Tagebuch Komplettrestaurierung 220 SE Flosse

Hallo in die Runde,

nachdem die Aktion nun bald ins 6. Jahr geht und das alte Mädel wohl dieses Jahr endgültig auf die Zielgerade Richtung Straße geht, stell ich mal nach und nach ein paar Bilder ein.

Angefangen hat´s im April 2010, als ich das gute Stück in leicht patiniertem Zustand bei Stammtischkollegen Manni aus der Halle gezogen habe. Geplant waren dann so 2 - 3 Jahre. Na ja, 430 Blechstunden und einen Daueraufenthalt beim Lackierer später war die Hälfte der Zeit schon um... Und aus Zeitmangel geht es seitdem leider nur im Schneckentempo voran.

Zuerst gings ans zerlegen und entlacken...

Fortsetzung folgt

Ulli

Danke fürs feedback.

Weiter gehts. Leider täuschen die Bilder, was den Blechzustand angeht. Der Boden war zusammengeflickt, die Heckbeplankungen teilrepariert mit Flicken in den Radläufen, die Türen untenrum sowieso fällig, der Kofferraumboden vom 108er und die Schweller eher pragmatisch mit frischem Blech teilversorgt - usw., usw.

Summa summarum:

- Hauptboden rechts und links neu
- Radlaufaußenschalen rechts und links neu
- Heckbeplankung rechts und links neu
- Kofferraumhauptboden neu
- Schließbleche rechts und links neu
- Reserveradmulden rechts und links neu
- Außenschweller rechts und links neu
- Schwellerinnen- und Außendeckel neu
- Beifahrertür aus Ornbau neu

Außerdem noch Reparaturschweißungen an
- Stirnwand
- Batterieablage
- Fahrer- und Fondtüren
- Pedalböden rechts und links
- Innenschwellern rechts und links
- Wagenheberaufnahmen
- Heckabschlussblech
- Heckblech

Ich glaube, dass wars weitgehend...

Hier ein sehr kleiner Bilderausschnitt von der Aktion.

Gruß

Ulli

...habe lediglich noch die Rahmenspitzen vorne vergessen. Die waren auch beidseitig durch. Der Rest war ok.

Nachdem das Blech wieder gesund war, gings ans Versiegeln der Karosse. Ich habe zunächst per Spritze Owatrol in sämtliche Nähte und Blechfalzen gespritzt. Danach die Nahtbereiche einmal mit Brantho Korrux Nitrofest übergestrichen und dann mit Karosseriedichtmasse versiegelt. Dann noch einmal die gesamten Flächen mit Brantho Korrux Nitrofest übergestrichen. Dann gings für einen ersten Durchgang zum Lackierer zum Auslackieren des Innen- und Motorraums, der Kotflügel und Kotflügelinnenbereiche vorne und der Bodengruppe.

To be continued...

P. S.: Gibt dann die "best finnie ever"? ...

Hmm,

gute Frage. Ich glaube, an den Standard, den Nordhorst mit seinem 300er gesetzt hat, kommt so schnell keiner ran. Das ist einfach nur Spitze. Aber richtig gut soll sie schon werden. Ziel war es von Anfang an, sie von Grund auf so wieder neu aufzubauen, wie ich sie mir damals ab Werk hätte bestellen können - wenn die Jungs bei MB 1964 einen Kaufvertrag mit einem Vierjährigen abgeschlossen hätten... Wirtschaftlich ist das Ganze natürlich absolut nicht . Die Kosten liegen schon lange vor Fertigstellung deutlich über dem Classic-Data-Wert für Zustand-1-Fahrzeuge. Aber Wirtschaftlichkeit war auch nie das Ziel. Ist halt reiner Individualismus...

"Das ist jetzt genau der Punkt an dem es mit meinen Farbproblemen hakt..."

Ja, die Farbwahl...

da habe ich mich auch lange mit herumgeschlagen. Original war 335 blau drauf; ein Farbton, der mir persönlich nicht gut gefiel. Außerdem wollte ich gerne eine Zweifarblackierung. Erste Überlegung: Mittelrot unten und Hellelfenbein fürs Dach. Mittelrot habe ich aber schon auf der Pagode. Dann war mal kurz 824 Seegrün unten mit 158 weißgrau für das Dach im Rennen. Nach langem Hin und her ist es dann 350 Mittelblau unten und 717 Papyrusweiß für das Dach geworden, nachdem ich die lackierten Probebleche wochenlang bei jedem Wetter mit mir rumgetragen und -gefahren habe. Vor allem der Blauton sieht je nach Wetterlage und Lichteinfall sehr unterschiedlich aus.

Nach der Rücklieferung musste der Lackierer aber nochmal ran. Der Kofferraum war zu hell und die Querträger im Innenraum waren fälschlicherweise in Wagenfarbe mitlackiert worden. Ab Werk sind sie in einem schmuddeligen Grauton gewesen.

Quote

Ich arbeite mit MS.

Direkt nach der Lackierung habe ich erstmal alle Hohlräume mit Fluidfilm Liquid A geflutet. Nach der Fertigstellung werde ich da nochmal mit mit dem dickeren Fluidfilm NAS drübergehen.

Quote

Wenn ich deinen Bericht lese, würde ich bei meiner Rest. am liebsten von vorne beginnen und alle Fehler eliminieren

Paul, da übertreibst du aber gewaltig. So, wie ich das bislang verfolgt habe, baust du dein Coupé sehr sorgfältig wieder auf und außerdem ist so ein frühes Fahrzeug wie deins zuweilen doch noch eine ganz andere Herausforderung...

Nun ging es also an den Zusammenbau. Für die Einstiege / Schwellerinnenseiten habe ich noch aus altem Lagerbestand die originalen grauen Beläge bekommen. Weil die schon lange NML sind, fahren die meisten Flossen heute stattdessen mit Teppichbelag rum. Einige Tage im heißen Badewasser bei einem Liter Weichspüler haben sie soweit wieder flexibel gemacht, dass sie vernünftig eingeklebt werden konnten. Über die anschließende Optik der Acrylwanne möchte ich mich lieber nicht äußern...

Danach zunächst die Türen eingehängt und komplettiert. Mein Teiledealer hat für mich 14 Tage lang sein Hochregallager durchsucht. Dann hatte er einen kompletten Satz Seitenscheiben Colorverglasung grün zusammen .

Als erstes sollte die Karosse wieder roll- und lenkfähig gemacht werden. Deshalb hatte ich mich zwischenzeitlich schon an Lenkung und Achsen gemacht. Da wartete so einiges an Arbeit...

Fortsetzung folgt...

Die Vorderachse musste erstmal vom Dreck der letzten 50 Jahre befreit werden. Also erstmal Drahtbürste und Rostlöser bemühen, bevor es unter Mithilfe des Druckluftschraubers ans Zerlegen ging. Ein Wunder, das keine Schraube abgerissen ist. Die Excenterbolzen der Querlenker hatten wohl schon lange kein Fett mehr gesehen... Die Gewinde der Querlagerbolzen waren soweit noch ok. Nur die äußeren Gewindebüchsen habe ich ersetzt. Die Achsschenkel waren im Bereich der Radlagerdichtringe leicht eingelaufen, konnten aber noch innerhalb der lt. Tabellenbuch vorgegebenen Toleranz leicht abgedreht werden. Sämtliche Achsteile wurden gestrahlt und anschließend schwarz pulverbeschichtet. Danach sah die Vorderachse aus wie neu. Die Federn habe ich dann später unter Zuhilfenahme von zwei Gewindestangen (zum Zusammenziehen der Querlenker) eingesetzt.

Die 4.08er Hinterachse ist einer längeren 3.75er HA aus einer Schlachtpagode gewichen, die komplett überholt wurde. Gestrahlt und gepulvert, mit neuen Gummis und neuen Bremsteilen hat sie ihren Weg unter die Flosse gefunden...

Im Zuge der Restaurierung wird die Flosse auf Servolenkung umgerüstet. Alle Teile konnte ich aus einem Schlachter übernehmen und nach der Überholung 1 : 1 um-/einbauen. Während das Servolenkgetriebe zur Überholung in Profihände wanderte, hab ich mich an die Lenksäule samt Schaltmimik gemacht. Einmal alles komplett zerlegt, gereinigt, alle Lager, Kunststoffbuchsen und Dichtungen erneuert und lackiert...

Neben der kürzeren Lenkspindel sind bei der Umrüstung auf Servo u. a. auch die Blattfedern an der Vorderachse gegen kürzere zu tauschen. Ebenso ist der Lenkungszwischenhebel ein anderer. Er hat eine andere Kröpfung.

Auch bei der Lenkungskupplung bröselten mir die Fragmente der Kunststoffbuchsen entgegen.

Nach dem Einbau der überholten Achs- und Lenkkomponetenen war die alte Dame endlich wieder roll und lenkfähig...

Hallo, Paul,

ich habe mir damals einen 220 S als Schlachtfahrzeug besorgt. Da konnte ich alle Lenkungsteile incl. der kürzeren Blattfedern übernehmen. Laut Tabellenbuch haben die die Teilenummer 112 331 00 12; Länge 243 mm statt sonst 248 mm (für die Flosse). Beim 220 SEb/C sind sowohl bei mechanischer Lenkung wie auch bei Servo bereits diese kürzeren Federn verbaut und auch das Gummilager mit kleinerer Exzentrität (110 322 15 85) ist für beide Versionen gleich. Da brauchst du also m. E. nichts umbauen.
,
Gruß

Ulli

Hallo, Thomas,

ja, das sage ich mir auch immer. DerTag wird kommen... Und bis dahin brauchts noch etwas Geduld. Anfangs habe ich mir die Stunden auch noch aufgeschrieben. Aber irgendwann hab ichs vergessen. Mittlerweise zähle ich eher in Jahren . Für die Pagode hab ich 20 Monate gebraucht. Da gings auch schon mal in der Woche bis 22:00 Uhr abends und im Winter bei Temperaturen bis minus 5 C°. Aber das ist rd. 10 Jahre her. Das spare ich mir heute... Ich hoffe, dass es zum Sommer was wird.

Gruß

Ulli

Zusammen mit der Achsüberholung wird auch die Bremsanlage komplett revidiert. Trommeln, Beläge, Scheiben, Bremszangen, Klötze und HBZ sowie Leitungen werden durch Neuteile ersetzt; die Handbremsführungen konnte ich aufarbeiten. Den Bremskraftverstärker T 51/200 hab ich überholen lassen. Man bekommt ihn mit verzinktem Gehäuse zurück, das dann noch lackiert werden muss, wie man auf dem letzten Foto sieht.

Hallo, Markus,
Ich hab den BKV über Karasch in Gelsenkirchen überholen lassen, weiß aber nicht, wo er die Arbeit hingibt. Lieferung nur einzelner Teile dafür wird vermutlich eher schwierig. Ruf doch mal bei AI an. Die bieten die Überholung in den Flosskeln doch auch an.

Gruß

Ulli