neue Laufbuchsen und neue Kolben, dann belaufen sich alleine die Kosten nach Recherchen von heute Morgen für die Laufbuchsen bei MB auf ca. 1.550 Brutto und für die kompletten Kolben bei Kolben Wahl in Fellbach auf ca. 1.970€ Brutto.


    Ich hoffe aber dass anhand der Messergebnisse dass es da noch andere Alternativ Reparaturen gibt wie z.B.
    a) die Laufbuchsen minimalst honen und die Kolben überholen überholen lassen
    b) die Laufbuchsen auf das nächste Reparaturmaß bohren und honen und neue Kolben anfertigen lassen
    Ich denke mal dass beide Alternativen nicht ganz risikofrei sind, aber ich habe schon einige male gelesen dass selbst MB früher schon einmal die Alternative b) angewendet hat.
    Schaun mer mal.


    Gruss
    Ulli

    Viele Grüße Ulli


    W112 300SE Coupe, April 1964

  • Hallo Ulli,


    in meinem Motor habe ich 0,25mm Übermass drin! Ich habe keine Ahnung, ob so etwas noch verfügbar ist. Mit Günter Lehmann hatte ich mal über die Büchsen gesprochen. Er riet von einem 0,5 Übermass ab, da die Büchsen zu dünn würden und thermische Probleme möglich sind. Eine nachvollziehbare Argumentation, meine ich.


    Ich möchte im Forum keine Namen verbreiten und das Für und Wider besprechen. Kannst mich gerne anmailen.


    Viele Grüsse


    Jörg

  • Hallo Jörg,
    diesen Thread hier hat ursprünglich der Michael geöffnet und ich habe mich nur drauf gehangen weil bei mir die Bearbeitung des M189 anliegt.
    Ich melde mich bei dir mal per Mail.
    Gruss
    Ulli

    Viele Grüße Ulli


    W112 300SE Coupe, April 1964

  • Senftube auf:
    zunächst kannst Du ja mal einen Kompressionstest machen, wenn die Werte ok sind, würde ich nur ne kleine Wartung machen. Ggf. Wanne drunter weg, neuen Borgmannring, Simmerring, Kette und Gleitschienen. Ölpumpe prüfen. In den Kopf schauen, ob Ansaug- und Auspuffkanäle ölig sind. Wenn ölig Kopf ab und instand setzen.


    Wenn jedoch die Revision etwas bringen soll und auch was kosten darf, würde ich vorschlagen:
    Kopf runter und den Verschleiß der Zylinder messen, wenn eine deutliche Verschleißkante da ist, sagen wir mal 12 Hunderstel, dann den Motor zerlegenund die Kolben raus, bohren und Übermaßkolben rein, Frage dazu: ist ein Zylinderblock aus Guss oder ein Alublock mit Buchsen?
    den Zylinderkopf zerlegen und auf lose und verschlissene Ventilführungen prüfen, Kopf planschleifen, ggf. Führungen neu, Ventile schleifen oder neu, Sitze fräsen, Ventile einschleifen
    Ölwanne abbauen, Ölpumpe anschauen ob Verschleiß oder Korrosion
    KW Ausbauen und vermessen, wenn wenig Verschleiß können u.U. die Lager bleiben, sonst schleifen und Lager neu
    Gleitschienen und Kette neu, Dichtungen sowieso.


    Gruß


    Volker

  • Guten Abend,
    hallo Volker, ich habe das Thema hier geöffnet.
    Einen Kompressionstest mit dem MotoMeter kann ich leider nicht mehr machen weil der Motor ausgebaut ist. Wie ich Eingangs schon sagte, werde ich mit einem Freund, ein pensionierter BMW Motorenschlosser, als erstes eine Druckverlustmessung auf jedem Zylinder machen. Dazu werden wir den Motor von allen Seiten mit einem Heizstrahler auf ungefähre Betriebstemperatur bringen. Sollte nach der Daumenregel für die Bewertung der Messung der schlechteste Zylinder im Normalbereich liegen, maximal 10-12% Druckverlust im Ganzen, werde ich an dem Motor nichts machen und auf Risiko irgendwann wieder einbauen.


    Wenn der Test absolut daneben liegen sollte dann werden wir den Zylinderkopf und die Ölwanne abbauen, den Block innen oben und unten gründlich reinigen und danach erst einmal einen professionellen Motorenbauer für weitere Arbeitsschritte und Maßnahmen zu Rate ziehen.


    VG Michael

  • Hi Michael,


    schreibe wie es gelaufen ist. Ich habe einen vor längerer Zeit überholten Jaguar 6-Zylinder Motor vom E-Type rumliegen und würde wenn ich dazu komme auch einen DV-Test machen. Vielleicht kannst du in kaltem und erwärmten Zustand messen und über die Unterschied berichten. DV-Tester habe ich. Allerdings nur einen 2-KW Strahler. Der bringt den Motor bei weitem nicht auf Temperatur - weiss ich weil ich den Strahler zur Trocknung bei der Lackierung von Kleinteilen verwendet habe und die Temperatur der Stücke gemessen habe.


    Udo

  • Hallo Udo,
    klar werde ich darüber berichten.
    Nur wird es noch etwas dauern da ich in den nächsten 6 Wochen das Coupe erst einmal "zerlegen" will. D.H., alle Gruppen/Teile auf Vollständigkeit, Funktion und Beschädigungen überprüfen um anschließend eine Art Inventurkatalog für die späteren Restaurationsarbeiten anzulegen. Danach geht die Karosserie im Februar zum chemischen Entlacken und Entrosten, war der früheste Termin bei Lammers http://www.abbeiztechnik.de/ und danach noch einmal einen Monat in meine kleine Halle zur genauen Inspektion was an Karosseriearbeiten erforderlich ist und im März dann zu Karosseriebauer.
    In der freien Zeit von Januar bis März werde ich dann mit der Vorderachse beschäftigen, die Hinterachse geht wahrscheinlich zur Überholung nach Lars Thurm in Heinsberg.
    VG Michael