Wiederbelebung von Nr. 66 - 220SEb/C

Einschub am 28. Juni 2016
Da sich dieser Thread mit der Restauration immer mehr in die Länge zieht und ich rund um dieses Thema viele Fragen ins Forum stelle, bringe ich an dieser Stelle eine Linkliste zu den anderen Beiträgen. So hoffe ich, dass Leidensgenossen bei ähnlichen Problemen künftig direkt mit der Nasenspitze auf all eure wertvollen Tipps und Ideen gestossen werden. Viele Fragen drehen sich auch um Spezialitäten der frühen 111er-Coupés, anfang 1961. Linkliste wird laufend erweitert, Beiträge u.U. editiert

Elektrik

Lüftermotor laut und unruhig
Lüftermotor Alternative W111

Massekabel-Batterie
Bilder gesucht: Anschluss Massekabel Getriebe-Stirnwand W111

Ladekontrollleuchte brennt
Ladekontrollleuchte brennt OHNE Zündung

Mechanik

Halterung Servoölbehälter
Halterung Servoölbehälter am M127: Maße

Gashebel Regulierwelle W111 früh
Regulierwelle/Gaspedalhebel/Zwischenhebel - verschiedene Versionen

Tachowelle W111 früh
Tacho/Wellen mit unterschiedlichem Gewinde bei Überwurfmutter W111??

Motor Startprobleme
220SE M127 Startprobleme nach Restauration

Karosse

Einstiegsleisten
Farbe der Einstiegsleisten W111 Coupé

So, nun zurück zum Anfang, Mitte Oktober 2014, Wagen noch beim Lackierer, alles zerlegt, von vielen Schwierigkeiten noch nichts ahnend.

Guten Morgen

Seit einiger Zeit schon bin ich etwas in der Versenkung verschwunden. Grund dafür ist unter anderem die Wiederbelebung meiner Nr. 66, dem 220SE cp.
Es geht langsam voran, auch wenn die Fertigstellung kaum zu Ornbau 15 gelingen dürfte. Aber die Hoffung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Anbei ein paar Bildchen

Originalos bitte nicht erschrecken: Ja, das Leder wird umgefärbt, von verflecktem, verwittertem "Wasserleichentaint" auf Dunkelgrün, denn einen grüne Innenausstattung war schon immer mein Traum, außerdem ist das Leder eigentlich bereits über seiner Zeit (Wagen war seit 1979 abgemeldet und stand seit 1985 unter einer Plane draussen) und es muss sich erst noch zeigen, wie lange es bei Benutzung überhaupt noch hält. Die Arbeit mache ich mir trotzdem, teils aus Interesse, teils, weil ich Neuleder nicht sehr mag.
Die Karosse war ursprünglich 040 schwarz, allerdings wurde der Wagen bereits dreimal umlackiert, da war also nix mit "Originallack retten" - man könnte ihn zwar wieder schwarz lackieren, aber ich finde, dass den QPs dunkle uni-Farben nur bedingt gut stehen - dieser hier wird Tunisbeigemet. mit innen grün. Alles natürlich Geschmacksache.

Die Karosse hatte ein paar Reparaturschweissungen aus früherer Zeit, die natürlich eher Instandsetzung denn "Restauration" waren. Wo es mit vertretbarem Aufwand ging, wurden diese Reparaturen jetzt verbessert, sprich durch Originalbleche ersetzt: Quertraverse, Kofferraummulden li&re, ein Stück Bodenblech. Die Wagenheberaufnahmen wurden bereits früher ersetzt, hier allerdings fotodokumentiert und daher nachvollziehbar fachmännisch und mit Originalteilen.
Das SD ist nachträglich eingebaut worden und nicht MB-original - das dürfte noch für ein paar Überraschungen gut sein ... . Aber immerhin ein Schiebedach, halbwegs zeitgenössisch und vom Dachausschnitt her in fast gleicher Grösse.

Ganz ohne Füll-Spachtel geht es wie man sieht nicht und wenn man zunächst die Menge an Spachteleimern zählt, wird's einem blümerant, aber das meiste der Pampe wird ja glücklicherweise wieder runtergeschliffen.

Hi Thomas

Danke.

Will mich nicht mit fremden Federn schmücken: Die Karosse mach ich nicht selber, das könnte ich nicht. Das Färben der Innenausstattung aber ist eine interessante Erfahrung - ich hoffe, es hält auch einigermassen und ich muss später nicht meine Garderobe auf grün umstellen .
Auch der Zusammenbau wird noch einen hübsche Arbeit sein...

Hi Lutz

neenee, Fingernägel sind noch dran. Aber die Spengler haben geflucht, als sie die ganze Unterbodenschlacke abgebürstet haben (ich habe mich aus finanziellen und technischen Gründen gegen Tauchbad-Entlackung und Sandstrahlen entschieden). Das Ergebnis war aber nicht schlecht. Zum Glück musste an der Karosse nicht sehr viel geschweisst werden. Nerven hat mich aber das Nachbauen der hinteren SD-Kassette gekostet: Abkanten, Rundrohre als Abläufe auf die beiden Ecken wasserdicht anschweissen, verschleiffen, Metallsplitter ins Auge ((ein echter (blöd)-Mann braucht doch keine Schutzbrille)). Es gibt eigentlich auch keine "hintere" und "vordere" Kassette, sondern deren nur eine. Weil aber der vordere Teil von unten an die Dachhaut gebörelt ist, haben wir den Mist kurzerhand mittels Flex geteilt, damit ich den verrotteten hinteren Abschnitt sanieren konnte. Ein rechter Spass wird dann das Ziehen des Himmels auf den unoriginalen SD-Teil nebst Umrandung des Dachausschnitts innen ... *freu .. " Soviel zu meinem Perfektionswahn .. vielleicht wirds ein Schmonzstück.

Ja, die Farbdiskussion war hilfreich und sozusagen "goldrichtig".

Mach ich gern.
Als nächstes muss fertiggefärbt und vernetzt werden, dann kommt das Neubeziehen der Türverkleidungen und des Armaturenbretts.
Parallel wird der Motor leicht aufgefrischt (Ventilschaft/Dichtungen, Zy-Ko-Dichtung, restliche Dichtungen, Hohnbild).

Weitere Bilder und Berichte über Erfolge bzw. Misserfolge folgen

Das tut gut zu lesen

Verkuckt hab ich mich in diese Kombi, als ich vor langerlanger Zeit mal bei einem 300SL-Restaurationsbetr. ausgeholfen habe - dort stand als "Werkstattwagen" zum Teileholen und für Besorgungsfahrten ( ) ein 68er 280SE Hochkühler-111 in exakt dieser Farbkombination, die Kroko-Handtasche der Erstbesitzer-Witwe noch auf dem Rücksitz. Später wurde der, wie alle Fahrzeuge dort, auf 735analsilber umlackiert . Wobei silber mit grün gut geht, nur halt silber aus Prinzip nicht; ich muss aber zugeben, dass die 111QPs in silber gar nicht schlecht aussehen, nur mir kommt das nicht aufs Blech, es sei denn, das Ding würde später ohne Chrom im stripped-ratten-look betrieben.

Gehadert habe ich nur deshalb, weil es Tunisbeigemet. eigentlich erst ab 63 gab. Einzig anthrazit und mittelgrau gabs 61 als halbwegs Innen-grün-kompatible Lackierungen. Beide sind mir aber zu verwechselbar mit den jetzigen Silber/Grau/Dunkel-Einheitslacken.

Ein SLC in dieser Kombi würd emir auch gefallen!

Hi Lutz

728 Mövengrau hatte ich mir ebenfalls für die gesamte Karosse überlegt. Finde ich wunderschön, hatte nur Zweifel, ob es sich mit grün verträgt (falls Du noch mehr Bilder bei unterschiedlichem Licht deines Daches hast, immer her damit) .
Über eine Zweifarbenlackierung habe ich mir nie Gedanken gemacht -warum eigentlich nicht - ich glaube, es wird mir sonst zu verspielt, denn ich will vielleicht Weisswandreifen draufmachen. Die kleinen 13"-Räder mit den entprechenden Kappen und Zierringen, zusammen mit WWR finde ich per se schon ein optisches Meisterwerk. Allerdings, auch hier frage ich mich, ob Weisswände nicht irgendwie too much sind. Es soll keine reine Rentnerkutsche fürs sonntägliche Süppeln von entkoffeinierten Blümchenkaffee bei schönem Wetter werden. Und da habe ich Angst, dass die Weisswände genau das aussagen.
Hier aus dem Netz Beispiele für Tunisbeige mit WWR und Tunisbeige mit innen Grün

Nabend

Also, WWR kommen wenn nur mit mind. 60mm Ring dran, soviel ist klar, da sind wir auf der gleichen Bühne!
öhem, was das Klarglas betrifft: Ja, hab ich eigentlich, ABER: zur grünen Innenausstattung fand ich color einfach zu g e i l, daher, und weil das gar nicht so einfach ist in color zu bekommen und ich zudem 2,5 Sätze Glas fürs 111QP habe, habe ich einen Versuch unternommen und Seitenscheiben sowie Heckscheibe folieren lassen . Nein, nicht in silbergrün reflektierend, sondern in ganz leicht getönter blaugrün-Folie, sieht von der Tönung und Stärke genauso aus wie bei meinem W126. Die Frontscheibe hat abenfalls den Bandfilter ... daher meine Überlegungen. Ein weiteres Argument GEGEN WWR ist der Preis: Bei OldiReifenMuc kosten die entsprechenden Michelins 350 Ocken/Stück. Naja, mal sehen, da habe ich noch etwas Zeit. Schön fände ich es irgendwie trotzdem. Vielleicht mal einen Satz und dann fahren und wirken lassen ...


Ich glaube, Zweifarbigkeit scheidet aus. Ich kann es nicht genau erklären, aber ich habe mich dafür noch nie übertrieben begeistert bzw. es war mir nie wichtig. Zwar freue ich mich an solchen Wagen, vor allem wenn die Kombination gut gewählt ist, aber es reizt mich nicht, das selbst zu haben. Was mir als 2-Farb-Kombi gar nicht behagt ist die Mischung aus Metallic und Uni - zu unterschiedlich in meinen Augen die Wirkung. Wahrscheinlich bin ich ein Farbspießer

Hi Uli

... allerdings sieht man dem Wagen das Alter deutlicher an

Es gab diese Kombination schon hin und wieder. Falls ich mich richtig erinnere, stand auch einer in Ornbau zum Verkauf vom Münchner Stammtisch-Chef, ein recht hübsches Coupé aus Italien von irgend einer Freifrau Der war auch tunisbeige/grün. Dummerweise hab ich keine Fotos damals gemacht.

Guten Abend Zusammen

Da um weitere Berichte gebeten wurde und man während eines Restaurationsprojekts ja am liebsten jeden noch so kleinen Schritt teilen möchte, nehme ich mein Sonntagabendbier im Cybercafe und schwafle in die Runde
Nach der inzwischen abgeschlossenen Lederbegrünung und während des Wartens auf die 462-tunisbeige-Karosse, welche noch für die Vorweihnachtszeit zur Abholung versprochen ist, erfolgt zwischenzeitlich die Prüfung des Motors.

Die Maschine kam als 1962er-Tauschaggregat - warum zum Geier wurde der Block damals eigentlich grün lackiert? - in das 61er Coupé und weist nach Reinigung und Sichtung Reparaturstufe 1 auf (Mahlekolben mit Prägung 80.22). Bei der Demontage des Lüfters und der Schwungscheibe erinnert das seit 1985 stillgelegte Aggregat an einen Scheunenfund: In den Hohlräumen haben Wespen versucht ihr Nest zu bauen, Öl und Sprit erinnern geruchsmäßig an Zeiten, die es nicht mehr gibt .

Fast unter "Scheunenfund" läuft auch die Begebenheit, dass der Vorbesitzer des Wagens der hier auf einem der Bilder zu sehende Masch-Bau-Ing. mit Mercedes W111-Affinität ist, der ihn seit Mitte der 70er Jahre kennt und wartete. Der eigentliche Erstbesitzer, der 4 identische Coupés fuhr - allesamt auf cremebeige umlackiert und an verschiedenen Orten abgetellt, damit die Nachbarn nicht merken, dass er 4 davon hat - kam schon damals zum Service in dessen privat geführte Werkstatt. Vom Zweitbesitzer schliesslich übernahm mein Vorbesitzer das Fahrzeug im Januar 85, bis er es letztes Jahr mir verkaufte. Das ist nicht ganz das Gleiche wie "aus Erstbesitz", aber immerhin ein roter Faden und ziemlich direkter Draht in die Vergangenheit. Aber ich schweife ab ...

Rein technisch, so versicherte mir der sachkundige ältere Herr, sei die Maschine kaum mehr als 10'000km nach der letzten grossen Revision (die wohl noch bei MB durchgeführt wurde) gelaufen, die gemessenen Werte betreffend Konizität der Zylinder - ein gutes Indiz für Laufleistung - befinden sich im Tausendstel-Bereich bei 3 Hunderstel erlaubter Abweichung. Ebenso präsentieren sich Laufflächen und Stärke der Ablagerungsschicht auf den Kolben im hellgrünen Bereich, passend zum unpassenden Hellgrün des Motorblocks. Lediglich auf einem Kolben sieht man Spuren eines pulverisierten Ventilsitzes oder was auch immer es genau war, aber das erfordert wohl keinen Tausch der Kolben. Es kann also bei der Neuabdichtung, Reinigung (Spülung der Ölkanäle, Wassermäntel, Flächenreinigung) und Überarbeitung von Nebenaggregaten bleiben. Ein Bericht zum Zustand des Zylinderkopfs folgt noch.

Weitere Schritte für die kommenden Wochen:
Motor
Glasperlenstrahlen und Lackieren einiger Anbauteile, Streichen des Motorblocks in schwarz, Prüfen und Teilrevidieren des Zyl.-Kopfes, Zusammenbau des Motors.
Karosse
Abholen, Dämmung mit Schwerfolie, Aus- und Einbau der Achsen (Reinigung der VA, da diese kurz vor Stilllegung revidiert wurde, Abdichten der HA)
Danach
Revision der Bremsen und Kupplungsteile, Abdichten Getriebe

Auf den Bildern:
a/b) Die Wonne, mit einem Motormontagebock arbeiten zu dürfen
c) .. und noch mit schönen Aussichten
d/e) Flächen und Bahnen
f) Fertig gegrünte Sitze, drapiert vor R107 in campagnermet., das dem Tunisbeige recht ähnelt "ums wal wirken zu lassen"
g) Meister beim Messen

Nabend Zusammen

Heute war einer DER Tage bei der Renovation eines Fahrzeugs: Die Karosse kehrt vom Lackierer zurück. Freude herrscht

Tach Zusammen

Ja, in der Tat ein unbeschreiblicher Moment! Hatte zwar leider weder einen trinkbaren Cognac noch eine Zigarre zur Hand, aber in der Not trank der Teufel Brot, sprich eine Dose Werkstattbräu mundete und rundete das Gluck auch ab.
Mit der Farbwahl tat ich mich lange Zeit schwer und meine Vorstellungen changierten von anfangs 906-graublaumetallic über das eigentlich originale Schwarz hin zu Mövengrau und schliesslich tunisbeigemet. - jetzt bereue ich nix und freu mich über diese Farbe.
Nun noch ein paar Kleinigkeiten montiert und los gehts

Ja, der Heckdeckelstern musste einfach sein

Aber jetzt wird erst einmal gedämmt. Dabei werde ich den Rat von Winfried berücksichtigen und wahrlich nicht mit Dämmmaterial sparen. Das was jetzt noch als Belch zu sehen ist, wird bald unsichtbar.