Hohlraumrostentfernung mit Fertan (Phosphorsäure)

  • Hallo guten Tag,
    ich habe einen groben Überblick was ich an Karosseriearbeiten an meinem 280SE Coupe machen lassen muss (alle Innen- und Außenschweller, beide Flurböden, beide Kofferaummulden, Radeinbau vorne). Ich will aber jetzt nicht das komplette Auto zerlegen um durch chemische Entlackung, chemische Rostentfernung und KTL die letzte kleine Roststelle zu finden und reparieren zu können, darum habe ich mich gegen ein solches Verfahren entschieden. Das Fahrzeug im September/Oktober teils durch Sodastrahlen (Motorraum, Radhäuser, Kofferraum, Motorhaube und Heckklappe), Lack abbeizen und Lack abschaben größtenteils entlackt werden.


    Danach plane ich an der gesamten Karosse alle Hohlräume mit einer endoskopischen Kamera auf Rostbildung zu untersuchen und auch in meiner Restaurations-Dokumentation festhalten, dafür muss ich dann wohl an vielen Stellen kleine Löscher bohren, aber die kann ich ja belassen für die spätere umfangreiche Hohlraumversiegelung.


    Sollte ich bei dieser Kamerauntersuchung wider Erwarten nur geringen oder mittleren Oberflächenrost finden dann will ich folgendes machen:
    a) diese Hohlräume mit dem phosphorhaltigen FERTAN gut aussprühen und mindestens 2-3 tage einwirken lassen
    b) danach die bearbeiteten Hohlräume mit Wasser gut ausspülen und eventuell mit Warmluft trocknen
    c) dann nach 2-3 Wochen wenn alles richtig trocken ist die Hohlräume mit einer 2k Epoxid Grundierung ausspritzten
    d) dann später die Hohlraumversiegelung konservieren - ob mit Mike Sanders das weiß ich noch nicht 8)


    Sollte ich doch noch die eine oder andere Durchrostung finden :cursing: dann kommen da natürlich Reparaturbleche rein - hoffe dass das nicht so kommt.


    Denkt ihr das meine geplante Vorgehensweise so OK ist?


    VG Mike

  • Servus Mike,
    das mit der Grundierung in Hohlräumen (Punkt c) würd ich nicht machen.
    Du weißt ja nicht ob Du überall hinkommst. Und da wo Farbe drauf ist, weißt Du auch nicht ob es darunter nicht weiterrostet.


    Die ganze Hohlraumkonservierungsgeschichte dreht sich um das nachhaltige Verdrängen von Sauerstoff, d.h. vorhandener Rost muss mit einem kriechfähigem Medium durchdrungen werden, damit der Sauerstoff verdrängt wird, und so ein weiterrosten unterbunden wird.


    Da gibt es ja viele Fraktionen wie Mike Sanders, Fluidfilm, Seilbahnfett usw. Haben alle Vor und Nachteile.


    Zu bedenken gilt es meiner Meinung nach auch, wenn man später doch eine Durchrostung hat, und da was schweißen will.
    Da kann dann schnell eine Hohlraumkonservierung zum Fluch werden.


    Will da keine Schleichwerbung machen, aber im Internet gibts dazu eine Seite korrosionsschutz-depot
    in welcher viele Informationen und Produkte aufgeführt sind.
    Da kann man auch anrufen und die helfen einem weiter, und erklären auch was.
    Mir zumindest konnte dort geholfen werden, mir eine eigene Meinung zu bilden.
    Viele Grüße
    Herbert

  • Chemische Entlackung, Entrostung und KTL funktioniert nur im Tauchbad. D.h. die gesamte Karosserie wird getaucht. Es gibt ein paar Firmen, die so etwas machen.


    Fertan kannst du für die Hohlräume völlig vergessen. Fertan ist ein Rostumwandler, der nur eine ganz dünne Rostschicht umwandeln kann. Wenn du mit Fertan eine Wirkung erzielen willst, müsste die Oberfläche relativ sauber und entfettet sein. Ich weiss nicht wie du das in den Hohlräumen hinbekommen willst. Mit Wasser würde ich die die Hohläume auf keinen Fall fluten. Da handelst du dir noch mehr Rost ein.


    Udo

  • Hi Mike,
    deine Idee alle Hohlräume deiner W111 Karosse endoskopisch auf Rostbildung zu untersuchen macht Sinn, dann weisst Du auch wie es da drinnen aussieht und kannst besser entscheiden mit welchen Massnahmen Du die Sache angehen musst. Die kleinen gebohrten Löscher kannst Du später mit Stopfen wieder zu machen, ausser vielleicht da wo eventuell sich sammelndes Wasser wieder abfliessen soll.
    Udo hat recht, Fertan ist aus seinen genannten Gründen nicht für Karosseriehohlräume geeignet und auch eine Spülung mit Wasser oder spätere Grundierung ist da nicht zu empfehlen, also solltest Du dir da was anderes überlegen.
    Wir werden unsere W108 Karosse, total entkernt, im November in Stuttgart bei Carblast entlacken, entrosten und KTL beschichten lassen. Bezüglich einer KTL Beschichtung vor oder nach den Karosseriearbeiten, da gibt es verschiedene Meinungen zu, aber wir lassen es direkt bei Carblast nach dem Entrosten machen.


    Wenn dieses chemische Verfahren an unserer W108 Karosse für uns absolut nicht in Frage gekommen wäre, dann hätten wir die Hohlräume wo nur Oberflächenrost ist mit reichlich Fluid Film A-SR ausgesprüht und nach 2 bis 3 Jahren eine Konservierung mit Siegafett, Mike Sander oder Timemax machen lassen.


    Gruss
    Ulli

    Viele Grüße Ulli


    W112 300SE Coupe, April 1964

  • Hallo guten Tag,
    danke für eure Antworten.
    Wenn ich das jetzt nach euren Bemerkungen so richtig überlege macht eine Entrostung mit FERTAN in den Hohlräumen wegen der nachträglichen Wasserbehandlung keinen Sinn. Ich habe mich entschlossen es so zu machen wie Ulli es sagt, als erstes reichlich Fluid Film in die Hohlräume, das kann dann wegen seiner guten Kriechfähigkeit in den nächsten 2 Jahren in alle Ecken und Falzen einwirken und weitere Rostbildung hoffentlich erst mal stoppen. Und in 2 Jahren dann eines dieser o.g. Fette in die Hohlräume "fluten".
    VG Mike

  • Hallo Ulli,


    das Thema KTL wurde hier ja schon ausführlich diskutiert. Ich habe mittlerweile beide Verfahren machen lassen: KTL vor und nach den Karosseriearbeiten.


    KTL vor den Karosseriearbeiten macht nur Sinn, wenn diese überschaubar sind und man die bearbeiteten Bleche von beiden Seiten gut lackieren kann. Wenn die Karosseriearbeiten umfangreicher sind, wird die KTL großflächig zerstört. Auf der Außenhaut ist das nicht so tragisch, in den Hohlräumen (z.B. Schweller) schon.


    Ich habe bei verschiedenen Autos die Erfahrung gemacht, dass die Qualität der Entlackung und Entrostung auch bei dem selben Anbieter unterschiedlich ist und man häufig manuell nacharbeiten muss. Es ist auch erstaunlich, was sich nach der Entrostung noch in den Hohlräumen befindet. Wenn über den Restrost und Dreck drüber-KTLt wird, ist das nicht optimal.


    Wenn du es trotzdem so machen willst, kann dir nur empfehlen, vor der KTL die Qualität de Entrostung genaustens zu prüfen und eine Zwischenabnahme zu vereinbaren. Wenn´s nix ist, muss Alexander/Jugendtraum dann noch mal nacharbeiten.


    Udo

  • Hi Udo,
    90% unserer Reparaturbleche werden original MB Bleche sein und die sind KTL beschichtet wie mir der Freundliche und auch Carblast gesagt hat, der Rest, selbst angefertigte Rep-Bleche werden nach dem Einbau so konserviert dass sie sehr lange nicht korrodieren werden.


    Es ist eine unserer Bedingungen dass die Karosse vor dem KTL Beschichten von uns inspiziert wird und eventuelle Rückstände egal welcher Art von Carblast vor dem KTL entfernt werden.


    Gruss
    Ulli

    Viele Grüße Ulli


    W112 300SE Coupe, April 1964

  • Fein, freue mich jetzt schon auf viele Fotos!


    Beim Korr.Depot habe ich mich mit Beratung und Produkten immer wohl gefühlt, meine Lernkurve verlief aufgrund niedrigen Startniveaus aber auch extrem steil.
    Habe (fast) alles selbst gemacht bis zum Lackieren, da hatte ich immer gute Kontrolle... Irgendwann hörte ich auf, den Zusagen Anderer zu trauen (den hier Schreibenden aus dem nordöstlichen Deistervorland ausgenommen).

    Olli


    ..mit DER Lösung kann ich nicht leben, ich will mein Problem zurück..... :thumbup: