Gedanken der mittlerweile buchhaltenden Schrauberin nach 3 Jahren Wahnsinnszerlegung

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    Liebe Mitstreiter auf dem privaten und eigenverantwortlichen selbstbestimmten und freiwilligen Jakobsweg der Sterninfizierten!


    es sind nunmehr (oder besser nun mehr) als drei Jahre vergangen, seit ich von einer normalen halbtags im Büro tätigen Frau und Mutter von 3 Kindern mutiert bin.
    - Und zwar zu einer am liebsten von Freitagnachmittag bis Sonntagabend komplett in En..bert-St...ß - Arbeitskleidung um ein Skelett herumhüpfende
    wechselweise mit Öl, Unterbodenschutz oder anderem unaussprechlichem Knoster beschmierte
    AZUBIENE? in der Geheimwissenschaft der Oldtimer-Restaurierung. Falls jemandem ein besserer Ausdruck einfällt, nur zu!


    Die Mutation begann schleichend, heute stehe ich vor dem Problem, dass ich fast fürchte und bereits ahne: "Es führt kein Weg zurück"
    Ich werde nie mehr wieder nichtsahnend eine Kardanwelle auseinandernehmen, um sie zu reinigen. Also ohne vorher die Position zu markieren, in der sie zusammen war, meine ich.


    Kann denn einer nicht befallenen Person überhaupt ein plausibler Eindruck vermittelt werden, welche Faktoren dazu führen können (und in meinem Fall müssen),
    sich in jeder freien Minute mit

    • Teilenummern,
    • Oldtimermessen,
    • Bezugsquellen und
    • Teilekatalogen zu beschäftigen)
    • Abkürzungen wie NML und EPC mit einer Bedeutung zu verbinden
    • und einen kleinen Ort in Mittelfranken als Mekka zu verehren?

    Zunächst hegte ich die Hoffnung, mit ein wenig Auseinanderbauen, Reinigen und dann Wiederzusammenbasteln die Spuren der 52 Jahre und 3 Vorbesitzer
    (4 mit mir selbst vor 30 Jahren) meiner wiedergefundenen Jugendkarosse größtenteils kostenneutral tilgen und den RED RACER wieder an den Start zu kriegen.


    Doch mit Ehre und Geiz kommt man auf diesem Sektor langfristig nicht weit. Ehrgeiz entwickelt sich da, wo Argumente sich einschleichen:
    "Wenn Du das jetzt schon so weit auseinander hast, dann mach doch gleich Nägel mit Köpfen.

    • Also: der Motor - weg zum Überholen mit Tücken und Schwierigkeiten, denn die Kolben waren schon mal erneuert worden- kurzerhand ein Automatik auf Schalter umgewuchtet.
      Dinge, die mit gemütlichen Motorradausfahrten und Besuchen bei Freunden und genereller Freizeit dann gar nicht mehr so viel zu tun haben, verdrängen die vor-Benz-Beschäftigungspalette in die Richtung des Torsos eines ehemals stolzen 250SE.
    • Achsen und andere Teile strahlen, grundieren, lackieren (teilweise lassen)
    • lustige Kleinteile gelb verzinken lassen (nach gründlichster Reinigung, das freut die Beschichters)
    • Mehrfaches Umräumen von Teilen aus dem Keller in ein neues großes Regal, dabei immer wieder feststellen, dass dieses und jenes noch nicht überholt, defekt oder gar überhaupt nicht mehr vorhanden ist.
    • etc.


      JETZT ist eine Seite geschweißt, eine Art Fertigstellungsahnung schleicht sich an den Horizont und damit verbunden die leise Hoffnung, Euch in Ornbau DIESES Pfingsten endlich mit dem lackierten Objekt gegenüberzu - nicht treten - FAHREN!
      Sicher wird es ein individuelles Fahrzeug werden, nicht alle Teile werden so aussehen, wie Originalitätsfans es in ihren Vergleichen mit Ausstattungslisten etc. gut heißen würden - doch dann ist es FERTIG. Dann fährt es, dann sind VIER JAHRE vergangen, etliche Diskussionen mit dem Schrauber meines Herzens vergessen, graue Haare gewachsen, gerauft und wieder ausgefallen.


      DANN ist der Tag gekommen, vor dem ich mich insgeheim fürchte...

    Denn meine größte Angst ist es, dass die Infektion nicht ausgeheilt ist. Dass ich weiter nach ihnen

    • Ausschau halten werde,
    • vergleichen,
    • abwägen, und am Ende WIEDER den Weg einschlagen werde.

    Den Weg von zum <3


    In diesem Sinne war das bereits die Aufstellung einer selbsterfüllenden Prophezeiung - denn im Moment bin ich mal wieder von den vielen Baugruppen total erschlagen und sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich mache mir also hier öffentlich Mut, weiter zu wühlen und Kostenvoranschläge abzunicken, damit sich fertig gewuchtete Dinge wieder bei mir einfinden, die ich vorher leichtsinnigerweise
    (aus Sicht meines Finanzministers) Profis überantwortet hatte.
    DInge, von deren Existenz ich vor 4 Jahren keinen Schimmer hatte und deren Reparaturbedarf und Wiederbeschaffungsgegenwert
    sich mit dem großzügigen Bewirten einer 10 köpfigen Mischpoke über die gesamten Weihnachtsfeiertage beziffern lassen würden...
    Dann gibts halt Pizza.

    Allen, die so was auf sich nehmen, möchte ich bereits jetzt das ans Herz legen, wogegen ich mich als gehörlos beschimpfen lassen muss:

    Macht Bilder, schreibt Zeug auf, katalogisiert, sortiert nach Baugruppen, macht nicht alles auf einmal in Mors, eine Seite ganz lassen als Muster für die andere wäre auch eine gute Devise,

    also macht KOMPLETT das Gegenteil von mir. BESONDERS, wenn Euch kein Herzensschrauber des Vertrauens 24/7 zur Seite steht und die schlimmsten Sünden als winzige Vergehen erscheinen läßt!


    Eure Natty

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    Hi Dirk,
    ja, das wäre eine Möglichkeit, doch würde ich da erst noch ein Thema suchen, das irgendwie
    auch für die Allgemeinheit einen sittlichen Nöhrwert darstellt.


    Vielleicht eine Sammlung von Beobachtungen zu allen Stadien der Restaurierung
    aus der Sicht einer Unbeteiligten... und Vermutungen zu Verbesserungsmöglichkeiten
    für den geneigten Leser, damit dereinst mindestens EINER einen Nutzen daraus ziehen kann!


    Motto: wenn Fehler, dann wenigstens nützliche welche!


    Geläuterte Grüße (von einer nicht ALLES falsch gemacht, aber viel zu gründlich geputzt habenden)
    FAZIT: Fort mit dem Gelumpe zum Strahlen, so ein Ergebnis- das sagt mehr als tausend Bilder! So geil, dass ich die Teile nachher ohne den Dreck und Knoster kaum noch erkannt hab! :thumbup:

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    der Ärmste. Zum Glück tendiert man in der Familie nicht zu grauen Haaren... Er bleibt hartnäckig blond. Aber seit 5 Jahren hat er sicher einige inwendige Zusatzhornhaut aufbauen müssen, wenn er sich meinen unkonventionellen Umgang mit der Materie aus der Nähe angeschaut hat. Er beobachtet .. und schweigt ... mal lauter .. mal leiser... ;)

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    Hallo Natty


    „Du bist nicht allein“ ; ...das hat Roy Black schon gesungen


    Das meine ich in doppeltem Sinne, denn was Du durchmachst hat so mancher schon erlebt. Andererseits bist Du nicht allein weil es hier im Forum einige kluge Köpfe gibt, die Dir weiterhelfen. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.


    Wenn es Deine Zeit zulässt, wäre der eine oder andere Bericht in den Flosskeln von Dir sicher lesenswert, denn Du hast eine tolle Schreibe.


    Meinen Respekt hast Du!

    Viele Grüsse


    Winfried


    300 SE W112 Cabrio M189 Automatik Fahrgestellnummer ...9840 Ende 1967 „Schlüpferblau-Met.“